Normalerweise kümmern sich Vogelweibchen selbst um das Ausbrüten ihrer Eier sowie die Aufzucht der Jungen. Nun kann es immer Umstände geben, die ihnen das nicht ermöglichen. Infolgedessen findet man offensichtlich verwaiste Amseleier und möchte den Tieren gerne helfen. Ob das ratsam, in welcher Form dies möglich ist und was es sonst noch über Schwarzdrosseln zu wissen gibt, erläutern wir nachfolgend.
Inhaltsverzeichnis
- Allgemeine Informationen über Amseln
- Wann haben sie Brutzeit?
- Wo bauen sie ihre Nester?
- Wie sehen diese aus?
- Amseleier – Aussehen & Merkmale
- Unterschiede zu Eiern anderer Gartenvögel
- Amseleier gefunden – was ist zu tun?
- Beobachten des Geleges
- Amseleier ausbrüten – das sollte ich bedenken
- Warum stirbt ein Embryo?
- So brüte ich Amseleier aus
- Amtshilfe von anderen Vögeln
- Schwarzdrossel Aufzucht
- Videotipp der Redaktion: Amseljunges aufziehen
- Was ist noch interessant für Naturfreunde?
Allgemeine Informationen über Amseln
Bei der Amsel, Turdus merula, handelt es sich um eine Vogelart, die zur Familie der Drosseln gehört und in Parks sowie Hausgärten lebt. Der auch als Schwarzdrossel bekannte Vogel ist europaweit verbreitet; zudem ist er auch in Nordafrika, Nordasien sowie dank Einbürgerung in Australien und Neuseeland zu finden. Der Bestand gilt als nicht gefährdet, obwohl er rückläufig ist. Dies liegt vor allem an dem Usutu-Virus, dem bereits Hunderttausende der beliebten Gartenvögel zum Opfer fielen.
Die bis zu 27 cm großen Vögel unterscheiden sich geschlechtsabhängig: während Männchen ein schwarzes Gefieder und einen gelben Schnabel haben, sind die Weibchen am Rücken und den Flügeln oliv- bis dunkelbraun. Kinn, Kehle, Brust und Bauch sind gräulich, rötlich- oder gelblichbraun. Auch die Jungvögel haben dieselbe Färbung wie die Weibchen; erst nach ein paar Monaten werden die Männchen dunkler.
Schwarzdrosseln ernähren sich von Beeren, Samen, Käfern und Würmern – allerdings gelegentlich auch von Aas sowie von aus dem Nest gefallenen anderen Vögeln.
Amseln sind ausgesprochen gesprächig und können verschiedene Art von Lauten äußern:
- Melodischer Gesang (noch vor Sonnenaufgang)
- Reviergesang
- Erregtes Schreien, Tixen, Zetern
- Hohe Töne zur Paarungszeit
- Herbstgesang des Männchens
- Leise Lieder der Weibchen
Wann haben sie Brutzeit?
Schwarzdrosseln sind Frühbrüter. Dies bedeutet, dass sie bereits zeitig im Jahr brüten: je nach Witterung Ende Februar bis Anfang März. Der ersten Brut folgen ein bis zwei weitere, wobei die letzte noch im August stattfinden kann. Interessant ist, dass in milden Wintern häufig noch eine weitere Brut stattfindet – und dass diese sogar erfolgreich ist.
Meistens bleibt ein Amselpärchen die komplette Saison lang zusammen, manchmal sogar darüber hinaus. Es kann jedoch sein, dass die vermeintlichen Väter nicht dir Erzeuger sind: wissenschaftliche Tests ergaben, dass etwa ein Fünftel aller Amselmännchen Jungtiere anderer Väter aufziehen – nicht wissend, dass ihr Weibchen fremdgegangen ist….
Wo bauen sie ihre Nester?
Für gewöhnlich sind die Nester in Bäumen und Sträuchern zu finden, und zwar in einer Höhe von 1,50 m bis 2 m, wobei sie bei den späteren Bruten noch höher gelegen sind. Sie sind recht gut versteckt und liegen häufig in halbdunklen Ecken von Nadelgehölzen oder immergrünen Gewächsen. An sehr ruhigen Orten, wenn keine Gefahr droht, bauen Amseln sie auch schon mal am Boden. Auffällig ist, dass ein Amselnest grundsätzlich auf einer festen Unterlage erreichtet wird, beispielsweise auf Astgabeln. Gelegentlich ist es auch an außergewöhnlichen Stellen zu finden, wie beispielsweise auf Balkonen.
