Clematis kaufen und im Kübel pflanzen – geht das denn überhaupt? Ich verstehe natürlich die Skepsis: Wie sollte etwas problemlos im Kübel funktionieren, was auch sonst im Garten nicht gerade einfach ist? Allerdings hat die Züchtung in den letzten 10 Jahren grosse Fortschritte gemacht und die einstige Waldpflanze soweit domestiziert, dass sie auch auf Balkon und Terrasse längerfristig eine gute Figur abgibt. Allerdings sind dazu einige Regeln zu befolgen, damit das alles auch problemlos klappt.
- Sortenwahl: Wählen Sie kompakt wachsende Clematis aus (100-150cm), da sich sonst sehr schnell ein Missverhältnis zwischen den überirdischen Organen und dem Topfinhalt ergeben kann. Die Topfclematis soll auch bei etwas Wind stabil stehen bleiben. Der englische Züchter Raymond Evison hat seine Zuchtziele besonders intensiv auf die Kultur im Container ausgerichtet und in den letzten 10 Jahren eine Vielzahl von kompakten Sorten herausgebracht. Es sind Sorten zu bevorzugen (wie die einfach blühenden Sorten von Evison), die jedes Frühjahr auf 15cm zurückgeschnitten werden können.
- Topfwahl: Plastiktöpfe, Metalltöpfe, ganz allgemein dunkle Töpfe ohne Isolationskapazität dürfen nicht verwendet werden. Sie heizen sich vor allem im Sommer zu stark auf und beschädigen damit das Wurzelsystem. Trotz der Züchtungserfolge dürfen wir nicht vergessen, dass die Waldrebe eine Waldpflanze ist und bleibt, sie liebt den kühlen und feuchten Fuss, in einem aufgeheizten Topf wird es ihr sehr schnell zu heiss. Das heisst: Keramik-Töpfe, Terracotta-Töpfe oder Holzkübel sind den Imitaten aus Plastik bei weitem vorzuziehen. Natürlich ist es auch möglich, einen Plastiktopf zu verwenden und in einen isolierenden Übertopf zu stellen …
- Topfgrösse: Die Gefässe für Clematis müssen gross und tief sein. Warum? Wieder wie oben der gleiche Grund: Um allzu grosse Temperatur- und Klimaschwankungen im Kübel zu verhindern. Wir empfehlen einen Topf ab 50cm Durchmesser, nicht kleiner.
- Entwässerung ist das A und O der Containerkultur von Clematis. Clematis lieben es feucht, aber auch gut drainiert. Also lieber nochmals zusätzliche Löcher in den Topf machen und vor allem immer dafür besorgt sein, dass sich die Entwässerungslöcher (z.B. bei einem direkt auf dem Boden stehenden Topf – nicht verstopfen. Mit Vorteil stellt man den Clematis-Kübel auf einen Holzrost, so dass er ungehindert entwässern kann.
- Topferde: Es bewährt sich bei den Clematis, unten im Topf mit einer Kiesschicht von 5cm zu beginnen oder auch Leca-Kügelchen dazu einzusetzen. Wie gesagt ist die Entwässerung für die Clematis absolut essentiell. Dann folgt der Hauptinhalt mit leichter humoser Kübelpflanzenerde, in die der Wurzelballen der gekauften Clematis eingepflanzt wird. Nach dem ersten Jahr kann oben zusätzlich auch eine isolierende Mulchschicht mit Holzhäcksel angebracht werden. Achtung: In diesem Falle die Düngung um 20% erhöhen (Langzeitdünger)!
- Vorbereitung der Jungpflanze: Die gekaufte Clematisjungpflanze in einem 2-3lt Topf (sollte nie kleiner sein) wird vor der Pflanzung in einen ca. 20-30% mit Wasser gefüllten Eimer gestellt, so dass sich der Wurzelballen vollständig mit Wasser vollsaugen kann. Danach wird der Topf entfernt und allenfalls im unteren Wurzelballenbereich vorhanden ringmässig wachsende Wurzeln werden vorsichtig aufgelockert, im hartnäckigen Fall auch aufgerissen.
- Pflanztiefe: Clematis werden mindestens 5-7cm tiefer gepflanzt, als sie im ursprünglichen Topf waren. Das heisst: die Oberfläche des alten Topfballens wird mit 5-7cm neuer Erde überdeckt. Warum das? Damit gewinnt die Pflanze im Falle von Krankheiten oder Frostschaden an Regenerationsfähigkeit durch die unterirdisch überlebenden Knospen.
- Klettergerüst: Natürlich braucht die Schlingpflanze auch ein Klettergerüst. Stimmen Sie es auf die voraussichtliche Höhe der ausgewachsenen Pflanze ab. Es lohnt sich, daran zu denken, dass man im Spätherbst des Rankgerüst auch wieder leicht entfernen kann und dann die Pflanze mit weniger Aufwand ins Winterquartier bringen kann.
- Schnitt: Hat man die richtigen Sorten gewählt, die sowohl am alten Holz, aber noch stärker am diesjährigen Holz blühen, kann man vom Frühsommer bis September Blüten erwarten. Etwas Flüssigdünger, alle 2-4 Wochen verabreicht, fördert die Blühwilligkeit. Bevor die Temperaturen wirklich kalt werden, kann man im November die Triebe vom Gerüst lösen (teilweise kann auch schon 50% zurückgeschnitten werden), so dass die Pflanze leichter für den Winter umquartiert werden kann. Im Frühjahr, kurz vor Vegetationsbeginn, wird auf 15cm zurückgeschnitten (alle einfach blühenden Sorten von Evison).
- Überwinterung: Erinnern wir uns doch daran, dass die Clematis eine Waldpflanze ist. Der Waldboden ist vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt, durch die niedrige Vegetation von Farnen etc. nochmals geschützt und dann kommt auch noch das isolierende Laub hinzu. Die Wurzeln der Waldrebe müssen also in ihrem Ursprungsort nicht allzu tiefe Temeraturen aushalten. Wir empfehlen deshalb, Clematiskübel über den Winter in eine kühle ungeheizte Garage oder in einen Unterstand zu räumen und dann nochmals vor Temperaturschwankungen mit Vliesen zu schützen.
- Kühle Füsse werden ja den Clematis immer schon nachgesagt. Und es ist - wir haben es im letzten Punkt mit der Waldgeschichte illustriert -wirklich so!
Wenn also neben einem im Kübel wachsenden Clematis eine niedrig wachsende Pflanze mit breiterem Wuchs platziert wird, die die Clematis beschatten kann, dann hilft das ungemein. Natürlich kann man auch im Clematistopf selber für Schatten sorgen, indem man an den Rand breit und niedrig wachsende Sommerflorpflanzen oder Stauden pflanzt, die eine natürlich isolierende und kühlende Pflanzenschicht bilden. Bitte nicht gerade an die Clematistriebe pflanzen, sondern eher an den Rand des Topfes!