Wer wäre nicht gerne Pflanzenversteher, der seinen Pflanzen jeden Wunsch von den Blättern abgelesen kann? So abwegig ist der Gedanke garnicht. Pflanzen verraten gerade über ihre Blätter mehr als man häufig meint. Wenn man seine Pflanzen, den Pflegebedarf und Pflegeprobleme richtig versteht, gelingt gerade die Pflege von mediterranen Pflanzen und Exoten viel besser. In diesem Beitrag möchte ich euch zeigen, was euch eure Pflanzen zum Standort, zum Gießbedarf und über ihre kleineren und größeren Pflegeproblemen wie Blattverlust und braune Blätter verraten.
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Inhaltsverzeichnis
- Pflanzenversteher - die Grundlagen
- Pflanzen - die Lichtjäger
- Pflanzen - geerdetes Grün
- Holz oder nicht Holz - das ist hier die Frage
- Pflanzen - die Wassersparer
- Pflanzen - die Werbeprofis
- Pflegeprobleme bei Pflanzen verstehen
- Die Pflanze verliert ihre Blätter
- Gelbe Blätter - hier fehlt etwas
- Braune Blätter - watt fott es, es fott
- Wenn die Blüte ausbleibt
Pflanzenversteher - die Grundlagen
Keine Angst, das wird kein Botanik Proseminar. Allerdings benötigt man als Pflanzenversteher einige Grundkenntnisse über Pflanzen. Pflanzen können sehr kompliziert scheinen, ihr Bauplan und ihre Vegetation folgen aber einem recht einfachen Muster. Aus einem Samen oder einer Knolle keimt ein Spross, der zum Licht wächst. Dieser Spross verzweigt sich und bildet verschiedene Pflanzenteile wie Blätter, Blüten oder auch Dornen aus, die die Pflanze für Überleben und Fortpflanzung benötigt.
Bei der Variation des Grundbauplans hat sich die Evolution einiges einfallen lassen, damit Pflanzen an verschiedene Standorte optimal angepasst sind. Hier die wichtigsten Pflanzenmerkmale.
Pflanzen - die Lichtjäger
Licht ist die Grundlage für Pflanzenleben und für entwickeltes Leben überhaupt. Alle grünen Pflanzen brauchen Licht für Photosynthese und Wachstum. Als Pflanzenversteher solltet ihr also stets die Lichtverhältnisse haben. Doch ist Licht nicht gleich Licht. Jeder Standort bietet unterschiedliche Lichtverhältnisse. Im Laufe der Evolution haben sich Pflanzen an diese angepasst. Pflanzen, die im Unterholz wachsen, haben häufig große Blätter gebildet, die das wenige Licht einsammeln können. Andere Pflanzen, die in voller Sonne stehen, haben die Blätter eher verkleinert, um nicht zu vertrocknen.
Pflanzen - geerdetes Grün
Pflanzen sind auch deshalb nicht immer einfach zu verstehen, weil die meisten ihre wichtigsten Organe vor unseren Augen verbergen. Wir können bei einer Pflanze in der Regel nur ahnen, wie es um die Wurzeln oder den Wurzelballen bestellt ist. Die Wurzeln aber haben entscheidende Aufgaben. Sie versorgen die Pflanzen mit Wasser und Nährstoffen und geben ihr den nötigen Halt. Zwischen Wurzeln und Blättern besteht ein Kreislauf aus Atmung, Verdunstung und Transport von Nährstoffen aus der Erde sowie von Zucker aus den Blättern in alle Pflanzenteile.
Holz oder nicht Holz - das ist hier die Frage
Ein Pflanze, die verholzte Teile wie Stamm und Äste bildet, setzt sehr viel Energie ein, um daraus für das Überleben Vorteile zu erhalten. Holz ermöglicht ihr mehr Größenwachstum und bietet Schutz vor Frassfeinden. Sie kann mehr Laub tragen, näher ans Licht wachsen und mehr Früchte sowie Samen bilden. Die Verholzung erfordert aber auch einen unterirdischen Preis: Je höher Stamm und je breiter die Krone, desto größer muss der Wurzelapparat sein. Vor diesem Hintergrund ergibt sich vor allem bei verholzten Kübelpflanzen besonderer Pflegebedarf. Der Kübel begrenzt die Wurzeln und muss daher laufend angepasst werden, wenn es das Wachstum erfordert. Das Umtopfen von Kübelpflanzen dient also nicht nur der Versorgung mit Erde. Es bietet vielmehr auch die Chance, den Zustand der Wurzeln und das Wurzelwachstum zu begutachten.
