Zitruspflanzen bringen mediterranes Flair in Haus und Garten, auf Balkon und Terrasse. Wer einmal die unglaubliche Vielfalt der Zitrusfrüchte kennenlernen durfte, wird durch das geringe Angebot im Supermarkt enttäuscht werden und den Wunsch nicht mehr los, zumindest einen kleinen Teil dieser Vielfalt zu Hause vom eigenen Zitrusbaum ernten zu können. Aber wie geht das? Wie kann ich in unserem Klima mit kalten Wintern Pflanzen aus dem wärmeren Süden kultivieren? Unter der immensen Vielfalt der Zitrusfrüchte gibt es auch einige winterharte Zitrussorten, die man im Topf halten oder an einem geschützten Ort auspflanzen kann. Überlegst du, welche anzupflanzen? Dann schau dich im Lubera-Shop um, dort kannst du aus unserem Switrus-Sortiment wählen und winterharte Zitruspflanzen kaufen. Mit unserem Projekt der Zitrus Züchtung wollen wir neue, bessere winterharte Zitrussorten erschaffen, sodass wir von ihnen in Mitteleuropa im Freiland reife Zitrusfrüchte ernten können.
Inhaltsverzeichnis
Zusammenfassung
Zitruspflanzen stammen aus Ostasien und werden schon seit Jahrtausenden von Menschen angebaut. Dadurch dass sie sich einfach miteinander kreuzen lassen, hat sich eine riesige Vielfalt entwickelt, darunter auch einige winterharte Zitrussorten. Die winterhärtesten Arten Poncirus trifoliata und Citrus ichangensis haben jedoch keine gute Fruchtqualität. Fortschritte in der Zitrus-Züchtung haben neue Sorten hervorgebracht, die Winterhärte mit gutem Geschmack kombinieren, aber für den ungeschützten Anbau in Mitteleuropa werden die Früchte zu spät reif. Wir wollen in unserem Projekt der Zitrus-Züchtung die Winterhärte verbessern, indem wir Sorten entwickeln, die ihr Laub abwerfen, und Früchte haben, die sicher ausreifen, wofür wir frühreifende Sorten entwickeln, die dann nicht vom Frost bedroht werden.
Die Geschichte der Zitruspflanzen
Zitrusfrüchte gehören zu den ältesten von Menschen kultivierten Obstarten, in Ostasien werden sie seit mindestens 4000 Jahren angebaut. Zitruspflanzen kreuzen sich sehr leicht miteinander. Ihre ursprüngliche Heimat liegt in Malaysia bis nach China und Indien. In diesen Regionen gibt es sehr viele wildwachsende Hybriden und Sorten. Die erste schriftliche Erwähnung von Zitruspflanzen findet sich im chinesischen Buch „Yu Gong“. Dort wird ein an den Kaiser zu zahlender Tribut beschrieben, aus grossen und kleinen Zitrusfrüchten bestehend, wahrscheinlich Mandarinen und Pomelos. Zitrusfrüchte wurden also schon damals als besonders wertvoll angesehen. Auch der chinesische Philosoph Konfuzius erwähnte Zitruspflanzen 500 vor Christus. Im 4. Jahrhundert vor Christus brachte Alexander der Grosse Zedratzitronen (C. media) in den Mittelmeerraum, Orangen (C. sinensis) und Bitterorangen (C. aurantium) wurden ab dem 8. Jahrhundert nach Christus von den Arabern im Mittelmerraum verbreitet. Um 1500 brachten portugiesische Seefahrer Mandarinen (C. reticulata) aus Asien nach Europa. Die Verbreitung fand damals vor allem durch Samen statt, da in der Regel nur diese die oft wochenlangen Reisen über die Weltmeere überlebten.
Italien und Frankreich waren Vorreiter der Zitruskultur in Mitteleuropa. Seit der Renaissance verbreitete die mächtige Familie Medici die Zitruskultur in Europa. Auch in Barockgärten, die zuerst in Frankreich entstanden und später auch in Deutschland Verbreitung fanden, waren Zitruspflanzen sehr beliebt, am beliebtesten waren Bitterorange (C. aurantium) und Orange (C. sinensis). Das Überwintern war allerdings schwierig. Sie wurden an geschützten Mauern gepflanzt und als Schutz vor der Kälte wurden zwischen den Pflanzen offene Feuerstellen angelegt. Zunächst baute man einfache Holzhäuser um sie herum, was sehr teuer war. Deshalb konstruierte man die Überwinterungshäuser später so, dass nur die Dächer und Südwände abnehmbar waren. In Frankreich waren besonders Orangen beliebt und ihr Winterquartier wurde Orangerie genannt. Diese Bezeichnung wurde später auch in Deutschland verwendet.
