Das Rosen Pflegen und ganz allgemein schöne Rosen gehören zur Hohen Schule des Gärtnerns, vermeintlich für Anfänger fast unerreichbar. Warum das so ist oder so scheint? Die Rose ist zumindest in der westlichen Welt eng mit der menschlichen Kultur (und nicht nur Gartenkultur) verwoben, ist eine der beliebtesten Gartenpflanzen und ist uns als Begleiter, als Symbol, als Zeichen der Liebe ans Herz gewachsen – so sehr, dass wir uns (also den Menschen) und die Rose nicht mehr in jedem Falle sauber auseinanderhalten können. Die Rose ist ein Teil von uns.
Daraus ergibt sich dann auch die Wichtigkeit der Rosen-Pflege: Wenn wir Rosen pflegen, dann pflegen wir auch uns selber, und wir sind uns ja ziemlich wichtig…
In diesem Artikel versuchen wir, die zwölf entscheidenden Tipps und Tricks für das Rosen Pflegen darzustellen – durchaus mit dem Anspruch, die Rose und ihre Pflege ein bisschen vom hohen Sockel herunterzuholen und zu zeigen, dass das erfolgreiche Rosen Pflegen eigentlich ganz einfach ist. Dabei hinterfragen wir auch einige Rosenmythen und versuchen einen neuen Blick auf das zu gewinnen, was die Rose wirklich braucht.
Selbstverständlich braucht es für das erfolgreiche Rosen Pflegen auch die richtige Rosensorte – und wie wir weiter unten sehen werden – vor allem sehr viele und sehr diverse Rosensorten. Im Lubera-Rosensortiment, das wir übrigens selber in unseren Baumschulen in der Schweiz und in Norddeutschland produzieren, finden Sie eine breite Auswahl mit über 300 Sorten. Und die Pflege, ja die lernen Sie ja hier in diesem Artikel ;-).
Inhaltsverzeichnis
- 1. Rosen pflanzen heisst tief pflanzen
- 2. Der beste Standort für Rosen – ist offen und windig
- 3. Rosen mulchen – eher nein!
- 4. Wie viele und welche Rosen pflanzen – ‘Weniger’ von ‘Mehr’
- 5. Rosen pflegen – gehen Rosen ohne Gift?
- 6. Rosen düngen – nur im Frühling, und nur bis Ende Juli
- 7. Rosen giessen – Lieblinge sollte man nicht verwöhnen
- 8. Wann Rosen schneiden?
- 9. Rosen schneiden – warum 'mehr schneiden' auch mehr bringt
- 10. Rosen überwintern – die Folgen des südlichen Erbes
- 11. Rosen im Topf pflanzen
- 11.1 Rosen im Topf überwintern
- 12. Geduld bringt Rosen
1. Rosen pflanzen heisst tief pflanzen
Rosen sollen tief gepflanzt werden – das Wissen darüber ist gärtnerisches Gemeingut. Aber wie tief? Die sogenannte Veredelungsstelle sollte immer mindestens mit 10 cm Mutterboden bedeckt sein; beim Pflanzen einer Container Rose kann die Abdeckung auch etwas weniger tief sein, da die Rose selber schon im Rosen-Container tief eingepflanzt ist.
Warum aber das tiefe Pflanzen, warum soll das notwendig sein? Damit soll in unserem mitteleuropäischen Klima die Frosthärte der Rose verbessert werden. Bei einem Jahrzehnte-Frost oder auch in kalten Höhenlagen oder in Mikro-Klimaten mit häufigen Frühlings-Frösten kann dann zwar der oberirdische Teil der Rose zurückfrieren, aber sie ist dennoch in der Lage, als Edelsorte aus der vergrabenen Pflanzenbasis heraus zu regenerieren. Dies ist – sozusagen umgekehrt gedacht – auch der ganz einfache Grund, warum man in südlichen Ländern häufig hoch gepflanzte Rosen sieht, bei denen die Veredelungsstelle 5-10 cm in der Luft steht. Es ist in einem sehr milden Klima ganz einfach nicht nötig, eine Rose tief zu pflanzen, also warum sollte man es dann machen?
