
Für immer mehr Menschen, die in den Ballungsräumen zu Hause sind, ist der Aufenthalt in der freien Natur zu einem unbedingten Muss und einem unwiderstehlichen Vergnügen geworden. Doch nicht immer und überall ist dieses Freizeitvergnügen ungehindert möglich, da unsere Städte immer dichter bebaut und besiedelt sind. Daher zieht es immer mehr Mitmenschen in die Natur und ein eigener kleiner Garten ist das angestrebte Ziel von Senioren, Familien und vor allem berufstätigen Menschen. Denn ein Kleingarten bietet nicht nur den Freiraum, sich an der frischen Luft und umgeben von Natur aufzuhalten und zu bewegen. Vielmehr dient ein kleiner Garten auch dazu, sein eigenes Gemüse und Obst anzubauen und zu ernten, soziale Kontakte zu knüpfen und die oftmals geringe freie Zeit aktiv zum Relaxen zu nutzen.
Inhaltsverzeichnis
Woher der Begriff „Kleingarten“ stammt
Im Grunde sagt der Begriff Kleingarten schon einiges aus. Denn es handelt sich dabei um ein kleines Stückchen Land, auf dem in den meisten Fällen ein kleines Gartenhäuschen steht und welches in der Regel dazu benutzt wird, um Obst- und Gemüse anzubauen. Was heute mehr als Freizeitvergnügen angesehen wird, war allerdings in seinen Anfängen eine wichtige Lösung, um die durch Krieg und Armut hervorgerufene Mangelernährung und die beengten Wohnverhältnisse in den Zeiten der Industrialisierung ein wenig zu lindern.
Dabei reicht die Entstehung der uns heute bekannten Kleingärten, oder auch Schrebergärten genannt, weit zurück. Denn bereits Anfang des 19. Jahrhunderts stellte der Landgraf Carl von Hessen seinen Untergegebenen kleine Parzellen zur Verfügung, auf denen diese ein wenig Gemüse anbauen konnten und sich dadurch besser ernähren konnten. Der erste deutsche Kleingartenverein entstand 1814 an Kappeln an der Schlei und die kleinen Stücke Land trugen damals noch den Namen Armengärten. Aus diesen Anfängen entwickelten sich in den kommenden Jahren weitere Laubenkolonien, die unter anderem vom Roten Kreuz oder der Arbeiterbewegung ins Leben gerufen wurden. Erst viele Jahre später entstanden die sogenannten Schrebergärten, deren Name auf den Leipziger Arzt Moritz Schreber zurückzuführen ist. In ihren Anfängen hatten die Kinderbeete, wie sie damals genannt wurden, aber in erster Linie das Ziel, den Kindern ausreichend Bewegung an der frischen Luft zukommen zu lassen, da der Naturheilkundler Schreber feststellte, dass immer mehr Kinder unter massiven Haltungsschäden litten. Dazu wurde neben den sogenannten Kinderbeeten auch eine Spielwiese angelegt, auf denen die Kinder sich körperlich betätigen konnten. Aus diesen anfangs für Schüler angelegten Beeten entwickelten sich schnell die heute noch bekannten Gärten, die später dann von den Eltern dazu benutzt wurden, Gemüse anzupflanzen, um die ganze Familie besser ernähren zu können. Schon bald entstanden Zäune, kleine Lauben sowie ganze Anlagen von Schrebergärten.
Heute steht der Begriff Kleingarten für einen Garten, der nach dem Bundeskleingartengesetz vom 28.2.1983 dazu dient, Obst, Gemüse und Blumen für den Eigenbedarf anzubauen und zu ernten sowie erholsame Stunden darin zu verbringen.
