Zitrusbäume wie der Zitronenbaum, Orangenbaum oder auch die Limette erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Wenn auch ihr Zitrusbäume auf Balkon und Terrasse genießen wollt, dürften meine Pflege- und Überwinterungstipps hilfreich sein. In diesem Beitrag gebe ich einen Überblick über die große Zitrusfamilie. Außerdem habe ich meine langjährigen Erfahrungen mit der Pflege von Zitrusbäumen zusammengefasst.
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Inhaltsverzeichnis
- Zitrusbäume - eine große Familie
- Zitrusbäume richtig pflegen
- Der richtige Zitrusbaum Standort im Sommer
- Zitrusbäume überwintern
- Dauer der Überwinterung
- Das passende Winterquartier
- Die Pflege im Winter
- Zitrusbäume richtig schneiden
- Zitrusbäume richtig gießen
- Dünger für Zitrusbäume
- Umtopfen bei Zitruspflanzen
- Pflegeprobleme bei Zitrusbäumen
- Winterharte Zitrusbäume
- Zitrusbäume kaufen
Zitrusbäume - eine große Familie
Wenn ihr an Zitrusbäume denkt, fallen Euch bestimmt als Erstes die Klassiker Zitrone, Orange, Mandarine oder Limette ein? Vielleicht kommen Euch dann noch die Clementine, die Grapefruit und die Pomelo in den Sinn. Aber damit habt ihr noch nicht einmal ansatzweise die Vielfalt der Gattung Citrus und der Gattung Fortunella, die gemeinsam die Zitrusgewächse bilden, abgedeckt.
Man geht von ca. 1.600 Arten und Sorten aus, die bekannt sind. Als Jahrtausende alte Kulturpflanze wurden Zitruspflanzen in verschiedenen Ländern der Welt gezüchtet, importiert und exportiert. Das hat bei den kreuzungsfreudigen Zitrusbäumen zu dieser großen Vielfalt geführt, die das Sammlerherz höher schlagen lässt.
Zitrusbäume stammen ursprünglich aus Südostasien, die Wildform gilt aber als ausgestorben bzw. verschollen. Heute sind Zitruspflanzen, wie die Bäume auch genannt werden, sowohl Nutzpflanzen, die in großen Plantagen angebaut werden, als auch Zier- oder Nutzpflanze für den Heimgebrauch. Das kommerzielle Anbaugebiet nennt man den Zitrusgürtel, der in den Subtropen nördlich und südlich des Äquators liegt. Hauptländer sind Brasilien, die USA, Spanien, Israel oder Marokko. Zitruspflanzen haben sich an eine hohe Sonneneinstrahlung, periodische Feuchtigkeitszufuhr und frostfreie Temperaturen angepasst. Da sie aber auch in Höhenlagen wachsen, kommen sie mit niedrigen Temperaturen oberhalb des Gefrierpunkts durchaus zurecht.
Zitrusbäume richtig pflegen
Die Pflege der Zitrusbäume hängt vor allem vom richtigen Standort im Sommer und im Winter ab. Da Zitrusbäume bis auf wenige Ausnahmen nicht winterhart sind, ist die Überwinterung häufig die entscheidende Phase.
Der richtige Zitrusbaum Standort im Sommer
Zitruspflanzen benötigen viel direkte Sonne und Wärme. Der ideale Standort sollte also von morgens bis abends Sonne haben. Eine Schutz durch eine Rückwand oder eine Überdachung führen dazu, dass sich die Wärme staut und der Zitrusbaum insgesamt höhere Temperaturen hat.
Ideal sind die Bedingungen auf einer südlich oder südwestlich ausgerichteten Terrasse oder einem entsprechenden Balkon. Wichtig ist vor allem das direkte Licht. Sonnenstrahlen müssen die Blätter direkt bescheinen. Häufig werden kleinere Zitruspflanzen angeschafft und auf den Boden gestellt. Gerade im Frühjahr und Herbst kommt es dann zu Beschattung und der kleine Zitrusbaum hat zu wenig Licht. Stellt kleinere Pflanzen auf Podeste oder sonstige Erhöhungen, damit sie möglichst lange die direkte Sonne abbekommen.
Ein weiterer Aspekt des Standorts ist der Schutz vor starken Winden. Auch wenn Zitrusbäume laue Lüftchen lieben - vor heftigen Böen müsst ihr sie schützen.
Zitrusbäume überwintern
Zitruspflanzen haben sich an ein Klima angepasst, dass nur geringe Unterschiede zwischen den Jahreszeiten hat. Entsprechend haben sie keinen Schutz vor Frost entwickelt. Sie sind immergrün und würden bei Minusgraden zunächst Blüten, dann die Blätter und schließlich auch Zweige durch Frostschäden verlieren.
