Sehen Sie hier von links nach rechts: Easytree, Spalier, Niederstamm, Halbstamm, Hochstamm wurzelnackt. An dem Beispiel erkennen Sie die grosse Vielfalt. Wir haben viele unterschiedliche Obstbaumformen in unserem Lubera Gartenshop.
Bei fast allen Obstbäumen im Lubera-Shop finden Sie verschiedene Baumformen und Pflanzenqualitäten. Die gleiche Sorte wird da also in verschiedenen Varianten angeboten, und erschwerend kommt hinzu, dass diese Varianten bei verschiedenen Pflanzenproduzenten und Anbietern auch jeweils unterschiedlich heissen und gehandhabt werden. Die Frage ist also: Welche unterschiedliche Obstbaumformen gibt es bei Lubera, wie sehen sie aus, was für Eigenschaften haben sie und für was eignen sie sich am besten?
Easytree®: 1-jähriger Baum im 5l Topf
-Kurze Beschreibung: Der Easytree® im 5l Topf zeichnet sich durch die dominante Mittelachse aus, die je nach Sorte und Obstart mit etwas mehr oder weniger Seitenknospen, Seitenspiessen und Seitenästen bekleidet ist. Ein Easytree® ist ein einjähriger Baum, das heisst ab Veredelung ist er 1 Jahr gewachsen. Zählt man die Kulturdauer der Unterlage (des Wurzelteils) und das Veredelungsjahr dazu, so ist die Pflanze insgesamt 3 Jahre alt, aber normalerweise berechnet man nur die Zeit ab Veredelung.
-Unterlagen bei Lubera: Apfel-Easytrees® sind meist auf M9 oder B9 veredelt, ganz schwachwachsende Sorten auch auf M26; Birnen-Easytrees stehen auf Quitte; Zwetschgen, Pflaumen Pfirsiche und Aprikosen auf St. Julien-Klonunterlagen und Kirschen auf den speziell schwachwachsenden Gisela-Unterlagen.
-Endgrösse Easytree®: Kernobst 2m Höhe, 100-150cm Breite; Steinobst 3-3.5m Höhe, 2-2.5m Breite; Kirschen Easytrees® auf der schwachwachsenden Unterlage Gisela 5 erreichen ca. die Grösse eines Kernobstbaums.
-Ideal für: die Pflanzung eines möglichst kleinen und schnell fruchtbaren Obstbäumchens, das als Spindel erzogen wird. Die bereits in der Jungpflanze selber angelegte Spindelform führt dazu, dass sich der Baum kontinuierlich und ohne allzu starke Schnitteingriffe entwickeln kann, dass er in der Regel bereits im zweiten Standjahr stark blüht und fruchtet, was natürlich die Wuchsstärke wiederum reduziert. Diese Baumform ist auch bestens für die Pflanzung einer Obstbaumhecke (siehe Artikel im Newsletter nächste Woche) geeignet.
Niederstamm: 2-jähriger Baum im 10l Topf
-Kurze Beschreibung: Der 2-jährige Niederstamm ist beim Kernobst auf ca. 60-70cm angeschnitten, so dass der astfreie Stamm wirklich niedrig ist, meist nur 40-50 cm, so wie es auch der Name Niederstamm verspricht. Auf der Höhe von ca. 40-60cm gibt es einen Kranz von Seitenästen, die als Reaktion auf den Anschnitt entstanden sind. Zusätzlich ist eine Mitte weitergezogen worden, die dann als Stammverlängerung dienen wird. Beim Steinobst erfolgt der Anschnitt in der Regel etwas höher, bei ca. 70-90cm, entsprechend ist auch das astfreie Stämmchen etwas länger. Der zweijährige Niederstamm ist nach der Veredlung 2 Jahre gewachsen, inklusive Unterlage und Veredelungsjahr beträgt die Kulturdauer in der Baumschule und vor dem Verkauf schon 4 Jahre.
-Unterlagen bei Lubera: Hier setzen wir die gleichen Unterlagen ein wie beim Easytree®. Allerdings werden die zweijährigen Kirschen auf Colt veredelt, werden also deutlich stärker und grösser als die Easytree®-Kirschen, die auf Gisela®-Unterlagen stehen.
-Endgrösse Niederstamm: Kernobst Höhe 2-2.5m, Breite 1.2-2m; Steinobst Höhe 3-4m, Breite 2.5-3m.
