Haben Sie's gemerkt: Es ist Frühling! Na ja, mehr oder weniger zumindest… Der Frühling ist keine physikalisch zu fassende Realität. Der Frühling ist ein Gefühl. Dass es vorwärts geht. Dass das Leben lebt. Dass wir selber leben. Da kann es gerne auch mal regnen, sogar schneien😉. Gestern hatten wir hier in Bad Zwischenahn 4x Sonnenschein, 2x feines Eisrieseln und gefühlt 10-mal kurze intensive Regenschauer. Trotzdem bleibe ich dabei: Es ist Frühling!
Das ist vielleicht der richtige Zeitpunkt, mich selber und auch Sie daran zu erinnern, was LUBERA bedeutet.
Inhaltsverzeichnis
Was also bedeutet LUBERA genau?
Das Wort war eine glückliche und gänzlich unverdiente Zufallsgeburt, so ganz ähnlich wie auch die Züchtung, über die ich in diesem Gartenbrief berichte. Ich war – irgendwann in den mittleren 90er Jahren – auf dem Weg zur IPM, zur internationalen Pflanzenmesse in Essen. Und ich überlegte mir während der langen Zugfahrt, was das richtige Wort für meine Baumschule, für mein Projekt wäre. Da ja der Phantasie natürliche Grenzen gesetzt sind, spielte ich mit den Wörtern, die mir in den Sinn kamen: BEEREN, damals wie heute unsere wichtigste, vielleicht auch meine liebste Pflanzengruppe. Und auf einmal gesellte sich LUSTVOLL dazu. LU-BER-A. Der Name war geboren, das Kind getauft. Ich würde zusammen mit meiner Familie und mit meinen Mitarbeitern die nächsten 25 Jahre und hoffentlich noch viel länger damit zubringen, das Wort mit Inhalt zu füllen. Um meine eigene und auch Ihre Einbildungskraft in die richtige Richtung zu lenken, kam später dann noch unser Slogan dazu: LUBERA – LUSTVOLL GÄRTNERN.
Wie geht LUSTVOLL GÄRTNERN, wie gärtnert man lustvoll?
Zunächst das Offensichtliche: Für uns, für LUBERA geht das LUSTVOLLE GÄRTNERN, geht die Gartenliebe auch und vor allem durch den Magen. Vorher noch durch Nase, Mund und Gaumen. Beeren, Obstbäume, Gemüse, Zitrus, duftende Rosen. Gärtnern mit allen Sinnen. Essbare Pflanzen sind unsere Lieblinge, hier sind wir vor allem auch züchterisch tätig, hier versuchen wir neue und bessere Pflanzen für den Garten zu finden und zu kreieren. Essen, kochen, geniessen gehört immer auch dazu. Letzte Woche nach dem Züchtungsrundgang (siehe unten) wollte ich unbedingt noch unseren neuen Rhabarber 'Redbarber'® testen, geniessen, im Vergleich mit der älteren roten Rhabarbersorte 'Canada Red'. Mit meiner Frau zusammen schnitten wir die roten Stängel in Würfel, mit einem Spritzer Wasser in die Pfanne, umrühren, und dann zuschauen, wie sich die Rhabarberwürfel auflösen, wie die intensive Farbe frei wird, wie das Rhabarberaroma aus den zwei Kochtöpfen aufsteigt, direkt in unsere gespannt-neugierigen Nasen. Gibt es Unterschiede? Welche Sorte schmeckt besser? Wie vergeht das Rhabarbermus auf der Zunge? Welche Assoziation kommen uns löffelnd und schmausend in den Sinn. Dieses Erlebnis, das Erlebnis überhaupt ist das Ziel des LUSTVOLLEN GÄRTNERNS, natürlich auch unserer Pflanzenzüchtung.
Was ist definitiv nicht "LUSTVOLL GÄRTNERN"?
LUSTVOLL GÄRTNERN ist ganz sicher nicht Kampf und Krampf.
LUSTVOLL GÄRTNERN hat nichts mit Perfektion zu tun.
LUSTVOLL GÄRTNERN ist auch nicht mit dem Paradies gleichzusetzen; es ist deshalb LUSTVOLL, weil es auch Gartendinge gibt, die eben nicht funktionieren. Aber halt, das ist ja mit dem Paradies nicht anders: Es existiert nur, weil man daraus auch mal vertrieben wird.
Per aspera ad astra
Nur über Schwierigkeiten kommt man zu den Sternen. Natürlich gehört etwas Arbeit, auch etwas Schweiss zum LUSTVOLLEN GÄRTNERN, ja auch zu LUBERA dazu. Ganz ohne Widerstand geht es nicht. Ohne Schwierigkeiten, ohne Hindernisse würde man die Sterne ja auch gar nicht sehen. Nicht zufällig leuchten sie im Dunkeln.
Wie gehen wir dem gärtnerischen Misserfolg, mit den schwierigen Rahmenbedingungen, mit Regen und Hagel und Frost um?
Das ist vielleicht das Entscheidende: Wie wir damit umgehen, dass nicht alles gelingt, dass nicht jede Pflanze wächst, so gedeiht, wie wir es uns vorgestellt hätten. Am letzten Sonntag machte ich mich auf zu einem Züchtungsspaziergang; ich wusste, dass Frost angesagt war für die nächsten zwei Nächte. Aber ich wollte die Blüten sehen, die Züchtungspflanzen, ich wollte noch ein bisschen von den zukünftigen Früchten, den Sternen träumen. Wie es der Zufall wollte, kam der angesagte Frost nicht, der Himmel zog in den gefährlichen Nächten zu, die Blüten blieben unbehelligt. Natürlich gibt es keinen ursächlichen Zusammenhang zwischen der Freude des Gartenrundgangs und dem Ausfall des Frosts. Aber mit den Bildern, mit dem Erlebnis der Blüten hätte ich auch den Frost überstanden. Die meisten Pflanzen übrigens auch. Einige Blüten halt nicht.
LUSTVOLL GÄRTNERN bedeutet: Konzentrieren wir uns auf das, was wächst, blüht und fruchtet.
Und genau dafür gärtnern wir weiter!
Herzliche Grüsse
Markus Kobelt