Wie und wann man Terrassen- und Zimmerpflanzen gießen soll, ist eine Frage, die viele Pflanzenbesitzer vor Rätsel stellt. Informationen über den Durst der Pflanzen geben euch die Blätter, die Herkunft der Pflanzen und der Standort bei euch zuhause. Wie ihr perfekt Terrassen- und Zimmerpflanzen gießen könnt, sagen euch die Hinweise zur Wasserqualität, zum Tageszeitpunkt und zur Frage 'Gießen von oben oder unten?'. Auch Hilfsmittel für richtiges Gießen stelle ich vor, ebenso Symptome für falsches Gießen. Am Ende des Beitrags habe ich noch eine kleine Liste mit Pflanzen aus meinem mediterranen Garten und Angaben, ob sie viel oder wenig Wasser benötigen.
Inhaltsverzeichnis
- Zusammenfassung - Zimmerpflanzen gießen
- Was weist darauf hin, wieviel Wasser eine Zimmerpflanze benötigt?
- Die Blätter
- Die Herkunft
- Der Standort
- Welches Wasser sollte man zum Gießen verwenden?
- Ist es besser eine Zimmerpflanze von oben oder von unten zu gießen?
- Wann ist die beste Tageszeit zum Gießen?
- Welche Hilfsmittel machen das Gießen einfacher?
- Welche Symptome zeigen, dass falsch gegossen wurde?
- Pflanzen richtig gießen - meine Pflanzenliste
- Wenig Wasser, keine Unterschale:
- Mittlere Wassermenge, Wässern über eine Unterschale ist möglich:
- Viel Wasser, eine Unterschale für die Bewässerung ist sinnvoll:
Zusammenfassung - Zimmerpflanzen gießen
Wie oft muss man Zimmerpflanzen gießen, um sie nicht zu überwässern? Im Folgenden erfahrt ihr, wie man erkennen kann, ob eine Pflanze viel oder wenig Wasser braucht und ob man besser von oben oder unten gießt. Ich sage euch auch, an welchen Symptomen ihr erkennt, dass ihr einer Pflanze zuviel Wasser gegeben habt. Zu guter Letzt findet ihr meine Liste an Pflanzen, die viel oder wenig Wasser brauchen, sodass ihr die für euch richtige Zimmerpflanze raussuchen könnt.
Was weist darauf hin, wieviel Wasser eine Zimmerpflanze benötigt?
Um Zimmerpflanzen gießen zu können, muss man wissen, wann und wieviel Wasser die Pflanze benötigt. Als mir neulich beinah einige Primeln auf der Fensterbank verwelkt sind, bemerkte ich, dass die Pflanze selbst die besten Hinweise gibt, wieviel Wasser sie benötigt. Diese Hinweise habe ich in diesem Beitrag für euch zusammengestellt. Hier findet ihr Tipps, wie ihr eure Pflanzen besser 'verstehen' könnt.
Die Blätter
An den Blättern einer Pflanze könnt ihr sehr gut erkennen, ob die Pflanze viel oder wenig Wasser benötigt, wenn ihr eure Zimmerpflanzen gießen wollt. Über die Spaltöffnungen in den Blättern verdunsten Pflanzen Wasser und kühlen damit die Blattoberfläche. Über die Verdunstung und den dadurch entstehenden Unterdruck erfolgt auch der Nährstofftransport der Pflanze. Eine Pflanze mit großen Blättern hat also viel Verdunstungsfläche, eine Pflanze mit kleinen Blättern eine entprechend kleine Fläche. Folglich sind große Blätter ein Zeichen für eine höheren Wasserbedarf. Allerdings spielt auch die Beschaffenheit der Blattoberfläche eine Rolle.
Eine gefaltete, geriffelte oder auf andere Weise nicht glatte Oberfläche vergrößert die Verdunstungsfläche noch weiter. Auch verdunsten weiche Blätter viel mehr Wasser als harte Blätter. Glänzende Blattoberflächen reflektieren das Sonnenlicht und brauchen daher weniger Verdunstungswasser zur Kühlung, während matte Blattoberflächen diesen Effekt nicht nutzen können.
