Ranka’s Nordgarten im Herbst bäumt sich nochmal mit allerletzter Kraft auf und wirft diverse, kulinarische Schwergewichte in die Waagschale des Herbstes. Ab nächstem Frühjahr können Sie wieder Gemüsepflanzen kaufen und diese zu sich nach Hause liefern lassen. In unserem Sortiment finden Sie auch eine grosse Auswahl an verschiedenen Tomatenpflanzen und Apfelbaumsorten, die in dieser Kolumne erwähnt werden.
Inhaltsverzeichnis
Redloves als Gute-Laune-Retter
Der Abschied vom Sommer und die Ankündigung des Winters müssten ja eigentlich eine depressive Zeit sein. Keine wärmenden Sonnenstrahlen im Gesicht mehr, kein Barfusslaufen im Garten mehr, dafür Wind, Sturm und lange, düstere, graue Monate vor einem. Noch gibt es aber einen kleinen Lichtblick, denn die „Gute-Laune-Retter“ sind noch da, wenige zwar, aber diese sind prall und dick und rot und saftig! Ja, die Rede ist von den einzigartigen Redloves, die besten natürlichen Antidepressiva gegen den Herbst-Blues, der jetzt so manche Hobbygärtner befallen kann (mich inklusive).
Bild: Wenn die herbstliche Abendsonne auf Redloves trifft, fangen diese an zu glühen.
Wer Redloves im Garten hat, hat
- viele Freunde, wenn es ums Apfelsaftpressen und ums Kompott kochen geht,
- keine Zeit zum Traurigsein, denn die rote Pracht muss ja verarbeitet werden,
- tonnenweise Vitamin C zur Infektabwehr und
- genügend Weihnachtsgeschenke für Freunde und Familie, inklusive selbstgemachtem, alkoholfreien Glögg/Glühwein (der reissenden Absatz finden wird im Winter, glaubt mir, liebe Leute. Ihr werdet froh sein, wenn ihr selbst noch eine Flasche für euch übrigbehalten könnt, so beliebt sind die bei uns). 😉
Wir haben am Wochenende wieder mit lieben Nachbarn auf die gute, alte Art Apfelsaft gepresst und – was soll ich sagen – meine Redloves bzw. deren knallroter Saft waren wieder mal der Renner! Keiner ausser mir hat roten Apfelsaft, wie jedes Jahr. Und ich war wie immer stolz wie Bolle (böse Zungen könnten behaupten auch ein wenig angeberisch, aber das stimmt natürlich nicht).
Jedenfalls habe ich meinen roten Saft anschliessend gleich abgekocht, heiss in Flaschen gefüllt, vorsichtshalber im Einkochautomaten noch mal 10 Minuten nachsterilisiert und fertig ist der Grundstoff für alkoholfreien Punsch im Winter. Eine Flasche, versehen mit schönem Etikett und einen angehängten Tütchen Glühweingewürzen ist das beste Weihnachtsgeschenk, denn – mal ehrlich – mittlerweile sind Lebensmittel ja wertvoller als aller anderer Klimperkram und Nippes, der nach Weihnachten ungenutzt in den Schränken verschwindet. Wer will, kann auch ein kleines Fläschchen Rum oder Amaretto zum Redlove Saft dazu schenken, je nachdem, was der Empfänger für Glühwein-Vorlieben hat.
Bild: So sieht es aus, wenn Redlove Äpfel gepresst werden. Pures Rot fliesst in den Eimer, besonders bei Redlove Calypso.
Redloves einkochen: Apfelsaft und Chutney
Übrigens, wer meint, sämtliches Vitamin C wird beim Einkochen zerstört, der irrt. Je nach Einkochtemperatur und -Dauer werden ein Drittel bis die Hälfte des Vitamins C (und anderer Vitamine) zerstört, aber es bleibt ja immerhin die Hälfte erhalten, yuppie! Das Glas ist eben nicht halb leer, es ist halb voll, vitamintechnisch gesehen. Und die Antioxidantien in den Redloves (die roten Farbpigmente) bleiben eh erhalten, also Win-Win auf ganzer Linie. Ich bin zwar kein Wissenschaftler, aber ich vermute, eine verschrumpelte Mandarine im Winter, aus fernen Ländern importiert, lange unterwegs gewesen, und noch ein paar Tage zu Hause in der Obstschale rumgedümpelt, dürfte keine wesentlich bessere Leistungsbilanz aufweisen.
Neben dem Saft habe ich auch schon Redlove-Chutney eingekocht (Redlove Stücke und bisschen Zwiebel, Knobi, Ingwer, Chili, Essig und Zucker hinzugeben, Prise Salz und Pfeffer, alles Pi mal Daumen) und fertig ist das nächste Weihnachtsgeschenk. Wesentlich beliebter ist in der Familie allerdings das traditionelle Redlove-Kompott, dass neben etwas Zucker mit Zimt, Kardamom und Vanille verfeinert wird. Und alles ist so wunderbar rot und passt perfekt zu Weihnachten, ach, die Redloves sind auch nach ihrem offiziellen Ableben noch eine Augenweide! 😊
Bild: Das Grüne-Tomaten-Chutney vor den letzten Sugared-Tomaten. Und das am 21. Oktober, ein Rekord hier oben im Norden!
