Einen Blumenstrauss pflücken im Garten, auf dem Stadtbalkon, im Hinterhof, angereichert mit ein paar Bohnenranken und aufgeschossenem Fenchel, ja, dieser Sommer wird wild und bunt werden.
Das Buch liegt seit Wochen auf meinem Tisch. Immer wieder schmökere ich darin, bestaune die wundervolle Welt aus Kitsch und Kunst, mit der die englische Floristin Vic Brotherson in "Vintage Flowers" über alle Stränge schlägt. Genau so müsste es aussehen, genau so, und so, und so, rufe ich aus. Und beschliesse, meine Beete diesen Sommer hauptsächlich mit Schnittblumen zu bepflanzen. Ein paar hundert Väselchen und jede Menge Sächeli und Bändeli und Blumentapeten habe ich ja auch. Fehlen also nur die Blumen! Hortensien und ein paar Rosen sind ja noch da. Alles weitere lässt sich einjährig und kurzfristig kultivieren. Ein bisschen Gemüse wird dazwischen auch noch wachsen, denn ohne Gemüse geht hier gar nichts. Und ein paar Bohnen brauche ich in meinem Schnittblumengärtchen auch. Rotblühende Feuerbohnen verwende ich in meinen Gärten immer in grossen Mengen, ihre leuchtenden Blüten machen sich auch in Sträussen gut. Im Herbst kombiniere ich ihre Ranken dann mit Dahlien. Ja Dahlien dürfen natürlich in keinem Schnittblumengarten fehlen. Ich horte bereits ein Dutzend grossblütiger Sorten im Gewächshaustunnel, wo ich sie in Kübeln vorziehe bis Mitte Mai. Vorher sollten sie nicht nach draussen, wegen den Eisheiligen nicht und wegen den Schnecken. Auch Sonnenblumen, Kosmeen, Zinnien, Löwenmäulchen und zwei grosse Töpfe mit Ritterspornen warten im Gewächshaus, bis die kalten Nächte vorüber sind und der Igel und ich die Schnecken einigermassen unter Kontrolle haben.
Spinnenblumen (Cleome) und Leberbalsam (Ageratum) kaufe ich als Setzlinge, weil sie recht langsam keimen. Dazwischen säe ich dann noch ein paar Schnellstarter, Jungfern im Grünen, Ringelblumen, Salvia hormium und was man sonst noch so brauchen kann für Blumensträusse. Der einjährige Sonnenhut "Cappucino" mit seinen warmen Gold- und Brauntönen hat es mir auch angetan. Sonnenhüte halten draussen wie in der Vase lange, und gerade zusammen mit Bohnenranken machen sie im Herbst ordentlich was her. Das darf dann auch alles ziemlich wild werden, das Laub schon etwas verfärbt und die Bohnen gelb und trocken. Immer gut ist auch Fenchel, den ich zu floristischen Zwecken aufschiessen lasse. Das ist gar nicht schwierig, er tut es im Hochsommer eigentlich immer, ob man will oder nicht.
Ob das alles auch auf dem Balkon gelingen würde? Einen Blumenstrauss pflücken auf dem Stadtbalkon? Ja warum denn nicht? Und falls der Balkon zu klein ist, dann würde ich ein paar Sonnenblumen, Malven und Kosmeen draussen verwildern. Die meisten Schnittblumen eignen sich bestens zum Guerillagärtnern!
*Vic Brotherson: "Vintage Flowers, Jan Thorbecke Verlag", 39.90 Franken