In meinen bald 30 Jahren als Gärtner und Obstbauer habe ich nur ganz selten eine neue Pflanze, eine neue Obstart kennen und geniessen gelernt, von der ich auf Anhieb so begeistert war wie von den Pointilla, von den essbaren Gartenölweiden. Und ich frage mich andauernd, warum das bis heute eigentlich niemand so gesehen und popularisiert hat. Und warum Tausende von Gartenfreunden auf Anblick und Genuss dieser ebenso schönen wie wohlschmeckenden Beerenpflanze verzichten mussten? Ganz ehrlich, ich weiss die Antwort nicht … Vielleicht weil wir alle manchmal zu wenig genau hinschauen? Vielleicht auch, weil Nutzpflanzen für den Garten über lange Jahre und eigentlich bis heute eher vernachlässigt wurden: Man rennt blind, aber voller Kreativität den neuesten Zierpflanzen nach und vergisst, wie schön auch Gutes sein kann.
Denn die Pointilla bietet fast alles, was eine gute Beerenpflanze braucht, die auch eine perfekte Gartenpflanze sein will:
- Sie ist robust, wächst fast überall. Die Knöllchenbakterien erleichtern den Start an jedem Standort.
- Sie hat einen eigenen, angenehmen Geschmack, genügend Zucker auch (allerdings nur, wenn sie reif gepflückt wird, was der Ungeduld des herbstlichen Gärtners einiges abverlangt).
- Pointilla ist gesund, hat prozentual mehr Lycopin als die gesündeste Tomate.
- Sie kann direkt ab Strauch genossen werden, muss also nicht wie das meiste Wildobst zuerst noch gekocht, verarbeitet werden.
- Und Madame Pointilla ist schön, sehr schön!
- Ja, und noch was: Sie hat eine wirkliche Alleinstellung, sie bietet ihre Freuden dann an, wenn das Angebot anderweitig nicht mehr sehr gross ist, Ende September bis November.
Ich weiss wirklich nicht, warum das bis heute niemandem so richtig aufgefallen ist …
Aber natürlich könnte man auf der negativen Seite auch 2 bis 3 Punkte aufzählen:
- Pointilla wird relativ gross, kann zu 3-4m Büschen heranwachsen, kann allerdings auch leicht auf 2m gehalten werden, indem man alle Äste mit 4+ Jahren immer wieder auf Stummel fast bodeneben zurücksetzt.
- Die Pointilla-Sorten sind selbstunfruchtbar, also es braucht immer zwei verschiedene Sorten im Abstand von 2-10 Metern, damit wir einen vollen Fruchtbehang erhalten. Eine Pflanze allein bringt nicht etwas weniger, sie bringt gar nichts!
In diesem ersten Jahr, in dem wir die Pointilla offiziell verkaufen, ist einiges an neuem Wissen hinzugekommen, was meine Begeisterung für die Pflanze, die neue Beerenobstart noch mehr verstärkt. Denn je mehr wir wissen, je besser wir beraten können, desto sicherer werde ich in meiner Überzeugung: Pointilla wird sich im mitteleuropäischen Garten festsetzen, über kurz oder lang!
Was also haben wir dieses Jahr über und mit Pointilla gelernt?
- Geographische Adaption: Wir wissen nun aus Anbauversuchen und von Kunden, dass Pointilla von den Alpen bis zur Nordsee und auch in England problemlos wachsen und fruchten. Aufgrund des guten Wetters im Norden waren die Pointilla in Bad Zwsichenahn bei Oldenburg, 80 km von der Nordsee entfernt, sogar früher reif als in Buchs. Unterdessen glauben wir auch, dass Pointilla auch in einigen Teilen Skandinaviens funktionieren könnten.
- Höheneignung: Wir wissen nun auch mehr über die Höheneignung. Gerade gestern war unser Kollege Pavel Beco, einer der besten Spezialisten für Wildobst, bei uns zu Besuch. Und beim Kaffeetrinken erzählte er begeistert, wie bei ihm auf ca. 700 m Höhe, im Toggenburg, die Pointilla so reich fruchteten, dass selbst volltragende Sanddorn vor Scham erröten würden, wenn sie denn könnten ;-) Und sie schmecken, direkt vom Busch gepflückt, einfach wunderbar, Pavel war wirklich begeistert. Und ich auch: Endlich jemand aus unserem Fach, der die gleiche Erfahrung macht, die gleiche Beurteilung vornimmt wie ich.
- Vogelfrass: Letztlich wie bei allen Beeren: Es gibt Standorte, da haben wir gar keine Probleme und an anderen Standorten wird alles bis zur letzten Beere geklaut. Dabei sind natürlich die roten Beeren sehr viel begehrter als die goldgelben.
- Boden und PH: Pointilla wachsen problemlos zwischen PH 4 und 7. Über PH sieben gibt es vor allem nach einigen Jahren Chlorose-Erscheinungen, da muss also der Boden etwas mit Torf oder Torfersatzprodukten saurer gemacht werden.
Und wie geht es jetzt weiter? Wir warten gespannt auf nächstes und übernächstes Jahr, wenn dann immer mehr der ersten 1000 Kunden, die Pointilla gepflanzt haben, über ihre Erfahrungen berichten können.
Video: Wann reifen die Pointilla in Norddeutschland – und wie schmecken sie?
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