Im Februar heisst es, den Garten nähren. Denn von nichts kommt auch draussen nichts. Nebst dem eigenen Komposthaufen sind Hühner die besten Düngerlieferanten.
Also um das gleich vorneweg zu klären: bei mir war zuerst das Huhn. Auf die Eier haben wir nun ewig gewartet. Und mit Kücken wird es auch nichts werden. Der Güggel nämlich, der hatte letzten Herbst genau zweimal gekräht, dann war er tot. Wobei er so laut gar nicht gekräht hat. Er hat überhaupt nicht laut gekräht! Ein zaghaftes Güggerigüüü, als traute er seiner eigenen Stimme noch nicht recht. Beim ersten Ruf standen wir im Bett, der Güggel kräht! Nicht wegen der Lautstärke sind wir aufgesprungen, sondern vor Freude. Er war ja nicht mal halb so laut wie der Müllwagen, der am Montag in aller Früh durch unsere Quartierstrasse donnert. Wenn ich wüsste, wer es war, würde ich dem Giftmischer einen Deal vorschlagen: Er lässt den nächsten Güggel leben, dafür kriegt er eine Packung Ohropax und eine wöchentliche Lieferung Eier. Denn inzwischen legen sie nämlich, unsere Zwergwyandotten, und wie!
Jetzt ich höre euch schon fragen, was denn Hühner in einer Gartenkolumne verloren hätten. Ha! Ohne Hühner kein Garten, würde ich mal behaupten. Ich bin ja ein grosser Fan von Hühnermist. Es gibt nichts besseres, für die Rosen nicht und auch für das Gemüse. Hühnermist über alles! Am besten ist er, wenn man ihn unter den Kompost mischt, das ist die absolute Super-Power-Mischung für jeden Hausgarten. Der Kompost "kocht" auch besser, wenn tierischer Mist mit all seinen Mikroorganismen draufkommt.
Abgesehen davon sind die Hühner gute Gesellschaft, wenn man im Garten jätet, man kann mit ihnen noch viel besser reden als mit den Pflanzen – die Hühner antworten nämlich. So bin ich jeweils draussen am rumknütterlen, friedlich in meine Hühnergespräche verwickelt, ja, ein bisschen jäten und mit den Hühnern reden, das ist Balsam für die Seele. Vielleicht müsste ich die Forderung aus meinem Gartenmanifest ausbauen: Jeder Mensch braucht nicht nur einen Garten, jeder Mensch braucht auch mindestens ein Huhn! Dann wären die Psychiater auf einen Schlag arbeitslos, und auch sonst liessen sich mit Hühnern einige Probleme lösen. Ich will jetzt keine Theorie zur Rettung der Welt mittels Selbstversorgung aufstellen. Und trotzdem, selber Gemüse anbauen, ein paar Hühner halten und die Gartenabfälle kompostieren macht allemal Sinn.
Kompostieren kann man natürlich auch ohne Hühner zu halten, das ist immerhin schon ein Schritt in die richtige Richtung. Es gibt viele Möglichkeiten, einen Kompostplatz zu gestalten. Wenn schon Recycling, warum nicht gleich mit altem Material was bauen? Lastwagenreifen sind ideal, weil sich der schwarze Gummi an der Sonne erhitzt. Organische Abfälle zersetzen sich rascher und besser bei höheren Temperaturen. Auch aus alten Schränken und Brettern lässt sich was zusammenzimmern. Karton ist gut zum Isolieren. Und man sollte unbedingt einen Deckel bauen, einerseits wegen der Wärme, anderseits, damit der Kompost bei Dauerregen nicht versifft, und in der Sommerhitze nicht austrocknet. Der Kompost sollte auf dem Boden stehen, damit Würmer und Mikro-Organismen ihn besiedeln können. Wer eine hermetisch abgeschirmte Plastiktonne verwendet, muss unbedingt alten Kompost auf die Gartenabfälle draufschichten, um den Prozess anzuregen. Der beste Kompostbeschleuniger ist übrigens Urin – gelegentlich auf den Komposthaufen pinkeln hat die gleiche Wirkung wie gekaufte Produkte. Aber keine Angst, ihr lieben Nachbarn, ich habe ja den Hühnermist als Kompostaktivator. Mit dem Katzenklo ist es übrigens so eine Sache. Es gibt kompostierbare Katzenstreu, die hält aber meiner Erfahrung nach nicht lange, und Katzenkot kann eben auch Krankheiten übertragen, deshalb nehme ich lieber Klumpstreu, das ich im Müll entsorge. Babywindeln, Hochglanzpapier und Fleischreste gehören auch in den Müll. Aber alle anderen organischen Abfälle kommen im Prinzip auf den Komposthaufen. Welke Salatblätter und die Resten aus der Küche kriegen natürlich die Hühner. Und wir kriegen dafür den Mist, und die Eier, so schliesst sich der Kreislauf.
Adressen von Zwergwyandotten-Züchtern: www.wyandotten.ch
Hühnermist
Ich habe seit fast einem Jahr fünf Hühnerdamen - so charmant und witzig ;-)
Nur deren Mist habe ich bisher noch nicht im Garten verwendet. Was muss ich beachten? Ich habe ein bisschen Respekt davor, er könnte zu scharf sein.
Liebe Grüße aus dem Aargau.
Claudia Sowieja