Die Bauernregeln für September spiegeln unsere Gefühle als Gärtner: Der Sommer geht – definitiv, aber nur für dieses Jahr – zu Ende. Doch auch wenn das Jahr nun sachte ausgezählt wird, dürfen wir optimistisch in die nächsten Wochen schauen, wenn wenigstens der Anfang des Monats wettertechnisch kein Reinfall wird. Motivieren wir uns einfach zum nahenden Sommerausklang mit einer meiner persönlichen Lieblingsbauernregel, die da lautet: "Ist der Erste hübsch und rein, wird es der ganze Monat sein".
Inhaltsverzeichnis
- Bauernregeln modern interpretiert – wenn Schlechtes auch Gutes bedeuten kann
- Bauernregeln für September: Der Meteorologische Hintergrund
- Der Altweibersommer mit dem Liebfrauenfäden
- Das objektive Septemberwetter im Überblick
- Naturbeobachtungen und Bauernregeln für September
- Nagetiere
- Kraniche
- Schmetterlinge
- Eidechsen
- Erntedank am 4. Oktober 2020
- Unsere Auswahl der schönsten Bauernregeln für September
Allerdings soll ja der "der September der Mai des Herbstes" sein. Da können wir nur hoffen, dass der diesjährige September nicht den Mai dieses Jahres zum Vorbild nimmt, als unsere Obstbäume und Beerenobststräucher richtig hartnäckige Eisheilige aushalten mussten (in Niedersachsen zum Beispiel 9 Tage Frost, aber als Entschädigung stolze 230 Sonnenstunden).
Bauernregeln modern interpretiert – wenn Schlechtes auch Gutes bedeuten kann
Der Mechanismus der Bauernregeln funktioniert ja meist so, dass negative Ereignisse auf zukünftige negative Ereignisse vorausdeuten:
- "Donnert es im September, gibt es viel Schnee im Dezember."
Aber was den Bauern vor hundert Jahren noch Angst machte, ein langer, schneereicher Winter, allenfalls Futtermangel, das kann heute locker auch ganz anders gedeutet werden: Wer würde sich nicht endlich wieder einmal über weisse Weihnachten freuen, mit einer dicken und wärmenden Schneedecke über dem Land und über den Gartenpflanzen.
Bauernregeln für September: Der Meteorologische Hintergrund
Aber Bauernregeln funktionieren nicht nur willkürlich und zufällig, sie haben häufig auch einen konkreten meteorologischen Hintergrund. Unabhängig davon, zu welcher Zeit sich im September ein stärkeres Hochdruckgebiet aufbaut, ist dessen Erhaltungsneigung zu dieser Zeit vergleichsweise stark ausgeprägt. Ein solches Hochdruckgebiet kann sich im ersten und letzten Septemberdrittel zwischen 8 bis 10 Tage halten und ebenso gut mehrere Wochen dauern. Diese ausgeprägte Schönwetterperiode, für die es allerdings, im Gegensatz zu Eisheiligen, Schafskälte und Siebenschläfertag keinen fixen Termin in den Bauernregeln für September gibt, ist bereits seit vielen Generationen als "Altweibersommer" geläufig.
Der Altweibersommer mit dem Liebfrauenfäden
"Altweibersommer" ist auf den ersten Blick und im Zeitalter der Political Correctness ein nahezu asozialer Begriff, dessen tatsächlicher Ursprung sich jedoch überraschend harmlos erklärt. Der Altweibersommer gilt auch als Fünte Jahreszeit oder als "Sommer, auf den Verlass ist". Aber was bitte hat das alles mit "Weibern" zu tun? Garn nichts! "Weiber" bezieht sich auf das "Weiben", wie man um 1800 das "Weben", das Knüpfen von Spinnweben, nannte. Für die Arbeit der kaum sichtbaren Wollspinnen mit ihren hauchdünnen Flugfäden, muss vom Erdboden eine gewisse Thermik ausgehen und Windstille herrschen, die es den nur ein paar hundertstel Gramm wiegenden Tierchen ermöglicht, sich in höhere Luftschichten tragen zu lassen. Bei beständiger Schönwetterlage lässt sich der Flugsommer der winzigen Spinnen am frühen Morgen im Garten am besten spüren, sogar im Gesicht, wenn man nichts ahnend durch Fäden läuft… Die zierlichen Fäden, die nach einem alten Volksglauben aus den Kleidern einer Göttin, und christianisiert aus dem Mantel Marias stammen sollen, kommen allerdings aus dem recht agilen Hinterteil der Spinnen und werden in der frühchristlichen Literatur als Liebfrauenfäden (auch Mariengarn oder Marienseide) bezeichnet. Bleibt der Altweibersommer ausnahmsweise einmal aus, finden sich diese Sommerweben lediglich vereinzelt und nur an besonders windgeschützten Plätzen.

