Welche Himbeersorte habe ich gepflanzt und wie muss ich diese Himbeeren jetzt schneiden? Vor dieser Frage stehen Hobby-Gärtner gar nicht so selten, vergehen doch zwischen der Pflanzung und dem ersten Schnitt doch einige Monate bis ein Jahr. Oder man übernimmt einen Garten von den Vorgängern, der Himbeeren enthält, aber niemand weiss mehr, was da ursprünglich gepflanzt wurde. In diesem Beitrag erklären wir dir, wie du herausfindest, was für eine Himbeerpflanze du hast. Im Lubera Shop kannst du Himbeerpflanzen kaufen und bequem zu dir nach Hause liefern lassen..
Inhaltsverzeichnis
- Die Frage nach der Himbeersorte und nach dem richtigen Schnitt bei Himbeeren
- Die drei verschiedenen Himbeertypen
- Himbeersorte bestimmen und den richtigen Schnitt ausführen
- Und wenn ich einen Fehler mache?
- Aber was ist denn, wenn ich den Himbeertyp oder die Himbeersorte nicht bestimme und auch gar nichts schneide?
Die Frage nach der Himbeersorte und nach dem richtigen Schnitt bei Himbeeren
Hier zum Einstieg gleich eine Originalfrage zu diesem Problem: "Schönen guten Morgen, ich habe letztes Jahr Himbeersträucher bei Lubera gekauft und leider die Sorte nicht vermerkt. Nun weiss ich nicht, ob ich die etwa 1 1/2 bis 2 Meter hohen Stauden schneiden soll und wie. Vielleicht können Sie mir etwas raten." HMM, man könnte es sich jetzt natürlich leicht machen und die Auftragsbestätigung im Postfach suchen, aber ich sehe ein, dass Gärtner in der Schnittverzweiflung äusserst selten solche technischen Lösungen suchen.😉
Die drei verschiedenen Himbeertypen
Grundsätzlich können wir 3 verschiedene Himbeertypen unterscheiden:
Die Herbsthimbeeren, die Sommerhimbeeren und die Twotimer®-Himbeeren.
- Sommerhimbeeren sind in der Natur und auch noch in älteren Gärten am meisten verbreitet: Sie tragen Blüten und Früchte an den zweijährigen Ruten. Im ersten Jahr wächst die Rute, und erst im zweiten Jahr treibt sie Blüten und Früchte.
- Herbsthimbeeren dagegen tragen am diesjährigen Holz. Das heisst die Ruten entwickeln sich und bilden im gleichen ersten Jahr auch Blüten und Früchte aus.
- Twotimer®-Himbeeren stellen einen Zwischentyp dar. An den einjährigen Ruten fruchten sie nur an der Spitze. Fast immer sind davon auch im Frühling des zweiten Jahres einige Fruchtmumien, Fruchtstiele oder Zapfen sichtbar, wenn man denn genau und ruhig hinschaut. Meist sind Twotimer®-Himbeeren auch wenig verzweigt.
Himbeersorte bestimmen und den richtigen Schnitt ausführen
So, und nun wird's eigentlich ganz einfach. Ihr müsst jetzt einfach im Januar bis März eure Gartenhimbeeren etwas genauer betrachten, den Himbeertyp oder die Himbeersorte bestimmen und entsprechend schneiden.
Sommerhimbeeren: An den neu aufgewachsenen Ruten sieht man keine hängengebliebenen Blütenstiele und Fruchtmumien, meist sind die Himbeeräste auch wenig bis gar nicht verzweigt. Du hast folglich eine Sommerhimbeere in deinem Garten. Hier lässt du pro Laufmeter 5-7 Ruten stehen. Wähle bei grosser Auswahl die mitteldicken Ruten aus, die möglichst wenig schwarze Flecken aufweisen (die wiederum auf Winterschäden hindeuten). Die zu schwachen oder manchmal auch superdicken Ruten schneidest du so tief wie möglich ab.
In der Originalfrage oben wird die Frage nach dem Himbeertyp ja bei einer neuen Pflanzung gestellt, in der es nur einjährige Äste gibt. Bei einer älteren Pflanzung ist das Ganze etwas verwirrender, aber eigentlich auch klar. Konzentriere dein Auge auf die neuen Ruten, die grün und frisch im vergangenen Jahr aufgewachsen sind. Wenn sie keine Überreste von Fruchtertrag zeigen, kannst du ruhig davon ausgehen, dass du Sommerhimbeeren vor dir stehen hast. Bei einer solchen älteren Himbeerreihe wird du dann zuerst alle jetzt schon ins dritte Jahr kommenden alten Ruten entfernen (sie sind meist auch dicker, rissig und grau), so dass nur die neuen Himbeertriebe übrigbleiben, die du dann wie oben beschrieben ausdünnen kannst.
Bild: Bei Sommerhimbeeren sind keine Fruchtmumien sichtbar.
