Lieber Herr Kobelt,
mit Interesse habe ich den letzten Beitrag “Die untötliche Feige” in Ihrem immer sehr informativen Gartenbrief gelesen und möchte ergänzend meine Erfahrungen mit Feigenbäumen darlegen:
Ich habe alle meine Pflanzen absichtlich in Strauchform erzogen, da sich dadurch die Fruchtausbeute einfach erhöht und bei strengem Dauerfrost von nachts 10-15 Minusgraden ohne Schneedecke, wie im heurigen Januar die Chance erhöht, dass einige Triebe überdauern.
Der Grad des erforderlichen Rückschnitts ist sehr bald an der rötlich-braunen Färbung der Frostschädigung ersichtlich, wenn man das Holz befeuchtet.
Je exponierter die Büsche stehen, desto widerstandsfähiger sind sie nach einigen Jahren. 4 meiner 4-5 m hohen Büsche zeigen kaum Frostschäden.
Natürlich sind manche Sorten empfindlicher, wie bei mir “Brown Turkey”, “Dalmatia” und bunt früchtige Feige “Vatiegata”.
Auffallend ist, dass die vielgepriesene Bayernfeige “Violetta” an allen Standorten vergleichsweise am frostempfindlichsten reagierte.
Kurzzeitige tiefe Temperaturen verkraften Feigen bei Winterruhe und entsprechender Holzreife recht gut. Dauerfrost bei tiefen Temperaturen und Schneelosigkeit sind verantwortlich für grobe Schäden.
Vielleicht findet mein terrassierter “Mediterrangarten”, den ich in händischer Kleinarbeit durch Rodung eines felsendurchsetzten Waldstückes und Aufschichten der anfallenden Steine zu Trockenmauern auf 800m SH in Obermillstatt angelegt habe, Ihr Interesse. Heuer sind es 13 Jahre, dass ich mit diesem Projekt begonnen habe, das über die Jahre eine gewisse Eigendynamik bekommen hat, geleitet von den topographischen Gegebenheiten.
Die besondere Herausforderung bestand für mich in der Kultivierung von Obstgehölzen, die unter normalen Umständen in dieser Klimalage auf 800 m SH nicht mehr gedeihen würden. Der offensichtliche Klimawandel hat meine Bestrebungen sicherlich unterstützt. So ernte ich inzwischen Früchte wie:
– div. Sorten an Marillen und Pfirsichen (außer im Vorjahr und heuer nach den Spätfrösten)
– div. Sorten Indianerbananen
– div. Sorten Trauben
– div. Sorten Feigen
– Mandeln
– Chines. Dattelbeeren (Ziziphus Jujuba)
– Kakis
– Maulbeeren
– Nashibirnen
– Gelbe Hauszwetschgen
– Kreten, Kornelkirschen, Schlehen, Asperln
– Maibeeren, Jap. Weinbeeren, Heidelbeeren, Himbeeren, Erdbeeren, Brombeeren
– div. Birnen, Zwetschgen und Pflaumen
– Nüsse von einem "geschlitzblättrigen" Walnussbaum
– der Pekanussbaum hat noch nicht gefruchtet
Erfolgreich war ich auch mit Wasser- und Zuckermelonen im Freiland und natürlich Auberginen, Paprikas, Artischocken, Fenchel, etc.
Im Bereich meines Wohnhauses stehen einige über 30 Jahre alte Kiwi Pflanzen, die inzwischen zu Baumstärke herangewachsen sind und jedes Jahr riesige Mengen schmackhafter Früchte liefern.
Vielleicht führt Sie einmal eine Ihrer Reisen in die Nähe von Kärnten, es würde mich als Hobby Gärtner freuen, mit einem Fachmann durch mein Paradies Gartl zu streifen. Ein paar exemplarische Fotos finden Sie in der Anlage.
Mit freundlichen Grüßen
Heimo Knechtel
Lieber Herr Knechtel,
wow, da haben Sie wirklich etwas geschafft in den gut 10 Jahren. Mir gefällt Ihr Mediterrangartenprojekt sehr! Es zeigt auch, dass meine Lieblingsaussage stimmt: Gärtnern braucht Zeit und Geduld! Ich glaube, Ihre Story wird vielen Gärtnern Mut machen, selbst mal kontinuierlich ein grösseres Projekt anzupacken!
Markus Kobelt