Lagerstroemia pflanzen - und das auch nördlich der Alpen - wird langsam zur Normalität. Hat sich das Klima geändert, dass dieser Flieder des Südens, wie er auch genannt wird, in unseren Gärten mehr und mehr Fuss fasst? Ja, das spielt sicher eine Rolle, aber noch viel wichtiger ist es, dass bessere und winterhärtere Sorten gezüchtet worden sind und dass wir gelernt haben, mit den Lagerstroemien in unserem Klima umzugehen. Eine wichtige Voraussetzung für den immer stärker feststellbaren Siegeszug der Lagerstroemien ist sicher das Vorhandensein kompakter und früher blühenden Sorten. Viele südliche bekannte Sorten blühen bei uns erst im September und da auch nur in guten Jahren – neue und gartenwerte Lagerstroemia sollen schon Ende Juli bis in den September hinein blühen.
Und hier sind die wichtigsten Tipps, die wichtigsten Hinweise, die Sie beachten müssen, wenn Sie Lagerstroemien pflanzen und erfolgreich in Ihrem Garten kultivieren möchte. Die besten Sorten dazu finden Sie wie immer im Lubera®-Shop. Achtung: Da Lagerstroemien immer noch ein bisschen ein Geheimtipp sind, gibt es von vielen Sorten nur eine kleine Produktion. Da lohnt es sich, möglichst frühzeitig zu bestellen!
1. Der beste Standort
Lagerstroemien sind Sonnenliebhaber, sie wünschen volle Sonne, möglichst den ganzen Tag, ein Schattendasein können sie nicht fristen. Sie wünschen einen sich schnell erwärmenden, schön feuchten Boden, rund um den neutralen Säurewert von pH7. Wenn sie etwas nicht gut aushalten, dann ist es Staunässe. Den Umgang damit haben sie ganz offensichtlich in ihrer Entwicklung nicht gelernt ;-) Ein nahestehender Wärmespeicher, z.B. eine Wand, die am Tag Wärme aufnimmt und abgibt, ist sicher positiv. Ansonsten geht die Blütenentwicklung im Herbst mit den kälter werdenden Nächten nur mehr sehr langsam vorwärts oder stoppt ganz.
2. Tief pflanzen
Wenn Sie Lagerstroemia pflanzen, raten wir Ihnen dringend in jedem Falle tief zu pflanzen, so dass der Wurzelballen mit 5-10cm Mutterboden bedeckt ist. Bei allen Züchtungserfolgen und Klimawandel hin oder her sind Lagerstroemia in unserem Klima nur bedingt winterhart, können also auch mal zurückfrieren. Darin sind sie z.B. sehr gut mit dem Schmetterlingsflieder, mit Buddleja vergleichbar. Aber wie tief gepflanzte Buddleja haben auch die Indianerflieder – ein anderer Übername der Lagerstroemia – dann die Fähigkeit, wieder aus den unterirdisch geschützten Trieben und Knospen heraus zu regenerieren und frisch aufzubauen. Und im Gegensatz zu anderen nur bedingt winterharten Pflanzen entwickeln sie sich auch einem solchen Jahr wieder zu voller Pracht, inklusive Blüte (die dann vielleicht 2-3 Wochen später kommt als normal).
3. Lagerstroemia pflanzen - im Topf?
Natürlich können Lagerstroemien auch sehr gut im Topf kultiviert werden. Wir empfehlen gleich zu Beginn mit einem Kübel von 50l zu starten. Stellen Sie den Kübel, in dem Sie Lagerstroemia pflanzen, immer auf Holzleisten, so dass der Wasserabzug gut funktioniert. Unten im Topf legen Sie mit Vorteil eine kleine Schicht Kies, um den Wasserabzug nochmals zu verbessern. Nichts hassen Lagerstroemia so sehr wie Staunässe. Als Substrat soll eine strukturstabile Kübelpflanzenerde eingesetzt werden, z.B. die Fruchtbare Erde Nr. 1 von Lubera®. In ihnen kann eine Pflanze auch mehrere Jahre ohne Probleme und ohne allzu grosse Verschlämmung kultiviert werden, bis dann nach ca. 3-5 Jahren ein Umtopfen in einen grösseren Kübel angezeigt ist.
4. Lagerstroemia pflanzen - winterharte Sorten
Natürlich haben sich alle Züchter in den letzten 10 Jahren sehr bemüht, den klimatischen Raum der Garten-Lagerstroemia nach Norden auszuweiten mithilfe besserer Winterhärte. Und überraschenderweise für eine subtropische Pflanze ist das auch sehr gut gelungen. Ganz allgemein kann man sagen, dass die Sorten in unserem Shop bis zu 15°C winterhart sind, wenn der Wurzelbereich in den ersten paar Jahren zusätzlich mit Laub oder Stroh abgedeckt wird. Die Lagerstroemia aber ist und bleibt bei allem Züchtungserfolgen eine nur bedingt winterharte Pflanze, die eben auch einmal, in einem sehr kalten Winter oder beim Aufeinandertreffen von unglücklichen Umständen, erfrieren kann. Aber diese Möglichkeit kann man sehr stark einschränken, wenn man die Kreppmyrten, wie die Lagerstroemia auch genannt werden, tief einpflanzt und wenn man die Wurzelzone über die ersten Winter mit isolierendem Material abdeckt oder mulcht.
5. Winterschutz für Lagerstroemia
Ausgepflanzt müssen die Lagerstroemia-Sträucher selber eigentlich nicht geschützt werden. Sie wachsen ja nach dem radikalen Rückschnitt im Frühling (siehe weiter unten) jedes Jahr vollständig neu. Wie bereits erwähnt, lohnt es sich jedoch vor allem in den ersten 4 Jahren, den Wurzelbereich der Sträucher (ca. 50-70cm Umkreis um den Strauch) mit Stroh oder altem Laub abzudecken. Wir empfehlen eine ca. 5-10cm dicke Schicht, rund um die aus dem Boden wachsenden Äste ca. 20cm. Nach der Etablierungsphase ist kein Winterschutz mehr nötig, die Wurzelballen sind genug kräftig, auch nach einem sehr kalten Winter wieder aus der Basis auszutreiben. Das gleiche gilt für eine einmal etablierte Feige und noch mehr für einen Schmetterlingsflieder. Dieser ist in seiner Winterhärte oder eben bedingten Winterhärte sehr wohl mit den Lagerstroemia vergleichbar.
6. Lagerstroemia im Topf überwintern
Im Topf ist es einerseits nochmals leichter, Lagerstroemia zu kultivieren. Der Topf wird einfach im November nach dem Blattfall in eine Garage gestellt und da bei ca. 0° überwintert. Allerdings besteht bei einer solchen Überwinterung immer die Gefahr, dass die Temperaturen zu lange zu hoch sind und die Pflanze so zu früh antreibt. Ich persönlich ziehe für bedingt winterharte Pflanzen die Überwinterung draussen vor: Stellen Sie den Topf nach dem Blattfall an eine geschützte Stelle möglichst ohne direkte Sonneneinstrahlung (die wiederum der Pflanze allzu schnell den Frühling vorgaukeln könnte). Hier decken Sie die zu überwinternden Pflanzen nochmals mit einem zweifach darübergelegten Isoliervlies ab. Kontrollieren Sie zwischendurch, ob der Topf noch feucht ist, er sollte im Winter nicht gänzlich austrocknen.
