…müssten sie eigentlich zu einem Kaffekränzchen eingeladen werden. Aber wo bekomme ich Kaffeetassen im Bienenformat?
Aber vor dem Kaffee kommt das Problem
Die immer weniger werdenden Bienen in meinem Garten haben das Buffet im Frühling reichlich gedeckt bekommen. Zu reichlich? Sie fliegen nur auf bestimmte Sachen und das sind nicht die, die ich will. Jetzt gerade waren es die Zierkirschen und wilden Mirabellen, die umschwärmt wurden, während sich keine der wählerischen Damen an den unscheinbaren Stachelbeerblüten vergnügte.
Auch das Lungenkraut, von der wohlmeinenden Gärtnerin überschwänglich im Garten gepflanzt, lockt ein paar Hummeln an. Stachelbeerblüten? Pustekuchen! Da brummen die flauschigen Zeppeline gemächlich dran vorbei.
Tatsache in meinem Garten ist: Die Blüten im Frühling werden immer reichlicher, die Damen, die sie bestäuben, werden immer spärlicher.
Wie kriege ich sie nun dahin, wo ICH sie haben will? Zu meinen Obststräuchern und Bäumen? Bei Letzteren ist es ähnlich. Meine zwei Birnen stehen neben zwei Redloves, und ratet mal, wo sich die fleißigen Arbeiterinnen zur Blütezeit befinden? Auf den rosafarbenen Blüten der Redloves natürlich. Kann man ihnen nicht verdenken, sind halt Mädels und rosa ist natürlich schöner als weiß.
Vor meinem inneren Auge brauen sich schon Schreckensbilder aus China zusammen, wo emsige, menschliche Bienen mit Leitern auf die Obstbäume klettern und diese per Hand bestäuben. Und ich sehe mich selbst schon als dicke Hummel im nächsten Frühling auf dem Boden krabbeln, bewaffnet mit Pinsel und Pollen, um meinen Stachelbeeren Leben einzuhauchen.
Hilfe könnte der Kaffee bieten, besser, das Koffein in demselben. Englische Forscher haben nachgewiesen, dass Koffein das Langzeitgedächtnis der Bienen steigert. Sie finden so besser zur Pflanze zurück. Und dieses Koffein gibt es nicht nur in Kaffeblüten, sondern auch in Zitrusblüten. Schlaue Zitronen! Sie locken die Bienen mit einem Rauschmittel an, ach nein, es ist ja nur ein Genussmittel, sagt man, aber eines, auf das auch wir Menschen fliegen, inklusive dieser Schreiberin hier. Ich finde auch wie im Schlaf - im Autopilot-Modus - morgens als erstes zur Kaffeemaschine.
Ich müsste also eigentlich nur die Bienen zu einem Kaffekränzchen am Stachelbeerbusch einladen. Ich dachte da an ein niedlich gedecktes Tischchen mit winzigen Tassen und einem stecknadelgroßen Stück Torte.
Also schnell mal ausgetestet heute, wo ich die Party steigen lassen kann. Aber oh weh, da müssen die arthritischen Knie aber ganz schön gebeugt werden, um unter die Stachelbeerbüsche zu kommen. Dass ich das heute auf mich genommen habe, liegt aber in erster Linie an Alma de l’Aigle, an ihrem wunderbaren Buch "Ein Garten", wo sie den großen Obst- und Gemüsegarten ihrer Eltern nahe Hamburg vor dem ersten Weltkrieg beschreibt, wie noch nie jemand einen Garten beschrieben hat, so blumig und weiblich-schön.
Zitat: "Außer der Linde, die einen oft geradezu überschüttet mit ihrem zarten Duft, weiß ich nur eine Blüte, die sich mit der Weinblüte an Zartheit, Lieblichkeit und Reichtum des Duftes messen kann: die ebenso unscheinbare Stachelbeere, zu der man sich niederbeugen muss wie zum Veilchen, um ihre Gabe zu empfangen."
Ja, und wie duften sie nun, die Stachelbeerblüten? Das verrate ich nicht. Schnell hinaus in den Garten, ihr Lieben, auf die Knie vor der stacheligen Königin und selber schnuppern. Na, was sagt ihr zu dem Duft?