2. Der beste Standort für Rosen – ist offen und windig
Wir haben es schon erwähnt: Die Rose ist uns Menschen sehr lieb, gerne möchten wir sie immer nahe bei uns haben, wir möchten sie sehen und geniessen, wir möchten ihr jederzeit helfen können. Wir wollen nur das Beste für die Rose (selbstverständlich, weil wir das Beste auch von ihr erwarten). Und deshalb wählen wir dann den schönsten und besten und geschütztesten Platz für die Rose aus – gemäss unserer menschlichen Sichtweise.
Ganz falsch! Die Rose braucht Wind und Wetter, vor allem Ersteres, damit sie ihre Blätter nach Regen und Tau möglichst schnell abtrocknen lassen kann. Denn fast alle pilzlichen Feinde der Rose können sich nur bei Blattnässe etablieren. Das gleiche gilt selbstverständlich auch für Rosen im Topf oder Kübel. Naturgemäss und instinktiv stellen wir sie auf der Terrasse oder auf dem Balkon an einen geschützten Platz, der ihnen aber nicht immer gut bekommt: Neben dem schon erwähnten Problem der zu lange nassen Blätter kann es in der stauenden Hitze eines Balkons oder einer Terrasse zu massenhafter Vermehrung von Milben kommen, die in dieser Menge die Rosen schädigen können. Auch auf Balkon oder Terrasse gilt also: Die Rose hat am exponiertesten und offensten Ort zu stehen, vielleicht sogar auf einer Brüstung, genau da, wo sie von milden und weniger milden Lüftchen am besten erreicht wird.
Bild: Rose 'Ingrid Bergman'® – die elegante Edelrose, mit samtig dunkelroten Blüten setzt edle Akzente in Ihrem Garten.
3. Rosen mulchen – eher nein!
Wie fast alle Gartenpflanzen werden Rosen gemulcht, was das Zeug hält und die Mulchsäcke beinhalten. Musste ich in meiner Kindheit – wenn auch unter lautem Protest – bloss Rasen-Schnitt auf die ach so nackten Himbeerreihen bringen (das ist übrigens grundfalsch…), so werden heute Materialien jeder möglichen und unmöglichen Provenienz zum Mulchen angeboten und eingesetzt. Welchen Geistes Kind aber das Mulchen recht eigentlich ist, zeigt sich im Extremfall, den wir in der Beratungspraxis unseres Kundendienstes immer häufiger sehen: Um die Abdeckung, den Deckel noch sauberer und schöner zu machen, wird gleich Kies eingesetzt – selbstverständlich feinsäuberlich nach Farben und Grössen sortiert und kalibriert. Warum auch nicht? Wenn 7-10 cm dicke Schichten Eichen- oder Pinienrinde gehen, warum soll dann Kies nicht auch passen? Das Beispiel zeigt eindrücklich, um was es uns Gärtnern bei Mulchen wirklich geht: Um Reinlichkeit, um Sauberkeit, um den Erde- und drecklosen Garten…. Gärtnern, ohne sich die Hände schmutzig zu machen… Ja natürlich, ich weiss, es gibt auch bessere Gründe für das Mulchen, bei näherem Hinsehen aber eigentlich nur einen Einzigen: Die Unterdrückung des Unkrauts, kein Jäten mehr...
So, und jetzt kommen wir endlich zur Sache, zum Rosen mulchen: Bei den Rosen wie bei vielen anderen Pflanzen hat das Mulchen mit organischem Material – auf die Kies Diskussion verzichten wir grosszügigerweise – drei entscheidende Nachteile:
Erstens: Das aufgestreute Material bindet im Verlaufe des Zerfallsprozesses vor allem Stickstoff (N), der dann der Pflanze nicht für ihr gesundes Wachstum zur Verfügung steht. Dies kann nur durch zusätzliche künstliche Düngung ersetzt und kompensiert werden. Macht das viel Sinn?
Zweitens: Im Zersetzungsprozess aber auch durch die Ansiedlung diverser Pilze kann die Mulchschicht zu einem veritablen Deckel werden, der den Austausch zwischen Gartenboden und Luft erschwert. Dazu kommt, dass dieser Deckel auch eine physische Grenze, ein Hindernis darstellen kann für neue Äste, die bei diversen Pflanzen – auch bei den Rosen! – aus der Basis heraus wachsen sollen. Nur so können sich Rosensträucher und viele Blütensträucher und Beerenpflanzen aus sich selber heraus erneuern. Bei Himbeeren – einem der beliebtesten Opfer der Mulchmanie – erneuert sich sogar die gesamte Pflanze alle zwei Jahre mittels neuer Basistriebe.
