Die Kräuselkrankheit ist eine wirkliche Plage. Eine Beleidigung fast für jeden Fruchtfreund: Da hätte man südliche Früchte, die Nektarine und den Pfirsich, die bei uns eigentlich gut gedeihen, deren Baum leidlich winterhart ist und die auch gut ausreifen, ja deren Qualität aus dem Garten deutlich besser ist als im Supermarkt, da die Früchte essreif geerntet werden können… und wenn man sich dann nach der wunderschönen Blüte schon fast im Garten Eden wähnt und bereits von riesigen Erträgen träumt, taucht die Kräuselkrankheit auf, verkrüppelt die Blätter, zerstört die Schönheit und Vitalität des Baums und lässt schliesslich auch die meisten Früchte abfallen. Was Sie dagegen tun können, möchten wir Ihnen in diesem Beitrag zeigen. Im Lubera Gartenshop können Sie robuste und kräftige Obstbäume online kaufen.
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Was kann man gegen Kräuselkrankheit tun?
Das ist eine der meistgestellten Fragen im späten Frühling und Frühsommer. Und nicht selten und eigentlich auch verständlicherweise wendet sich der Ärger des Kunden gegen uns: “Jetzt habe ich doch eine tolerante Sorte gekauft, und schon hat sie Kräuselkrankheit.” “Das Bäumchen ist nur 2 Jahre alt und schon voll befallen” etc. Sorry, wir sind Gärtner, aber nicht die Mörder und leider nicht die Zauberer … Wir können die Kräuselkrankheit nicht ändern und auch nicht aus der Welt schaffen. Leider. Aber wir können aufzeigen, wie die Kräuselkrankheit mit dem lateinischen und sprechenden Namen Taphrina deformans lebt und überlebt und wie wir vielleicht mit diesem Pilz leben können.
Die Biologie von Taphrina deformans
Taphrina deformans überwintert in den Knospenschuppen der Blattachselknospen. Darin ist ja eigentlich der erste Teil des Frühjahrsaustriebs schon angelegt, und genau dort hat sich der Pilz mit seinen überwinternden Organen eingenistet. Ganz schön clever. Als Fenster für die Bekämpfung bleibt also nur der Spätwinter, lange vor den Austrieb und am besten auch vor dem Zeitpunkt, wenn die Knospen zu schwellen beginnen. Der Pilz hat sich perfekt auf seinen unfreiwilligen Wirt, den Pfirsichbaum (auch Mandelbaum und Nektarinenbaum) eingestellt: Sobald der Pfirsich aus dem Winterschlaf erwacht und seine Knospen zu schwellen beginnen, beginnt auch der Pilz zu wachsen und setzt sich sofort auf den sich noch innerhalb der Knospe entwickelnden Triebteilen fest. Dies ist auch der Grund, dass es beim effektiven Austrieb, wenn die Knospen aufbrechen, für eine Bekämpfung bereits weitgehend zu spät ist.
Und dann kommt, was wir leider nur allzu gut kennen: Der Pilz wächst und reift auf den sich entwickelnden und ausfaltenden Blättern, verkrüppelt sie, bringt sie teilweise sogar zum Absterben. Derweil tut sich der Pilz auf den Blättern gütlich – des einen Freud, des anderen Leid – beginnt zu sporulieren und die Sporen setzen sich gleich wieder im zukünftigen Winterlager, auf den Blattachselknospen der neu entwickelten Triebe und Blätter fest. Worauf dann das Unheil nächstes Jahr gleich wieder ausbricht – nur jedes Jahr verstärkt. Im warmen Sommer, bei Temperaturen über 16°C, besiedelt der Pilz aber keine neuen Blätter mehr!
Daraus können wir zwei wichtige Dinge lernen: Der Pilz verbreitet sich während der Vegetationsperiode nicht weiter, er besiedelt mit seinen Sporen ab dem zweiten Wachstumsschub des Baums im Sommer keine neuen, ganz frisch aus dem Meristem sich entwickelnde Blätter. Und er taucht nach seinen Missetaten im Frühling und Frühsommer gleich wieder unter und besiedelt die noch versteckten neuen Knospen, um nächstes Jahr umso hinterlistiger wieder zuzuschlagen.
Damit ist auch klar, dass eine Bekämpfung des Pilzes im Sommer keinen Sinn macht (er verbreitet sich ja nicht über mehrere Pilzgenerationen weiter wie der Schorfpilz), dass es aber sehr wohl gut und sinnvoll ist, den Kreislauf wenn irgend möglich zu unterbrechen.
Das alles kann man gegen die Kräuselkrankheit unternehmen
- Standortwahl: Wählen Sie einen trockenen und gut durchlüfteten Standort. Hier können sich ganz allgemein Pilze weniger gut etablieren, weil die Blätter und Knospen schneller abtrocknen und so für die Pilzsporen schwieriger zu attackieren sind. Das ist auch einer der Hauptgründe, dass im Süden die Kräuselkrankheit weniger auftritt als bei uns.