-Ideal für: Die zweijährigen Niederstämme sind perfekt für einen etwas breiteren Obstbaum, eine breitere Spindel oder auch eine kleine Rundkrone geeignet. Ganz allgemein hat der Baum bei der Pflanzung deutlich mehr Volumen als der Easytree®, aber dadurch auch einen etwas grösseren Pflanzschock. Falls man den zweijährigen Niederstamm auch für eine möglichst kleinbleibende Baumform im Garten verwenden möchte (meist in Einzelstellung oder in kleinen Gruppen) ist es wichtig, dass die Seitenäste möglichst nicht angeschnitten, sondern auf eine waagrechte Stellung runtergebunden werden. Falls man eine Rundkrone oder eine Hohlkrone erziehen möchte, müssen alle Seitenäste und bei der Rundkrone auch die Mitte in den ersten 3 Jahren regelmässig angeschnitten werden, um mehr Wachstum anzuregen.
Spalier: 2jähriger Spalierbaum im 10l Topf
-Kurze Beschreibung: Es handelt sich hier um die gleiche Baumform wie beim Niederstamm, nur dass Exemplare mit zwei schön verteilten, gegenüberliegenden Seitenästen möglichst auf gleicher Höhe ausgewählt werden – perfekt geeignet für die Spalier- und Palmettenerziehung. Wie der zweijährige Niederstamm ist die 2 jährige Spalierform ab Veredelung in zwei Jahren herangewachsen, Wenn man die Kulturdauer der Unterlage hinzuzieht sind es insgesamt 4 Jahre.
-Unterlagen bei Lubera: wie oben beim Niederstamm.
-Endgrösse Spalierbaum: Kernobst Höhe 2.5-3m, Länge 3m; Steinobst Höhe 2.5-3.5m; Länge bis 4m.
-Ideal für: frei stehende Spaliere an einem Drahtgerüst oder für Wandspaliere. Falls die Seitentriebe den verfügbaren Raum noch nicht ausfüllen, ist es im Frühling nach der Pflanzung sehr wichtig, dass die Spalieräste ca. 20% zurückgeschnitten werden, um zusätzliches Wachstum anzuregen. Auch sollen die Spalieräste in den ersten 2 Jahren noch nicht waagrecht gebunden werden, da sie sonst verfrüht das Triebwachstum einstellen. Wichtig ist es auch, das “Überbauen” der Mitte zu verhindern. Alle Obstbaumarten tendieren nämlich zur Apikaldominanz, das bedeutet, dass die physisch höher angesiedelten Triebspitzen am meisten gefördert werden. Bei der Spaliererziehung, wo man ja zunächst mal die Seitenäste, die Spalieräste fördern möchte, ist es entsprechend wichtig, dass die Mitte in den ersten Jahren immer wieder auf das Niveau oder sogar leicht unter das Niveau der Spalieräste zurückgeschnitten wird, so dass der Baum gezwungen ist, die Seitenäste weiterzuentwickeln.
Halbstamm: 2jähriger Baum im 10l Topf
-Kurze Beschreibung: Der Kernobsthalbstamm wird bei uns auf ca. 80-90 cm angeschnitten, der Stamm ist also 60-70cm hoch, beim Steinobst wieder etwas höher. Im Gegensatz zum traditionellen Halbstamm, wie er früher (und von vielen Baumschulen noch heute) angeboten wird, ist der Stamm bei uns heute niedriger (60-70cm vs. 110-150cm früher). Warum? Weil wir von unseren Kunden wissen, dass sie Halbstämme vor allem darum einsetzen, um im Garten besser Rasenmähen und allenfalls eine niedrige Unterkultur wählen zu können. Und so haben wir uns entschieden, den Halbstamm nicht mehr mit 110-150cm hohen Stämmen und starkwachsenden Unterlagen auszustatten (und die Früchte so noch weiter vom hungrigen Gärtner zu entfernen ;-) ), sondern beim Halbstamm einfach die Stammhöhe des Niederstamms (für die leichtere Bearbeitung des Unterbodens) etwas zu erhöhen. Unser Halbstamm bei Lubera® ist also grundsätzlich eine leicht höhere Version des Niederstamms; bei vielen anderen Anbietern und traditionell ist er eine niedrige Version des Hochstamms – mit den gleichen Unterlagen wie der Hochstamm. Aber möchte man wirklich im heutigen Garten einen Baum, der in 20Jahren einen Kronendurchmesser von 5-9 m erreichen kann, und das auf einem Stamm von nur 140cm Länge? Das hiesse nämlich konkret, dass man gar nicht darunter hindurchlaufen könnte. Unsere Meinung: Wer einen so grossen Baum möchte, der wählt heute einen Hochstamm! Da schlägt der gedankenverlorene Gartenbesitzer in einigen Jahren auch nicht den Kopf an… – Natürlich wollen wir auch nicht verheimlichen, dass unsere Halbstämme gegenüber den traditionellen niedrigen Hochstämmen auch einen Nachteil haben: Sie brauchen unbedingt einen Pfahl!