Der Unterschied zwischen einem Kleingarten und einem Hausgarten

In erster Linie liegt der Unterschied zwischen diesen beiden Gartenvarianten klar auf der Hand: Während der Kleingarten meist in einer Anlage oder Kolonie zu finden ist, liegt der Hausgarten direkt vor oder hinter dem Haus, in welchem man wohnt. Bei letzterem kann zudem die Größe sehr stark variieren, während bei einem Kleingarten die maximale Größe auf 400 Quadratmeter begrenzt ist. Ein weiterer Unterschied liegt darin, dass die Laube in einem Kleingarten heutzutage nicht mehr dauerhaft bewohnt werden darf. Das sah zum Beispiel direkt nach dem Krieg freilich etwas anders aus. Denn damals war der Wohnraum stark begrenzt, was dazu führte, dass Anbauten an die Laube von Amts wegen geduldet wurden und durchaus bewohnt werden durften.
Die Gestaltung eines Gartens ist ein weiterer Unterschied. Während man im eigenen Hausgarten durchaus frei in der Gestaltung ist, unterliegt man bei einem Kleingarten durchaus den Statuten und Vereinsrichtlinien. Das bedeutet unter anderem eine Vorgabe an die Größe der Nutzfläche, die sich schlussendlich an der Gesamtgröße des Schrebergartens orientiert. Idealerweise wird hier von den meisten Gartenvereinen eine Dreiteilung angestrebt. Also ein Teil des Kleingartens sollte für den Gemüseanbau, ein Teil für Obstbäume und Rasen und ein Teil für Blumen, Laube und eventuell einen Zier- oder Steingarten angelegt werden.
Die Vorgaben und Regelungen für einen Kleingarten werden neben den Satzungen der einzelnen Kleingartenvereine zudem durch das Bundeskleingartengesetz, kurz BKleingG, geregelt. Dieses definiert den Begriff Kleingarten und die kleingärtnerische Gemeinnützigkeit. Darüber hinaus sind in diesem Gesetz aber auch die Größe des Gartens, der Gartenlaube und alle Details zur Pacht und zum Pachtvertrag vorgeschrieben und geregelt.
Warum ist ein Kleingarten für viele Menschen so wichtig?
Neben dem ganz offensichtlichen Mehrwert, den ein Kleingarten jedem Menschen bieten kann, ist dieses kleine Stückchen Freiheit für viele der Inbegriff von Freiheit und erholsamer Freizeitgestaltung geworden. Längst ist es nicht mehr unbedingt notwendig, über das angebaute Obst und Gemüse die eigene Ernährung aufzuwerten und ausgewogener zu gestalten. In den meisten Fällen zählt für Familien und andere Freizeitgärtner vielmehr der Zugewinn an frischem Obst und Gemüse aus eigenem Anbau zur Lebenseinstellung und bewussten Lebensführung. Doch neben diesem Eindecken mit Obst, Gemüse und auch Blumen spielt bei der Frage nach dem Warum immer auch die aktive Freizeitgestaltung eine maßgebliche Rolle. In der heutigen, meist hektischen Zeit wird ein Kleingarten immer mehr als ein Ort der Ruhe und Entspannung angesehen. Die notwendige Gartenarbeit wird zunehmend als aktiver Ausgleich zur Berufstätigkeit angesehen. Doch den wohl wertvollsten Aspekt, den ein Kleingarten bieten kann, ist jener, der für die kindliche Entwicklung so wichtig ist. In und mit der Natur zu leben, Pflanzen zu säen, aufwachsen zu sehen und zu ernten stellt für die Kinder von heute ein immens wichtiges Puzzleteilchen zur ganzheitlichen Entwicklung dar, welches nicht unterschätzt werden sollte. Hinzu kommt hier die Möglichkeit, dass Kinder in einem Kleingarten oder auch einer Schrebergartenanlage ihre Freizeit ungestört verbringen können.
Doch neben den jüngsten Nutznießern eines Kleingartens bietet so eine Parzelle auch für viele ältere Menschen einen sehr großen Nutzen. Neben der Betätigung im eigenen kleinen Garten sind es vor allem die sozialen Kontakte, die immer mehr ältere Menschen in der Stadt kaum noch haben. Das Schwätzchen über den Gartenzaun, das Treffen Gleichgesinnter und das Gebrauchtwerden, das kann für viele Senioren an ihrem Lebensabend ein unbezahlbarer Vorteil sein.