Es gibt viele Veranstaltungen für leidenschaftliche Gärtner und mehr als einige davon auch in England. Aber es gibt nur ein Chelsea. Gerade Anfang dieser Woche besprach ich ein Videoprojekt für nächstes Jahr mit einer Gartenpublizistin – und ich wagte allen Ernstes vorzuschlagen, man könnte ja auch mal die Hampton Court Palace Flower Show besuchen, immerhin die grösste Blumenshow der Welt. Nachdem ich dann die Begeisterung aus ihrem Gesicht fliehen sah, machte ich aber schnell rechtsumkehrt und führte das Gespräch zurück zum heiligen Gral der Gärtner, zu Chelsea.
Aber hier, auf dem Papier und Bildschirm, darf ich ja den Gedanken mal zu Ende denken: Was würden ich vermissen, würde ich nächstes Jahr die Chelsea Flower Show NICHT besuchen:
Ganz sicher die rotgekleideten, hochdekorierten Veteranen und Pensionäre des Royal Hospitals, die durch die Menschenmengen stolzieren und ganz offensichtlich einmal im Jahr die Aufmerksamkeit geniessen.
Die Englische Gartenverrücktheit und vielleicht Sowieso-Verrücktheit, die sich in dem einen oder anderen Garten, in der einen oder anderen Kleinigkeit zeigt (das kann man allerdings in Hampton Court auch haben). Zum Beispiel ist kein Rasen zu kalt und zu nass, als dass sich Engländer nicht draufsetzen würden. Und wo sonst wäre es vorstellbar, dass ein Gärtner, sorry Gartendesigner, der Besucher durch sein Werk führt, seine Schuhe mit einem Plastiküberzug schützt. Da ist dann allerdings immer noch unklar, ob der gute Mann seine Schuhe oder aber den Garten vor den Schuhen schützen wollte. Ich persönlich tippe auf Letzteres.
Glamour und Glanz, der von den eleganten Damen und Herren, den noblen Designern ausgeht. Man fühlt sich – ziemlich wörtlich zu nehmen – ziemlich königlich in Chelsea, die ganze Ambiance hat etwas Adliges und Royalistisches (was natürlich einem helvetischen Republikaner wie mir auch etwas Baumschmerzen macht).
Das Wichtigste überhaupt ist aber die Relevanz. In Chelsea wie nirgends sonst fühlt man sich als Gärtner, als Amateur wie als Profi, WICHTIG und relevant. Wir bewegen, wir verändern die Welt, wir sind im Zentrum der Welt, mindestens unserer Welt. Wir sind in unserem Vatikan.
Wer aber ist hier Papst?