Und drittens: Die Mulchschicht hat auch eine isolierende Wirkung, sie führt dazu, dass die Erwärmung des Bodens langsamer vonstatten geht, damit verlangsamen sich aber auch die Mineralisierungsprozesse im Boden und der Pflanze stehen weniger Nährstoffe zur Verfügung.
Da ich unterdessen gelernt habe, dass ich alleine gegen die Mulchenthusiasten nicht ankomme (ja genau, niemand will jäten!), bin ich gerne zu sachdienlichen Kompromissen bereit: Bittebitte mulchen Sie Ihre frisch gepflanzten Rosen bitte erst nach dem zweiten oder dritten Standjahr, wenn sich die Pflanze etabliert hat und wenn ihre Wurzeln einen genügend grossen Mineralisierungsraum abdecken. Und noch etwas: Mulchen Sie bitte erst in der zweiten Jahreshälfte, so dass Ihre Rose nicht in der grössten Wachstumsgeschwindigkeit vom Mulch-Schock getroffen wird. Und ja, wenn irgend möglich, bitte auf Kies verzichten…
Bild: Rose 'Rouge Meilove'® – die formschönen Blüten dieser Beetrose machen schon von Weitem auf sich aufmerksam.
4. Wie viele und welche Rosen pflanzen – ‘Weniger’ von ‘Mehr’
Im Garten zeigt sich der negative Effekt der Monokultur am stärksten bei den Rosen: Je mehr und flächiger ich Rosen pflanze, desto mehr habe ich mit den typischen Rosenproblemen wie echter und falscher Mehltau oder Sternrusstau zu kämpfen. Je einheitlicher die Rosensorten oder Rosengruppen sind (nur eine Sorte, nur ein Rosentyp, z.B. Edelrosen), desto stärker zeigt sich dieser negative Effekt. Die Pilzerreger und wohl auch die Schädlinge können sich auf einen Wirt konzentrieren, nützen seine Schwächen aus, spezialisieren sich regelrecht darauf und gewinnen den Rosenkrieg.
Dagegen gibt’s eigentlich nur ein Mittel: 'Weniger' von 'Mehr'. Weniger Rosen pflanzen, Rosen in verschiedenen Inseln im Garten platzieren, möglichst deutlich und weit voneinander getrennt. Dabei benutzen Sie so viele verschiedene Sorten wie möglich, gerne auch von verschiedenen Züchtern und aus verschiedenen Zeitpochen, auch verschiedene Rosentypen von der Bodendecker- und Kleinstrauchrose bis zur Ramblerrose. Stellen wir uns das für einen kurzen Moment bildlich vor: Die Krankheitserreger sind von der von uns veranstalteten Rosenvielfalt so verwirrt, dass sie sich verzetteln und der gesunden und gesünderen Rose das Feld überlassen… Jedenfalls gelingt es dem Krankheitserreger so weniger, sich auf die Schwachstellen einer einzigen Rosensorte zu spezialisieren und einzustellen.
Damit haben wir aber erst das garteninterne Verhältnis der Rosen untereinander erwähnt. Hinzu kommt natürlich die Durchmischung über die Art- und Gattungsgrenzen hinaus: Rosengruppen sind mit Vorteil umgeben und gemischt mit Stauden und Gehölzen, allenfalls im Frühling auch Zwiebelblumen – das gemischte Beet, das 'mixed border' ist der Königsweg zu einem gesunden und problemlosen Rosengarten.
Bild: Rose 'Theo Clevers'® – die Beetrose, die sich durch eine leichte Erdbeernote und ein überaus gesundes Blattwerk auszeichnet und sich auch kulinarisch verwenden lässt.
Bild: Rose 'The Fairy' – eine stark gefüllte Bodendeckerrose mit rosafarbenen Blüten. 'The Fairy' wächst buschig und kompakt und ist eine robuste und dankbare Rose.
Bild: Rose 'Pear' – die Essbare Rose mit dem Birnengeschmack, trägt ihre spezielle Eigenschaft im Namen.