Schließlich sind dicke fleischige Blätter, wie man sie z.B. bei den Sukkulenten und Kakteen findet, ein klares Zeichen dafür, dass die Pflanze sich an Wassermangel angepasst hat und sich die Blätter zu Wasserspeichern ausgebildet haben. Der Wasserbedarf bei solchen Pflanzen, zu denen z.B. auch die Orchideen gehören, ist also gering.
Als schönes Beispiel für den Zusammenhang zwischen Blattbeschaffenheit und Wasserbedarf sind die Blätter des Olivenbaums. Diese sind klein und haben eine harte Oberfläche. Die Oberseite der Blätter schimmert silbrig, reflektiert also das Sonnenlicht. Olivenbaumblätter haben also drei Merkmale, die für die Anpassung an trockene Klimate stehen. Dass ein Olivenbaum verdurstet, ist also zumindest in unseren Breiten sehr selten.
Die Herkunft
Noch besser für das Verständnis und die Einordnung des Wasserbedarfs ist eine Information über die Herkunftsregion der Pflanzenart oder zumindest Gattung. Pflanzen haben sich wie alle Lebewesen an Lebensräume angepasst. Die Erde hat sehr trockene und sehr feuchte Klimazonen, entsprechend kommen Pflanzen aus unterschiedlichen Klimazonen unterschiedlich gut mit wenig Wasser oder mit viel Wasser zurecht. Wenn ihr die Herkunftsregion einer Pflanze kennt, könnt ihr auch besser verstehen, wann ihr Terrassen- und Zimmerpflanzen gießen müsst.
Aride, also trockene Klimazonen, sind die Wüsten und Halbwüsten, im Übergang auch subtropische Regionen. Der Wasserbedarf der Pflanzen aus diesen Regionen ist entsprechend geringer. Dazu gehören echte mediterrane Pflanzen wie etwa der bereits erwähnte Olivenbaum, die Mittelmeerzypresse oder viele Palmen genauso wie die große Gruppe der Sukkulenten, zu denen auch die Kakteen als echte Trockenheitskünstler gehören. Auch viele australische Pflanzen, die aus den Wüsten und Trockenregionen des fünften Kontinents stammen, kommen mit wenig Wasser sehr gut zurecht.
Humide, also feuchte Regionen sind die sich rund um den Äquator befindenden Tropen und wieder im Übergang auch Teile der Subtropen. Viele Regenwaldpflanzen, die heute als Zimmerpflanzen gehalten werden wie etwa der Ficus benjamini, gehören zu diesen Pflanzen. Weitere feuchte Regionen sind die Subpolar-Regionen, die aber aufgrund geringerer Wärme und geringeren Lichts für die Evolution der Zierpflanzen eine unbedeutendere Rolle spielen.
Eine besondere Rolle spielen noch die Bergregionen. Da Berghänge regelmäßig zu Steigungsregen führen, können eigentlich trocken-heiße Regionen durchaus auch feuchten Charakter haben. Entsprechend sind die Pflanzen aus diesen Regionen auch durchaus feuchtigkeitsliebend. Beispiele für solche Höhenlagen in heißen Regionen finden sich in Südamerika, aber auch in Südostasien.
Der Standort
Neben diesen Eigenschaften, die aus der Evolution der Pflanzen entstanden sind, spielt natürlich noch der konkrete Standort, also wo die Pflanze aufgestellt wird, eine entscheidende Rolle. Hier sind sowohl Temperatur, Sonneneinstrahlung als auch die Luftbewegung maßgeblich dafür, ob eine Pflanze viel oder wenig Wasser benötigt.
Die Zusammenhänge sind einfach zu verstehen. Dort wo es warm oder heiß ist und die Sonneneintstrahlung intensiv, ist auch der Wasserbedarf der Pflanzen höher. Im kühlen oder halbschattigen bis schattigen Standort reduziert sich der Wasserbedarf entsprechend. Steht die Pflanze an einem offenen Platz im Freiland, erhöht Luftbewegung und Wind die Verdunstung. Ist die Pflanze dagegen an einem geschützten Standort oder in einem Innenraum, reduziert sich der Wasserbedarf. Nach meiner Erfahrung führen vor allem warm-windige Tage zu einem spürbar erhöhten Wasserbedarf auch bei Pflanzen, die ansonsten wenig Wasser benötigen.
