Lateinische Pflanzennamen finden viele Hobbygärtner kompliziert. Aber es geht nicht ohne sie. Wir verraten dir, warum es sie gibt und wer sie erfunden hat. Falls du noch auf der Suche nach Pflanzen für deinen Garten bis: Im Lubera Shop kannst du viele verschiedene Pflanzen online kaufen.
Inhaltsverzeichnis
Zusammenfassung lateinische Pflanzennamen
- Latein ist seit der römischen Antike die Sprache der Wissenschaft.
- Bis in das 21. Jahrhundert wurden neue Pflanzenarten auf Latein beschrieben.
- Die Regeln der Benennung (Nomenklatur) gehen auf Carl von Linné zurück.
- Bei der binären Nomenklatur besteht der Name aus zwei Teilen: der Bezeichnung für eine Pflanzengattung und einer für die Art.
- Die Kombination aus Gattungsname und Artbezeichnung ist einmalig und international eindeutig.
- Lateinische Pflanzennamen geben Auskunft über Verwandtschaftsverhältnisse.
Latein als Wissenschaftssprache
Latein war seit der römischen Antike die Sprache der Gelehrten, die jeder Botaniker beherrschen musste. Neue Pflanzenarten wurden in lateinischer Sprache beschrieben und ganze Bücher in Latein verfasst. Hätte jeder Wissenschaftler seine Texte in seiner eigenen Sprache, in Deutsch, Spanisch, Italienisch, Französisch oder Chinesisch veröffentlicht, hätten die Botaniker anderer Länder ihn nicht verstehen können. Aber Latein beherrschten alle und so konnten jeder diese Informationen nutzen. Bis 2011 galt die Vorschrift, dass Erstbeschreibungen in lateinischer Sprache verfasst werden mussten. Inzwischen werden sie in Englisch geschrieben. Die botanischen Namen gehen aber weiterhin auf lateinische oder griechische Begriffe zurück.
Latein und Griechisch für Pflanzennamen
Viele Pflanzenarten, die wir heute kultivieren, kamen durch die Römer nach Mitteleuropa. Sie hatten bereits römisch-lateinische Namen und wurden zum Teil auch in der ebenfalls in Latein verfassten Bibel erwähnt. Die Feige zum Beispiel hiess bei den alten Römern "Ficus" und die Zwiebel "Cepa". Als Carl von Linné im Jahre 1753 in seinem Buch Species Plantarum ein System zur Benennung von Pflanzenarten einführte, war es naheliegend, die bereits vorhandenen Namen beizubehalten und neue wissenschaftliche Namen aus lateinischen oder griechischen Begriffen abzuleiten.
Binäre Nomenklatur
Linné schlug vor, zu einem Gattungsnamen, der nahe verwandte Arten zusammenfasst, einen einzelnen eindeutigen, zweiten Namen, den Artnamen hinzuzufügen. So gehören heute alle Äpfel zur Gattung Malus.
Die verschiedenen Apfelarten kann man anhand der Artbezeichnungen auseinanderhalten. Der in Europa heimische Wildapfel, der Holzapfel, trägt den Namen Malus sylvestris, der japanische Wildapfel heisst Malus floribunda. Den Kulturapfel nennt man Malus domestica und der Altai-Apfel, von dem er abstammt, ist Malus sieversii. Im Laufe der Zeit wurde eine internationale Regelung vereinbart, die weitere Feinheiten definiert. Zum Beispiel, dass der jeweils älteste Name Vorrang hat, wenn eine Art von zwei Personen unabhängig voneinander beschrieben wurde. Damit ein wissenschaftlicher Name leicht erkennbar ist, wird er in Texten kursiv geschrieben. Handelt es sich um eine Unterart, wird sie mit einer dritten Bezeichnung versehen, die mit dem Hinweis "subsp." (Subspecies) versehen ist. Der vollständige botanische Name umfasst ausserdem das Autorenkürzel des Beschreibers, das in Kapitälchen geschrieben ist. Wird die Art aufgrund neuer Erkenntnisse einer anderen Gattung zugeordnet, wird das Kürzel des Erstbeschreibers in Klammern aufgeführt und der umbenennende Autor am Ende angehängt.