Pflanzen - die Wassersparer
Dort, wo Pflanzen viel Sonne und Wärme haben, ist die Verdunstung hoch. Wenn gleichzeitig das Wasserangebot durch Niederschläge gering ist, muss eine Pflanze mit dem Wasser sparsam sein. Diese Sparksamkeit haben Pflanzen aus sonnig-heißen Standorten erreicht, indem sie Verdunstungsfläche -die Oberfläche ihres Laubes- im Verlauf der Evolution verkleinert haben. Vielfach wurden Oberflächen durch eine Wachsschicht versiegelt. Auch eine silbrige Farbe, die die Sonnenstrahlen reflektiert, dient dem Sonnenschutz. Auf die Spitze getrieben haben die Wassersparsamkeit die Kakteen: Sie haben die Zahl der Blätter stark verringert und auf diese Weise die Oberfläche verkleinert. Die wenigen Blätter wurden zum Wasserspeicher entwickelt. All diese Eigenschaften der Wassersparer verstehen Pflanzenversteher richtig. Sie sagen: Wenig gießen!
Pflanzen - die Werbeprofis
Werbung wirkt - wer wüsste das besser als Pflanzen. Immerhin haben sie Werbung erfunden. Ihre fehlende Mobilität haben sie bei der Partnerwahl dadurch überwunden, dass sie Insekten, Vögel und Fledermäuse als geflügelte Liebesboten anwerben. Aber dazu muss man zunächst einmal gefunden werden. Die Co-Evolution von Bestäubern und Pflanzenblüten ist für mich eines der größten Wunder der Evolution. Es gibt hochspezialisierte Blüten wie etwa die Innenblüten des Feigenbaums, die nur für die Feigenwespe interessant ist. Gleichzeitig gibt es aber auch Blüten für den Massensgeschmack, wie etwa die Blüten des Schmetterlingflieders.
Eins ist aber klar: Auffällige, duftende Blüten sollen Insekten anziehen, kleine unscheinbare Blüten wie die des Olivenbaums, überlassen dem Wind die Bestäubung. Für Pflanzenversteher ist auch der Duft der Pflanzen interessant. Hat eine Pflanze ein starkes Aroma, wie etwa der Jasmin, und dazu noch weiße Blüten, spricht vieles dafür, dass sie dämmerungs- und nachtaktive Insekten anziehen wollen.
Auch für die Standortwahl hat die Bestäubung eine wichtige Konsequenz. Eine Pflanze, die bei der Bestäubung auf Insekten angewiesen ist, muss diesen auch ein sonniges Plätzchen anbieten. Je sonniger eine Blüte wächst, umso aktiver können die Insekten bei der Bestäubung sein. Bunte Blüten brauchen also in der Regel einen sonnigen Standort.
Pflegeprobleme bei Pflanzen verstehen
Wenn ihr Pflanzenversteher seid, dann hilft das eindeutig, die Standortwahl und Pflege richtig zu gestalten. Am interessantesten sind Symptome, die sich an den Blättern zeigen. Die Blätter einer Pflanze sind -wie bei uns die Haut- Ausdruck der Gesundheit und Vitalität.
Die Pflanze verliert ihre Blätter
Wenn eine Pflanze außerhalb des Herbstes oder eine immergrüne Pflanze ihre Blätter verliert, ist das ein gravierendes Problem, das nicht ohne Weiteres verstanden werden kann. Pflanzenversteher wissen, dass es zwischen Wurzeln und Blätter einen Kreislauf gibt. Blätter verdunsten Wasser, nehmen CO2 auf und bilden mit Hilfe des Sonnenlichts Zucker. Sie geben in der Atmung, die im Schwerpunkt bei Dunkelheit erfolgt, aber auch wieder CO2 ab. Die Wurzeln liefern Wasser und Nährstoffe und nehmen den Zucker auf, der dort teilweise gespeichert wird.
Wenn eine Pflanze die Blätter abwirft, hängt das meistes mit der Störung des Wurzel-Blatt-Kreislaufs zusammen. Ursache kann Lichtmangel oder Temperaturunterschiede zwischen Wurzel und Blättern sein. Bei Lichtmangel fehlt das Licht für die Photosynthese, so dass die Pflanze mehr CO2 abgibt als aufnimmt. Das würde dauerhaft zur Aufzehrung der Pflanze für. Um das zu verhindern, werden die Blätter abgeworfen.