Dauer der Überwinterung
Also muss euer Zitrusbaum ab ca. Mitte Oktober vor Frost geschützt werden. Für die Überwinterungszeit gilt, dass sie so kurz wie möglich und so lang wie nötig sein sollte. In milden Regionen kann man die Zitruspflanzen durchaus auch bis Anfang oder gar Mitte November draußen lassen. Dann solltet ihr aber die Temperaturen im Auge behalten. Dort wo es kälter ist, beginnt die Überwinterung ca. 2 Wochen früher. Das Ende der Überwinterungszeit ist entweder Anfang oder Mitte bis Ende April. Die Eisheiligen spielen heute keine Rolle mehr.
Das passende Winterquartier
Die größte Herausforderung ist, ein geeignetes Winterquartier zu finden. Zitruspflanzen sind keine Zimmerpflanzen. Sie brauchen Luftbewegung und Luftfeuchtigkeit. Ab einer Temperatur von 12° C setzt die Vegetation, also das Wachstum ein, so dass sie dann auch Licht für die Photosynthese benötigen. Fehlt dieses, gibt es Probleme mit Blattfall. Die Zitrusbäume verlieren dann alle Blätter.
Die Lösung ist eine Art Winterschlaf bei kühlen Temperaturen. Bei Werten zwischen 5° und 10° C ist die Vegetation so eingeschränkt, dass die Pflanzen auch mit wenig Licht auskommen. Ganz ohne Licht geht es aber nicht. Es reicht dann eine Tageslichtquelle oder eine Pflanzenbeleuchtung*, die auf ca. 1.500 Lux kommt. Lux ist der Maßstab für die Lichtenergie pro Quadratmeter.
Glücklicher Weise hat die Zitrusüberwinterung hierzulande eine lange Tradition. Deutschland ist das Land der Orangerien, die extra für die Überwinterung von Zitrusbäumen gebaut wurden. Nun kann nicht jeder eine Orangerie bauen. Es gibt aber ähnliche Winterquartiere, die sich bewährt haben. Diese sind
- Kalt-Wintergarten
- Gewächshaus
- unbeheiztes Treppenhaus
- andere ungeheizte Nebenräume oder
- Überwinterungzelte.
Bei diesen Winterquartieren sollte entweder durch gute Isolierung oder durch eine Mindestbesetzung durch einen Frostwächter* Frostfreiheit garantiert sein.
Als Winterquartier ungeeignet sind beheizte Wohnräume, die eher dunkel sind. Selbst durch Südfenster kommt häufig nur wenig Licht, so dass gerade in der ersten Hälfte des Winters Blattfall droht.
Die Pflege im Winter
Bei kühlen Temperaturen sind die Ansprüche der Zitruspflanzen im Winterquartier gering. Die Erde muss nur leicht feucht gehalten werden. Dünger wird nicht benötigt, da die Pflanze in der Winterruhe das Wachstum stark gedrosselt hat. Wichtig ist die Kontrolle, ob die Bäume Schädlinge haben. Je früher diese entdeckt werden, umso besser lassen sie sich zunächst mit konventionellen Mitteln entfernen. Am Ende des Winters, wenn die Sonne wieder stärker wird, muss man bei Gewächshäusern und Wintergärten aufpassen, dass die Kombination von warmer Luft und kalten Luft nicht noch zu Blattfall führt. Unter Umständen müssen die Zitrusbäume beschattet werden. Ebenfalls am Ende des Winters stehen vorbereitende Maßnahmen für die Freilandsaison an. Dann müssen Zitruspflanzen umgetopft und moderat geschnitten werden.
Zitrusbäume richtig schneiden
Neben der Überwinterung ist der Schnitt bei Zitrusbäumen häufig die Pflegemaßnahme, vor dem der größte Respekt herrscht. Dabei ist das Schneiden von Zitrusbäumen sehr einfach, denn es gilt: Weniger ist mehr! Es gibt zwei Gründe, warum man einen Zitrusbaum schneiden muss. Zum einem beim Erhaltungsschnitt, um abgestorbene oder beeinträchtigte Äste und Zweige zu entfernen. Der zweite Anlass für den Schnitt ist dann schon etwas herausfordernder. Beim so genannten Erziehungsschnitt wird die Pflanze in eine gewünschte Form gebracht.
Der Erziehungsschnitt kann aber nur durchgeführt werden, wenn die Pflanze vorher nennenswert gewachsen ist. Aufgrund des langsamen Wachstums ist daher ein Rückschnitt von gesunden Ästen und Zweigen grundsätzlich nicht sinnvoll. Sinnvoll ist eine Korrektur der Krone, damit diese langfristig eine schöne Form bekommt. Beim äußeren Kronenschnitt passt ihr die Konturen an. Beim inneren Kronenschnitt werden quer wachsende Zweige reduziert. Das kommt aber nur sehr selten vor. Langfristig sollte beim inneren Kronenschnitt ein Haupttrieb und einige weniger lange Nebentriebe entwickelt werden.
