Schrebergarten-Vereine sind immer auch ein Spiegelbild der Gesellschaft. Denn das Schrebergarten mieten wird immer mehr zum Trend. Vor fast 90 Jahren musste sich noch so mancher Lauben-Pieper den Spott eines Erich Weinert gefallen lassen, der da dichtete: „ Der Postbeamte Emil Pelle hat eine Laubenlandparzelle, wo er nach Feierabend gräbt und auch die Urlaubszeit verlebt. Ein Sommerläubchen mit Tapete, ein Stallgebäude, Blumenbeete. Hübsch eingefasst mit frischem Kies, sind Pelles Sommerparadies. Zwar ist das Paradies recht enge mit fünfzehn Meter Seitenlänge; Doch pflanzt er seinen Blumenpott so würdig wie der liebe Gott…“
Schrebergarten mieten wird immer beliebter
Der Spott des Gedichts „Ferientag eines Unpolitischen“ zielte auf die angebliche Spießigkeit der Schrebergarten-Liebe ab, war sie doch so gar nicht nach dem Geschmack revolutionärer Sozialisten. Sollte es doch nach deren Vorstellungen keine kleinbürgerlichen Interessen mehr geben. Überzeugen konnten sie damit nicht wirklich viele, Schrebergärten schossen auch später zu DDR-Zeiten wie Pilze aus dem Boden und waren heiß begehrt.
Es lässt sich eben doch nicht alles ideologisch verwurschteln, das wussten schon die alten Chinesen. Ein von dort überliefertes Sprichwort weiß unter anderem:
- „…Willst Du aber ein Leben lang glücklich sein, so schaffe Dir einen Garten.“
Das hat sich bis zum heutigen Tage so gehalten und erfährt gerade in letzter Zeit einen regelrechten Boom. Vor allem die Deutschen haben klare Vorstellungen von ihrer Freizeit und lassen sich dort auch nicht hineinreden. Ein Garten gehört für viele dazu und sei er auch noch so klein.
Lubera-Tipp: In Deutschland gibt es heute fast 1 Mio. Kleingärten. Lag das Durchschnittsalter ihrer Besitzer unlängst noch bei 60 Jahren, so sinkt die Altersgrenze in jüngster Zeit rapide.
Gerade in den Großstädten werden die Warteschlangen auf eine Parzelle immer länger. Für junge Familien ist ein Schrebergarten zur echten Alternative geworden, um nicht wieder aus den Ballungszentren an die Ränder ziehen zu müssen. Trotz des deutlichen Verlangens nach Grün und Erholung, wollen viele auch auf die Vorzüge einer Großstadt nicht verzichten. So stört es bisher auch noch wenig, dass jeder Schrebergarten mit klaren Regeln belegt ist.
Regeln und Gesetze für Schrebergärtenvereine
Auch in den Schrebergärten wiehert noch der deutsche Amtsschimmel. Damit das mit dem Garten in Gemeinschaft klappt, hat man das Bundeskleingartengesetz (BKleingG) geschrieben. Die dort fixierten Grundsätze sind von allen Pächtern einzuhalten.
Danach sind der
- Anbau von Obst und Gemüse natürlich Pflicht. Müßiggang geht sicher anders.
- Die Größe der Laube wird konsequent in Maßen vorgeschrieben
- und der Garten muss auch noch einsehbar für Passanten bleiben.
Das soll der Kontaktaufnahme dienen und die Gemeinschaft fördern. Schließlich sind alle Pächter Pflichtmitglieder im selben Verein, Vereinsbrüder und Vereinsschwestern sozusagen. Ob derlei rigide Regeln allerdings noch zeitgemäß sind, das darf bezweifelt werden. Vieles im Kleingarten-Leben scheint derart antiquiert und verbohrt, dass es gründlicher Überholung bedarf.
Haben sich doch die Motive einer Gartennutzung inzwischen vervielfacht und spiegeln damit weiterhin die Vielfalt in der Gesellschaft wider. Insofern kann der neuerliche Run auf die Schrebergärten auch hier für Entstaubung und Modernisierung sorgen. Warum soll sich dort nicht jeder auch nach seinen Vorstellungen erholen dürfen?
Unser Buch-Tipp: Mein schöner Schrebergarten: idyllisch – natürlich – hipp
Textquelle: Ralph Kaste
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