Bei Temperaturunterschieden ist es ähnlich. Im späten Winter kann es dazu kommen, dass die Blätter von der stärkeren Sonne schon gewärmt werden, während die Wurzeln noch kalt sind. Die Blätter können kein Wasser verdunsten. Und um die Pflanze vor dem Vertrocknen zu schützen, werden die Blätter fallengelassen.
Gelbe Blätter - hier fehlt etwas
Gelbfärbungen der Blätter haben in der Regel eine Mangelernährung als Ursache. Flächig gelbe Blätter gehen meist auf Stickstoffmangel zurück. Wenn die Blattadern grün bleiben und die Zwischenräume gelb werden, liegt meistens Eisenmangel vor. Ähnlich wie beim Eisenmangel sind beim Magnesiummangel die Blattadern grün, allerdings ist die Grünfärbung breiter als bei fehlendem Eisenmange. Sind die Gelbfärbungen noch stärker und die Blattadern nur noch ganz dünn, handelt es sich um Zinkmangel. Schließlich führt Kaliummangel zu flächig-wolkiger Gelbfärbung mit anschließender Braunfärbung der Ränder.
Diese Mangelerscheinungen müssen nicht zwangsläufig auf Nährstoffmangel zurückgehen. Auch wenn die Wurzeln Staunässe haben und die Nährstoffe nicht aufnehmen können, kommt es zur mangelbedingtem Gelbfärbung.Man sollte also stets prüfen, ob die Erde nicht zu nass ist.
Braune Blätter - watt fott es, es fott
Das kölsche Motto sagt es, wenn Blätter braun werden, ist es entweder Herbst oder einer Pflanze geht es wirklich schlecht. Braunfärbung bedeutet schlicht, dass die Blattzellen absterben. Die Ursachen können vielfältig sein. Die häufigste Ursache ist Trockenheit, die zum Welken der Blätter führt. Vorher rollen sich viele Blätter -so etwa die Blätter von Zitruspflanzen- um die Längsachse.
Wenn nur Teile der Blätter braun werden, gibt es unterschiedliche Ursachen. Überdüngung ist ein regelmäßiger Pflegefehler, der zum Absterben der Blätter fühlt. Auch Sonnenbrand nach dem Ende der Überwinterung kann es zu Braunfärbung und Absterben der Zellen führen. Eine dritte Ursache für Braunfärbung ist Blattbruch, der durch Wind oder Sturm oder beim Bewegen der Pflanzen entstehen kann.
Wenn die Blüte ausbleibt
Enttäuschung entsteht, wenn etwa ein Zitronenbaum im Frühjahr nicht blüht. Auch hier hilft es, Pflanzenversteher zu sein. Nach meiner Erfahrung ist die häufigste Ursache für fehlende Blüte zu wenig Sonnenlicht. Das braucht eine Pflanze, denn die Blütenbildung kostet viel Enerige.
Habt ihr eigene Tricks, wie ihr Pflanzen besser verstehen gelernt habt? Tragt eure Erkenntnisse doch unten bei den Kommentaren ein.
Fotos und Text: Dr. Dominik Große Holtforth
Hallo. Seit Jahren kultivieren ich hier auf ca. 600 m im unterallgäu mediterrane Pflanzen im freien.
Immer wieder stirbt bei mir eine yucca palme, die anderen überleben ganz normal. Der Stamm wird an einer Stelle weich und matschig, das dehnt sich dann im Frühjahr aus und die Pflanze geht ein. Es liegt nicht an den minimal Temperaturen. Aber an was dann????????
Die zweite Frage wäre, warum meine Magnolia grandiflora den Winter perfekt übersteht im freien und dann im Frühling die Blätter vom Stamm her gelb werden und abfallen? Was könnte da falsch laufen? Gießen tu ich genug aber auch nicht zuviel.
könnten sie mir helfen?
Vielen Dank
sauter alexander
Die Yukka ist eine Wüstenpflanze und braucht nur wenig Wasser.
Ich habe das geschilderte Problem auch einmal erlebt, als meine Yukka während der Ferien von einer Nachbarin ‚übergossen‘ wurde. Die Pflanze wurde gummig, ich musste sie wegwerfen.
Hallo,
bei der Yucca ist neben Kälte Nässe ein relevantes Problem. Kann es zu feucht für sie sein.
Bei der Magnolie stellt sich die Frage, ob der Boden genug Nährstoffe liefert. Die Pflanze ist nicht gerade genügsam. Vielleicht müssen Sie einmal düngen.
Viele Grüße
D. Große Holtforth