Bild: Rose 'A Whiter Shade of Pale' – eine Edelrose wie ein Gedicht, mit einem intensiven, süssen Edelrosenduft.
Bild: Rose Roseasy® 'Married' – die Mini-Kletterrose mit halbgefüllten Blüten in den Farben Rosa, Dunkelrosa bis Weiss.
Bild: Rose 'Princess Alexandra of Kent'® – die Englische Topfrose mit sehr grossen, schalenförmigen Blüten in einem warmen Rosa.
5. Rosen pflegen – gehen Rosen ohne Gift?
Der Rosengarten ist traditionell das pflanzlich konkretisierte Sinnbild des schlechten Gärtnergewissens. Die Gärtnerin, der Gärtner ist der Natur nahe, so nahe wie man als moderner Mensch fast nur sein kann, aber durch die Vermenschlichung der Rosen, der Lieblinge des Menschen, werden zum Schutz der edlen Blumen alle Tabus gebrochen: Zur Not und unter hektischem Zeitdruck wird da alles eingesetzt, was den leidenden Rosenkreaturen helfen könnte, ungeachtet der chemischen Zusammensetzung.
Dabei ist der nachhaltige Weg klar: Wir haben ihn in den letzten Abschnitten skizziert und werden ihn noch weiter ausführen:
- offene Pflanzungen
- weniger Rosen, in Gruppen, durchmischt mit anderen Pflanzen, möglichst viele Rosenarten und -sorten durcheinander
- richtig und stark zum richtigen Zeitpunkt schneiden
- und ja, mit dem starken Schnitt und dem erforderlichen jährlichen Neuwachstum ist auch eine angepasste Düngung erforderlich
In den Rosenkulturen von Lubera® (die ja in der Produktion weiterhin reine Monokulturen sind) haben wir den chemischen Pflanzenschutz weitgehend (zu 80%) aufgegeben und arbeiten jetzt intensiv mit Effektiven Mikroorganismen. Ranka Tessin hat zur Rosenpflege mit Effektiven Mikroorganismen einen ausführlichen separaten Text geschrieben.
Alle anderen in diesem Artikel vorgeschlagenen Massnahmen zum Thema Rosen pflegen ermöglichen aber grundsätzlich 'Rosen ohne Spritzen', vor allem wenn wir durch Mischpflanzungen einen Ausweg aus der Monokultur finden.
Bild: Rose 'New Dawn' – eine elegante und überaus robuste Kletterrose mit feinem Duft.
6. Rosen düngen – nur im Frühling, und nur bis Ende Juli
Moderne Rosen mit ihrer Fähigkeit, die ganze Vegetationsperiode über zu blühen, sind kein Perpetuum Mobile. Ihre wunderbare Leistung, sich laufend sozusagen neu zu erfinden, neue Triebe zu bilden und diese sofort auch zum Blühen und allenfalls Fruchten zu bringen, das ist letztlich nur möglich dank zweier externer menschlicher Eingriffe: Düngung und Schnitt. Von nichts kommt halt auch nichts.
Die Düngung hat dann zu erfolgen, wenn auch die grösste Wuchsleistung erbracht wird: im Frühling, mit und nach dem Vegetationsstart. Organische Düngung mit Kompost oder gut abgelagertem Mist, gerade ausgebracht zum Vegetationsstart, unmittelbar nach dem Schnitt, kommt gerade zur richtigen Zeit. In der Regel wird man sie mit einem Volldünger (Frutilizer® Volldünger plus) oder mit den stickstoffbetonten Schafwollpellets (ca. 30 Pellets per Rose) kombinieren, die nach dem Ausbringen leicht eingehackt werden.
Die Unsitte, im Herbst mit dicken Schichten Mist zu düngen, hat nur einen Effekt: Sie schützt die Rose vor Kahlfrösten, aber düngermässig bringt das rein gar nichts: Die meisten Nährstoffe werden über den niederschlagsreichen Winter ganz einfach ausgewaschen.
