Wenn die schwarzen Johannisbeeren geerntet sind und die Gärtnerin ihre blauen Finger geschrubbt hat, dann ist es Zeit für eine Entschuldigung: Ich entschuldige mich bei allen Cassissimas® und bei euch, liebe Mitgärtner, denn ich habe mich geirrt. Da habe ich nun seit Jahren behauptet, Johannisbeeren sind DIE Superfrucht für den kalten, regnerischen, windigen Norden (immerhin gedeihen sie prächtig in Sommern mit Dauerregen und 15 Grad) und nun das: Sie haben auch die erste richtige Hitzewelle und zweimonatige Dürre in meinem Garten überstanden, als wären sie Kakteen und keine Beerensträucher!
Sie leben noch, obwohl sie nicht gegossen wurden und sie haben eine Super-Ernte abgeliefert, als der Rasen schon längst vertrocknet - oder eher verkohlt war - und die Feuerwehrsirenen hier andauernd gehen, weil es wieder aufgrund des bisher unbekannten Wüstenklimas irgendwo angefangen hat zu brennen (Stichwort Reetdach-Häuser).
Zeit also umzudenken: Die Johannisbeeren sind anscheinend weltweit einsetzbar, auch in hitzig-harschen Klimazonen. Was mich zur Frage führt, lieber Markus Kobelt, hast du Saatgut von den saftigen Beeren schon nach Spitzbergen gebracht, in den "Weltweiten Saatgut-Tresor auf Svalbard" kurz vorm Nordpol, wo alles wertvolle Saatgut der Welt im ewigen Eis eingefroren und gerettet wird und nach einem weltweiten Atomkrieg oder einem Meteoriteneinschlag das Überleben der Menschheit sichern soll?
Falls nicht, pack' die Wintersachen ein und buch' einen Flug nach Nordwegen. Weizen, Mais, Karotten, Radieschen - schön und gut, aber der Mensch braucht doch auch was Süßes zum Leben!
Bild: Cassissima® Blackbells® - die Sorte mit den schönsten und längsten Trauben
Apropos Leben, meine Ernte der Noiromas®, Blackbells® und Black Marbles® war ein wahrer Überlebenskampf. Durch die große Hitze waren einige Beeren schon zu Rosinen verschrumpelt, als ich anfing zu ernten. Und zwar mutterseeelenalleine. Denn mein angetrauter Hilfsgärtner hatte sich wieder mal verkrümelt, wie immer, wenn Beeren geerntet werden sollen. Da hat er dann auf einmal etwas super Dringendes weit weg von zu Hause zu erledigen und verlässt fluchtartig den Garten. Das "Gefriemel" sei nicht seine Sache, so einen "figgelienschen Kram" überlasse er lieber den zarten, weiblichen Händen. Sagt’s und ward nicht mehr gesehen...
Nun denn, als der männliche Grobmotoriker dem weiblichen Feinmotoriker das Schlachtfeld überlassen hatte und die Sträucher enttüddelt von den Netzen waren, fielen Wespen über die Diebin (mich!) her. Ich habe panische Angst vor Wespen und gehe ihnen immer aus dem Weg, aber wenn es um meine schwarzen Johannisbeeren geht, stelle ich mich dem Kampf. Es wurde erbittert um die Vorherrschaft gekämpft, und ich erlitt Blessuren, aber der Ausgang war eindeutig. Bei der Schlacht um Noiroma® wurden keine Gefangenen gemacht!
Meditativ (soll heißen Gehirn ausschalten und erholsame Leere in ebendiesem walten lassen) gab ich mich anschließend dem Pflücken hin. Heute nennt man das ja ganz modern "Achtsamkeit" und es gibt auch mehrere (!) Bücher zum Thema Achtsamkeit im Garten. Die braucht man nun wirklich nicht: Es reicht vollkommen, sich am kühlen Abend (wenn die Nachbarn Fußball gucken und alles still ist im Garten) auf einen kleinen Hocker vor riesengroße Cassissima®-Sträucher zu setzen und anzufangen zu pflücken. Es dauert und dauert und dauert, weil es eben so viele große, schwarze Perlen zu ernten gibt, ganz vorsichtig und mit Hingabe. Und dann fängt es automatisch an, das Träumen, das Abschalten, das Herunterfahren, das Lauschen nach den Vogelstimmen und das Beobachten der herumsurrenden Hummeln (ach, könnten nur alle gelb-gestreiften Brummer so friedlich sein wie diese geflügelten Teddybären).
Nach spätestens fünf Minuten ist man im Meditationszustand, glaubt mir, und ist froh, dass niemand zum Klönen (schwatzen) da ist.
Dass die schwarzen Johannisbeeren meine absolute Nr. 1 Beeren sind (ja, ich habe sie viel lieber als Blaubeeren), wisst ihr ja schon hinlänglich und auch über ihre Mega-Superfruit-Eigenschaften und lebensverlängernden Eigenschaften habe ich schon oft gesprochen. Wollt ihr nun auch wissen, wer mein Liebling ist? Ich habe gestern Abend alle vier Sorten in meinem Garten probiert: Black Marble®, Blackbells®, Little Black Sugar® und Noiroma® (Late Night® ist ja noch nicht reif). Und es ist, tadaaa! (Hier bitte geistig einen Tusch einblenden), die gute, treue Noiroma. Alte Liebe rostet eben nicht. Noiroma® ist die perfekte Kombination von den alten Sorten der schwarzen Johannisbeeren (nicht essbar im Rohzustand, wie ich finde) und der neuesten Sorte "Black Marble", die so süß ist, dass sie eigentlich als Bonscher (Bonbon) durchgehen müsste. Meine erwachsenen Kinder lieben allerdings Black Marble am meisten, Freunde und Nachbarn auch und da fängt dann der zweite Kampf um die Cassissima® an, jeder will welche von den zuckersüßen Riesenmurmeln haben! Aber ich mag halt etwas mehr Gehalt und Tiefe, sprich: Cassis. Und Noiroma hat Beides, Cassis und viel, viel Zucker. Fünf große Rührteigschüsseln voll habe ich von zwei Sträuchern gepflückt! Markus würde jetzt wahrscheinlich sagen, ich habe doch zu wenig Zweige herausgeschnitten Ende des Winters.
Aber er hat wahrscheinlich gar keine Zeit zum Kritisieren im Moment, da er auf dem Weg zum Nordpol ist, um seine Schätze zum Wohle zukünftiger Generationen im ewigen Eis einzulagern :-)
PS: Wer wissen will, warum Spitzbergen im ewigen Eis so wichtig für das Überleben der Menschheit geworden ist, und warum ich finde, dass auch die Cassissimas® dort hingehören, kann hier mal reinschauen:
Libanon: Der Schatz aus Syrien | ARTE Reportage