Sabine Reber greift um die Weihnachtszeit gern auf die traditionellen Stechpalmen zurück.
Jedes Jahr kommen zu Weihnachten neue Trends, plötzlich gibt es türkisblaue Kugeln und eine Saison später sind sie hellgrün gepunktet oder kariert. Aber wenigstens an Weihnachten möchte ich Ruhe haben vor Trends aller Art, dann greife ich gern auf das klassische Gold und Rot und Grün zurück. Wenn schon Weihnachten, dann bitte so wie immer, mit Tannzapfen und Mistelzweigen und vor allem: Stechpalmen. Sie sind für mich der Inbegriff der weihnachtlichen Dekorationen. Man braucht nicht einmal sehr viel davon, ein kleiner Kranz an der Tür, mit einer schönen goldenen Schleife, ein paar Tannzapfen und einem einzelnen Stechpalmenzweig. Oder ein Adventskranz mit vier einfachen roten Kerzen, dazu ein paar Zweiglein Stechpalmen, eine Handvoll kleiner goldener Kugeln, etwas Engelhaar.
Zugegeben, das ist nicht originell. Aber an Weihnachten möchte ich nicht originell sein, Weihnachten ist das Fest der Besinnung und der Liebe, dann möchte ich einfach etwas Ruhe, Kerzen anzünden und den ganzen kommerziellen Klimbim mal einfach beiseite lassen. Und dafür stehen die Stechpalmen, mit ihrem ledrigen, stacheligen Laub und ihren bescheidenen, roten Beeren, zäh, immergrün, und vor allem sehr verlässlich. Stechpalmen zu Weihnachten ins Haus holen, das hatten schon die alten Germanen gemacht. Und den keltischen Druiden galt sie als heiligster aller heiligen Bäume. Denn Stechpalmen symbolisieren mit ihren zähen, immergrünen Blättern Ausdauer und Hoffnung. Noch heute werden vor allem im angelsächsischen Raum zu Weihnachten Stechpalmenzweige ins Haus geholt, und man drapiert sie traditionell in der Eingangshalle, sowie als lebendige grüne Girlande über dem Kaminfeuer.
Zugegeben, im Sommer sind die Stechpalmen (Ilex aquifolium) eher ein Aergernis im Garten, aber im Wald findet man selten welche mit hübschen Beeren. Darum ist es ganz gut, sie in einer wenig beachteten Ecke des Gartens selber zu ziehen. Nebst der in Mitteleuropa heimischen Wildart Ilex aquifolium gibt es unzählige Gartenkultivare, darunter auch solche ohne Stacheln. Aber auch grosse, alte Stechpalmen der Wildform bilden im Bereich der Krone unbewehrte, glattrandige Blätter, die natürlich für floristische Zwecke sehr begehrt sind. Wahrscheinlich macht sich die Pflanze, wenn sie einmal aus der Reichweite der laubfressenden Tiere hinausgewachsen ist, nicht mehr die Mühe, auch noch Stacheln zu bilden. Wegen dieser Eigenschaft wurde die Stechpalme auch zum Symbol der weisen Voraussicht.
Aber bis eine Stechpalme – sie können über zehn Meter hoch werden – ausgewachsen ist, dauert es eine kleine Ewigkeit. Ihr Holz ist extrem hart und wächst sehr langsam. Und bis dann hat man es halt mit den stacheligen Blättern zu tun, die einem dann immer die Finger zerstechen, wenn man ohne Handschuhe jätet, was ich ja meistens mache, weil Handschuhe im Sommer einfach nicht sehr praktisch sind. Beim Verarbeiten der Zweige zerstechen sie einem natürlich auch die Fingerbeeren, aber vor Weihnachten bin ich diesbezüglich toleranter. Das gehört dann einfach dazu, denn mit Handschuhen Kränze winden, das geht ja nun gar nicht. Aber mit etwas Uebung und Geschick hat man die stacheligen Zweige bald auf den Gestecken, ohne dass man sie allzu oft anfassen muss. Und nachher hat man Ruhe. Die glänzenden, ledrigen Blätter halten nämlich lange. Mit der Zeit werden die Beeren etwas schrumpelig und fallen ab, aber meist geschieht das erst nach Weihnachten. Und dann geht das Leben ja auch draussen im Garten bald weiter.
Bild von jacinta lluch valero from madrid * barcelona…., (España-Spain) (acebo "Botanico de Madrid") [CC-BY-SA-2.0], via Wikimedia Commons
Sabine Reber ist freischaffende Autorin und Gartenberaterin. Sabines Gartenblog, alles über ihre Bücher und Veranstaltungen finden Sie unter: www.sabinesgarten.ch