Was ist bei der Pflanzung und Kultur von Pawpaws (Asimina triloba) zu beachten? Was macht die Kultur erfolgreicher und besser? Und wie können Sie schon in 3 Jahren die ersten exotischen Indianerbananen ernten? Markus hat die wichtigsten Tipps aus unseren Versuchspflanzungen in der Schweiz und in Norddeutschland zusammengestellt. Profitieren Sie mit diesem Artikel von mehr als 10 Jahren Pawpaw-Erfahrung bei Lubera. Möchten Sie Pawpaw Pflanzen kaufen? Im Lubera Gartenshop können Sie aus 5 verschiedene Sorten auswählen.
Inhaltsverzeichnis
- Zusammenfassung – Indianerbanane
- Geduld ist beim Anbau von Pawpaw / Indianerbanane gefragt
- Wie sieht der ideale Standort für die Indianerbanane aus?
- Der Boden für Pawpaw darf nicht zu kalkhaltig sein
- Das Wachstum stoppt zu Beginn - das ist normal!
- Pawpaw darf in den ersten 3 Jahren nicht geschnitten werden
- Falls bereits 1-3 jährige Indianerbananen Früchte tragen, sollten diese entfernt werden
- Pawpaw: Die Befruchtung
- Indianerbanane: Die richtige Sorte wählen
- Pawpaw ernten und verarbeiten
- Mehr über Pawpaw
Zusammenfassung – Indianerbanane
Für experimentierfreudige Gärtner ist die Indianerbanane (Pawpaw) genau das Richtige. Die exotische Frucht wird in ihrem Herkunftsland Nordamerika seit Jahrhunderten geschätzt. Im Folgenden erfahrt Ihr alles über die richtige Pflege der Indianerbanane, damit auch Ihr in den Genuss der schmackhaften Frucht kommen könnt.
Geduld ist beim Anbau von Pawpaw / Indianerbanane gefragt
Geduld: Wenn Gärtnern schon an und für sich Geduld verlangt, dann Pawpaw erst Recht. Sie treiben sehr spät aus, sie brauchen einige Zeit, bis sie am neuen Standort zu wachsen beginnen (vor allem bei später Pflanzung); manchmal strapazieren sie unsere Geduld auch mit dem ausbleibenden Fruchtansatz (aber das können wir gut beeinflussen, siehe unten); und schliesslich brauchen sie bis in den Herbst, um reif zu werden, so reif, dass sie einem fast in die Hand fallen, wenn die Schale schon teilweise braun und schwarz gezeichnet ist. Pawpaw brauchen Geduld, aber sie belohnen die Geduld auch über alle Massen: Mit einem intensiven Geschmackserlebnis, das man so von einer winterharten, nördlichen Obstart nie erwarten würde (aber das ist ja Pawpaw auch nicht, sie ist eine im Norden steckengebliebene tropische Frucht, die sich aber an die hiesigen Verhältnisse ausgezeichnet angepasst hat.)
Wie sieht der ideale Standort für die Indianerbanane aus?
Der Standort: Hier streiten sich die Geister und auch in der Literatur kann man Unterschiedliches lesen. Aber schauen wir zunächst auf den Naturstandort: Da wachsen die Pawpaw im Unterholz, gerne entlang von Bächen und Flüssen, beschattet von grösseren und höheren Bäumen. Das würde eigentlich auf Halbschatten als die richtige Exposition für Pawpaw hinweisen. Aber ganz so einfach ist es nicht. Am Naturstandort fruchten Pawpaw nämlich ziemlich unzuverlässig – weil sie zu wenig Licht erhalten. Das ist auch gar nicht notwendig, da sie einen anderen Weg gefunden haben, sich zu reproduzieren und den eigenen Fortbestand zu sichern: Pawpaw bilden – notabene am Naturstandort und nicht als veredelte Bäume im Garten – ganze Kolonien von genetisch identischen Pflanzen aus, die durch Wurzeltriebe und Wurzelausläufer entstehen und manchmal mehrere dutzend bis mehrere hundert Meter Durchmesser umfassen können. Die Fruchtsammler, die noch heute in einige amerikanischen Bundesstaaten Pawpaws in der Natur ernten, reden denn auch nicht von bestimmten Bäumen, sondern von Patches, Stellen oder Felcken, wo Pawpaws zusammen wachsen ?
Also nochmals: Sie sichern am Naturstandort das Fortleben über genetisch identische Reproduktion, die sexuelle Vermehrung ist nur eine sekundäre Methode, kann es auch nur sein an diesem schattigen Standort. Das heisst: Pawpaw brauchen Licht, brauchen Sonne, wenn sie Früchte tragen sollen. Noch etwas in diesem Zusammenhang: die ersten Blätter der Pawpaw im Frühling sehen vielfach komisch gelb und kränklich aus: Da sehe ich den Grund durchaus in der etwas zu starken Besonnung, an die die Unterholzpflanze am Naturstandort (und von da ist sie noch nicht lange weg, fast alle Sorten sind noch Auslesen aus natürlichen Beständen, oder Sämlinge von solchen Naturauslesen). Die Blätter gewöhnen sich aber schnell an die Sonne und sehen dann vollentwickelt normal grün aus, auch wenn sie gern etwas nach unten hängen, was den Pawpaw manchmal, vor allem frisch gepflanzt, ein etwas trauriges Aussehen verleiht.