Zitrusbäume richtig gießen
Was beim Schneiden gilt, ist auch beim Gießen der Zitrusbäume richtig. Sie brauchen wenig Wasser und ihr solltet nur dann gießen, wenn die Erde auch in tieferen Schichten der Erde abgetrocknet ist. Um das herauszufinden, eignet sich vor allem ein Feuchtigkeitsmesser. Dieser hat eine lange Sonde, mit der man tief in die Erde hineinstechen kann. Der Messer zeigt dann an, ob die Erde wieder trocken ist.
Mit dem Feuchtigkeitsmesser* findet man sehr schnell heraus, wann und wieviel Wasser Zitruspflanzen brauchen. Wenn es kühl und feucht ist, braucht der Zitrusbaum faktisch kein Wasser. Ist es dagegen warm und windig, nimmt die Verdunstung zu und damit auch der Wasserbedarf.
Entgegen tradierter Vorstellung müsst ihr Zitruspflanzen nicht mit Regenwasser gießen. Sie vertragen also durchaus Wasser mit einem höheren Kalkgehalt. Die ideale Gießzeit ist der frühe Morgen. Das Wasser sollte in der Gießkanne abgestanden sein. Dann hat es die gleiche Temperatur wie die Pflanze.
Dünger für Zitrusbäume
Neben dem Gießen ist auch das Düngen eine wichtige Pflegemaßnahme. Dünger brauchen die Pflanzen aber nur, wenn sie auch gegossen werden müssen. Also wird nur dann gedüngt, wenn auch viel Wasser verdunstet wird und die Pflanzen wachsen. Die Düngezeit ist von ca. Mai bis August. Dann solltet ihr im Schnitt einmal in der Woche gießen. Der ideale Dünger hat eine Stickstoffkonzentration von 20%, Phosphat 5% und Kaliumverbindungen mit einem Anteil von 15%. Dazu kommen noch Spurenelemente wie Magnesium, Eisen, Kupfer, Zink und andere Elemente. Der mineralische Dünger wird im Gießwasser aufgelöst und darüber verabreicht.
Organischer Dünger kann nur als Ergänzung eingesetzt werden. Da das Wachstumsfenster für Zitrusbäume nur sehr kurz ist, müssen die Nährstoffe dann in aufgeschlossener Form vorliegen. Mineralischer Dünger hat keine negative Konsequenz für den Verzehr der Früchte.
Umtopfen bei Zitruspflanzen
Da Zitruspflanzen nur langsam wachsen, sollte auch nur behutsam umgetopft werden. Bei kleinen Pflanzen ist alle zwei bis drei Jahre Zeit für neue Erde und einen neuen Topf. Wer auf Nummer Sicher gehen will, sollte unter den Topf schauen und nachsehen, ob aus den Abflusslöchern Feinwurzeln wachsen. Dann muss auf jeden Fall umgetopft werden. Bei älteren Pflanzen reicht auch ein Turnus von vier bis fünf Jahren. Zu beachten ist, dass das Umtopfen das Kronenwachstum und damit Blüte und Frucht verzögern.
Zum Umtopfen braucht ihr einen neuen Topf, der im Durchmesser ca. 4cm größer ist und der unbedingt Abflusslöcher haben muss. Weiter benötigt ihr eine leicht saure Erde mit einem nennenswerten Tonanteil, die dennoch durchlässig ist. Ihr könnt diese Erde kaufen oder selbst mischen. Beim Selbstmischen nehmt ihr eine humusreiche Pflanzerde oder Komposterde und mischt ca. 20% Quarzsand unter. Außerdem benötigt ihr noch kleine Steinchen wie Schotter oder Poroton als Drainagematerial.
Als erstes bedeckt ihr die Abflusslöcher mit Tonscherben, damit die Löcher nicht verstopfen. Dann gebt ihr eine Mischung aus Drainagematerial und Erde in den Topf. Darauf setzt ihr dann den Ballen, den ihr vorher am Rand aufgeraut habt. Achtet unbedingt darauf, dass zwischen oberem Rand des Ballen und Topfrands ausreichender Abstand für das Gießen besteht. Dann füllt ihr den noch bestehenden Leerraum mit Erde auf und drückt diese ganz fest an. Zum Schluss wird die neue Erde angegossen.