7. Rosen giessen – Lieblinge sollte man nicht verwöhnen
Rosen brauchen in zwei oder drei ganz besonderen Situation zusätzliches Giessen, sonst gar nicht:
- wenn sie frisch gepflanzt sind, zum Einschwemmen
- bei aussergewöhnlicher Trockenheit, vor allem während der Hauptblütezeit
- bei Rosen im Topf oder Kübel
Ansonsten sollen sich die Rosen ihr Wasser gefälligst selber holen; wir verwöhnen die Rosen schon mehr als genug, das Wasserholen sollte man ihnen selber überlassen. Nicht nur hat das Giessen häufig negative Nebeneffekte, wenn die Blätter nass werden, sondern die Rosen werden durch den Luxuswasserkonsum verwöhnt und versäumen es, ihre eigenen Wurzeln auf Wassersuche zu schicken.
8. Wann Rosen schneiden?
Die Antwort auf dieses beliebte Garten-Ratespiel ist sonnenklar: Rosen werden im Frühling kurz vor Vegetationsbeginn geschnitten, und dann allenfalls nochmals im Sommer. Der Herbst ist denkbar ungeeignet: Man schneidet zur Unzeit Pflanzenvolumen und allenfalls noch letztes Assimilationspotential weg. Im besten Falle ist ein Rosenschnitt im Herbst eine gute Arbeitstherapie für unterbeschäftigte Gartenfreundinnen und -Freunde, die nichts mehr fürchten, als einen arbeitslosen Herbst… Die eigentliche Ursache des Herbstschneidens dürfte aber wieder einmal nicht bei der Rose, sondern beim Menschen liegen: Der Herbstschnitt befriedigt das alemannisch-germanische Sauberkeits- und Reinlichkeitsbedürfnis im Garten, das frei herumhängende nutzlose Rosentriebe nicht tolerieren kann.
Im Ernst: Herbstschnitt schwächt nur die Rosen und lässt uns im Frühling weniger Handlungsmöglichkeiten; im Februar oder März dagegen sehe ich ganz genau, was an der Rose austreibt, was allenfalls zurückgefroren ist und wo ich meine Schnitte ansetzen soll. Hinzu kommt ein weiterer psychologischer Effekt: Der Herbst führt zu unentschiedenem Schneiden, halt hier ein bisschen – dort ein bisschen, damit die Beete zumindest schön gleichmässig aussehen. Zur Not – und das in Tat und Wahrheit der Worst Case – lässt man dann im Frühling die nur lauwarm geschnittenen Rosen einfach so stehen, was selbstverständlich grundfalsch ist….
Der Frühlingsschnitt seinerseits bringt den notwenigen äusseren Zeitdruck mit sich, der auch zu genug starkem Schneiden führt: Jetzt oder nie, gerade morgen startet das Wachstum der neuen Rosen!
Bild: Rose 'Tranquility' – zartgelbe Knospen werden zu perfekten reinweissen Blütenrosetten.
9. Rosen schneiden – warum 'mehr schneiden' auch mehr bringt
Erstens: Rosen müssen stark geschnitten werden, so stark, bis es uns, bis es dem Rosenliebhaber schon fast weh tut.
Und zweitens: Rosen werden in der Regel zu wenig stark geschnitten.
An dieser Stelle lohnt es sich, nochmals kurz auf die enge Verbindung, den Fit zwischen Mensch und Rose zu sprechen. Auch wenn die Rose immer schon oder mindestens seit 3000 Jahren eine der menschlichen Lieblingsblumen war (mindestens im Vorderen Orient, in Persien, bei den Griechen und Römern und schliesslich auch in Mitteleuropa bis England), hat sie ihre Stellung nochmals mächtig ausgebaut mit der Einkreuzung der dauerblühenden China- oder Teerosen in die europäischen alten Rosen. Das ganze Jahr, mindestens die ganze Vegetationsperiode Rosenblüten und allenfalls auch Rosenduft – das Leistungsversprechen der modernen Rose ist ziemlich einzigartig. Und es ist kein Zufall, dass die Blütensträucherzüchter in den letzten 20 Jahren versuchen, diesen Erfolg mit dauerblühenden Weigelien und anderen Blütenstäucherarten nochmals zu wiederholen….
