Das Thema Tulpen vermehren steht immer wieder im Mittelpunkt des Kundeninteresses. Vermehren sich Tulpen selber? Kann ich als Laie Tulpen vermehren? Diese Blumenzwiebeln sind so vielfältig und spannend wie kaum ein anderer Frühlingsblüher und entsprechend gross sind die Möglichkeiten, ein wenig herumzuexperimentieren. In diesem Artikel zeigen wir Ihnen, wie Sie selber Tulpen vermehren können. Falls Sie lieber Tulpenzwiebeln kaufen möchten, empfehlen wir Ihnen den Lubera Shop.
Inhaltsverzeichnis
Die gute Nachricht vorweg: Ja, man kann mit Tulpenzwiebeln bedenkenlos Hobbyzüchter spielen und sie selber vermehren. Die weniger gute Nachricht: Es gibt zwei Wege, einen langen und einen kurzen, aber auch dieser braucht eine gewisse Portion Geduld. Um es auf den Punkt zu bringen – Tulpenzwiebeln kaufen und dann umgehend einpflanzen ist der eindeutig leichtere Weg, der schneller zum Erfolg führt. Wer aber gerne selber seine Tulpensammlung vermehren möchte und Spass an kniffligen Gartenherausforderungen hat, dem sei diese Anleitung zur Tulpen Vermehrung hier ans Herz gelegt.

Bild: Wildtulpe 'Lilac Wonder' – Tulipa bakeri 'Lilac Wonder'
Vermehren sich Tulpen von selber?
Ja, die meisten Tulpensorten setzen nach der ersten Blüte kleine Brutzwiebeln in den Achseln ihrer Zwiebelschuppen an, die sich relativ schnell von der Mutterzwiebel lösen und ein Eigenleben als Mini-Tulpenzwiebel direkt neben der Mutter führen. Das Bilden der Tochterzwiebeln schwächt die Mutterzwiebel, weshalb Experten dazu raten, die grossen, hochgezüchteten Prachttulpen (nicht die Wildtulpen) gleich nach der Blüte aus dem Boden zu nehmen und den Sommer über in einer Kiste mit trockenem Sand-Torf-Gemisch zu lagern, wo das das Laub langsam vergilbt und letztendlich abfällt. Die Mutterzwiebel bildet ausserhalb ihres natürlichen Lebensraumes, dem Erdboden, keine Tochterzwiebeln und wird einfach im Herbst wieder ins Beet gesetzt, um ungeschwächt ihren Blühkreislauf im darauffolgenden Frühling fortzusetzen.
Bild: Fosteriana-Tulpe 'Orange Emperor' – Tulipa 'Orange Emperor'
Tulpen vermehren durch Tochterzwiebeln – die erste Methode
Die einfachste Methode ist das Ernten der oben erwähnten, neu gebildeten Tochterzwiebeln. Dazu belässt man die Mutterzwiebeln im Beet und wartet, bis das Laub auf natürliche Weise vergilbt. Den Blütenkopf schneidet man aber gleich nach dem Verblühen ab, damit keine Kraft für die Samenbildung verschwendet wird. Stiel und Blätter der Tulpe bleiben stehen, bis sie von selbst eingezogen sind, wie der Fachmann sagt. Im Sommer ist es dann soweit: An einem trockenen Tag werden die Tulpenzwiebeln vorsichtig mit einer Grabegabel ausgegraben und zwar so, dass keinerlei Verletzungen an den Zwiebeln entstehen. Nun nimmt man ein scharfes, sauberes – gerne auch desinfiziertes – Messer und schneidet die winzigen Tochterzwiebeln (die Brutzwiebeln oder auch Kindel) ab. Zwangsweise entstehen dabei Schnittstellen an Mutter- und Brutzwiebeln. Damit keine Schadpilze eindringen und einen Verrottungsprozess starten, bestäubt man die Schnittstellen mit Holzkohlepulver. Die Brutzwiebeln werden wie die Mutterzwiebeln den restlichen Sommer über trocken, dunkel und kühl aufbewahrt. Im Herbst werden dann die Brutwiebeln getrennt von den Mutterzwiebeln in den gut vorbereiteten Gartenboden eingesetzt.
Bild: Gefüllte Tulpe 'Black Hero' – Tulipa 'Black Hero'
Der ideale Boden für die kleinen Brutzwiebeln
Die neuen, kleinen Tulpenzwiebeln müssen unbedingt in einen nährstoffreichen, lockeren Boden eingepflanzt werden, der überschüssiges Regenwasser schnell abfliessen lässt. In schweren Böden baut man am besten eine Drainageschicht aus Sand oder Kies unter den zu pflanzenden Tulpzwiebeln ein. Das Erdreich an sich wird mit gut verottetem, reifem Kompost gemischt. Steht dieser nicht zur Verfügung, nimmt man eine hochwertige Pflanzerde, z.B. die Lubera Fruchtbare Erde Nr. 2.