Die grosse Vielfalt von Zitruspflanzen
Die Gruppe der Zitruspflanzen besteht aus den drei Hauptgattungen Citrus (die Mehrheit der Zitrusfrüchte gehört in diese Gruppe), Fortunella (Kumquat) und Poncirus und den weniger verbreiteten aus Australien stammenden Gattungen Eremocitrus (Australische Wüstenlimette) und Microcitrus (Australische Fingerlimette). Sie lassen sich alle miteinander kreuzen, auch wenn sie seit Millionen von Jahren geographisch voneinander getrennt waren, die Zitrusarten aus Australien lassen sich problemlos mit denen aus Ostasien kreuzen. 1997 fand der englische Botaniker David J. Mabberley durch Enzym-Analysen heraus, dass alle heute bekannten Zitrusarten von fünf in der Natur vorkommenden Arten abstammen:
• Zitronatzitrone (C. medica)
• Pomelo (C. maxima)
• Mandarine (C. reticulata)
• 2 heute verschwundene Arten
Bild: Zedratzitrone 'Buddhas Hand'
Die Geschichte der winterharten Zitrus Züchtung
Durch Eroberungen und Handel verbreiteten sich Zitruspflanzen allmählich in allen dafür geeigneten Klimazonen (und darüber hinaus). Da der Grossteil der Zitrusfrüchte in Regionen mit ausgeprägten Jahreszeiten angebaut wird, wie dem Mittelmeerraum, wurden Sorten selektiert, die gut mit starken Temperaturschwankungen zurechtkommen. Da der kommerzielle Anbau auf Regionen mit milden Wintern beschränkt ist, lag und liegt der Fokus der Zitrus Züchtung auch dort.
Die winterhärteste Zitrusart ist die dreiblättrige Orange (Poncirus trifoliata), sie ist winterhart bis -25 °C, aber ihre Früchte weisen wegen des enthaltenen bitteren Bitteröls namens Poncirin einen unangenehmen harzigen Geschmack auf. Eine gute Winterhärte von bis zu -15 °C hat die Ichang-Zitrone (C. ichangensis), sie ist die winterhärteste immergrüne Zitrusart. Leider sind auch ihre Früchte nicht sehr schmackhaft. Einen besseren Geschmack bei trotzdem guter Winterhärte hat Yuzu, eine Kreuzung zwischen der Ichang-Zitrone und einer Mandarine.
Da die Zitruspflanzen auch in klassischen Anbauregionen wie Kalifornien oder Florida in manchen Jahren von Frost bedroht werden, wollte man frosthärtere Veredelungsunterlagen züchten. Dabei entstanden als «Abfallprodukte» einige winterharte Zitrushybride (klassiche Sorte x winterharte Basissorte) sowie die Hybride zweiter Stufe ((klassische Sorte x winterharte Basissorte) x Qualitätssorte). Kreuzungen zwischen Poncirus und den klassischen Zitrusarten haben so wohlklingende Namen wie Citrange, Citromelo, Citrandarin oder Citremon. Sie haben eine Frostresistenz von bis zu -12 °C, allerdings sind die Früchte trotz äusserlicher Ähnlichkeit zu den Kultursorten wegen des Bitteröls von Poncirus nicht sehr schmackhaft.
Die Hybriden zweiter Stufe sind winterharte Zitruspflanzen mit schmackhaften Früchten. Da es sich dabei um die «Second Generation Citrange» handelt, werden diese Sorten etwas holprig auch als 'Segentrange' bezeichnet. Unter den Segentrangen dient 'Sanford Curafora' als Ersatz für Mandarinen und die Hybriden 'US-119' und die Citrangequat Thomasville als Ersatz für Orangen, um nur die wichtigsten zu nennen. Diese Früchte schmecken gut und sind winterhart, vom unangenehmen Geschmack von Poncirus spürt man nichts mehr.