Genau das ist der September: Das Ende Des Sommers, das sich schon im August ankündigte, der Herbst als fragile Übergangsphase, die schon auf den Winter vorausweist. Entsprechend sind die Wochen dieser meteorologischen Übergangsphase zum Herbst auch für allerlei historische Wetterrekorde gut:
- Höchste Tagestemperatur: im thüringischen Jena am 3. September 1911 mit sagenhaften 36,5 °C;
- Tiefste Tagestemperatur: in Garmisch-Partenkirchen mit gerade einmal 5,3 °C am 30. September 1936;
- Tiefste Nachttemperatur: in Hof am 24. September 1948 mit extrem kühlen 4 °C.
Und schliesslich gab es 1983 (und somit vielen Bauernregeln für September zum Trotz!) einen besonders warmen, beinahe schon tropischen Altweibersommer, der am 26.9. seinen Höhepunkt mit einer zweiten Apfelblüte im Landkreis Würzburg gefunden hat.
Das objektive Septemberwetter im Überblick
Mit welchen Mittelwerten bei Temperaturen und Niederschlagsmengen regional gerechnet werden kann und wie hoch die Sonnenscheindauer erfahrungsgemäss im September ausfällt, zeigt die folgende Übersicht:
Region |
Höchst- |
Tiefst- |
Durch- |
Nieder- |
Nieder- schlags- tage |
Sonnen- schein- dauer in Stunden |
Nieder-Österreich |
20,1 |
11,4 |
15,75 |
42 |
10 |
6,6 |
Österreichische Alpen |
20,8 |
6,9 |
13,85 |
84 |
14 |
5,9 |
Schweizer Alpen |
23,1 |
12,8 |
17,95 |
159 |
9 |
6,3 |
Schweiz Kanton Aargau |
20,4 |
10,5 |
15,45 |
108 |
10 |
5,5 |
Deutsche Alpen |
15 |
8,3 |
11,65 |
114 |
10 |
6 |
Bodensee |
19,5 |
8,4 |
13,95 |
93 |
14 |
5,9 |
München |
19,1 |
8,9 |
14 |
79 |
9 |
5,8 |
Schwarzwald |
17 |
8,4 |
12,7 |
116 |
15 |
5,8 |
Bayerischer Wald |
12,8 |
6,7 |
9,75 |
97 |
17 |
4,3 |
Erzgebirge |
21,9 |
1,6 |
11.75 |
78 |
14 |
4,7 |
Thüringer Wald |
20,8 |
2,3 |
11,55 |
87 |
15 |
4,6 |
Harz |
15,7 |
7,8 |
11,75 |
97 |
15 |
5,4 |
Frankfurt am Main |
20,2 |
9,7 |
14,95 |
48 |
7 |
5,3 |
Eifel |
15,8 |
8,9 |
12,35 |
64 |
10 |
4,7 |
Köln |
19,7 |
9,5 |
14,6 |
62 |
10 |
4,8 |
Lüneburger Heide |
19 |
8,5 |
13,75 |
57 |
15 |
5,7 |
Berlin |
19 |
10,5 |
14,75 |
46 |
8 |
5,2 |
Mecklenburg Seeplatte |
25,6 |
3,6 |
14,6 |
47 |
13 |
5,7 |
Hamburg |
18 |
9,4 |
13,7 |
70 |
11 |
4,7 |
Deutsche Bucht |
16,9 |
13,2 |
15,05 |
80 |
11 |
5,5 |
Ostseeküste |
17,2 |
10,6 |
13,9 |
47 |
13 |
5,3 |
Quelle: Bernhard Michels "Altes Wetterwissen wieder entdeckt" BLV Verlag 2011
Naturbeobachtungen und Bauernregeln für September
Mit dem beginnenden Herbst lässt sich in unseren Gärten aber noch viel mehr beobachten. Viele Früchte stehen kurz vor ihrer Reife, einige Pflanzen wie auch Tiere bereiten sich bereits auf den Winter vor und die Vögel sammeln sich langsam für die Reise in südlichere Gefilde.
Wie in jedem Monat verwenden die Bauernregeln im September eine Reihe charakteristischer Tierphänomene. Generell beginnen jetzt sämtliche überwinternden Tiere sich ihren "Winterspeck" anzulegen. Wildschweine, die Ihren Garten hoffentlich meiden, fressen besonders grosse Mengen an Bucheckern, Kastanien, Eicheln, vergreifen sich aber notfalls mit Vergnügen an den Beeren vieler Heckensträucher und machen selbst vor Äpfeln und Birnen keinen Halt.
Nagetiere
Bilche, wie Baum- und Gartenschläfer sowie Haselmäuse sind in Begriff, sich Baum- und Bodenhöhlen auf ihren bevorstehenden Winterschlaf vorzubereiten. Dabei sind sie in der Lage, ihre Körpertemperatur auf 1 °C abzusenken und die Pulsfrequenz auf ein Zehntel des Normalwertes herunterzufahren.