Pflegeprobleme bei Zitrusbäumen
Leider gibt es auch immer wieder Pflegeprobleme bei Zitruspflanzen. So bekommen Zitrusbäume gelbe Blätter, wenn sie zu nass sind, oder wenn ihnen Nährstoffe fehlen. Allerdings ist nach meiner Erfahrung Staunässe der häufigere Grund. Ein weiteres Pflegeproblem besteht, wenn der Zitrusbaum seine Blätter verliert. Entweder hat er dann bei hohen Temperaturen zu wenig Licht, oder bei kalten Temperaturen im Wurzelbereich zuviel Licht und Wärme an der Blattoberfläche.
tAuch Krankheiten kommen bei Zitrusbäumen vor. Zum Glück sind ganz schlimme Infektionen wie Zitruskrebs oder Gelbe Drachenkrankheit in unseren Breiten kein Problem. Allerdings kann es durch Virenbefall zur Kräuselkrankheit kommen, bei der sich die Blätter kräuseln. Auch Pilzbefall kann eine Rolle spielen. Wichtig bei Infektionen mit Viren, Bakterien oder Pilzen ist, dass ihr das infizierte Material rasch entfernt.
Schließlich gibt es gerade im warmen Winterquartier Probleme mit Schädlingen. Klassiker sind
- Schildläuse
- Wollläuse
- Spinnmilben und im Sommer der
- Dickmaulrüssler.
Um Früchte ernten zu können, sollte man bei der Bekämpfung der Schädlinge auf chemische Mittel verzichten. Wenn die Schädlinge rechtzeitig entdeckt werden, kann man sie mechanisch oder mit Hausmitteln wie Seifenlauge oder Neemöl* vertreiben.
Winterharte Zitrusbäume
Für alle diejenigen, die kein Winterquartier haben, sind winterharte Arten bestimmt interessant. Allerdings gibt es nur eine Zitrusverwandte, die vollständig winterhart ist. Es handelt sich um die Dreiblättrige Orange Poncirus trifoliata. Sie ist ein hübscher Zierstrauch, der viele orangenähnliche Früchte bildet.
Bei bedingt winterharten Arten und Sorten ist die Auswahl dann schon größer. Besonders interessant ist die japanische Art Yuzu (botanisch: Citrus juno). Sie ist winterhart bis -10° C und liefert sehr aromatischen Saft, der in der japanischen Küche eine wertvolle Zutat ist. Schließlich ist auch die Pomeranze oder Bitterorange eine bedingt winterharte Zitruspflanze, die bis zu -4° C aushält. In ganz milden Regionen an besonders geschützten Außenstandorten ist also eine Überwinterung draußen vorstellbar.
Zitrusbäume kaufen
Es gibt also viele gute Gründe, einen Zitrusbaum zu kaufen. Wenn ihr das vorhabt, solltet ihr den Zitrusbaum bei einer versierten Baumschule oder einem erfahrenen Onlinehändler kaufen, der eine gute Qualität liefern kann. Die Qualität bestimmt im Wesentlichen die Veredelung. Heute sind die allermeisten Zitruspflanzen veredelt. So ist gewährleistet, dass auch kleine Pflanzen Blüten und Früchte tragen. Bei der Veredelung von Zitrusbäumen wird eine robuste Unterlage wie Poncirus trifoliata oder die Bitterorange ausgewählt, um darauf ein Edelreis aus den Kultursorten wie Zitrone, Orange, Limette & Co. zu proben. Wenn ihr also Zitrusbäume veredeln wollt, braucht ihr vor allem ein Edelreis. Dieses ist hierzulande nicht ganz einfach zu beschaffen, da man für die Gewinnung von Edelreisern ausreichend große Mutterpflanzen braucht. Dieses findet man eher in den mediterranen Ländern Italien, Spanien oder Südfrankreich.
Fotos und Text: Dr. Dominik Große Holtforth
Hallo Herr Große Holtforth,
heute muss ich mich mal wieder melden, um Ihnen ein Kompliment auszusprechen und danke zu sagen.
Danke für die wertvollen Tipps und Anregungen die Sie Woche für Woche den Lesern zur Verfügung stellen. Ein besonderer Dank und Kompliment für Ihren Rat zu meinem Zitronenbäumchen.
Evtl. erinnern Sie sich noch an das Zitronenbäumchen Vierjahreszeiten, welches mir in einem, nicht so vitalem Zustand Ende Mai geliefert wurde. Inzwischen hat es sich erholt, gedeiht, blüht und trägt Früchte. Lag es am Wuxal, oder ist es einfach ein 'Spätzünder'. Wie auch immer, jetzt muss ich es nur noch durch den Winter bringen-ich hoffe es gelingt.
Ich wünsche Ihnen einen schönen Sonntag.
M. Blaßl
Hallo Herr Blaßl,
vielen Dank für die nette Nachricht und das Kompliment! Natürlich erinnere ich mich an Ihr Zitronenbäumchen, prima, dass es auf einen guten Weg ist
Beste Grüße und einen sonnigen Sonntag
Dominik Große Holtforth