Der Boden für Pawpaw darf nicht zu kalkhaltig sein
Nicht zu kalkhaltiger Boden: Kalkhaltigen Boden sind sich die Pawpaw vom Naturstandort her nicht gewöhnt, gut funktionieren PH 5 bis 7, über PH 7 sieht man aber häufig Chloroseerscheinungen, vor allem am Anfang der Kultur; auch da scheint sich die Pflanze an die Umgebung anpassen zu können. Was ist also zu unternehmen bei sehr kalkhaltigen alkalischen Böden? Etwas Moorbeeterde beim Pflanzen dazugeben, sauerwirkende Dünger (Rhododünger) einsetzen, und wenn es immer noch Blattaufhellungen gibt, Eisenchelat einsetzen, das diese Symptome schnell beseitigen kann. Bei Lubera können Sie hochwertigen Dünger kaufen.
Das Wachstum stoppt zu Beginn - das ist normal!
So einfach ist das: Stickstoff und Wasser! Ehrlich gesagt, haben wir uns anfänglich auch etwas schwergetan, Pawpaw in unserer Baumschule gut zum Wachsen zu bringen. Das Wachstum stockt immer zu Beginn, wird dann im zweiten Jahr besser, das gleiche auch auf dem Feld. Kürzlich hatten wir einen grossen Pawpaw-Kultivateur und Kenner aus Oregon zu Gast, und natürlich fragte ich ihn: Jim, was muss man tun, um die Pawpaw schnell und gut zum Wachsen zu bringen (was ja dann auch die Voraussetzung ist für einen guten und frühzeitigen Fruchtertrag). Und Jim antwortete: “Ganz einfach. Wasser und Stickstoff.” Und wirklich waren wir mit letzterem immer etwas zurückhaltend gewesen, weil wir irgendwie mit einer Wildpflanze assoziiert hatten, dass die ja auch von fast nichts leben kann ? Kann sie nicht. Es ist also wichtig, gerade im ersten Jahr, wenn die Pflanzen sich im Boden noch nicht genügend selber bedienen kann, stark Stickstoff zu düngen, am besten über drei bis vier verschiedene kleine Gaben ab April, und natürlich auch dafür zu sorgen, dass genügend Wasser da ist.
Pawpaw darf in den ersten 3 Jahren nicht geschnitten werden
Nicht schneiden! Schneiden ist verboten in den ersten 3 Jahren. Eigentlich bis zum ersten guten Fruchtansatz. Die Pflanze soll sich ja auswachsen, sie soll dem Erwachsensein entgegenwachsen, bis sie Blüten ansetzen kann. Umgekehrt aber soll das Wachstum durch Schnitt auch nicht zu stark forciert werden, weil das dann die Blütenbildung unterdrücken könnte. Also: Hände weg von der Schere; schneide meine Pawpaw nicht! Zumindest nicht in den ersten 3 Jahren.
Falls bereits 1-3 jährige Indianerbananen Früchte tragen, sollten diese entfernt werden
Nicht zu früh zu viel: Manchmal kommt es vor, dass vor allem die selbstfruchtbaren Sorten Prima und Sunflower schon nach 1 oder 2-3 Jahre blühen. Wir empfehlen da, die entstehenden Früchte zu entfernen (falls Früchte angesetzt werden), da die wachsenden “Fruchtbomben” die Bäumchen überlasten würden. In unserer Versuchspflanzung in Bad Zwischenahn haben wir schon im 3. Jahr etwas Früchte am Baum gelassen, weil sich die Bäumchen so gut entwickelt haben (Sunflower übrigens besser und stärker wachsend als Prima).
Pawpaw: Die Befruchtung
Die Sache mit der Befruchtung! Ja die Sache mit der Befruchtung ist wirklich nicht ganz einfach. Darüber habe ich schon einen separaten Artikel geschrieben. Wo aber liegt das Problem? Die auf Pawpawblüten spezialisierten Befruchtungsfliegen und Libellen gibt es bei uns nicht, die Blüte ist mit brauner Farbe und gewöhnungsbedüftigem Duft nicht gerade attraktiv; grundsätzlich sind Pawpaw selbstunfruchtbar, die selbstfruchtbaren Sorten funktionieren auch nicht zu 100% und immer; die Blüten sind stark vorweiblich, das heisst die Pollen und Stempel sind nicht zur gleichen Zeit reif. Letzteres erschwert vor allem auch den Mechanismus der Selbstfruchtbarkeit. Und das sit die Lösung:
(A) Wenn man nur eine Pawpaw pflanzt, unbedingt eine selbstfruchtbare Sorte pflanzen.
