Gehen Ihnen die Gemüsegerichte langsam auf den Geist oder vielleicht es ist nur die Auswahl, die langweilig geworden ist? Die Welt ist voll von leckeren und gesunden Wurzeln, Blättern und Trieben, die Sie mehrheitlich noch nie im Leben probiert haben. Und das Leben ist einfach zu kurz, um Langweiliges zu essen. Versuchen Sie ab und zu, die Möhre, die Kartoffel, und anderes Klassisches durch exotische Gemüse zu ersetzen. Z.B.
Möhre durch Süsskartoffel
Küchentechnisch würde ich Möhre durch Süsskartoffel ersetzen. Batate schmeckt von der Süsse her etwa wie gekochte Karotten. Die orangefleischigen Süsskartoffeln schmecken nicht nur wie Möhren, sie sehen auch wie Möhren aus! In Japan wird viel Süsskartoffel gegessen. Dort isst man sie oft roh. Wie wir die Möhren eben. Und die Knollenwinde lässt sich wirklich sehr gut roh essen. Im Gegensatz zu “normalen” Kartoffeln schmecken Süsskartoffeln in roher Form köstlich süss, saftig und knackig – fast wie eine perfekte Möhre, nur noch ein bisschen besser. Sie können Süsskartoffeln in Stücke geschnitten als lecker saftiges Rohkost-Fingerfood geniessen oder fein gerieben als Salat zubereiten (ähnlich wie Möhrensalat).
Kürbis durch Süsskartoffel
Die Süsskartoffel kann die Grundlage einer unendlichen Anzahl der verschiedensten Gerichte sein. Sie sind oberlecker und ich mache mir immer wieder gerne welche, immer mit etwas Zucker und Zitronen(saft), dabei kommt dann auch der leckere, kürbisartige Geschmack sehr gut zur Geltung. Mit dem Unterschied – Kürbis mag ich nicht, nicht weil er mir nicht schmeckt, sondern weil ich als Kind mit Kürbis-aller-Art regelrecht überfüttert wurde. Also ersetze ich den langweilig gewordenen Kürbis durch für mich noch ziemlich neue Süsskartoffel. Die Süsskartoffeln werden geschält und kleingeschnitten und mit Zitronensaft, Sojasosse und Zucker in einem Sud gekocht.
Süsskartoffeln sind übrigens auch eine tolle Kübelpflanze. Sie sind mit der Prunkwinde, die gern als Balkon- und Kletterpflanze genommen wird, eng verwandt. Es gibt inzwischen sogar Ziersorten mit hellgrünem oder fast schwarzem Laub. Die Blätter der Süsskartoffel hingegen werden in den tropischen Heimatländern der Batate als Nahrungsmittel genutzt und zu spinatähnlichen Gerichten verarbeitet. Also eine Ersatz-Idee mehr:
Spinat durch Süsskartoffel.
Kartoffel, Sauerampfer, Salat, Weizen, Roggen, Rhabarber … durch Oca
Oca kann genauso wie Kartoffel gekocht, gebraten, gebacken gegessen werden. Ocabrot anstatt Kartoffelbrot? Kein Problem. In Peru, Kolumbien, Bolivien oder Chile ist es Alltag. Oca können auch wie Sauerampfer oder wie Rhabarber verwendet werden: Alle drei sind für ihre Oxalsäure berühmt.
Im Salat roh ist Oca besonders schmackhaft und knackig. Salatblätter können durch Oca-Blätter und Jungtriebe ersetzt werden. Und natürlich die Oca-Chips – eins der Lieblingsessen von Markus – soll nicht vergessen werden!
Ich bin ständig auf der Suche nach Neuem und Unbekanntem. Es macht Spass, das Exotische auszuprobieren. Leider ganz oft mit dem Ergebnis – Apfel oder Birne schmecken doch und mit Abstand besser als Drachenfrucht Pitahaya, Papaya oder Mango.
Neulich hatte ich mehr Erfolg, neulich war die Ausnahme. Ich war – nicht zum ersten Mal – in einem chinesischen Laden. Überall ganz interessante Sachen, die ich nie zuvor gesehen habe, von denen ich noch nie gehört habe und über die ich wieder so sehr gerne wenigstens ein bisschen erfahren wollte, bevor ich sie kaufte. Aber die Inhaber, ein sehr nettes Paar, können kein bisschen Deutsch und ich leider kein Chinesisch. Also kaufte ich wieder blind. Diesmal habe ich, unter anderem, in der Gemüseabteilung Cassave gekauft. So stand es handgeschrieben unter dem komischen, wurstähnlichen, langen, schweren, harten, dunklen Zeug. Ich fuhr nach Hause vor mich hin flüsternd “Cassave”, “Cassave”, bloss nicht vergessen, was ich da gerade ergattert habe.
