Zigaretten und andere Tabakwaren sind teuer, und so kommt manch ein Gartenbesitzer auf die Idee, die eine oder andere Tabakpflanze selbst anzubauen, um somit seinen diesbezüglichen Bedarf zu decken. Doch geht das überhaupt? Lassen sich Tabakpflanzen in heimischen Gärten kultivieren? Und ist der Tabak tatsächlich zur Herstellung von Zigarren und Zigaretten verwendbar?
Inhaltsverzeichnis
Tabakpflanze, Nicotiana – Steckbrief von Gartenbista
- Standort: hell; keine direkte Sonne; windgeschützt; regengeschützt
- Boden: locker; nährstoffreich; sandig
- Aussaat: am März im Haus oder ab Mitte April im Freiland
- Pflanzen: ab Mitte Mai
- Kübelhaltung: sehr gut möglich
- Gießen: regelmäßig; Staunässe vermeiden
- Düngen: Kompost; Tabakpflanzendünger wöchentlich
- Hacken: alle 10 – 14 Tage Boden auflockern und anhäufeln
- Schneiden: nicht notwendig, jedoch köpfen und ausgeizen
- Anbau Tipps: 6-10 Blätter belassen für Zigarren; 15-19 für hohen Ernteertrag
- Ernte: wenn Blätter hellgrün mit gelblichen Stellen sind
- Trocknen: auffädeln; mehrere Monate
- Überwinterung: nicht winterhart
- Krankheiten: keine bekannt
- Schädlinge: Raupen; Schnecken
Wissenswertes
Tabakpflanzen, Nicotiana, gehören zur Familie der Nachtschattengewächse, innerhalb derer sie eine eigene Gattung bilden: Nicotiana. Dieser gehören 64 verschiedene Arten an, von denen nahezu alle Nikotin als Inhaltsstoff besitzen. Dieser setzt sich in den Pflanzenteilen – vor allem Blättern – fest und dient in erster Linie der Abwehr von Fressfeinden. Dass die hellgrünen Blätter zur Herstellung von Zigaretten und Zigarren genutzt werden, ist ein angenehmer Nebeneffekt – zumindest für Raucher.
Die Tabakpflanze stammt ursprünglich aus subtropischen Gegenden, ist aber im Laufe der Jahrhunderte auch in gemäßigteren Breitengraden zu finden. Selbst in heimischen Gärten ist sie kultivierbar, jedoch nur als einjährige Pflanze. Zu den bekanntesten Sorten gehören
- Burleytabak
- Orienttabak
- Virginiatabak,
von denen lediglich der Virginiatabak zur Tabakherstellung verwendet wird – zumindest in Deutschland. Weitaus nikotinreicher ist der Bauerntabak, der jedoch genau aus diesem Grund hierzulande weder vertrieben noch kultiviert werden darf.
Die einjährigen Pflanzen können eine Wuchshöhe von 2 m erreichen und bilden in der Zeit von Juni bis September trichterförmige Blüten, die an Rispen wachsen. Bei dem hierzulande angebauten Virginia-Tabak haben diese Blüten einen roten Farbton; Bauerntabak-Blüten hingegen sind gelb. Aus den Blüten bilden sich 1,5 – 2 cm lange Kapseln, die Samen enthalten. Diese können getrocknet und zur Aussaat verwendet werden.
12 Tabakpflanzen decken den durchschnittlichen Tabakbedarf eines Rauchers für längere Zeit; deswegen ist es ratsam, mindestens 10 Tabakpflanzen anzubauen. Laut Deutschem Gesetz gibt es keine Obergrenze, wie viele Tabakpflanzen pro Person angebaut werden dürfen. Um jedoch den Eindruck zu vermeiden, dass es sich um gewerbsmäßigen Tabakanbau handelt, wird empfohlen, nicht mehr als 99 Pflanzen anzubauen.
Standort: Hell, keine direkte Sonne
Die Nicotiana braucht viel Licht, um optimal gedeihen zu können; direkte Sonneneinstrahlung sollte dabei jedoch vermieden werden, da diese Schäden an den Blättern hervorrufen kann. Sehr gut geeignet ist ein Plätzchen im Halbschatten, welches zudem noch wind- und regengeschützt ist. Sollte ein derartiger Standort nicht vorhanden sein, so sollte zumindest darauf geachtet werden, dass die Tabakpflanze nicht der Mittagssonne ausgesetzt ist.