Übrigens: Das Nest wird meistens nur einmal verwendet, lediglich in Siedlungen wird es manchmal ausgebessert und für Folgebruten genutzt.
Wie sehen diese aus?
Das Amselnest selbst ist schalenförmig und wird aus Materialien hergestellt, welche sich am Boden befinden. Der Aufbau erfolgt in drei Schritten:
- Basis aus dünnen Halmen, Moos, Flechten und Halmen, welche mit etwas feuchter Erde zusammengehalten werden
- Lehmschicht, mit der das Nest ausgekleidet wird, und die im Frühjahr wesentlich dicker ist als bei späteren Bruten
- Polsterung aus Blättern, zarten Grashalmen, Papier- und Stofffetzen
Je nach Lage sind die Nester außen etwa 16 cm und innen 10 cm groß. Der Nestbau selbst geht schnell vonstatten: maximal fünf Tage werden benötigt, wobei da schon die Trocknungszeit für die Lehmschicht von etwa einem Tag miteinkalkuliert ist.
Übrigens: Amselweibchen bauen die Nester ganz alleine!
Vogelnest entfernen oder umsetzen?
Vögel füttern im Winter
Nistkasten selber bauen und aufhängen
Amseleier – Aussehen & Merkmale
Findet man Eier von Gartenvögeln, so ist einem oftmals gar nicht klar, von welcher Spezies diese eigentlich sind. Amseleier sind aufgrund ihrer Farbe jedoch recht gut von anderen Vogeleiern zu unterscheiden.
- Größe: Durchschnittlich 3 x 2 cm ist ein Amselei groß.
- Farbe: Die Eier der Schwarzdrosseln sind grün und können leicht glänzen. Zudem haben sie keine dunkle Punkte auf der Schale.
- Form: Amseleier sind oval und können zudem leicht elliptisch sein.
- Anzahl: Im Abstand von 24 Stunden legt das Amselweibchen jeweils ein Ei, bis sich 4 – 5 Eier in einem Nest befinden – zumindest zu Beginn der Brutzeit. In deren Verlauf kann es durchaus passieren, dass sich dieser Bestand dezimiert, etwa weil eines heruntergefallen oder von Wildtieren gestohlen worden ist. Es kann jedoch auch sein, dass sieben oder mehr Eier vorhanden sind. Diese stammen nicht von einem besonders fleißigen Amselpärchen, sondern von mehreren Weibchen.
Unterschiede zu Eiern anderer Gartenvögel
Sperlinge | Heckenbraunellen | Meisen | Rotkehlchen | |
Größe | 1,5 x 2,2 cm | 1,9 x 1,5 cm | 1,7 x 1,3 cm | 2 x 1,6 cm |
Farbe | weiß bis grünlich | grün-blau | weiß | rötlich |
Form | oval | eirund | rund-oval | oval – kurz-oval |
Besonderheiten | graue oder braune Flecken | glatte Oberfläche, glänzend, gelegentlich kleine Punkte | schwache bräunliche oder ziegelrote Flecken | dicht rostbraun gefleckt oder gewölkt |
Durchschnittliche Anzahl | 4 – 6 | 3 – 6 | 6 – 12 | 5 – 7 |
Lage des Nestes | Hohlräume, Nischen, gelegentlich in Sträuchern | bevorzugt bodennah im Dickicht, gelegentlich in Hecken | Baumhöhlen, Hohlräume, Nistkästen | Boden-vertiefungen, Baumhöhlen, Böschungen, selten höher in Gehölzen |
Form | kugelförmig | napfförmig | höhlenförmig | napfförmig |
Besonderheiten des Nestes | seitlicher Eingang | liegt im Schatten | innen stark ausgepolstert | nur 5 cm Durchmesser im Inneren |
Amseleier gefunden – was ist zu tun?
Als echter Naturfreund hat man nur einen Gedanken, wenn man verwaiste Amseleier gefunden hat: ich möchte helfen! Oft schnappt man sich völlig überstürzt die Eier und rennt zum Tierarzt oder Tierheim, wo man erfahren muss, dass dies der falsche Weg ist. Man kann nicht einfach Eier wildlebender Vögel aus dem Nest nehmen und hoffen, dass sich irgendwie, irgendwann daraus Küken entwickeln werden.
Lag ein Amselei auf der Erde, so sollte man zunächst das Nest suchen und es dann vorsichtig – mit Handschuhen – dort hineinlegen.