Ich war so gespannt, so neugierig, dass ich ohne vorher zu googeln angefangen habe, das lange, unheimlich schwer zu schälende Zeug zu verarbeiten. Ich schnitt ein Stück ab, versuchte zu kauen, es schmeckte fürchterlich. Dann wurde gegoogelt. In dem Artikel stand “giftig, auf keinen Fall roh essen, selbst beim Schälen besteht Vergiftungsgefahr“. Oh je … irgendwelche ungiftigen Glucoside, die bei der Verletzung der Pflanze zu giftigem Aceton und Blausäure zerfallen sind drin … Der Artikel hiess ungefähr wie “Kassave und die Angst ums Überleben”.
Aber K(C)assave habe ich doch in der Gemüseabteilung gekauft. Wieder in die Küche. Kassave in Stücke geschnitten, ins Wasser, zum Kochen gebracht, mehrere Male das Gesicht, die Nase voller Neugier in den Topf: Wonach riecht es? Es roch nach gar nichts. Und dann doch wieder googeln, sicher ist sicher. In einem anderen Artikel stand, beim Kochen keinen Dampf einatmen, Vergiftungsgefahr. Oh je … Und das Wasser wechseln. Wieder in die Küche, das giftige (?) Wasser raus, neues Wasser rein. Und lange, lange Kochen, sicher ist sicher.
Meine Familie wollte nicht mitprobieren. Ich habe erst ein ganz kleines Stückchen gegessen, sicher ist sicher, und dann noch eins und noch eins. Es schmeckte wirklich herrlich. Es schmeckte wie Kartoffel aber besser, besser als Kartoffel (!) Wow. Erfrischender, etwas fester und vor allem klebriger. Das Klebrige war das Beste!
Weizenmehl durch Cassava Mehl
Nachher habe ich noch ein bisschen weiter gegoogelt. Z.B., dass Cassavamehl ähnlich wie Weizenmehl verwendet werden kann, was für Menschen mit Allergien gegen Weizen und andere Getreide unheimlich gut wäre!
Milch durch Erdmandel-Getränk
Und wenn wir schon bei Allergien und Unverträglichkeiten sind, kommt mir die Erdmandel in den Sinn. Damit kann so ein ganz alltägliches Produkt wie Milch ersetzt werden. Besonders gut für Menschen mit Laktoseintoleranz, kein Kasein, Laktose oder Gluten. Die Horchata ist eine sehr gesunde pflanzliche Milch, ein Getränk aus dem Mittelmeerraum und wird aus dem Saft der Erdmandeln gemacht.
Zutaten
1 kg Erdmandeln
1 kg Zucker (kann auch ein bisschen Zimt dazu oder geriebene Limettenschale)
5 Liter Wasser (oder frische Kokosmilch)
Zubereitung:
Erdmandel gründlich waschen und für eine Nacht in kaltes Wasser einlegen. Danach das Wasser ausdrücken, die Erdmandeln in einen Mixer geben und die Masse rühren, bis sie geschmeidig ist. Danach 5 Liter Wasser hinzugeben und umrühren. Das Gemisch ein paar Stunden in den Kühlschrank stellen, danach den Zucker hinzufügen und rühren, bis er sich auflöst. Das Gemisch sieben, bis nur noch das milchige Getränk übrig bleibt. Am besten schmeckt es gekühlt!
Bringen Sie Abwechslung und Spass in die Küche, entdeckten Sie neue Geschmäcker, laden Sie Freunde und Verwandte zu einem “Probiere-neues-Essen-Abend” ein, damit es zehnfach Spass macht, lachen Sie zusammen über die lustigen Oca-Knollen, gestalten Sie neue Speisen spannend und lustig, spielen Sie “Lebensmitteltest”! Und umso lustiger wird es, wenn Sie sich dabei filmen, wie sie die Snacks zum ersten Mal probieren. Was kommt wohl am besten an? Und welches Lebensmittel wird direkt wieder ausgespuckt?
PS und NB
Ich habe das Kassava-Experiment überlebt, mir war überhaupt nicht schlecht, es hat super geschmeckt. Aber bitte, seien Sie vorsichtig. Sicher ist sicher :-) Laut Wikipedia soll man die Cassava- Knolle erst unbedingt zerkleinern/raspeln, dann einweichen, dann ausdrücken und dann ausgasen lassen/trocknen: Beim Trocknen verdunstet die Blausäure. Die ausgedrückte Flüssigkeit darf man nicht mehr verwenden. Der Gehalt an giftigen Stoffen ist stark sortenabhängig.