Die Dahlien gelangten ursprünglich zusammen mit den Kartoffeln als Gemüsepflanze nach Europa. Erst später wurden daraus Sorten mit immer grösseren Blütenköpfen gezüchtet, bis sie schliesslich ins Blumenbeet abgeschoben wurden und ihre Knollen vom Speisezettel verschwanden. Aber ihre saftigen Speicherorgane munden immer noch. Und wenn man die Dahlienknollen Ende Saison aufisst, erspart man sich erst noch die Mühe, sie zu überwintern (oft sind sie besonders bei der Lagerung in einem zu warmen Keller im Frühling arg verschrumpelt oder gar schimmelig). Und sowieso mag ich jedes Jahr wieder andere Sorten in neuen Farben und Formen. Im Garten liebe ich sie von jeher wegen ihrer dramatischen Blütenpracht. Womit liessen sich im Spätsommer und Herbst schönere Sträusse binden? Und erst die opulente Farbenpracht im Beet, über Monate hinweg unermüdlich in einer Vielfalt an Farben und Formen blühend, dass es eine wahre Freude ist. Mehr Blüten für weniger Geld bekommt man mit kaum einer anderen Pflanze. Zudem hat die bescheidene Dahlie neben der Blütenpracht im Beet und den lang haltbaren Blumen für die Vase noch einen weiteren Trumpf: Am Ende der Saison ergibt sie eine exquisite Delikatesse, die man in keinem Supermarkt kaufen kann.
Inhaltsverzeichnis
Anpflanzen, Vermehren, Pflegen
Wer im Frühling die verschrumpelten Knollen in den Plastikpackungen im Gestell der Gartenabteilungen sieht, wird vielleicht kaum glauben, dass daraus überhaupt etwas wächst. Sobald sie aber in feuchte Erde eingetopft werden, erwachen die Knollen und beginnen bald auszutreiben. Am besten zieht man sie an einem hellen Fenster in etwa 30 Zentimeter grossen Töpfen. Sind die jungen Triebe fingerlang, kann ein Teil davon abgeschnitten und separat als Stecklinge weiterkultiviert werden. Auf diese Weise gewinnt man mit etwas Geschick aus einer einzigen Knolle gut ein halbes Dutzend identischer Dahlienplanzen. Das lohnt sich, denn je mehr Dahlien im Beet stehen, desto dramatischer ihre Farbwirkung. Die Mutterpflanze sowie die Stecklinge werden bis nach den Eisheiligen im Mai drinnen oder im Gewächshaus weiterkultiviert, danach können sie direkt ins Beet oder in grössere Kübel und Kästen auf dem Balkon gepflanzt werden. Von da an brauchen sie vor allem eins: Regelmässig genug Wasser. Von Juli an schätzen sie zwischendurch auch einen Schluck Flüssigdünger dazu. Ausserdem haben sie es gern, wenn sie gelegentlich einen Eimer Kompost als Mulch auf die Füsse gekippt bekommen. Bevor sie zu gross werden, sollten diskret ein paar Planzenstützen angebracht werden; die verschwinden dann bis im Sommer längst unter dem Laub, und wenn es im Herbst windiger wird, kippen die prächtigen Dahlien mit ihren grossen, schweren Blütenköpfen nicht gleich um. Umgekippte Dahlien kann man übrigens auch einfach am Boden liegend weiterwachsen lassen; sie bilden dann eine Art blühender Welle, was recht originell aussehen kann. Besonders liebe ich die Kaktus-Dahlien mit ihren grossen Blütenköpfen in den Farben des Sonnenuntergangs. Daneben wachsen bei mir gelbe Ball-Dahlien und einige besonders exquisite Exemplare mit orange und weiss gemusterten Blüten. In anderen Jahren hatte ich auch diskretere Dahlienschönheiten, die schwarzlaubige päonienblütige ‘Bishop of Llandaff’ zum Beispiel, die sich auch für gestylte und auf jeglichen Kitsch verzichtende Gärten bestens eignet.
Die beliebtesten Sorten
Der Geschmack der Dahlienknollen variiert beträchtlich von Sorte zu Sorte. Manche schmecken auch roh gut, andere haben ein recht ausgeprägtes Aroma und eignen sich besser zum Kochen oder Braten.
