Im Lubera® Tee Projekt haben wir über die letzten 5 Jahre das Ziel verfolgt, Tee, die echte Teepflanze Camelia sinensis zu einer Gartenpflanze zu machen. Man muss sich einfach mal die unglaubliche Verkürzung vorstellen: Anstelle eines in weit entfernten asiatischen Ländern produzierten Tees gehe ich einfach in den Garten, ernte meine Teeblätter, giesse Wasser auf und geniesse meinen Gartentee… Ist das überhaupt möglich? Ist es nicht vielviel komplizierter, Tee zu produzieren? Was ist zum Beispiel mit der Fermentierung? Genau diese Fragen haben wir uns gestellt und im Verlaufe der Jahre zu beantworten versucht.
Welche Teeherkünfte eignen sich für unser Klima?
Tee, Camelia sinensis ist eine subtropische, keine tropische Pflanze. Das heisst aber auch, dass sie in den Randgebieten ihres Ursprungsgebietes, in China, aber auch in Korea, durchaus mit Kälte und auch mal Frost in Berührung gekommen ist und gelernt hat, mit Frost und Kälte umzugehen. Wählt man die richtigen Herkünfte aus, dann ist Tee bedingt winterhart. In unseren Tests hat sich eine Teeherkunft aus Südkorea als besonders robust herausgestellt.
Video: Lubera Tee Züchtung
In unserer Norddeutschen Baumschule in Bad Zwischenahn stehen die Pflanzen seit 5 Jahren im Boden und im Freiland ausgepflanzt. Als einzige Schutzmassnahme werden sie im Winter zwischen Dezember und Februar mit eine Schattiernetz abgedeckt und überspannt, um die Verdunstung der immergrünen Blätter (sozusagen die Achillesferse der Teepflanze) bei winterlicher Sonneneinstrahlung zu minimieren.
Wie kann man Tee herstellen?
Über die Jahrtausende hat sich in Asien, vor allem in China und Japan, ein dichtes Netz an Verfeinerungen, kulturellen Gewohnheiten, Sitten und Gebräuchen über den Tee gelegt, das für Aussenstehende nur schwer zu entziffern, zu verstehen ist. Was ist nun für den Tee essentiell wichtig, was eher historische kulturelle Tradition? Bei der zunächst kompliziert erscheinenden Herstellung des Tees ging es ursprünglich natürlich darum, ein sehr verderbliches Gut, grüne Blätter, haltbar, transportfähig und handelbar zu machen. Dazu reichte am Anfang wohl schlichtes Trocknen. Aber über die Jahrhunderte und wie gesagt eher Jahrtausende hat man gelernt, dass durch verschiedene Herstellungsweisen, über Oxidationsprozesse, durch das Rollen der Blätter, durch die Pulverisierung der Trockensubstanz zusätzliche Eigenschaften, vielfach auch 'nur' Schattierungen in den Tee gebracht werden können. Auch dafür gibt es nicht nur produktbezogenen Gründe, sondern auch wieder sozioökonomische Einflussfaktoren: Immer neue, mehr oder weniger spektakuläre, für den Trinker nur unter höchster Konzentration (Teezeremonien) nachvollziehbare Produktvarianten verhindern über Tausende von Jahren, dass die Teespitzensorten zur Commodity, zu dem gemeinen Gut verkommen, wo sie - im Teebeutelchen und in der Plastikkapsel - jetzt bei uns gelandet sind. - Aber zurück zu unserem Tee-Projekt: Welche Teezubereitung ist nun für unseren Gartentee geeignet, was von den kulturellen und produktionstechnischen Feinheiten wollen wir übernehmen? Über die Jahre hat sich gezeigt, dass im Garten und aus dem Garten vor allem zwei Tee-Herstellungsmethoden vernünftig Sinn machen: Erstens der Grüntee, mit einer etwas vereinfachten Herstellungsmethode, die in jeder Küche schnell und leicht vollzogen werden kann; und zweitens der Frischtee, den wir in einigen Videos zunächst auch ziemlich ironisch den 'falschen' Grüntee genannt haben, weil er eben aus echt grünen Blättern direkt gewonnen wird und damit eigentlich noch deutlich grüner als der traditionelle Grüntee ist ;-). Der Frischtee ist aber wahrlich der frischeste Tee, der aufgegossen werden kann: Die Pflanze steht draussen im Garten, gerade eben wurden die Blätter gepflückt, und einige Minuten, Stunden später geniesse ich schon den Teeauszug. Ein neues Teeerlebnis, auf das die Mehrzahl der Teekonsumenten über weite Teile der vieltausendjährigen Teetradition verzichten mussten!
Welche speziellen Teesorten können für den Garten und für unser nördliches Klima selektioniert und gezüchtet werden?
Nach 5 Jahren ist das Lubera Tee Projekt noch lange nicht zu Ende. Aktuell verkaufen wir unter dem Namen Fresh-T® vegetativ über Stecklinge vermehrte Pflanzen, die auf einer Sämlingsauswahl der südkoreanischen Teeherkunft basieren. Aber wir haben auch angefangen, Dutzende von verklonten, genetisch einheitlichen Teesorten zu vergleichen, zu beschreiben und auch zu vermehren.
Video: Tee Blüte und Züchtung bei Lubera
Hier geht es uns einerseits um die Garteneigenschaften, die Winterhärte, den Wuchs (möglichst verzweigt, um die Ernte der Triebspitzen zu maximieren), um grosse oder ganz kleine Blätter, um die Wuchshöhe (von ganz kompakt bis zu fast Kirschlorbeer-ähnlichen Heckenvarianten), um die unterschiedlich starke Blühneigung im Herbst und schliesslich und endlich um die Eignung zur Frischtee- und Grünteezubereitung. Diese Arbeit ist noch nicht zu Ende und wird in einigen Jahren zu verschiedenen neuen Fresh-T® Sorten aus der Lubera Züchtung führen.