Tabakpflanzen benötigen lockeren Boden
Bezüglich der Bodenbeschaffenheit ist die Tabakpflanze ein wenig anspruchsvoll: keinesfalls darf das Substrat zu nass sein oder gar zur Staunässe tendieren; dies verträgt die Nicotiana gar nicht. Auch Lehmböden sind ungeeignet. Optimal ist ein Boden, der
- locker,
- nährstoffreich und
- sandig
ist. Sowohl vor dem Pflanzen als auch während des Anbaus muss die Erde immer wieder aufgehackt werden, um die Lockerheit zu erhalten.
Aussaat im März
Saatgut für Tabakpflanzen kann sowohl aus den Blütenkapseln bestehender Pflanzen gewonnen als auch im Fachhandel käuflich erworben werden. Die Aussaat erfolgt ab März im Hause oder ab Mitte April direkt ins Freiland. Bei der Anzucht im Haus werden kleine Anzuchttöpfe mit Anzuchterde gefüllt; das Saatgut wird auf das Substrat gelegt und nur leicht angedrückt. Keinesfalls dürfen die Samen mit Erde bedeckt werden, da es sich bei den Tabakpflanzen um Lichtkeimer handelt.
- Substrat anfeuchten und gleichmäßig feucht halten
- Töpfchen mit Folie überziehen
- An einen halbschattigen Standort stellen, an dem Temperaturen zwischen 20°C und 25°C herrschen
- Keine direkte Sonne
Nun dauert es 7-10 Tage, bis sich die ersten Keimlinge zeigen. Haben diese eine Größe von mindestens 1 cm erreicht, müssen sie pikiert werden:
- Mit einem Löffel vorsichtig aus dem Anzuchtgefäß heben
- Größere Pflanzgefäße mit Blumenerde füllen
- Im Abstand von mindestens 3 cm die kleinen Tabakpflanzen in die größeren Gefäße einsetzen
- Substrat feucht halten
Bei der Direktsaat im Freien empfiehlt es sich, die Samen in Reihen auf die Erde zu legen, und zwar mit einem Abstand von 10 cm; dies erspart ein späteres Pikieren.
Lubera-Tipp: Soll die Tabakpflanze in Kübelhaltung kultiviert werden, werden jeweils 2 junge Pflänzchen im Abstand von 25 cm in ein Pflanzgefäß mit einem Durchmesser von 40 cm gesetzt.
Auspflanzen
Wenn die jungen Nicotiana eine Größe von 10 cm erreicht haben, was nach etwa 2 Monaten der Fall sein wird, können sie an ein Leben im Freiland gewöhnt werden. Dies bedeutet, dass zunächst die Wassergaben reduziert werden. Nach den Eisheiligen (Mitte Mai) können die Tabakpflanzen dann umgepflanzt werden:
- Boden gründlich auflockern
- Trockenen Boden wässern
Des Weiteren ist zu beachten:
- Tabakpflanzen in Reihen pflanzen, wobei ein Abstand von 40 – 60 cm zwischen den einzelnen Pflanzen sowie den Reihen eingehalten werden
- Pflanzlöcher so tief graben, dass der Stängel 2 cm tief in der Erde ist
Kübelhaltung
Tabakpflanzen können sehr gut im Kübel kultiviert werden, wobei einige Kriterien zu berücksichtigen sind:
- Pflanzgefäß sollte einen Durchmesser von mindestens 40 cm haben
- Unten in den Kübel eine Drainage aus Kies oder Blähton legen
- Drei Viertel Kompost und ein Viertel Sand als Substrat verwenden
Das Pflanzgefäß wird optimaler Weise an einen halbschattigen Platz gestellt, der zudem noch Schutz vor Regen und Wind bietet.
Pflege Tipps
- Gießen: Die Nicotiana hat einen recht hohen Wasserbedarf und muss – besonders bei längeren Trockenphasen – regelmäßig gegossen werden. Staunässe ist unbedingt zu vermeiden; vor allem Kübelpflanzen neigen dazu, diese zu bilden.
- Düngen: Eine Gabe Kompost etwa vier Wochen vor der Pflanzung oder im vorherigen Herbst kann in den Boden eingearbeitet werden, es gibt jedoch auch speziellen Tabakpflanzendünger, welcher speziell die Nährstoffansprüche der Nicotiana erfüllt. Dieser wird vom Juni bis in den Herbst wöchentlich zusammen mit dem Gießwasser verabreicht.
- Hacken: Die Wurzeln der Nicotiana brauchen viel Luft. Um diese zu bekommen, sollte der Boden immer gut durchlüftet sein, was durch ein regelmäßiges Hacken erreicht wird. Alle 10-14 Tage wird der Boden rund um die Tabakpflanze vorsichtig zum Stängel hin angehäufelt, wobei darauf zu achten ist, dass das Wurzelwerk nicht verletzt wird.
