Gartenautoren treten meist als Experten auf. Sie wissen, wie es geht, und zeigen dann gnädigerweise auch uns, wie es geht. Ohne erhobenen Zeigefinger ist das nur in den seltensten Fällen zu machen.
Ganz anders die Schweizer Schriftstellerin und Gartenautorin Sabine Reber. Sie probiert, was das Zeugs hält, ruft zu Gartenphantasie und Experiment auf und lässt neben dem Versuch auch Irrtümer zu. Und auch der Gartengenuss kommt nicht zu kurz. Wir haben Frau Reber, die auch literarisch tätig ist, nach dem Verhältnis von Literatur und Garten befragt. Lesen Sie ihre Antworten!
Sie nennen sich Schriftstellerin und Gartenpublizistin. Was ist Ihnen wichtiger?
In der genannten Reihenfolge, das Schreiben war bei mir eindeutig zuerst. Ich habe mehrere Romane und Gedichtbände veröffentlicht, bevor auch nur das erste Gartenbuch erschienen ist. Derzeit ist aber der Gartenteil bei mir grösser, wohl auch, weil die essbaren Gärten grad sehr im Trend sind. Das freut uns ja alle. Und der nächste Roman muss nun halt ein wenig warten. Belletristik entsteht auch viel langsamer als zum Beispiel eine Gartenkolumne, und es macht gar nichts, wenn ein Buch etwas länger reifen kann.
Was am Schreiben erinnert Sie ans Gärtnern – und umgekehrt?
Beim Schreiben wie beim Gärtnern schaffen wir unsere eigene kleine Welt, legen uns alles so zurecht, wie wir es gerne hätten. Beides sind kreative Prozesse, die eine Geschichte erzählen, Versuche, uns die Welt anzueignen, Zusammenhänge zu ergründen, unsere Wurzeln zu finden auch. Sowohl ein Text wie ein Garten soll am Ende auch unseren ästhetischen und sinnlichen Wünschen entsprechen, schön sein und uns schlicht Freude bereiten.
Sie haben mal gesagt, Sie gärtnern, um die Welt zu retten. Gilt das auch für’s Schreiben?
In unseren Gärten können wir einen kleinen Beitrag leisten, damit die Welt besser wird. Das ist halt viel konkreter, die eigene Nahrung anbauen, Zusammenhänge verstehen und unseren Kindern das Wissen weitergeben. Mit Büchern die Welt retten wollen, nun ja, das glaubt man vielleicht am Anfang, als Teenager. Mit einem Buch kann man im besten Fall ein paar Leute inspirieren. Aber die Umwelt retten, dafür brauchen wir Gärten, so viele wie möglich! Darum habe ich im Gartenmanifest gefordert: Jeder Mensch braucht einen Garten! Und wo kein Garten ist, soll einer geschaffen werden.
Lesen Sie auch im Garten? Und was?
Ehrlich gesagt komme ich im Garten selten zum Lesen. Obwohl die Vorstellung natürlich traumhaft ist, mit einem Buch im Liegestuhl und so. Tatsächlich liege ich höchstens mal für ein Foto im Liegestuhl. Im realen Gartenalltag ist ja immer hier und dort noch was zu tun, und bevor man fertig ist, sieht man in einer anderen Ecke gleich das nächste Problem. Und so bleiben dann auch die spannendsten Romane oder die schönsten Lyrikbände meist ungelesen auf dem Gartentisch liegen. Ich lese aber gerne an einem Regentag zu Hause, oder abends im Bett.
Schreiben Sie im Garten?
Ja. Meine Texte entstehen hauptsächlich im Garten. Ich habe immer einen Notizblock dabei. Bei der Gartenarbeit habe ich die besten Ideen, und dann lasse ich die Schaufel liegen und notiere sie sofort, bevor sie wieder weg sind. Und abends schreibe ich sie dann in Ruhe am Computer zu Ende. Beim Buddeln oder beim Jäten sind mir schon halbe Gedichte einfach so zugeflogen, ohne dass ich sie gesucht hätte. Oder die Einstiegssätze der Kolumnen, überhaupt die Kolumnen, ich könnte keine Kolumnen schreiben, wenn ich den ganzen Tag am Schreibtisch sitzen würde. Mir fällt erst im Garten etwas ein, an der frischen Luft, wenn die Hände beschäftigt sind und der Kopf frei, um die Gedanken schweifen zu lassen. Gärtnern ist ein wunderbarer Weg, die eigene Kreativität zu fördern!
Wir bedanken uns herzlich für das Interview!