Beobachten des Geleges
Zunächst muss das Nest beobachtet werden, und zwar über einen Zeitraum von einigen Tagen. Oft kommt die Amselmutter wieder zu ihrem Gelege zurück und kümmert sich selbst darum. Ein menschliches Eingreifen wäre fatal, zumal ein wichtiger Aspekt im verhalten der Schwarzdrossel bedacht werden sollte: ein Weibchen legt das erste Ei und entfernt sich dann häufig von ihrem Nest. Nach etwa 24 Stunden legt die das zweite und beginnt auch dann noch nicht mit dem Brüten. Dies tut sie erst nach weiteren 24 Stunden mit der Ablage des dritten Eis. Es kann also durchaus sein, dass seitens der Amselmama alles in Ordnung ist und man sich überhaupt keine Sorgen um den nachwuchs der Gartenvögel machen muss.
Kommt allerdings keine erwachsene Amsel zurück, sollte man sich Gedanken darüber machen, ob man helfen möchte oder der Natur ihren Lauf lässt…Dasselbe sollte man tun, wenn ein bereits geschlüpftes Küken offensichtlich nicht versorgt wird. Auch hier ist beobachten angesagt; mindestens zwei Stunden lang.
Amseleier ausbrüten – das sollte ich bedenken
Es ist tatsächlich möglich, Amseleier auszubrüten. Bevor man sich zu einem solchen Schritt entschließt, sollte dieser wohlüberlegt sein:
- Eine Bebrütung ist nicht immer erfolgreich
- Selbst, wenn Küken schlüpfen, können diese missgebildet sein und/oder nach kurzer Zeit versterben
- Auch gesunde Küken aufzuziehen, kosten viel Kraft und Zeit
- Die Gefahr von Vermenschlichung der Jungvögel ist riesengroß; besonders bei Enten und Rabenvögeln
Handaufzuchten haben in den seltensten Fällen eine Chance als freilebende Vogel. Ihnen fehlen die Verhaltensweisen, die ihnen von ihren Artgenossen beigebracht werden. Was soll mit der Amsel geschehen, wenn sie erwachsen geworden ist?
Es ist immer ratsam, sich mit einer Wildvogelstation oder einem Tier- beziehungsweise Naturschutzverein in Verbindung zu setzen, um diese Problematik zu erörtern.
Warum stirbt ein Embryo?
Die Gründe, warum ein Embryo in seinem Ei stirbt, sind mannigfaltig. Häufig sind Bakterien, Viren oder Pilze ursächlich für seinen Tod; es können jedoch auch andere Ursachen vorliegen:
- Temperaturschwankungen
- Zu hohe oder zu niedrige Temperaturen
- Ei trocknet aufgrund zu niedriger Luftfeuchtigkeit aus
- Hohe Luftfeuchtigkeit führt zum Ertrinken des Embryos
- Eierschale ist beschädigt
Auch können die Gründe in dem Embryo selbst vorliegen:
- Krank
- Falsche Stellung
So brüte ich Amseleier aus
Grundsätzlich werden Amseleier niemals mit bloßen Händen angefasst, sondern mit Handschuhen. An menschlichen Händen befindet sich immer Fett sowie andere Substanzen, welche die kleinen Atemlöcher in der Eierschale verstopfen können. Ein eventuell vorhandener Embryo würde dann qualvoll ersticken.
Jegliche Überlegung, ob man Amseleier ausbrüten soll oder nicht, wird sich erübrigen, wenn besagte Eier nicht befruchtet ist. Dies sollte umgehend festgestellt werden, und zwar mithilfe einer starken Lichtquelle, beispielsweise einer Taschenlampe. Mit dieser wird das Ei angeleuchtet. Ist es hell und durchsichtig, so kann man davon ausgehen, dass es nicht befruchtet worden ist. Wenn sich jedoch ein Küken in dem Ei entwickelt, so ist die Schale undurchsichtig.
In freier Natur werden die Amseleier bei konstanten Temperaturen von 38° C ausgebrütet; zudem sollte die Luftfeuchtigkeit bei etwa 55 % liegen. Derartige Bedingungen sind in menschlichen Behausungen nicht vorhanden, so dass ein spezieller Brutkasten zur Hilfe genommen werden sollte. In diesen werden die Eier gelegt. Nach etwa zwei Wochen werden die Küken schlüpfen. Bis es soweit ist, müssen die Amseleier regelmäßig gewendet werden; und zwar dreimal täglich.
Lubera-Tipp: Bei Hühner- oder Taubenzuchtvereinen nachfragen, ob diese einen solchen Brutapparat verleihen können.