-Unterlagen bei Lubera: Beim Steinobst setzen wir die gleichen Unterlagen wie beim Niederstamm ein, bei der Kirsche also auch Colt. Beim Kernobst setzen wir bei vielen Sorten ebenfalls auf M9, allerdings stehen doch einige Sorten mehr (als beim Niederstamm) auf M26 oder vergleichbaren Unterlagen.
-Endgrösse beim Halbstamm: Durch Schnitt und Erziehung steuern, wenn Sie den Halbstamm in den ersten Jahren etwas stärker schneiden, wird er eher grösser werden. Ebenso sollten Sie beim Wunsch für einen eher grösseren Baum dafür sorgen, dass die Leitäste in einem 45-50°Winkel nach oben wachsen (sicher nicht flach binden). Umgekehrt: Falls der Halbstamm im Kronendurchmesser wirklich nicht grösser als ein Niederstamm werden soll, binden Sie die Seitenäste in die Waagrechte und verzichten Sie konsequent in den ersten Jahren darauf, die Äste anzuschneiden.
-Endgrösse Halbstamm: Kernobst Höhe 2.5-4m, Kronendurchmesser 2-3.5 m; Steinobst Höhe 3.5-4.5m. Kronendurchmesser 3-4m. Das Wachstum und die Endgrössen hängen sehr stark von Schnitt und Erziehung ab (siehe oben).
-ideal für: kleine bis mittelgrosse Bäume auf dem Rasen und im Garten, wo eine kurze Unterbepflanzung oder auch Rasenmähen möglich sein soll.
Hochstamm: Wurzelnackter Hochstamm
-Kurze Beschreibung: Vier- bis fünfjähriger Baum mit einem 160-180cm hohen Stamm und einer leichten Krone. Wir produzieren die Hochstämme nur auf dem Feld, also nicht im Topf. Sie werden zwischen November und April wurzelnackt – also ohne Topfballen und Topf – versendet.
-Unterlagen bei Lubera: Für den Hochstamm werden bei allen Obstarten starkwachsende Sämlings-Unterlagen eingesetzt, Apfel- und Birnensämlinge bei Apfelbäumen und Birnbäumen; Kirschensämlinge bei Kirschen. Auch bei Zwetschgen werden nochmals stärker wachsende Steinobstunterlagen eingesetzt.
-Endgrösse: Höhe 6-10m; Kronendurchmesser 5-9m; je nach Alter, Erziehung, Obstart und Sorte. Über eine längere Zeit werden Kernobsthochstämme eher grösser als Steinobsthochstämme, dies also in Gegensatz zum Wachstum bei kleineren Baumformen und in den Anfangsjahren.
-Ideal für: Streuobstwiesen, als Hausbaum in einem grösseren Garten, als Obstallee in einer Zufahrt.
Und was ist mit den Säulenobstbäumen, Miniobstbäumen, Maloni®, Malini®, Pirini® und Pironi®?
Bei Maloni/Malini und Pironi/Pirini handelt es sich nicht im eigentlichen Sinne um Baumformen, sondern um Sorten, die genetisch determiniert auf eine bestimmte Art und Weise wachsen. Maloni® und Pironi®, Zwergapfelbäume und Zwergbirnbäume, haben genetisch gesteuerte, kürzere Internodien, wachsen als genauso buschig wie ein normaler Obstbaum, aber halt einfach viel kompakter. Sie wachsen auf vergleichbarer Unterlage nur auf 20-50% der Normalgrösse eines Niederstamms heran. Malini® und Pirini®, also Säulenäpfel und Säulenbirnen haben nicht nur kürzere Internodien und damit einen kompakteren Wuchs, sie haben zusätzlich auch eine so starke Apikaldominanz (Spitzenförderung), dass kaum mehr Seitentriebe entstehen und sich sozusagen automatisch eine Art Säulenwuchs ergibt. Aber wie gesagt: Das ist der Wuchs der Sorten selber und nicht eine irgendwie in der Baumschule durch Schnitt- oder Kulturmassnahmen künstlich herbeigeführter Baumtyp...
Redlove Odysso
Freundliche Grüsse
Ihr Lubera Team