7. Lagerstroemia schneiden - das Geheimnis kompakter Sträucher
Das grosse Geheimnis des erfolgreichen Lagerstroemia-Anbaus im Norden ist letztlich der Schnitt: Während im Süden sehr grosse Sträucher mit der wunderschönen Rindenbarke aufgebaut werden können, ist das bei uns nördlich der Alpen zu gefährlich. Wir versuchen daher mindestens in den ersten Jahren gar nicht, einen grösseren Strauch aufzubauen, sondern erfreuen uns an einem kompakten, zwischen 100 und 200cm hohen Strauch. Wie das geht? Ganz einfach: Lagerstroemia haben die bewundernswerte Eigenschaft, am diesjährigen Holz direkt Blüten zu bilden. Das heisst, wenn wir die Lagerstroemia wie empfohlen jedes Jahr ganz zurückschneiden (auf Stock, auf 10-15cm) entsteht daraus jedes Jahr wieder ein neuer kompakter Strauch, der an den 4-5 Trieben ab Juli zu blühen beginnt. Falls man dann etwas mutiger werden will und Platz für einen grösseren Strauch hat, kann man nach 3-4 Jahren auch bei uns gerne beginnen, den Stauch nur auf ca. 100cm, später auch etwas höher zurückzuschneiden. Das führt dann naturgemäss zu einer insgesamt deutlich höheren Pflanze, zu mehr Seitentrieben und auch zu mehr Blüten. Aber die Blüten werden bei dieser Erziehungsart deutlich kleiner und weniger eindrücklich. Den gleichen Effekt erfährt man auch bei Hydrangea paniculata, wenn man diese im März nicht bodeneben runterschneidet, sondern ca. auf 100cm. Der Strauch wird zwar grösser und runder, insgesamt gibt es mehr Blüten, aber die Blüten selber werden deutlich kleiner…
8. Lagerstroemia düngen
Die Düngung der Lagerstroemia ist sehr einfach: Sie können sich nach der Etablierungsphase in einem gut erwärmenden und schön feuchten, aber nicht nassen Boden ihr Nahrung selber holen, wenn sich der PH zwischen 5.7 und 7.5 bewegt. Zum Start nach der Pflanzung würde ich die Zugabe eines Langzeitdüngers (50 gr. Frutilizer® Saisondünger plus) empfehlen, im 2. Jahr kann das wiederholt werden, im dritten Jahr nur noch die Hälfte und dann findet die Pflanze selber den Weg zur Nahrung. Falls man besonders schöne Blüten möchte, kann im Mai und Juni eine flüssige Düngung mit Instant Bloom kleine Wunder wirken: Einfach jede Woche einmal ins Giesswasser dazugeben.
Im Topf empfehlen wir jedes Jahr Frutilizer® Saisondünger plus, und zwar 20gr. pro 5lt Topfvolumen, bitte im März im Topf mehrere Löcher in verschiedenen Tiefen machen und da die Düngermenge verteilen. Auch hier verstärkt und unterstützt eine wöchentliche Flüssigdüngung mit Instant Bloom im Mai und Juni die Blütenbildung und den Blütenansatz im Sommer und Herbst.
9. Lagerstroemia pflanzen – die besten Sorten für den Topf
Für den Topf empfehlen wir die kompakten und blühwilligen Petite Sorten. Neben ihrem attraktiven Wuchs, der sie für die Topfklultur geradezu prädestiniert, beginnen sie auch schon zuverlässig im Juli zu blühen, nur die dunkellaubige Sorte Petite Snow ist etwas später.
Bild: Lagerstroemia indica 'Petite Pink' - pinke Blüten von Juli bis September
Bild: Lagerstroemia indica 'Petite Red' - mit üppiger roter Blüte von Juli bis September
Bild: Lagerstroemia Indica 'Petite Snow' - die superkompakte mit weissen Blüten vor dunkelrot-schwarzen Blättern
10. Lagerstroemia pflanzen – die besten Sorten für den Garten
Natürlich können die kompakten Sorten auch im kleineren Garten gepflanzt werden, wenn man etwas mehr Platz hat, 2m im Durchmesser, 2.5m in er Höhe, können hier aber auch die restlichen Sorten aus dem Lubera® Sortiment problemlos angebaut werden. Wir haben hier vor allem Sorten ausgewählt, die eine möglichst gute Mehltautoleranz haben.
Bild: Lagerstroemia indica 'Fuchsia d'été' - fuchsienfarbene Blüte von Juli bis September
Bild: Lagerstroemia indica 'Neige d'été' - Sommerschnee in Blütenform
Bild: Lagerstroemia indica 'Violet d'été' - purpurene Blüten von Juli bis September
Bild: Lagerstroemia indica 'Rose Fuchsia' - rosa Blüten von Juli bis September
Bild: Lagerstroemia indica 'Rose Indien' - verbreitet mit pinken Blüten Ferienstimmung in Ihrem Garten
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Tief pflanzen?
Etwas irritiert hat mich Ihre Empfehlung, die Lagerstroemien tief zu pflanzen. Jeder Baumschulist warnt seine Kunden davor, Bäume zu tief zu pflanzen. Uns sind bisher eine Zypresse, eine Birke und eine Lagerstroemia (!) eingegangen, weil zu viel Erde an die Stämme gelangte, z.T. wegen unserer Hanglage. Zumindest der Stamm oder die Stämme (bei mehrstämmigen Exemplaren) sollten weiterhin so frei stehen wie vorher in der Baumschule. Vielleicht meinten Sie dies auch so, nur sollte dies in Ihrer Instruktion m.E. erwähnt werden.
Markus Kobelt