So lautet die botanische Bezeichnung für die Wilde Möhre Daucus carota L. subsp. carota und für die Kulturmöhre oder Karotte Daucus carota subsp. sativus (Hoffm.) Schübl. & G. Martens.
Beispiele für lateinische Namen und ihre Bedeutung
Wissenschaftliche Namen benennen entweder ein spezielles Merkmal einer Art, beziehen sich auf ihre Herkunft oder ehren eine bedeutende Persönlichkeit.
Die Echte Feige heisst Ficus carica. Das bedeutet Feige aus Karien oder karische Feige. Karien war eine antike Landschaft in Kleinasien, aus der Feigen von hoher Qualität nach Rom importiert wurden. Auch die Eibe (Taxus baccata) bekam ihren Namen bereits in römischer Zeit. Der Artname "baccatus" bedeutet wörtlich "mit Perlen besetzt" und bezieht sich auf die Beeren. Der wissenschaftliche Name der Narzisse leitet sich aus der griechischen Mythologie ab. Sie ist vom Jüngling Narziss entlehnt, der sich in sein eigenes Spiegelbild in einem Teich verliebte, starb und in eine Blume verwandelt wurde. Wegen dieses literarischen Bezugs heisst die Dichter-Narzisse Narcissus poeticus. Die Kolkwitzie ist nach dem deutschen Botaniker Richard Kolkwitz benannt und die Riesenseerose Victoria regia nach der britischen Königin Victoria.
Der Name der Erbse (Pisum sativum) war bereits in der Antike gebräuchlich. Pisum war die Erbse und "sativum" oder "sativa" bedeutet "ausgesät". Diese Bezeichnung tragen viele Pflanzenarten die bereits seit dem Altertum in Kultur sind: zum Beispiel Knoblauch (Allium sativum), Saat-Hafer (Avena sativa), Edelkastanie (Castanea sativa), Safran-Krokus (Crocus sativus), Gurke (Cucumis sativus), Gartenrauke (Eruca sativa), Gartensalat (Lactuca sativa), Radieschen (Raphanus sativus), Schwarzkümmel (Nigella sativa) oder die Pastinake (Pastinaca sativa).
Ein anderer häufig gebrauchter Artname leitet sich von Offizin ab. Damit wurde früher ein Raum in der Apotheke bezeichnet, in dem Heilmittel gewonnen wurden. Pflanzen, die als Heilmittel und für die Kosmetik eingesetzt wurden, tragen deshalb oft den Namen "officinalis": Geflecktes Lungenkraut (Pulmonaria officinalis), Ringelblume (Calendula officinalis) und Echter Salbei (Salvia officinalis) und Zitronenmelisse (Melissa officinalis).
Trivialnamen sind nicht eindeutig
Für viele Pflanzen gibt es unterschiedliche Bezeichnungen in verschiedenen Regionen, die nicht überall sofort verstanden werden. Manche Namen finden aber auch für sehr unterschiedliche Arten Verwendung. "Butterblume" ist so ein volkstümlicher Name, der unter anderem für den Kriechenden Hahnenfuss (Ranunculus repens), das Scharbockskraut (Ficaria verna), die Sumpfdotterblume (Caltha palustris), die Trollblume (Trollius europaeus), die Ringelblume (Calendula officinalis) und den Gewöhnlichen Löwenzahn (Taraxacum officinale) verwendet wird. Als Löwenzahn werden sowohl der Gewöhnliche Löwenzahn der Gattung Taraxacum als auch der Löwenzahn oder Schaftlöwenzahn der Gattung Leontodon bezeichnet.
"Chrottechrut" ist Gemeines Kreuzkraut, Vogelknöterich oder Bärlauch.