Pflanzenzüchter Markus Kobelt von Lubera hat spezielle “DeliDahlien” selektioniert, deren Knollen zum Verzehr besonders gut geeignet sind:
- ‘Hapet Black': schwarzrote Blüten, Knollen mit Spargel- und Kohlrabigeschmack
- ‘Hapet Hoamatland': weiss-rote Blüten, Schwarzwurzelaroma
- ‘Hapet Sunset': gelb-orange Blüten, Schwarzwurzelaroma
- ‘Hapet Kennedy': dunkelrote Blüten, Geschmack nach Fenchel und Sellerie
- ‘Hapet Fantastic': orange-gelbe Blüten, etwas rauchig parfümiertes Aroma
- ‘Hapet Buga München': pink-hellgelbe Blüten, Petersilienaroma
Ab in die Pfanne
Wenn der erste Frost kommt, dann habe ich meine Dahlien so richtig zum Fressen gern. Dann wandern nämlich die saftigen neuen Knollen in die Pfanne. So abwegig, wie manche denken werden, ist das nicht: Die Azteken verzehren Dahlienknollen von jeher, und bis heute werden sie in vielen Gegenden Südamerikas ähnlich wie Kartoffeln verwendet. Tatsächlich schmecken sie je nach Sorte ähnlich wie Topinambur oder Süsskartoffeln. Durch die Verwendung in der Küche ist auch das Problem der Überwinterung ein für allemal gelöst. Dabei ist zu beachten, dass nur die wirklich jungen Knollen gut schmecken. Die alten, die man leicht an ihrer viel dunkleren Farbe erkennt, lagert man im kühlen Keller und treibt sie im nächsten Frühling wieder an. So hat man beides und muss überhaupt nur einmal ein paar trockene Dahlienknollen käuflich erstehen.
Ernten, Putzen, Zubereiten
Nach dem ersten Frost, wenn das Laub in sich zusammenfällt, mit einer Grabegabel die ganzen Wurzeln herausheben. Wer neugierig ist, sie auszuprobieren, kann auch schon etwas früher einige der Knollen ernten. Ab September geben sie schon ordentlich etwas her. Die Erde gut abschütteln. Dann die grossen, saftigen Knollen mit einem scharfen Messer abschneiden. Gut waschen und grundsätzlich wie Kartoffeln oder andere Knollengemüse weiterverarbeiten: schälen und alle holzigen und faserigen Teile wegschneiden. Dann kann man die Knollen in Scheiben schneiden und in Olivenöl 10 Minuten braten. Oder die geschälten Knollen in Olivenöl wenden und auf einem Blech, nach Wunsch zusammen mit anderem Gemüse, im Ofen bei 180 Grad je nach Grösse 20 – 30 Minuten garen. Ganz einfach, und beide Varianten schmecken sehr lecker!
Brat-Dahlien mit Blüten
Pro Person 2-3 Dahlienknollen 1-2 EL Sonnenblumenöl Salz, Pfeffer aus der Mühle einige Dahlienblütenblätter als Garnitur
Die Dahlienknollen sorgfältig putzen, schälen und in kleine Stücke schneiden. In einer Pfanne das Sonnenblumenöl erhitzen und die Dahlienknollen anbraten. Sobald sie glasig werden, die Temperatur reduzieren, mit Salz und Pfeffer würzen und auf kleiner Flamme weiterbraten, bis sie weich sind. Anrichten und mit Dahlienblüten dekorieren.
Tipp: Dahlienblüten Die Blütenblätter haben zwar keinen ausgeprägten Eigengeschmack, aber sie sehen hübsch aus; daher mischen wir die letzten Blüten des Herbstes unter die gebratenen Dahlienknollen. Sie eignen sich auch als Dekoration für Salate und verleihen sowohl pikanten Salaten wie süssen Fruchtsalaten einen originellen Farbtupfer.
Was für ein wunderschöner Artikel!
Man sollte also vor allem die speziell dafür selektionierten Sorten benutzen. Das heisst aber nicht,dass man nicht andere ausprobieren sollte.
Markus Kobelt