Diese drei Schwestern kommen so gut miteinander aus, dass sie problemlos im gleichen Beet oder zusammen in einen grossen Kübel passen. Nein, wir reden hier nicht von Anton Tschechows Drama um drei russische Schwestern. Hier geht es um die traditionellen amerikanischen Gemüsesorten Mais, Stangenbohnen und Kürbis, die sowohl im Garten wie auf dem Balkon das perfekte Trio bilden.
Dass die drei Gemüsepflanzen einander ideal ergänzen, haben die Mayas bereits vor über 3500 Jahren herausgefunden. Später haben die nordamerikanischen Indianer das Mischkultur-Trio weiterentwickelt, wobei sie auch das Saatgut entsprechend selektionierten, damit sich die Sorten mit der Zeit noch besser ergänzten. Die nord- und zentralamerikanischen Urvölker legten grosse Felder an, auf denen sie die drei Gemüse stets zusammen kultivierten, und sie haben diese Art der Mischkultur auch mythologisch verehrt. Bis heute werden die drei Schwestern in Zentralamerika auf riesigen Feldern zusammen angebaut, wobei die Felder über viele Jahre oder gar Jahrzehnte hinweg fruchtbar bleiben. Kein Wunder, ist die moderne Permakultur in letzter Zeit auf die alte indianische Pflanztechnik aufmerksam geworden. Und auch bei urbanen Gartenprojekten tauchen immer mehr Indianerbeete mit den drei Schwestern auf.
So wie sich im Drama von Tschechow die gleichwertigen Nebenrollen kreuzen, ohne dass sich eine der Schwestern zur Hauptfigur hinaufschwingen würde, so verhalten sich auch die drei Schwestern im Gartenbeet. Tatsächlich passen sie ihre Eigenschaften aneinander an, und wachsen anders, als wenn sie einzeln in Reihen kultiviert würden.
Der Mais bildet in der Gemeinschaft tiefere Wurzeln, und wächst zu einer kräftigen Stütze heran. Die Kürbisse wurzeln hingegen flacher, so dass sie gut neben dem Mais zugange kommen. Die Bohnenwurzeln verteilen sich über das ganze Spektrum. Sie leben in einer Symbiose mit Knöllchenbakterien, die ihren helfen, Stickstoff aufzunehmen. Nach der Ernte werden die Bohnenwurzeln darum immer in der Erde gelassen. So bleiben auch magere Böden langfristig fruchtbar, weil der Stickstoff dann in der nächsten Saison für die anderen Pflanzen verfügbar ist. Bei den Indianerbeeten wird auch darauf geachtet, dass alles Laub und allfällige Beikräuter getrocknet und wieder eingegraben werden. Es sollten möglichst keine Nährstoffe entfernt werden. Und für das, was geerntet wird, wird als Kompensation Kompost zurückgegeben. Im Winter kann auch etwas Mist ausgebracht werden.
Und so wird das eigene Indianerbeet angelegt: Als erstes werden ab Mitte Mai einige Maisssetzlinge gepflanzt. Darum herum können gleichzeitig ein paar Bohnen gesteckt werden. Erst zwei Wochen später, wenn die jungen Maispflanzen gut angewachsen und die Bohnen gekeimt sind, wird der Kürbis gesät. Dieser legt rasch und kräftig los. Darum ist es nur fair, den beiden anderen Kulturen ein wenig Vorsprung zu gewähren. Man findet in der Fachliteratur diverse Muster für Indianerbeete. Wichtig ist, sie jeweils in der Nord-Süd-Achse anzulegen, damit die Pflanzen einander nicht gegenseitig vor der Sonne stehen. Ansonsten spielt es nicht so eine Rolle, wie sie angeordnet werden. Die Bohnen werden sowieso an den Maispflanzen hochranken. Und die Kürbisse werden mit ihrem Blätterdickicht den Boden bedecken und ihn vor dem Austrocknen schützen. Man sollte aber schauen, dass die Kürbisse nicht ebenfalls am Mais hochklettern, da sie dann zu schwer würden.
Das einfachste Design hatten die Mayas. Sie haben kleine Hügel im Abstand von eineinhalb bis zwei Metern aufgeschaufelt, auf denen sich die Erde rascher erwärmt. In der Mitte der Hügel legten sie eine Mulde an. In die Mitte der Mulde setzten sie drei junge Maispflanzen. Drumherum wurden einige Bohnensamen gesteckt. Am Hang des Hügels wurden die Kürbisse gesät. Bei mir im Ateliergärtchen in Biel, wo der Platz beschränkt ist, ersetze ich den Kürbis durch Zucchini, Melonen und Gurken, deren Ranken alle viel kleiner bleiben. Letztes Jahr hatte ich bereits Zucchini und Gurken um den Mais herumranken lassen. Das hat sich bewährt. Nun will ich heuer die dritte Schwester dazunehmen, und im Herbst werde ich den Mayas ein Kränzchen aus getrockneten Bohnenranken winden.
In Kübeln auf dem Balkon können statt den grossen Stangenbohnen kompakte Buschbohnen verwendet werden. Überhaupt lassen sich die Indianerbeete nach Bedarf varieren, und man kann natürlich auch hier und dort noch eine Tomate oder andere Gemüsepflanzen einfügen. Und am Rand können Sonnenblumen gedeihen, an deren grossen Stängeln die Bohnen ebenfalls gerne hochranken.
Buchtipp:
Natalie Fassmann: “Das Indianerbeet”, Pala-Verlag, Darmstadt 2015, ca 21 Franken.