Ein guter Garten braucht einen guten Gartenzaun. Aus gestalterischen Gründen, aber natürlich auch, um allerlei Fressfeinde von den Pflanzen fernzuhalten.
Erst die Umfriedung unterscheidet das Feld vom Garten. Bei meinem aktuellen Herzensgärtchen ausserhalb von Biel ist das besonders frappant. Weil da nämlich Tiere ringsherum leben. Rehe zum Bespiel. Oh ein Reh, wie schön! Im ersten Moment hab ich mich gefreut, wie ich da des Winters am Mist schaufeln war, so ein herziges, zutrauliches Reh, das mich mit seinen sanften Augen gwundrig ansah. Und dann gleich noch eins, und ein drittes. Jööö. Aber natürlich trügte der unschuldige Blick. Die drei Rehe wollten nicht einfach guten Tag sagen. Sie hatten Hunger. Und scheu waren sie nicht im Geringsten. Wie ich mir noch überlegte, dass ja nun mitten im Winter wirklich nicht mehr viel da sei zum Auffressen, mich schon fast bei ihnen entschuldigen wollte, dass ich bereits selbst die letzten Wintersalate und auch allen Nüssler geerntet hatte, dass nicht einmal mehr Rosenkohl übrig war, weil wir auch den eben sehr gerne selber essen, und ihnen sagen wollte, sie sollten doch wiederkommen im Frühling, wenn ich am Jäten sei, da habe es dann genug für alle, da sah ich, dass sie sich den beiden jungen Bäumen zuwandten, die ich im Herbst etwas oberhalb des Gartens gepflanzt hatte, ein Kaki und ein weisser Tellerpfirsichbaum. Zum Glück hatte ich noch etwas Hühnerdraht übrigen. In exponierten Lagen sollte man immer eine Rolle Hühnerdraht zur Hand haben! Ich habe mit Hühnerdraht auch schon Bäume vor Biberfrass gerettet (im Seegärtchen in Twann), und ausserdem gibt es nichts besseres, um Katzen von frisch angesäten Beeten fernzuhalten, als eben Hühnerdraht darüber auszurollen.
Auf die Schnelle verpasste ich meinen Bäumchen also provisorische Einzäunungen, ein paar alte Weidenstecken (oh, man hätte sie leichter in den Boden rammen können, als dieser noch nicht gefroren war!), und den Draht drumgewickelt, das würde mal für?s Erste reichen. Den eigentlichen Gemüsegarten hatten wir letztes Jahr mit einem provisorischen Zaun aus alten Ästen eingefasst, nun überprüfe ich jeden Quadratmeter auf Lücken. So ein Reh ist ja nicht sehr gross, und ausserdem springen sie ziemlich hoch.
Der Hauptgrund aber, warum man im Garten Zäune anlegen sollte ist der: an Zäunen kann man Pflanzen befestigen. Einerseits sehen Stockmalven, Sonnenblumen und andere hohe Bauerngartenpflanzen an einem Zaun ausgesprochen malerisch aus, und können bei Bedarf daran auch festgebunden werden, bevor sie umzukippen drohen. Und natürlich dienen Zäune dazu, sie mit Kletterpflanzen zu beranken. Edelwicken zum Beispiel brauchen unbedingt einen Zaun, er muss nicht hoch sein, ein Meter reicht. Es reicht sogar, ein paar Pflöcke einzuschlagen und eine Bahn Hühnerdraht daran zu befestigen. Und die Edelwicken übrigens sollten nun gleich gesät, so nicht schon im November geschehen! Sie brauchen recht lange, um zu gedeihen. Die Samen über Nacht einweichen, und dann in mit Erde gefüllte Klopapierrollen stecken. Im Frühling kommen sie dann direkt mit dem Karton in den Boden, so dass ihre Wurzeln nicht gestört werden. Bei grösseren Zäunen denkt man natürlich an Kletterrosen. Diese können jetzt noch wurzelnackt bestellt werden im Fachhandel. Ich werde mich auch gleich hinter die Kataloge machen, die Idee ist, mit Ramblern ein hübsches Dickicht um das Gärtchen herum anzulegen, eine richtige blühende Hecke mit einheimischen Büschen und vielen, vielen Rosen. In meinen winterlichen Träumen wuchert das alles schon so üppig, dass auch für die Rehe noch genug übrig ist, so sie dann von aussen her ein paar Zweige anknabbern möchten.
Wer auf die Schnelle einen Zaun braucht, denke auch an Weiden. Bis etwa in einem Monat kann man nämlich die langen Weidenruten schneiden, die dafür benötigt werden, und sobald der Boden nicht mehr gefroren ist und die Weiden auszutreiben beginnen, steckt man damit lebendige Zäune. Das Gute an Weidenzäunen ist, dass man dafür im Prinzip keine Bewilligung braucht. Man steckt ja bloss ein paar Zweige in den Boden, die man ganz gut wieder entfernen könnte, falls jemand sich sehr daran stören sollte. Sie sehen am Anfang wirklich harmlos aus, ein dünnes wackliges Zäunchen, wer wollte schon etwas dagegen haben. Und dann legen sie los, sobald es wärmer wird. Sie wachsen so schnell, man kann fast zusehen, wie sie grün werden und in den Himmel schiessen. Nur Achtung, sie wachsen wirklich schnell, und sie hören damit auch nicht auf, wenn man den Nachbarn längst nicht mehr sieht und eh kein Reh mehr durchkommen würde. Ich handhabe es mit den Weiden so, dass ich sie jeweils nach etwa drei Jahren wieder entferne. Meist hat man bis dann ja auch wieder eine andere Zaunidee.