Brutzwiebeln an einen neuen Standort pflanzen
Die jungen Brutzwiebeln werden natürlich nicht wieder direkt neben die Mutterzwiebeln gesetzt, denn dann hätte man sich ja die ganze Arbeit mit dem Ausgraben und Lagern sparen können. Sie bekommen ihren eigenen Platz im Garten zugewiesen, damit sie Raum zum Wachsen haben und sich entwickeln können. Ausserdem vermeidet man so, dass eventuell im Boden vorhandene Krankheitserreger die jungen Zwiebeln vernichten. Nematoden aber auch Tulpen Krankheiten wie Tulpenfeuer und Zwiebelfäule, beides durch Pilze verursacht, haben so kaum eine Chance.
Bild: Einfache frühe Tulpe 'Purple Prince' – Tulipa 'Purple Prince'
Brutzwiebeln blühen erst im zweiten Jahr
Wenn man die Tochterzwiebeln im Herbst eingesetzt hat, bilden sie im darauffolgenden Frühling erstmalig nur einen Blattschopf. Dieser darf auf keinen Fall ausgerupft werden, sondern muss auf natürliche Weise verwelken und einziehen, weil die noch kleinen Zwiebeln so Nährstoffe zurückholen. Eine Blüte erscheint dann im zweiten Frühling nach dem Pflanzen. Die Blüte ist in Form und Aussehen identisch mit der der Mutterzwiebeln, da die Tochterzwiebeln so zu sagen kleine Klone der Mutter sind.
Tulpen vermehren durch Samen – die zweite Methode
Tulpen durch Aussaat zu vermehren ist eindeutig schwieriger und wesentlich langwieriger als die Vermehrung durch Brutzwiebeln. Der einzige Vorteil liegt darin, dass man neue Tulpenkreationen erschafft, sozusagen als Züchter neue Sorten entwickelt, denn durch Samen vermehrter Tulpen sind NICHT identisch mit der Mutter. Sie können eine unerwartete Bandbreite an neuen Eigenschaften, Farben und Formen aufweisen. Es ist so wie bei der Vermehrung von Äpfeln. Pflanzt man einen Apfelkern, weiss man nicht, was dabei am Ende herauskommt.
Bild: Wildtulpe 'Ice Stick' – Tulipa 'Ice Stick'
Hat man die entsprechende Geduld (man muss unter Umständen bis zu sechs Jahre auf die ersten Blüten warten), schneidet man die Blütenköpfe der Muttertulpen NICHT ab nach der Blüte, sondern lässt sie ca. zwei Monate lang an der Pflanze reifen. Kurz bevor die Samenkapseln aufplatzen, schneidet man sie ab und erntet die Samen. Jetzt füllt man einen Tontopf zur Hälfte mit nährstoffhaltiger Blumenerde und zur Hälfte mit steriler Aussaaterde. Auf diese letzte Schicht aus Aussaaterde streut man nun die Tulpensamen und bedeckt diese dünn mit Sand. Der Sand wird mit Hilfe einer Sprühflasche mit Wasser befeuchtet. Nun setzt man den Topf an einem halbschattigen Platz in den Gartenboden ein, so dass er der Witterung ausgesetzt ist. Der knifflige Teil ist nun, stets darauf zu achten, dass die Erde im Topf nicht austrocknet. Bei Trockenheit muss also immer gegossen werden!
Im nächsten Frühjahr spriessen lange, dünne Keimlinge, die ein wenig an Schnittlauch erinnern. Jetzt wartet man geduldig, bis sie von sich aus verwelken, also einziehen, und sammelt die immer noch kleinen Tulpenzwiebeln aus dem Substrat heraus. Jetzt nimmt man einen grösseren Topf mit Blumenerde, und pflanzt die Zwiebelchen so ein, dass sie wieder mehr Platz zur weiteren Entwicklung bekommen, setzt den Topf wieder in die Erde, wässert bei Trockenheit und wartet auf die nächsten Blätter, nimmt die Zwiebeln wieder heraus und fährt mit dieser Methode fort, bis sich nach einigen Jahren zu den Blättern auch endlich Blüten entwickeln. Dieser Prozess kann bis zu fünf oder gar sechs Jahre dauern!
Will man Tulpenzwiebeln vermehren, braucht man also eine fast engelsgleiche Geduld. Die neuen Tulpen sind natürlich ebenso mehrjährig, winterfest aber auch krankheitsanfällig wie ihre Mutterpflanzen. Die Vermehrung der Tulpen durch Brutzwiebeln erschafft Tulpen mit allen Vor- und Nachteilen der Mutter. Die Vermehrung durch Samen erschafft ganz neue Tulpen. Diese können natürlich verbesserte Eigenschaften aufweisen, aber eben auch schlechtere Eigenschaften z.B. in Sachen Krankheitsresistenz oder auch Winterhärte. Das ist das Los eines Züchters. Man setzt alles auf eine Karte, gewinnt manchmal und verliert manchmal. Fazit: Es ist wesentlich einfacher, jedes Jahr im Herbst neue Tulpenzwiebeln im Fachhandel zu kaufen, denn diese sind in aller Regel gesund, kräftig, widerstandsfähig und stark, so dass unangenehme Überraschungen im Frühling vermieden werden. Hobbygärtnern mit grosser Geduld sei aber alles Gute gewünscht bei der Anzucht eigener Tulpenzwiebeln oder gar neuer Sorten. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt!