Zeigerpflanzen sind Wildpflanzen, an denen du den Zustand des Bodens ablesen kannst. Manche Pflanzen benötigen ganz bestimmte Voraussetzungen, um sich gut zu entwickeln. Dominieren sie den Bewuchs an einem Standort, kannst du daran die Qualität des Bodens ableiten. In diesem Beitrag erklär ich dir, welche Pflanzen in welchen Böden vorkommen. Wenn du Pflanzen bestellen möchtest, kannst du im Lubera® Shop aus fast 6000 verschiedenen Pflanzen auswählen.
Inhaltsverzeichnis
- Zusammenfassung
- Zeigerpflanzen verstehen
- Zeigerpflanzen für Böden mit hohem Stickstoffgehalt
- Zeigerpflanzen für nährstoffarme Böden
- Zeigerpflanzen für kalkhaltige Böden mit hohem pH-Wert
- Zeigerpflanzen auf sauren Böden mit niedrigem pH-Wert
- Zeigerpflanzen für trockene Böden
- Zeigerpflanzen für feuchte bis staunasse Böden
- Zeigerpflanzen auf schweren, verdichteten Böden
- Salzhaltiger Boden
- Schwermetallhaltige Böden
Zusammenfassung
- Zeigerpflanzen helfen dir, den Zustand des Bodens einzuschätzen.
- Ihr Auftreten liefert zusätzliche Informationen zu einer Bodenanalyse.
- Zeigerpflanzen sind Wildpflanzen, die sich auf bestimmten Böden gut gegen andere Arten behaupten können oder an bestimmte Bodenbedingungen gebunden sind.
- Treten verstärkt eine oder mehrere Zeigerpflanzen auf, kannst du daraus ableiten, wie der Boden an der Stelle beschaffen ist.
Zeigerpflanzen verstehen
In der Natur wachsen Pflanzen nur an Standorten, die ihren Ansprüchen genügen. Durch spezielle Anpassungen können einige an Orten gedeihen, die für andere Gewächse ungünstig sind. Diese setzen sich gegen andere, weniger gut angepasste Arten durch und dominieren den Pflanzenbestand. Weil bekannt ist, welche Bodenverhältnisse die unterschiedlichen Wildpflanzen benötigen, kann man aus der Zusammensetzung der Flora an einem Standort Rückschlüsse auf den Zustand des Bodens ziehen.
Entscheidend für das Gedeihen von Pflanzen sind die Bodenstruktur, der Wasserhaushalt, der pH-Wert und die Zusammensetzung pflanzenverfügbarer Nährstoffe in Kombination mit einem angemessenen Lichtangebot. An verschiedenen Standorten gibt es darum unterschiedliche Zeigerpflanzen.
Informationen welche Pflanzenarten auf welchen Böden gut wachsen, liefern die Zeigerwerte nach Ellenberg. Dabei handelt es sich um ein Klassifikationsverfahren für mitteleuropäische Pflanzen nach ihrem ökologischen Auftreten. In dem System wird allen Pflanzen eine Lichtzahl, Temperaturzahl, Kontinentalitätszahl, Feuchtezahl, Reaktionszahl, Stickstoffzahl, Salzzahl und Schwermetallresistenz zugeordnet.
Zeigerpflanzen für Böden mit hohem Stickstoffgehalt
Stickstoffzeigerpflanzen werden als Nitrophyten bezeichnet. Sie breiten sich auf stickstoffreichen Böden schnell aus und verdrängen dabei Arten, die auch mit weniger Nährstoffen auskommen würden.
Stickstoff ist ein wichtiger Makronährstoff und wird von allen Pflanzen benötigt. Durch Düngung mit Gülle, granuliertem Harnstoff und anderen Stickstoffdüngern werden die Pflanzen einseitig versorgt. In der Folge wachsen sie schneller, bilden weniger Festigungsgewebe und werden anfälliger für Krankheiten. Viel Stickstoff im Boden behindert auch die Besiedelung der Pflanzenwurzeln mit den symbiotischen Mykorrhizapilzen.
Die wichtigsten Stickstoffzeiger sind Grosse Brennnesseln (Urtica dioica), Weisse Taubnessel (Lamium album) Schwarzer Holunder (Sambucus nigra), Gifthahnenfuss (Ranunculus sceleratus), Strand-Ampfer (Rumex maritimus), Echtes Herzgespann (Leonurus cardiaca ssp. cardiaca), Garten-Melde (Atriplex hortensis), Knoblauchrauke (Alliaria petiolata) und in Wiesen der Wiesen-Löwenzahn oder Wiesen-Kuhblume (Taraxacum officinale).
Ein hoher Stickstoffgehalt ist oft mit einem hohen Angebot an Phosphor und anderen Nährstoffen verbunden. Darum gelten die Stickstoffzeiger generell als Indikatoren für nährstoffreiche Böden.
Bild: Sambucus nigra 'Haschberg' ist eine typische Zeigerpflanze für stickstoffhaltige Böden.
Zeigerpflanzen für nährstoffarme Böden
Sandböden mit geringem Humusgehalt und wenig Tonanteil sind trocken und nährstoffarm. Solche kargen Böden werden nur von genügsamen Pflanzen besiedelt. Zu diesen Arten gehören Scharfer Mauerpfeffer (Sedum acre), Besenginster (Cytisus scoparius), Frühlings-Hungerblümchen (Draba verna), Heidenelke (Dianthus deltoides), Dorniger Hauhechel (Ononis spinosa), Färberkamille (Anthemis tinctoria), Echtes Labkraut (Galium verum), Wilde Möhre (Daucus carota) und Acker-Wicke (Vicia hirsuta).
Bild: Die Graublatt-Färberkamille (Anthemis tinctoria) – im Bild die Sorte 'Susanna Michell' – fühlt sich in trockenen Böden am wohlsten.
Zeigerpflanzen für kalkhaltige Böden mit hohem pH-Wert
Der pH-Wert hat Einfluss auf die Verfügbarkeit von Nährstoffen. Auf kalkhaltigen Böden ist er hoch und es ist viel Kalzium und Magnesium verfügbar, das bei der Aufnahme durch die Wurzeln mit anderen Nährstoffen (z. B. Eisen) konkurriert. Auf kalkhaltigen Böden können nur Pflanzen gedeihen, die in der Lage sind, sich die notwendigen Nährstoffe verfügbar zu machen und die überschüssigen Kalzium-Ionen aus ihrem Zellsaft abzutransportieren. Typische Pflanzen auf kalkhaltigem Boden sind Acker-Hundspetersilie (Aethusa cynapium ssp. agrestis), Wiesen-Baldrian (Valeriana officinalis pratensis), Blauer Gauchheil (Anagallis foemina), Berg-Aster (Aster amellus), Vogelfuss-Segge (Carex ornithopoda) und Goldlack (Erysimum cheiri). Die Quirlblättrige Grundnessel (Hydrilla verticillata) ist eine Wasserpflanze, die nur in alkalischem Wasser wächst.
Bild: Die Berg-Aster 'Glücksfund' (Aster amellus) hat keine Probleme mit kalkhaltigen Böden, die einen hohen pH-Wert haben.
Zeigerpflanzen auf sauren Böden mit niedrigem pH-Wert
Ein niedriger pH-Wert im Boden sorgt für eine verstärkte Freisetzung von Aluminium-Ionen und Mangan. Dadurch kann es zu Vergiftungserscheinungen kommen, während gleichzeitig Phosphor-, Magnesium und Kalziummangel auftreten. Pflanzen, die auf sauren Böden wachsen, benötigen Mechanismen, um Mängel auszugleichen und überschüssige Nährstoffe zu entgiften. Starksäurezeiger, die nie auf schwach sauren oder neutralen Böden vorkommen sind Alpen-Habischtskraut (Hieracium alpinum), Zwerg-Schlüsselblume (Primula minima) oder die Grossfrüchtige Moosbeere (Vaccinium macrocarpon). Andere Arten wie Kleiner Sauerampfer (Rumex acetosella), Moschus-Schafgabe (Achillea moschata), Horst-Schwingel (Festuca rubra nigrescens), Purpurroter Enzian (Gentiana purpurea) und Geflecktes Johanniskraut (Hypericum maculatum) sind hauptsächlich auf sauren Böden zu finden, können aber auch auf Böden mit einem schwach sauren bis neutralen pH-Wert wachsen.
Bild: Die Moosbeere (im Bild Cranberry 'Red Balloon') ist ein Starksäurezeiger, der nur in sauren Böden wachsen kann.
Zeigerpflanzen für trockene Böden
Auf trockenen Böden wachsen auf Dauer nur Pflanzenarten, die Wasser aus tiefen Bodenschichten erreichen oder durch besonders guten Verdunstungsschutz nur wenig Wasser benötigen. Typische Zeigerpflanzen für trockene Böden sind Schmalblättriger Hohlzahn (Galeopsis angustifolia), Färberkamille (Anthemis tinctoria), Leimkraut (Silene otites), Scharfer Mauerpfeffer (Sedum acre), Milder Mauerpfeffer (Sedum sexangulare) Natternkopf (Hieracium echioides), Feld-Steinquendel (Acinos arvensis), Blutroter Storchschnabel (Geranium sanguineum), Wiesensalbei (Salvia pratensis) und die Zypressen-Wolfsmilch (Euphorbia cyparissias).
Bild: Die Zypressen-Wolfsmilch (Euphorbia cyparissias) wird nur ca. 20-40 cm hoch, trägt von Mai bis Juni gelbe Blüten und mag am liebsten trockene Standorte.
Zeigerpflanzen für feuchte bis staunasse Böden
Auf feuchten bis nassen Böden wachsen mehr als 300 Pflanzenarten, die in Auen, an Gewässerrändern und in Mooren und Sümpfen heimisch sind. Sogar auf durchnässten, luftarmen Böden mit Staunässe sind mehr als 150 Arten finden. Dazu gehören z.B. alle Arten von Seggen (Carex sp.) und Gräser wie das Sumpf-Straussgras (Agrostis canina), Sumpf-Reitgras (Calamagrostis canescens), Breitblättriges Wollgras (Eriophorum latifolium) und Sumpf-Rispengras (Poa palustris). Typische Sumpfpflanzen wie die Wasserminze (Mentha aquatica), Fieberklee (Menyanthes trifoliata), Sumpf-Fingerkraut (Potentilla palustris) und die Moschus Gauklerblume (Mimulus guttatus) findest du ebenfalls auf staunassen Böden.
Bild: Die Wasserminze, auch Bachminze genannt, ist eine typische Sumpfpflanze mit mildem Minzengeschmack.
Zeigerpflanzen auf schweren, verdichteten Böden
Auf schweren lehmigen verdichteten Böden findest du als Zeigerpflanzen die Ackerkratzdistel (Cirsium arvense), Beinwell (Symphytum officinale), Huflattich (Tussilago farfara), Kriechenden Hahnenfuss (Ranunculus repens) und Wegerich-Arten (Plantago sp.). Sie haben ein starkes Wurzelwerk.
Salzhaltiger Boden
Eine zu hohe Konzentration an Natrium und Chlorid im Boden stört die Aufnahme von Wasser und Nährstoffen und behindert den Stoffwechsel der Pflanzen. Auf salzhaltigen Böden gedeihen darum nur sehr wenige Arten. In Küstengebieten und in ariden Regionen, in denen die Verdunstung höher ist als der Niederschlag oder auch an Solequellen und in Regionen, in denen Salz abgebaut wird, kann der Boden salzhaltig sein.
Vermutlich haben Menschen bereits seit Jahrtausenden auf salzanzeigende Pflanzen geachtet, um Salzadern zu finden und abzubauen. Typische Salzanzeiger sind Queller (Salicornia europaea), Meeres-Salde (Ruppia maritima), Strandaster (Aster tripolium), Gewöhnlicher Strandflieder (Limonium vulgare), Strand-Melde (Atriplex littoralis), Strandwegerich (Plantago maritima) und die Gewöhnliche Strandkamille (Tripleurospermum maritimum).
Schwermetallhaltige Böden
Pflanzen, die an hohe Schwermetallgehalte im Boden angepasst sind und bestimmte Metalle anzeigen, werden als Metallophyten bezeichnet. Metalle wie Eisen, Kupfer und Zink sind in geringen Konzentrationen als Mikronährstoffe für das Wachstum von Pflanzen unverzichtbar. Liegen sie aber in grösseren Mengen im Boden vor, können sie die Aufnahme von anderen Nährstoffen behindern und Vergiftungserscheinungen auslösen. Nur wenige Pflanzen sind in der Lage, Metalle einzulagern und auf diese Weise auch auf belasteten Böden zu wachsen. Solche Arten findet man auf Abraumhalden aus dem Erzabbau. Dort haben sie keine Konkurrenz durch andere Pflanzenarten.
Anzeiger für Schwermetalle sind unter anderem das gelbe Galmeiveilchen (Viola calaminaria), die Galmei-Grasnelke (Armeria maritima subsp. halleri), das Taubenkropf-Leimkraut (Silene vulgaris), die Frühlings-Miere (Minuartia gerardii), das Galmei-Täschelkraut (Noccaea caerulescens subsp. calaminaris), das Gösing-Täschelkraut (Noccaea goesingensis) und die Hallersche Schaumkresse (Arabidopsis halleri).