- Tolerante Sorten auswählen: Pflanzen Sie tolerante oder tolerantere Sorten. Achtung: Ich habe nicht resistent gesagt! Bis heute kenne ich leider keine resistenten Pfirsich- oder Nektarinensorten. Alle bekommen Kräuselkrankheit, die einen schneller und stärker, die anderen etwas später oder weniger intensiv. Neben den Sortenunterschieden gibt es auch noch individuelle Unterschiede, die man sich häufig gar nicht erklären kann: Dieser Baum ist voll befallen, der andere weniger, auch bei gleicher Sorte. Wir sind halt in der Natur, nicht in der Mathematik oder Physik. Die Toleranz der toleranteren Sorten beruht im Wesentlichen auf einem stärkeren Wuchs, vor allem in einem stärkeren späteren Wachstum. Tolerante Nektarinen- und Pfirsichbäume kaufen Sie am besten im Lubera Gartenshop. Wie ich weiter oben gezeigt habe, überwintert der Pilz in den Knospenschuppen und befällt dann gleich die in den Knospen schon angelegten Triebteile, wenn sie sich zu entwickeln beginnen. Aber auf die später aus der Triebspitze, aus dem Meristem entstehenden Triebteile hat er ja keinen Zugriff, da es dann in der Regel bereits zu warm ist. Je stärker also dieser zweite Wachstumsschub bei einer Sorte ausgeprägt ist, desto leichter und schneller wächst die Pflanzte dem Pilz davon und kann dann hoffentlich noch genügend Reservestoffe ansparen, um sicher durch den nächsten Winter zu kommen. Wir haben vor 5 Jahren einen systematischen Versuch mit toleranten und normal anfälligen Sorten durchgeführt, und dabei deutlich den beschriebenen Effekt gesehen. Allerdings scheint es auch so zu sein, dass der Kräuselkrankheitspilz ganz allgemein stärker zuschlägt, und auch die Toleranz der toleranten Sorten immer mehr gefährdet und durchbricht. Man kann sich das vielleicht so vorstellen wie der stete Tropfen, der auch den Stein höhlt, oder wie der Schneeball, der langsam zur Lawine wird. Der Pilz besiedelt jedes Jahr mehr Knospen, vor allem bei uns nördlich der Alpen, und so wird auch global der Infektionsdruck immer grösser.
- Spritzen, ja Spritzen!: Es gibt wenige Spritzgänge, die so effizient sind wie beim Pfirsich: Eine Kupferspritzung im Februar, vor dem Knospenschwellen, verhindert die Krankheit fast zu 100 % – unter der Voraussetzung dass man präventiv, vom ersten Standjahr an, mit diesem einmaligen Pflanzenschutz (1x pro Jahr) beginnt. Zusätzlich steht Ihnen Neudo-Vital Obst-Spritzmittel zur Verfügung, das man 2-3x pro Jahr einsetzen sollte, ebenfalls im Frühling vor dem Knospenschwellen. Nun verstehe ich natürlich, dass Sie wenn möglich nicht spritzen möchten, und dass Ihnen das unsympathisch ist. Aber wie sympathisch ist Ihnen der hässliche, deformierende Pilz? Als Obstbauer kann ich Ihnen versichern, dass jeder Gala-Bioapfel, den Sie im ach so nachhaltigen Supermarkt kaufen, zwischen 15 und 25 x mal mehr gespritzt ist als ein gegen Kräuselkrankheit behandeltes Bäumchen.
- Den Kreislauf des Pilzes unterbrechen: Diese Erkenntnis ist vielleicht am wichtigsten: Wenn Sie den Kreislauf des Pilzes unterbrechen, können Sie den Pilz wenigstens daran hindern, jedes Jahr stärker zu werden. Dazu müssen Sie einfach alle frisch befallenen Triebteile und Blätter möglichst schnell entfernen und behindern so die Neubesiedlung der frischen Knospen.
- Züchtung und Selektion: Unsere Aufgabe als Züchter und Vermehrer ist es, neue tolerantere, wenn möglich resistente Pfirsichsorten zu finden und zu züchten. Hier kommt übrigens erschwerend hinzu, dass Pfirsichsorten in den letzten 400 Jahren fast ausschliesslich in südlichen Klimazonen gezüchtet und ausgewählt worden sind, so dass die Adaption an unsere Klimabedingungen weitgehend verloren gegangen ist bzw. gar nicht aufgebaut werden konnte. Letztlich gehört es also in der nördlichen Pfirsichzüchtung zu den wichtigsten Aufgaben, grosse Populationen, grosse Pflanzenmengen mit möglichst grosser Diversität auf ihre Reaktion in unserem Klima zu testen und dann zu selektionieren. Tönt eigentlich ganz einfach Wir haben deshalb auch bei Lubera mit einem Pfirsichzüchtungsprogramm begonnen, parallel mit unseren Partnern in Oregon, die ähnlich wie wir unter zu viel Feuchtigkeit und Nässe und zu langer Frühlingskälte leiden.
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