Welches Wasser sollte man zum Gießen verwenden?
Natürlich gehört auch die Qualität des Wassers sowie die Wassertemperatur zu den Faktoren, die den Gießerfolg beeinflussen. Bei der Wassertemperatur geht es den Pflanzen wie uns ?sie lieben es nicht, wenn es zu heiß oder zu kalt ist. Idealer Weise lässt man Gießwasser ein wenig stehen, damit es sich an die Raumtemperatur anpasst.
Bei der Wasserqualität wird oft von kalkhaltigem oder kalkarmem Wasser gesprochen. Auch wenn Kalk im Vordergrund sind, sind häufig noch weitere Stoffe im Wasser gelöst, die für manche Pflanzen in einer höheren Konzentration problematisch sind. Hier hängt es ganz entscheidend von der einzelnen Pflanze ab, ob sie empfindlich auf Kalk oder auch Eisen reagiert. Es ist klar, dass Pflanzen, die sich direkt aus Regenwasserrückständen mit Wasser versorgen, empfindlicher auf im Wasser gelöste Stoffe reagieren als solche, die das Wasser über die Erde beziehen.
Ist es besser eine Zimmerpflanze von oben oder von unten zu gießen?
Bei Pflanzen im Topf oder Kübel, die ja hier im Vordergrund stehen, wird häufig diskutiert, ob sie von oben oder von unten über eine Schale gegossen werden soll. Auch diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten. Meine Erfahrung ist, dass Pflanzen aus feuchten Gebieten sehr gut über eine Unterschale gewässert werden können, während bei Trockenheit gewöhnten Pflanzen eine Unterschale zu Staunässe führen kann. Daher sollten diese Pflanzen von oben gegossen werden. Wenn eine Pflanze allerdings von oben gegossen wird, sollte man eine ausreichende Menge Wasser geben. Dieses muss durch Versickerung bis zu den Wurzeln vordringen. Folglich sollte beim Gießen von oben weniger häufig, dafür aber in einer größeren Menge gegossen werden, während beim Gießen von unten auch geringere Mengen in die Unterschalen gegeben werden können.
Wann ist die beste Tageszeit zum Gießen?
Ein weiterer Erfolgsfaktor ist der Zeitpunkt des Gießens. Es spricht viel dafür, Balkon- und Terrassenpflanzen am Morgen zu gießen, denn dann ist die Luft noch kühler und die Pflanzen kommen draußen mit kühlerem Wasser auch besser zurecht. Bei Zimmerpflanzen ist der Gießzeitpunkt weniger wichtig, wenn das Wasser nicht völlig kalt aus dem Wasserhahn kommt.
Welche Hilfsmittel machen das Gießen einfacher?
Auch wenn ihr nun vieles über richtiges und falsches Gießen erfahren habt, macht es Sinn, sich ein wenig abzusichern. Besonders hilfreich für das richtige Gießen sind Feuchtigkeitsmesser*, die eine lange Sonde haben. Mit dieser langen Sonde kann man auch in tiefere Regionen der Erde vordringen und dort den Feuchtigkeitsgehalt bestimmen. Gerade bei trockenliebenden Pflanzen wie z.B. Zitruspflanzen ist die Feuchtigkeitsmessung eine entscheidende Unterstützung und Vorbeugung, das Gießen nicht zu übertreiben.
Weitere Hilfsmittel für das richtige Gießen sind Bewässerungsanlagen, bei denen man die Wasserversorgung automatisiert. Dabei sollte auf Systeme zurückgegriffen werden, mit denen man die Wassermenge für jede einzelne Pflanze individuell festlegen kann. Nur so ist gewährleistet, dass auch mit der Bewässerungsanlage richtig gegossen wird.
Schließlich können Hydrokulturen oder auch Wasserreservoire helfen, die Pflanzen ausreichend mit Wasser zu versorgen. Allerdings solltet ihr beachten, dass diese wasserspeichernden Techniken nur für feuchtigkeitsliebende Pflanzen geeignet sind.