Ich möchte aber noch auf etwas anderes hinaus: Auch bei den Pflanzen und bei ihrem Verhältnis zum Menschen gibt es keine unausgeglichene Bilanz, keine unbezahlten Rechnungen: Die Pflanze kann nur mehr liefern, wenn der Mensch mehr Input gibt. Man stelle sich eine dauerblühende Rose ganz ohne menschlichen Input vor: Sie vergreist, sie geht an der eigenen Blütenfülle und Fruchtbarkeit zugrunde, die ihr schlussendlich die Kraft raubt, neue frische Triebe zu bilden. Im Austausch für ihre ununterbrochene Blüte liefert der Gärtner Düngung (siehe oben) und Schnitt.
In der Regel sind wir dabei wie gesagt zu zurückhaltend, vor allem kompakt wachsende Rosengruppen wie Edelrosen, Beetrosen brauchen einen radikalen Schnitt, der die Rose jedes Jahr (bei den Bodendeckerrosen jedes zweite Jahr) auf 10-15cm zurückschneidet. Das Gleiche – aber etwas relativiert – gilt für Strauchrosen und Kletterrosen: Hier bleibt zwar das Pflanzengerüst mit den Hauptästen erhalten, aber die abgeblühten Seitentriebe werden auf 1-2 Augen eingekürzt, um ein möglichst starkes neues Wachstum (= mehr Blüten) hervorzukitzeln.
In den Lubera Anleitungen zu Kletterrosen, Edelrosen, Beetrosen und auch Bodendeckerrosen finden Sie zusätzliche Angaben zu den Schnittanforderungen der diversen Rosengruppen. Den Sommerschnitt bei Rosen, das Ausschneiden der verblühten Rosenblüten und -triebe zeigen wir in einem separaten Gartenbuch-Artikel sehr ausführlich. Der Sommerschnitt bringt das gesunde frische Rosenwachstum für die zweite Hälfte der Vegetationsperiode in Fahrt und gehört somit auch zum Rosen pflegen dazu.
Bild: Rose 'Eveline Wild' – eine Beetrose mit gefüllten Blüten in zartem Apricot und Lachsrosa – die Blüten duften genauso gut wie sie schmecken, nämlich fruchtig und süss.
10. Rosen überwintern – die Folgen des südlichen Erbes
Hier muss zunächst mal die Frage gestellt und beantwortet werden, die eigentlich hinter allen Diskussionen zum Winterschutz der Rosen lauert. Wie kann es sein, dass eine so einheimische und alteingesessenen Gartenpflanze hier bei uns in Mitteleuropa nicht ganz winterhart ist, so dass es alle paar Jahre bei Kahlfrösten oder späten Frühlingsfrösten zu grossen Ausfällen auch in den Gärten kommt? Müsste sich die Rose nicht längst an unser Klima gewöhnt haben?
Die Antwort auf diese Frage ist eigentlich ganz einfach: Auch die Rose – zumindest die Gartenrose – ist in Tat und Wahrheit keine einheimische oder zu weiten Teilen keine einheimische Pflanze. Sie entstand über Pflanzenimporte aus Kleinasien und Persien durch die Griechen, Römer und später die Kreuzfahrer, und dann nochmals entscheidend durch die Einzüchtung der wärmebedürftigen Teerosen aus China. Alle diese für die Gartenrosen entscheidenden Geninfusionen erfolgten durch Arten, die eindeutig wärmebedürftiger und weniger frostresistent sind, als es in unserem Klima notwendig wäre…
Durch die Veredelung der Rosen auf winterharte Unterlagen und durch das tiefe Pflanzen ist zwar der winterbedingte Rosenausfall ganz klar die Ausnahme und nicht die Regel, aber dennoch muss gerade bei jungen Pflanzungen der Winterhärte und Überwinterung Sorge getragen werden. Dies sind dazu die wichtigsten Massnahmen:
- Nochmals: tief pflanzen, so dass die Veredelungsstelle 10cm mit Mutterboden bedeckt ist
- vor allem junge Pflanzungen über den Winter leicht anhäufeln
- Tannenreisig über die Rosenbeete legen
- nach August nicht mehr düngen
- die Rosen auch in der zweiten Hälfte der Vegetationsperiode gesund halten
Bild: Rose 'Leonardo da Vinci'® – eine sehr beliebte Rose, die sich sowohl für die Einzelpflanzung wie auch für die Gruppenpflanzung eignet.
11. Rosen im Topf pflanzen
Vor allem grössere Beetrosen und kleinere Strauchrosen können problemlos im Topf oder Kübel kultiviert werden. Im Lubera® Gartenshop finden Sie auch eine eigene Kategorie, wo wir für die Topfkultur geeignete Rosensorten zusammengestellt haben.