Winterharte Zitrus Züchtung: Diese Eigenschaften müssen winterharte Zitruspflanzen haben
Wann sind winterharte Zitruspflanzen wirklich winterhart? Welche Eigenschaften müssen sie haben? Ein Problem, das Pflanzen im Winter haben, ist, dass sie kein Wasser aus dem Boden aufnehmen können, wenn dieser gefroren ist. Als Anpassung an Regionen mit Winterfrost haben Pflanzen im Laufe der Evolution verschiedene Strategien entwickelt, um mit den tiefen Temperaturen umzugehen. Eine davon ist, das Laub im Winter abzuwerfen, das macht auch Poncirus trifoliata, die winterhärteste Zitrusart.
Ein weiterer Punkt, den wir bei der Winterhärte beachten müssen, sind die Früchte, genauer gesagt ihre Reifezeit. Die Früchte der meisten Zitrusarten sind im Winter von Dezember bis Februar erntereif, auch viele winterharte Zitruspflanzen reifen so spät. Das Problem dabei ist, dass die Früchte zwar kurzfristig leichten Frost vertragen, aber keinen Dauerfrost unter -5 °C. Damit winterharte Zitruspflanzen uns reife Früchte liefern, die wir dann geniessen können, müssen sie bis zur Ernte frostfrei stehen.
Im Rahmen unserer Zitrus Züchtung selektieren wir also einerseits laubabwerfende und andererseits frühreifende winterharte Zitruspflanzen. Diese beiden Merkmale standen bisher nicht im Fokus der Zitrus Züchtung, da diese für den kommerziellen Anbau in Regionen mit milden Wintern nicht wichtig sind. Es gibt für beide Eigenschaften Vertreter aus der Gruppe der Zitruspflanzen. Wie oben erwähnt, verliert Poncirus trifoliata das Laub, während die australische Wüstenlimette (Eremocitrus glauca) eine besonders frühe Reifezeit im August hat. Eremoorange, eine Kreuzung zwischen der Wüstenlimette und der Orange (Eremocitrus glauca x Citrus sinensis), liefert im Oktober reife Früchte, viel früher als gewöhnliche Orangen. Die australische Wüstenlimette wirft in ihrer Heimat bei Trockenheit ihr Laub ab und ist dann auch in der Lage, sehr tiefe Temperaturen unbeschadet zu überstehen.
Bild: Dreiblättrige Bitterorange (Poncirus trifoliata)
Bild: Australische Wüstenlimette (Eremocitrus glauca)
Neben diesen Eigenschaften, die die Winterhärte ausmachen, möchten wir natürlich auch schmackhafte Früchte. Das heisst, unter den Kreuzungen mit frühreifenden Früchten und Laufabwurf im Winter werden nur die mit dem besten Geschmack zu neuen Lubera-Sorten.
Aktueller Stand unserer Zitrus Züchtung und Ausblick
Um dem Traum der Zitrusernte aus dem eigenen Garten näher zu kommen und dafür winterharte Zitruspflanzen zu entwickeln, führen wir dieses Jahr verschiedene Kreuzungen durch. Wir nehmen Exemplare unseres Switrus-Sortiments (winterharte Zitruspflanzen, in diesem Artikel erfährst du mehr darüber) und stellen die Pflanzen kurz vor dem Öffnen der Blüten gemeinsam mit einem Hummelvolk in unserem Züchtungsglashaus auf. Die Hummeln befruchten die Blüten und kreuzen dabei die Zitrusarten untereinander. Über die Pflanzen und die Hummeln bauen wir ein Zelt aus einem feinmaschigen Netz, durch das keine Insekten fliegen können, damit keine anderen Insekten unerwünschten Pollen auf die Blüten bringen und die Hummeln nur unsere Zitrusblüten besuchen.
Bild: Zitruspflanzen unter einem Insektenschutznetz mit einem Hummelvolk
Bis wir neue winterharte Sorten aus eigener Zitrus Züchtung anbieten können, werden noch einige Jahre vergehen. Die Zitrus-Züchtung dauert lange und ist mit hohem Aufwand verbunden. Obwohl man die Zitrusarten miteinander kreuzen kann, wird nur ein kleiner Teil dieser Kreuzungen erfolgreich sein. Bis wir die Früchte aus diesen Kreuzungen testen können, wird aufgrund der langen Jugendphase von Zitruspflanzen viel Zeit vergehen.
Wir werden euch über neue Entwicklungen auf dem Laufenden halten.