Amtshilfe von anderen Vögeln
Wesentlich einfacher ist es, wenn andere Gartenvögel die Aufgabe der Amseleltern übernehmen und die Eier zusammen mit ihren eigenen ausbrüten. Eine solche „Amtshilfe“ ist jedoch nur dann sinnvoll, wenn es sich nur um ein bis zwei verwaiste Amseleier handelt und das eigene Nest nicht bereits randvoll ist. Tauben wird nahgesagt, dass sie sehr gute Ersatzeltern sind. Allerdings haben sie den Nachteil, dass ihre Nester häufig sehr schlampig gebaut sind, so dass die Eier gerne mal herausfallen…
Schwarzdrossel Aufzucht
An dieser Stelle sei noch einmal erwähnt, dass die Aufzucht von Jungvögeln kein Kinderspiel ist und wirklich nur dann versucht werden sollte, wenn man selbst genügend Zeit, Pflichtbewusstsein und Sachverstand besitzt. Ein simples „ach die armen Vögelchen, da helfe ich mal“ ist zwar lieb gemeint, hilft aber im Endeffekt niemandem.
Wenn der angenommene Zeitpunkt des Schlüpfens naht, müssen die Amseleier genau beobachtet werden. Für gewöhnlich schlüpfen die Küken, indem sie mit dem Schnabel von innen an die Eierschale picken und diese dann aufbrechen. Doch nicht immer haben die kleinen Vögel genügend Kraft, so dass ihnen ihre Eltern dabei helfen. Diese Aufgabe muss von den menschlichen Zieheltern übernommen werden, indem sie vorsichtig die Eierschale aufknacken. Sobald das Küken sich befreit hat, setzt die Lungenatmung ein. Leider kann es immer wieder passieren, dass dies nicht der Fall ist – die Küken sterben kurz nach ihrer Geburt.
Ist auch diese Hürde gemeistert, wird mit der eigentlichen Aufzucht begonnen.
- Das Küken muss warmgehalten werden; ein Korb mit Zeitung und einem Handtuch sowie Stoffresten ausgelegt, ist ideal
- Wärmelampe über dem Körbchen aufhängen
- Mit einer Pipette wird regelmäßig Aufzuchtfutter verabreicht
- Dieses muss auf die speziellen Bedürfnisse der Amseln abgestimmt sein
- Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang wird gefüttert, sobald die junge Amsel ruft, spätestens jedoch nach 30 Minuten
- Futter wird am Schnabelrand verteilt
- Nur kleine Portionen geben!
- Leitungswasser als Durstlöscher nicht vergessen
Wird die Amsel älter, kann sie eine Mischung aus
- Beoperlen,
- Obst und
- Würmern
bekommen.
Videotipp der Redaktion: Amseljunges aufziehen
In folgendem Video wird sehr schön gezeigt und beschrieben, wie man junge Amseln aufziehen kann. Reinschauen lohnt sich!
Was ist noch interessant für Naturfreunde?
Diese Fragen stellen Naturfreunde häufig:
Wie lange überleben Vogeleier ohne Wärme?
Es kommt darauf an, ob sie bereits angebrütet gewesen sind oder nicht. Ist dies nicht der Fall, so können sie einige Tage ohne Wärme auskommen. Hat sich jedoch bereits ein Embryo entwickelt, so wird dieser nur wenige Stunden überleben können, wenn das Ei nicht gewärmt wird.
Wie lange können Amseleier alleine gelassen werden?
Sind sie bereits angebrütet, werden Amseleier von den Eltern nicht länger als 30 Minuten alleine gelassen. In sehr seltenen Fällen, etwa bei Gefahr, sind die Eltern bis zu zwei Stunden weg, aber das sind wirklich absolute Ausnahmen. Grundsätzlich sitzt immer eines der adulten Tiere auf den Eiern.
Wie lange dauert das Brüten bei den Amseln?
Zwischen 14 Tagen und drei Wochen dauert die Brutzeit an. Danach schlüpfen die Jungen im selben Abstand wie die Eier gelegt wurden, so dass nach einigen Tagen alle auf der Welt sind. sie verbleiben etwa vier Wochen im Nest, bevor sie flügge werden.
Symbolgraphiken: © unicusx – stock.adobe.com; NAEPHOTO – stock.adobe.com (2 & 5); FreeProd – stock.adobe.com; lorenza62 – stock.adobe.com; stylefoto24 – stock.adobe.com; Meermandy – stock.adobe.com
Mein Amselei
Hallo,
sicherlich können auch einige Zoohandlungen helfen und ihre Erfahrungen teilen bzw. die entsprechende Ausrüstung haben um ein Ei auszubrüten. Es ist keine leichte Aufgabe sich um ein Ei zu kümmern.
Wir drücken die Daumen und hoffen auf weitere Kommentare die helfen können.
Ihr Lubera Team