Schneiden
Ein Schnitt im herkömmlichen Sinne ist bei Tabakpflanzen nicht notwendig, allerdings müssen zwei verschiedene Schneidemaßnahmen getroffen werden:
- Köpfen
- Ausgeizen
Das Köpfen bedeutet nichts anderes als das Entfernen der Knospen beziehungsweise des Triebes unterhalb der Knospen. Dieses muss praktiziert werden, wenn die Tabakpflanze tatsächlich als Nutzpflanze verwendet werden soll, da es dafür sorgt, dass die Nährstoffe nur in die Blätter und nicht in die Blütenbildung verwendet werden.
Beim Ausgeizen werden sämtliche Seitentriebe zwischen dem Stängel und den Blattachseln entfernt. Dies kann zwar auch mit einem scharfen Messer erfolgen, in der Regel ist es jedoch völlig ausreichend, die Triebe abzubrechen.
Anbau Tipps
Je nachdem, wofür die Tabakblätter verwendet werden, werden unterschiedliche Mengen and er Pflanze gelassen:
- Als Deckblätter für Zigarren verbleiben 6-10 große Blätter. Es ist sinnvoll, nur die untersten zu belassen, da die oberen für gewöhnlich zu klein sind, um den Zweck der Deckblätter zu erfüllen.
- Ist hingegen ein hoher Ernteertrag erwünscht, so werden 15-19 Blätter an der Nicotiana gelassen.
Ernte
Im Sommer werden die Blätter der Nicotiana hellgrün mit gelblichen Stellen; dies ist ein Indiz dafür, dass sie reif sind. Wer Tabakpflanzen kultiviert, um tatsächlich Tabak zu bekommen, muss sich nun darauf einstellen, dass für die kommenden vier bis sechs Wochen alle zwei bis drei Tage geerntet werden muss:
- Grundsätzlich nur die untersten Blattreihen abernten
- Blätter seitlich abdrehen
- Nur reife Blätter ernten
Tabakblätter trocknen
Nach der Ernte müssen die Tabakblätter getrocknet werden. Hierfür werden
- 1 dicke Nadel
- 2-3 mm dickes Garn
benötigt.
- Bevor es ans Auffädeln geht, werden die Blätter für einige Stunden mit der Rückseite nach oben gelegt.
- Danach werden sie mithilfe der Nadel aufgefädelt, wobei der Stich durch die dickste Stelle des Stiels erfolgen sollte. Zwischen den einzelnen Blättern sollte mindestens 1 cm Luft bleiben (besser: 3 cm).
- Sind etwa 30 Blätter aufgefädelt, werden sie an einem luftigen Ort aufgehängt; dieser sollte nicht zu hell sein.
- Nun dauert es mehrere Monate, bis die Blätter komplett getrocknet sind; während dieser Zeit ist eine regelmäßige Kontrolle auf Schimmelbefall notwendig.
Lubera-Tipp: Alternativ zum Auffädeln können die Tabakblätter auch aufgeknüpft werden!
Überwinterung
Die Tabakpflanzen werden hierzulande als einjährige Pflanzen kultiviert, da sie mit den hiesigen winterlichen Temperaturen nicht zurechtkommen. Eine Überwinterung im Freien ist somit nicht möglich.
Krankheiten und Schädlinge
Gegenüber Krankheiten ist die Nicotiana weitestgehend resistent; gelegentlich treten Falscher Mehltau, Grauschimmel oder die Viruserkrankung Mosaikkrankheit auf.
Gegenüber Schädlingen sind Nicotiana weniger immun:
- Raupen fressen sehr gerne die jungen Tabakblätter und –triebe. Zwar sterben sie in der Regel wenige Tage nach dem Verzehr, dies hindert die Schädlinge jedoch nicht daran, die Tabakpflanzen anzuknabbern.
- Schnecken sind ebenfalls sehr von den frischen grünen Blättern angetan. Es ist sinnvoll, die Nicotiana täglich auf Schädlingsbefall hin zu kontrollieren und die ungebetenen Gäste umgehend einzusammeln. Von der Verwendung eines speziellen Pflanzenschutzmittels ist abzuraten – zumindest, wenn die Blätter als Tabak verwendet werden sollen.
Auch Drahtwürmer, Läuse und Thripse siedeln sich gelegentlich an den Pflanzen des Tabaks an.
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Garn zum Tabak auffädeln
Guten Tag
Vielen Dank für Ihren Hinweis, wir haben den Fehler korrigiert.
Wir wünschen Ihnen allzeit frohes Gärtnern und einen schönen Herbst.
Herzliche Grüsse vom gesamten Lubera Team