Welche Symptome zeigen, dass falsch gegossen wurde?
Wie findet ihr heraus, dass die Pflanze zuviel Wasser bekommen hat? In vielen Fällen sind die Symptome ähnlich zur Situation, in der die Pflanze zu wenig Wasser bekommen hat. Natürlich erschwert diese Ähnlichkeit der Symptome die richtige Diagnose und erfordert ein genaues Nachschauen, wenn Ihr Eure Zimmerpflanzen gießen wollt.
Die Symptome sind also häufig welke, schlaff herunter hängende Blätter, die auch braun werden können. Ursache ist eine Funktionsstörung der zu nassen Wurzeln, die die Blätter nicht mehr vernünftig mit (parodoxer Weise) Wasser und mit Nährstoffen versorgen können. Bei Zitruspflanzen z.B. rollen sich die Blätter bei zuviel Wasser genau so um die Längsachse ein, wie bei zu wenig Wasser.
Auch Schimmel ist häufig ein eindeutiger Indikator dafür, dass die Pflanzen zu nass sind. Bei Kübelpflanzen, die draußen stehen, kann auch Moosbildung darauf hinweisen, dass die Pflanzen zu nass sind und das Wasser nicht gut abtrocknet.
Pflanzen richtig gießen - meine Pflanzenliste
Zum Schluss möchte ich Euch noch eine kleine Pflanzenliste aufstellen, mit deren Hilfe ihr eine gute Orientierung habt, welche mediterrane Pflanze viel und welche wenig Wasser benötigt. Kostengünstige mediterrane Pflanzen könnt Ihr übrigens im Lubera Shop schnell und einfach bestellen.
Wenig Wasser, keine Unterschale:
- Olivenbaum
- Alle Zitruspflanzen
- Sukkulenten
- Kakteen
- Zimmerpalmen
Mittlere Wassermenge, Wässern über eine Unterschale ist möglich:
- Callistemon - sieht zwar trocken aus, verbraucht aber doch mehr Wasser als ein Olivenbaum.
- Wandelröschen
- Sternjasmin
- Passionsblume
- Hibiskus
- Sommerjasmin
- Bougainvillea
- Schönmalve
- Sambablume Tibouchina
- Mandevilla
Viel Wasser, eine Unterschale für die Bewässerung ist sinnvoll:
- Engelstrompete - verdunstet viel Wasser über die weichen Blätter
- Oleander - mag gerne nasse Füße
- Agapanthus
- Calla
- Canna
- Feigenbaum - die großen Blätter verdunsten viel Wasser
Autor und Fotos: Dr. Dominik Große Holtforth
Hallo,
mir ist es Ende Frühjahr gelungen, aus den Johannisbrotbaum-Kernen einen Pflanze 'großzuziehen'. Derzeit hat sie eine Höhe von 35 cm . -
Nachdem ich sie vor ca. dreieinhalb Wochen in ein größeres Gefäß umtopfen musste, zeigt sie jetz deutliche Spuren des 'Unwohlseins'. Die einzelnen kleinen Blätter begannen, sich leicht einzurollen und einm Wachstum ist nicht mehr festzustellen. Als Substzrat habe ich Kakeeenerde genommen und leicht mit Anzuchterde vermischt.
Liegt es evtl. am Standort? Fensterbank im Büro? Oder an der Raumtemperatur (Zimmertemperatur)?
Ich gieße nur mäßig. Oder ist eher trockene Erde anzuraten?
Viele Grüße
Frank Niemeyer
Hallo,
haben Sie vielleicht die Heizung angestellt, so dass die Luft trockener geworden ist. Außerdem kommt von draußen spürbar weniger Licht in die Innenräume. Beides könnte zum 'Unwohlsein' geführt haben. Vielleicht haben Sie einen etwas milderen Platz, der auch feuchtere Luft hat. Eine Waschküche oder ein anderer Wirtschafts-/Nebenraum könnte geeignet sein.
Mäßiges Gießen ist sehr wichtig, die Erde darf nur feucht, nicht nass sein.
Bei weiteren Fragen dürfen Sie sich gerne melden.
Viele Grüße
D. Große Holtforth