Kraniche
Die imposanten Tiere beginnen sich je nach Wetterlage ab September/Oktober auf den abgeernteten Feldern der Bauern zu sammeln, um sich auf ihren alljährlichen Vogelflug vorzubereiten. Wenn Sie die abendlichen Flugübungen in Ihrer Nachbarschaft beobachten: Der Deutsche Vogelschutzbund wie auch andere naturkundliche Vereine sind an Informationen darüber (Datum, Uhrzeit, Anzahl der Vögel, Ort und Flugrichtung) sehr interessiert!
Schmetterlinge
Da blühende Pflanzen im Garten so langsam rar werden, versammeln sich Admiral und Spätsommerfalter in grosser Anzahl am jetzt noch in der Blüte stehendem Efeu, in kleereichen Wiesen und sogar in den Blumenkästen und -kübeln auf Balkonen und Terrassen.
Eidechsen
Gartenteichbesitzer können den Umzug der Miniaturreptilien sehr lebhaft wahrnehmen, den ab Mitte September wird es Zeit, dass sich die Tiere in ihre Erd- oder Mauerlöcher oder unter einen ruhig gelegenen Reisighaufen zurückziehen.
Und so zeigt sich denn die Tier- und Insektenwelt in den Bauernregeln:
- "Im September grosse Ameisenhügel, strafft der Winter schon die Zügel."
- "Wenn viele Spinnen kriechen, sie schon den Winter riechen."
- "Scharren die Mäuse tief sich ein, wird ein harter Winter sein, und viel härter noch, bauen jetzt die Ameisen hoch."
- "Bleiben die Schwalben lange, so sei vor dem Winter nicht bange."
- "Geht der Hirsch in die Brunft, so sähe Korn und Vernunft."
Erntedank am 4. Oktober 2020
Am 4. Oktober 2020, also dem ersten Sonntag nach Michaelis, findet das traditionelle Erntedankfest statt. Ehrfürchtig trugen die Bauern an diesem Feiertag früher die letzte Garbe vom Acker nach Hause, bevor man später in der evangelischen Kirchengemeinde die geernteten Feldfrüchte segnete. Das Erntedankfest war bei unseren Vorfahren mit sehr viel Brauchtum verbunden, da n 80 Prozent der Bevölkerung vom oder sogar auf dem Land und während der Winterzeit in Abhängigkeit von der eingebrachten Ernte lebten. Auch wenn heute auf solch einem Dorffest alles ein wenig moderner zugeht, lohnt sich eine Landparty am letzten Septemberwochenende immer noch.
Unsere Auswahl der schönsten Bauernregeln für September
- "Ist Regine (7. September) warm und sonnig, bleibt der Winter lange wonnig."
- "Wenn es an Portus (11. September) nicht nässt, ein dürrer Herbst sich erwarten lässt." (DÜRR tönt ein wenig dramatisch, so dass wir diese Ankündigung bereits gelten lassen, wenn der beginnende Herbst weniger Regen bringt als sonst üblich.)
- "Ist es hell am Kreuzerhöhungstag (14. September), dann folgt ein strenger Winter nach."
- "Trocken wird das Frühjahr sein, wenn St. Lambert (17. September) klar und rein."
- "Zeigt sich klar Mauritius (22. September), viel Sturm er bringen muss!"
- "Regnet es sanft am Michelstag (29. September), nasser Herbst gern folgen mag."
- "Kommt der Michel heiter und schön, wird’s 4 Wochen so weitergeh’n."
- "Michel mit Nord und Ost, kündet klirrenden Frost."
- "Wenn Michael durch die Pfützen geht, ein milder Winter vor uns steht."
- "Regnet’s am Michaelistag, folgt ein milder Winter nach, wenn aber zu Michel der Wind kalt weht, ein harter Winter zu erwarten steht."
- "Wenn der Erzengel seine Flügel badet, regnet es bis Weihnachten und man kann auf milde Wetter hoffen."
- "Wenn Michael viel Eicheln bringt, Weihnachten die Felder mit Schnee dann düngt."
- "Wenn die Vögel nicht ziehen vor Michaeli wird nicht Winter vor Christi Geburt."
- "Donnert’s im September noch, wird der Schnee um Weihnacht hoch" (auch: "… liegt im März der Schnee noch hoch.").
- "Wie im September tritt der Neumond ein, so wird das Wetter den Herbst durch sein."
- "Wenn du’s säst ins freie Land vor und nach des Neumonds Stand, wächst wenig Unkraut und kein Brand."
- "ist der Monatswechsel zu trocken, wird auch der September in 4 von 5 Jahren zu trocken."
- "Der Altweibersommer tut nicht lang gut, und steht er auch in aller Heiligen Hut."
- "Wenn es im September donnert, gibt es viele Pflaumen im nächsten Jahr."
- "Sitzen die Birnen Anfang September noch fest am Stiel, bringt der Winter Kälte viel."