Von audauernden Herbsttomaten
Kommen wir jetzt aber mal zu den besten Herbstomaten, die ich je hatte. Nach wochenlangem Dauerregen und kalten Nächsten halten die neuen Open Sky 'Sugared' immer noch durch! Ich habe wirklich noch nie so spät noch Tomaten ernten können. Auch die grössere 'Tombonne' steuert noch Frisches hinzu, aber 'Sugared' ist ohne Zweifel der Leistungssieger im Herbst. Das Laub ist natürlich längst braun und bietet einen traurigen Anblick, aber die roten Kügelchen hängen wie von Zauberhand noch dran. Der Geschmack ist natürlich bei weitem nicht mehr wie im Sommer – logischerweise. Ohne Sonne und Wärme wird nun mal keine Spitzenqualität erzielt im Freiland. Die Schale ist dicker, das Fruchtfleisch fester und die Süsse fehlt. Aber die roten, unreifen, halbroten Kügelchen lassen sich hervorragend einkochen und mit ein paar Gewürzen (z.B. unseren Lubera-Chili aus dem Garten) und einer Prise Zucker lassen sich hervorragende Chutneys kochen. Dafür kann man übrigens auch ausschliesslich grüne Tomaten nehmen. Sie sollten allerdings schon relativ ausgewachsen und weich sein, sich also nicht mehr im Babystadium befinden.
Chutney-Rezept
Aus diesen letzten Tomaten der Saison kann man noch eine perfekte Beigabe zu Käse- und Wurstplatten kochen, bzw. zu Weihnachten an Gourmets verschenken. Leider sieht dieses Chutney nicht sonderlich rot oder schön aus, das sollte man wissen. Es wird durch den hohen Grünanteil der Tomaten eher Braun, aber es schmeckt phantastisch, das versichere ich.
Hier das Rezept:
- 1 kg grüne Tomaten, z.B. Green Zebra oder halbreife rote, gelbe, orangefarbene Tomaten
- 1 kg rote Zwiebeln
- 150 Gramm Rosinen
- 3 Knoblauchzehen (nach Wunsch auch mehr)
- Frische Gartenchili nach Gusto (gerne die unreifen, grünen)
- ½ TL frisch gemahlener Pfeffer
- 2-3 TL Salz
- 500 Gramm brauner Zucker
- ½ Liter Balsamico Essig
Wie bei allen Chutneys, kann man bei den Gewürzen nach Herzenslust variieren. Obige Zutaten werden nun samt und sonders kleingeschnitten (auch die Rosinen), dann lässt man alles aufkochen und lässt es anschliessend leicht simmern, bis die Flüssigkeit im Topf sich mindestens um die Hälfte reduziert hat und ein dickflüssiger Brei entstanden ist. Zwischendurch immer mal umrühren und probieren, ggf. mehr Chili oder mehr Gewürze hinzufügen. Das Geheimnis dieses Gourmet-Aufstriches liegt im langen, langsamen Schmoren (bei ganz kleiner Flamme). Es kann schon gut und gerne 3 Stunden dauern, bis alles perfekt ist. Es ist definitiv kein energiesparendes Rezept, aber man macht es ja nur einmal im Jahr mit seinem Resttomaten aus dem Garten, da kann man schon mal ein Auge zudrücken. Wenn es die richtige Konsistenz hat, sofort heiss in sterilisierte Gläser füllen, mit ebenfalls sterilen Deckeln verschliessen und die Gläser dann noch mal 10 Minuten bei 90 Grad im Einkochautomaten erhitzen, so dass diese aussergewöhnliche Köstlichkeit auch haltbar wird.
Bild: So sieht das Grüne-Tomaten-Chutney geöffnet aus. Jetzt ein schönes Brot mit einer dicken Scheibe Bergkäse und obendrauf einen Klecks von dieser würzigen Köstlichkeit: Göttlich!
Die gelben Open Sky 'Morning Sun' haben übrigens auch gut durchgehalten durch den nass-kalten September hier im Norden, aber sie sind fleckig geworden, wie auch meine anderen gelben Sorten. Diese kleinen Pünktchen auf der gelben Schale stören nicht beim Kochen frischer Tomatensosse, aber beim Einmachen/Einkochen sollten man doch auf perfekte Früchte setzen. Jede noch so kleine Schadstelle, jeder noch so winziger Pilz kann die Haltbarkeit beeinträchtigen. Also leicht beschädigte, unschöne Tomaten lieber frisch zubereiten und verzehren und für das Einkochen dann die unversehrten Tomaten bzw. Äpfel nehmen.
Noch ein Tipp zum Schluss: Ein eingekochtes Chutney sollte immer ein paar Wochen gelagert werden, bevor man es isst, denn dadurch verbinden und intensivieren sich die Aromen um ein Vielfaches.
Anderen ein Lächeln ins Gesicht zaubern
Also, meine Lieben Mit-Gärtner, erntet eure letzten unreifen Tomaten, presst Saft und kocht Apfelkompott ein – egal in welcher Farbe. Es gibt nichts Liebevolleres und Schöneres zu verschenken im kalten Winter als Leckeres aus dem Garten. Selbstgemachtes aus der Küche zaubert ein Lächeln auf das Gesicht eurer Freunde und wärmt somit auch euer eigenes Herz. Der Begriff „es wird einem warm ums Herz“ bekommt mit liebevollen Geschenken aus der eigenen Küche eine ganze neue, vor allem SEHR grosse Bedeutung.
Bild: Die Grundlage für Redlove-Punsch ist geschaffen. Noch ist er alkoholfrei. ;-)
Und wenn das nicht reicht, ladet eure Nachbarn am Tag vor Weihnachten zu einem Apfelpunsch im frostigen Garten ein. Dieser Tag, also der 23. Dezember, heisst in Dänemark übrigens „Lille Juleaften“ und wird traditionell dazu benutzt, sich mit Freunden zu einem kleinen Umtrunk zu treffen, meist gleich nach der Arbeit. Ohne Gedöns, ohne Schickimicki, ganz schlicht und ergreifend. Wie der Redlove-Glögg. Also: „Skål“!