Als Mindestgrösse für die Rosenkübel würden wir 20-25l empfehlen, gern kann auch eine etwas grössere Strauchrose oder Englische Rose in einen Kübel bis 50l Fassungsvermögen gepflanzt werden. Schwarze Töpfe sind nicht nur unschön, sondern wärmen sich im Sommer auch zu stark auf, also bitte andere Farben wählen. Über die grossen Abzugslöcher kommt eine Drainageschicht, die über einige Jahre zuverlässig für den Abzug des überflüssigen Wassers sorgt, darüber dann Kübelpflanzenerde. Wenn immer möglich sollte gleich tief wie im Freiland gepflanzt werden, das heisst auch hier ist die Veredelungsstelle 10cm mit Substrat überdeckt. Im Frühling wird eine schöne Schicht Kompost neu auf die Töpfe eingebracht und etwas eingehackt, dazu 30gr Frutilizer® Natürlich Schafwollpellets pro 5l Topfvolumen. Alternativ kann auch mit Langzeitdünger Saisondünger Plus gearbeitet werden. Eine zweite Düngung erfolgt nach dem ersten Flor und allenfalls einem Sommerschnitt.
11.1 Rosen im Topf überwintern
Rosenkübel sollten über den Winter an einem schattigen, möglichst für die Sonne nicht erreichbaren Ort überwintert werden, in der Regel zusätzlich geschützt mit Vliesen. Am besten ist allerdings die Überwinterung in einem mehr oder weniger frostfreien Raum (bis -5°C), wo dann auch bei den Topfrosen nichts mehr abbrennen kann. Zu warm sollte es aber auch nicht werden, da sonst die Rosen zu früh austreiben. Überhaupt ist beim Schutz der Topfrosen darauf zu achten, dass man keinen Gewächshauseffekt erzielt (z.B. durch Plastikfolien oder Noppenfolien).
12. Geduld bringt Rosen
Ich weiss nicht, was es ist, aber Rosen verführen…. auch zur Ungeduld. Vielleicht ist es die Schnittrose, die instant Genuss und Befriedigung verspricht (zumindest, wenn sie – schnell zur Nase geführt – dann auch wirklich duftet). Vielleicht ist es aber einfach nur die ungeduldige Sehnsucht nach der Rosenblüte. Nach unserer Erfahrung gibt es nur wenige Gartenpflanzen, bei denen Gartenfreunde so ungeduldig sind wie bei der Rose: Sind mal bei einer gelieferten Rosenpflanze die Blüten schon verblüht, so ist die ganze Pflanze fast nichts mehr wert, obwohl sie das Potential hat, noch Tausende weiterer Blüten in den nächsten 20 Jahren zu produzieren...
Denn entgegen dem allzu menschlichen Instant-Besitzstreben (alles und mehr hier und jetzt und sofort zu haben…), das ja ab und zu groteske Ausmasse annimmt (man denke nur an die Essenslieferung in Städten innerhalb von 10 Minuten), verhält es sich bei den Rosen gemäss dem klassischen Sprichwort: Geduld bringt Rosen. Rosen brauchen Zeit. Gepflanzte Containerrosen können zwar im zweiten Standjahr schon fast den vollen Blütenertrag bringen, aber sie sind bezüglich Winterhärte und auch Krankheitsreisstenz noch weniger etabliert als ältere Pflanzen. Lassen Sie Ihren Rosen Zeit, lassen Sie sie wachsen und die Wurzeln stärker werden. Ab dem zweiten Jahr (und meist schon im ersten Jahr) gibt es Blüten zur Genüge, und irgendwann ab dem dritten und vierten Jahr haben sich die Rosen endgültig eingewöhnt und bringen ihre bestmögliche Performance, wenn wir die Rosen pflegen und entsprechend mit Geduld, Schnitt und Düngung unterstützen.
Rosenzikaden
Guten Tag
Die Rosen sollten im Winter 1-2 mal mit einem Mittel auf Pflanzenölbasis gespritzt werden. Zusätzlich sollten die Rosen benetzt werden dies sollte helfen.
Herzliche Grüsse
dein Lubera Team