(B) Wenn man zwei und mehr Bäume pflanzt, mindestens zwei unterschiedliche Sorten verwenden, davon sollte eine wenn möglich immer eine selbstfruchtbare Sorte sein.
(C) Zur Blütezeit zusätzlich mit Handbestäubung nachhelfen. Dazu nimmt man überreife Blüten, deren Petalen fast schon braun werden und deren Pollenrasen auf dem Hügel unterhalb der Stempel voll entwickelt ist und streicht damit über die Narben jüngere Blüten. Idealerweise nimmt man männliche und weibliche Blüten von verschiedenen Sorten. Bei nur einem gepflanzten selbstfruchtbaren Baum kann auch die gleiche Sorte als Pollenspender gebraucht werden.
Indianerbanane: Die richtige Sorte wählen
Welche Sorte pflanzen? Das habe ich jetzt eigentlich im letzten Punkt schon verraten. Aber hier wiederhole ich es nochmals, es ist wichtig: Wenn nur eine Pawpaw-Pflanze im Garten Platz hat, unbedingt eine selbstfruchtbare Sorte wählen; wenn zwei oder mehr Pawpaw gepflanzt werden, verschiedene Sorten wählen, wobei eine immer eine selbstfruchtbare sein sollte (diese blühen nach unserer Erfahrung auch schneller, so das man immer genügend Pollen zur Verfügung hat).
Pawpaw ernten und verarbeiten
Ernten und verarbeiten: Pawpaw ist eine Saisonfrucht par excellence. Jetzt oder nie, jetzt und hier. Man soll und muss sie dann geniessen, wenn sie reif sind. Vielleicht macht das gleichzeitig den Vorteil und das Handicap dieser Pflanze aus. Man kann aber auch das Fruchtfleisch herausschälen, die Samen entfernen und dann die Pulpe einfrieren und dann später für Eis und andere Desserts verwenden.
Pawpaw, das nächste grosse Ding?
(Zugegeben, das ist nicht wirklich ein Tipp …) Schon vor 30 Jahren hatte man das Gefühl, Pawpaw könnten in der Fruchtproduktion das nächste Grosse Ding sein. Andrew Moore hat kürzlich ein ganzes Buch über die Pawpaw-Tradition und -Kultur in den USA geschrieben, und darin wimmelt es nur so von Geschichten, wo man mit den Pawpaw gross hinaus wollte – und dann mehr oder weniger sachte auf die Nase fiel. Irgendwie eine traurigen Geschichte, die sich zu wiederholen scheint. Und irgendwie scheint die grosse Frucht der modernen Produktion und Vermarktung nicht zu liegen.
Ich bin persönlich überzeugt davon, dass das auch so bleiben wird. Gründe gibt es viele: Zu gross, nicht transportfähig, nicht lagerfähig, relativ schwierig zu produzieren (Befruchtung) und zu ernten, Samen müssen beim Genuss entfernt werden, insgesamt nicht ganz einfach zu essen… Wie viel einfacher war das doch mit den amerikanischen Heidelbeeren, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts, eigentlich gleichzeitig mit den Pawpaws von der Agronomie entdeckt, züchterisch bearbeitet und regelrecht genetisch neu zusammengemischt wurden (allen voran vom grossen Vater der Kulturheidelbeere Frederick Vernon Coville): Transportierbar und einfach zu essen waren sie, einfach zu kultivieren (wenn man einmal um den sauren Boden weiss), leicht zu ernten. Dazu kam die viel einfachere züchterische Bearbeitung, einerseits wegen der kürzeren Generationsabfolge, andererseits aber auch, weil bei der Heidelbeere verschiedenen Arten und Unterarten zur Verfügung standen, die züchterisch leicht zusammengebracht und auf den Erwerbsanbau ausgerichtet werden konnten.
Mein Fazit zu diesem Exkurs: Pawpaw macht keine Karriere mehr, aber sie ist eine äusserst wertvolle Gartenpflanze, die ein überwältigendes Aroma und damit auch eine Ausstrahlung mitbringt, die anders im nördlichen Garten nicht erreichbar wären.
Mehr über Pawpaw
Noch immer nicht genug über Pawpaw gelesen und gelernt? Da empfehle ich Andrew Moore: Pawpaw, In search of America's forgotten fruit, 2015. Andrew Moor lässt seine Leser teilnehmen an einer Zeitreise zur Geschichte der Pawpaw, aber auch an einer Reise durch den Pawpaw-Welt, das natürliche Verbreitungsgebiet dieser speziellen Pflanze. Er stellt uns all die Personen und Figuren vor, die immer und immer wieder versuchen, aus der Papwpaw doch noch eine domestizierte Pflanze, einen Welterfolg zu machen. Ich persönlich glaube nicht, dass der Erfolg der Pawpaw in der Agronomie, im Erwerbsanbau liegt. Er liegt da, wo man ihn leider viel zu selten vermutet: Im Garten!
Geschmackserlebnls
Markus Kobelt