Herbsthimbeeren: Die im Vorjahr gewachsenen Ruten sind mittel bis stark verzweigt und vor allem an der Spitze der Seitentriebe und auch des Haupttriebs sind noch die Fruchtstiele oder auch vertrocknete Fruchtmumien erkennbar. Voilà, eine Herbsthimbeere. Hier kannst du jetzt bedenkenlos wüten und ALLE Himbeerruten runterschneiden bis auf ca. 5cm. Lasse aber einige geschnittene Himbeeräste am Boden liegen, so dass gegebenenfalls Nützlinge auf die neuen Triebe wechseln können. Ordentlichkeit ist nicht immer die beste Eigenschaft für einen naturnahen Garten.😉
Bild: Fruchtmumien bei Herbsthimbeeren.
Twotimer®-Himbeeren, die sowohl an den einjährigen Ruten im August und September als auch an den zweijährigen Ruten im Juni fruchten: Jetzt wird es etwas schwieriger. An den meist eher wenig verzweigten Ästen der Twotimer®-Himbeeren siehst du zwar Fruchtmumien und Fruchtstiele, aber eigentlich nur im oberen Drittel der Rute. Hier lässt du pro Stock (also alle ca. 30cm) nur eine Rute stehen, den Rest schneidest du wie bei den Herbsthimbeeren unbarmherzig ab… Und was geschieht mit den stehenbleibenden Himbeerästen? Diese werden einfach um das obere Drittel eingekürzt, wo schon im Vorjahr Früchte entstanden sind. Der Rest der Rute ist damit perfekt darauf vorbereitet, in ihrem zweiten Lebensjahr so schnell wie möglich Blütenknospen zu entwickeln, deren Früchte dann schon im Juni reif sind.
Bild: Bei den Twotimer®-Himbeeren sind nur im oberen Drittel Fruchtmumien sichtbar.
Und wenn ich einen Fehler mache?
Aus Angst vor Fehlern verzichten viele Gärtner gerne und allzu schnell aufs Schneiden. Wenn man nichts macht, kann man auch keine Fehler machen…, so wird wohl die Überlegung dazu gehen. Das stimmt zwar dem Vernehmen nach im Leben, aber nicht im Garten...
Bei den Himbeeren ist jedoch die potentielle Fehlerquote sehr gering, und schon im Restjahr wirst du ja am Ertrag sehen können, ob du mit deiner Himbeeranalyse – welchen Himbeertyp habe ich im Garten stehen – richtig lagst oder nicht. Noch ein Tipp: Fotografiere deine Himbeeren vor und nach dem Schnitt, damit hast du eine perfekte Vorlage fürs nächste Jahr.
Eigentlich kannst du auch nur einen gravierenden Fehler machen: Richtig falsch liegst du eigentlich nur, wenn du eine lange Rute ganz ohne alte Blütenbüschel, Fruchtmumien oder Fruchtstiele runterschneidest. Du verzichtest damit freiwillig auf 200cm Fruchtpotential…
Die Entscheidung dagegen, ob du eine Herbsthimbeeren im Garten hast oder doch eine Twotimer®-Himbeere ist nicht ganz so wichtig. Bei beiden Himbeertypen musst (!) du an den letztjährigen Ruten einige Überbleibsel der letztjährigen Ernte sehen. Bei eher längeren und eher im oberen Teil Fruchtmumien und Fruchtstiele tragenden Ästen entscheidest du dich für den Twotimer®-Schnitt, beim Rest für den Herbsthimbeeren-Schnitt. So einfach ist das…
Es gibt also keine Entschuldigung, auf die Bestimmung des Himbeertyps und auf das Himbeerschneiden zu verzichten…
Aber was ist denn, wenn ich den Himbeertyp oder die Himbeersorte nicht bestimme und auch gar nichts schneide?
Nun ja, auch das ist nicht der Welt- oder eher Himbeeruntergang. Die Bereiche der Ruten, die schon getragen haben, werden langsam absterben, die 3-jährigen alten Ruten der Sommerhimbeeren (die im zweiten Jahr schon reichlich Früchte getragen haben ebenfalls). Himbeerruten leben nun mal nur zwei Jahre, die Himbeere erneuert ihren oberirdischen Holzkörper regelmässig. Von daher sind Himbeeren natürlich auch in der Natur gewöhnt, mit ihren absterbenden Teilen zu leben. Im Garten jedoch und bei Kultursorten ist der Rutenaufwuchs meist viel dichter, die Pflanzung wird ohne Schnitt luftundurchlässiger, Triebe und Blätter trocknen langsamer ab und diverse Pilzkrankheiten und auch Sekundärschädlinge und Organismen können sich breit machen. Und sie sind ja auch nicht weit entfernt, sie können sich in den ungeschnittenen, absterbenden alten Ästen leicht vermehren und dann auch die neuen Triebe befallen.
Also bitte schneiden…