Sabine Reber räumt mal richtig auf in ihren Blumenbeeten - und belegt die Wege zwischen ihren Hochbeeten neu, mit Rosenhäcksel!
Nun gehe ich also über Rosen … ja ich trete sie mit Füssen, meine geliebten Rosen, um die ganze Wahrheit zu sagen. Nicht alle natürlich, aber gut und gern die Hälfte. Und das sind eben doch schon ziemlich viele. Seit Jahren hänge ich sehr an ihnen, viele habe ich damals aus Irland mitgebracht vor acht Jahren, und sie bei jedem Umzug sorgfältig ausgegraben und am neuen Ort wieder gepflanzt. Die meisten habe ich schon drei oder viermal umgepflanzt, und doch haben sie immer wieder geblüht. Aber jetzt habe ich genug davon, es reicht, mit den alten Geschichten, mit den immergleichen Rosen, und überhaupt. Weg mit den Graham Thomas und den Evelyn und der Souvenir du Dr Jamain, die seit Menschengedenken kränkelt. Und dann all diese namenlosen Rosen, von denen man eigentlich gar nicht mehr so genau weiss, wie sie in den Garten gekommen sind, wahrscheinlich hat sie mal jemand mitgebracht, an den man sich jetzt gar nicht mehr erinnern will - weg damit.
Nach diesem überaus strengen Winter sahen sie auch nicht mehr gerade wahnsinnig tiptop aus, insbesondere die englischen Rosen wirkten doch etwas mitgenommen. Obwohl, überlebt hätten sie es schon, ich staune immer wieder, wie gut sich halb erfrorene Pflanzen dann doch erholen. Nein, darum ging es nicht. Aber wie die grosse Häckselmaschine der Förster nebenan am Lärmen war, da kam mir plötzlich die zündende Idee.
Eigentlich hatten wir geplant gehabt, die Wege in meinem kleinen Seegärtchen in Twann adrett mit feinem Kies zu belegen. Aber eben … warum nicht über Rosen gehen? Und schon hatte ich die Grabegabel in der Hand, die Wurzeln lösten sich leicht aus dem Boden, weil sie ja erst zwei Jahre in Biel da waren. Eine um die andere stopfte ich sie in den riesigen Schlund des Häckslers, leise vor mich hinpfeifend und beschwingt, weil ich damit doch auch die traurige Geschichte meiner verlorenen Gärten schredderte. Sehr zufrieden mit Gott und der Welt trug ich am Ende die Kisten mit den fein duftenden Rosenholzschnipseln zurück. Ich will jetzt nicht behaupten, dass die Schnipsel nach Rosen duften, sie duften einfach nach frischem grünem Holz, und das ist an sich schon sehr angenehm.
Im Seegärtchen in Twann habe ich dann gleich die Hochbeete mit weisse Lasur neu gestrichen, und die Rosenschnipsel auf die Wege verteilt. Was gibt es besseres im Frühling, als leere, ordentlich durchgejätete Beete, und hübsche Wege dazwischen!? Natürlich habe ich noch am gleichen Tag das eine oder andere gesät, Ringelblumen, Schnittsalat und ein paar Radieschen lugen bereits aus dem Boden. Das Allerbeste an meiner grossen Rosenvernichtungsaktion – in Biel habe ich nun ein ordentliches Stück Garten, das vollkommen leer ist, wunderbar! So viel Platz, und alle Freiheit der Welt, um weiss der Teufel was alles auszuprobieren … vorerst habe ich mal einen Sack Kartoffeln gepflanzt, und sie schön mit zwei Lagen Vlies abgedeckt. So kann ich sie dann zeitig ernten, und bis sie soweit sind, weiss ich sicher, was ich nachher pflanzen will, Gladiolen vielleicht, oder schwarzes Schlangenbartgras und Eselsdisteln, irgend etwas ganz anderes als Rosen jedenfalls.
Eigentlich sollte man das öfters mal machen, so richtig ausmisten im Garten. Besonders im Frühling macht es Sinn, Platz zu schaffen für neue Pflanzen, für neue Ideen. Mit dem Kleiderschrank halte ich es ja schliesslich auch so, dass gelegentlich mal die Hälfte wegkommt. Und unter uns gesagt, die paar Rosen, die uns jetzt sprichwörtlich zu Füssen liegen, haben seinerzeit einen Bruchteil dessen gekostet, was ich sonst so für Kleider ausgebe. Ich möchte sogar fast behaupten, das sei eine eigentlich noch günstige Variante des Wegbelages. Unter Umständen wäre sogar das feine Kies am Ende teurer gekommen.
P.S. Natürlich habe ich die prächtige New Dawn am Torbogen behalten. Und die Schneewittchen. Und die Bloomfield Abundance. Und die Rosa Mundi. Und die Constance Spry. Und eine Gertrude Jeckyll. Und die Rose de Resht werde ich sowieso bis an mein Lebensende hegen. Eine Queen Elizabeth ist auch noch da, und eine Westerland, und eine Sutters Gold … aber das sind dann eigentlich auch genug Rosen. Und ja, sie alle haben den strengen Winter hervorragend überstanden.