Nebst den allseits bekannten roten Rosen gibt es in der Blumensprache noch zahlreiche andere Symbole für die Liebe. So gelten auch Nelken, Myrte oder Vergissmeinnicht als Herzensblumen. Und die Duftveilchen oder Lilien sind ebenso valable Liebesboten. Orchideen sprechen hauptsächlich von sexuellem Verlangen, während der Schlafmohn Fruchtbarkeit ebenso verspricht wie Schlaf und Vergessen. Die Margeriten sind die Blumen der Unsicheren und der Zauderer, und auch mit dem Vergissmeinnicht verbindet sich oftmals mehr Hoffnung als erfüllte Liebe. Andere Blumen wie die Chrysanthemen hingegen stehen für das Gedenken über den Tod hinaus.
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Die symbolische Bedeutung der Blumen ist ein weites Feld, ein sehr weites sogar. Je nach Land und Kulturkreis werden die Bedeutungen oftmals unterschiedlich zugeschrieben. Dennoch gibt es viele Blumensymbole, die recht allgemein und weitherum verstanden werden. So bedeutet das zart duftende reinweisse Maiglöckchen Seelenreinheit ebenso wie Glück in der Liebe. Die Primeln und Schlüsselblümchen stehen für Frühling, Hoffnung, Jugend und Unschuld. Ähnlich konnotiert sind die weissen Lilien (Lilium candidum), die Reinheit und unschuldige Liebe darstellen sollen. Das Vergissmeinnicht erinnert daran, eine Liebe nicht zu vergessen. Das Vergessen fördern hingegen soll der Mohn, der einerseits für Fruchtbarkeit steht, weil er so viele Samen bildet, anderseits aber Schlaf und Vergessen verspricht. Treues Gedenken, Liebe, Tod und Unsterblichkeit symbolisiert der Rosmarin, der oft auch in Hochzeitsgestecken Glück und Treue bringen soll. Eine noch wichtigere Bedeutung kommt hierbei der Myrte zu, die ja nicht umsonst auch Brautmyrte genannt wird. Ein paar Myrte-Zweige im Brautstrauss stehen für Liebe, glückliche Ehe, sexuelles Verlangen und Fruchtbarkeit. Die Orchideen stehen meistens für sexuelle Lust und Fruchtbarkeit. Die Chrysanthemen hingegen werden gern für Grabgestecke verwendet, denn sie bedeuten langes Leben, aber auch Liebe und Gedenken über den Tod hinaus.
Bild: Myrtus communis 'Microphylla' ist Aphrodite's Liebling. In Brautsträussen bringt sie Glück in die neue Ehe.
Nelken: Liebe und kämpferische Gemeinschaft
Rote Nelken stehen wie kaum eine andere Blume für ausdauernde Liebe und Politik. Nämlich sind sie DIE Blume der kämpferischen Gemeinschaft und der Revolution - als bekannteste Blumenrevolution der Welt gilt Portugals Nelkenrevolution. Am 25. April 1974 stürzten grosse Teile der Armee die autoritäre Militärdiktatur. Mit roten Nelken in den Gewehrläufen fuhren die Soldaten danach durch Lissabon. Seither sind die roten Nelken ein Symbol für Freiheit. Mit einer roten Nelke sagten es lange Zeit auch die Sozialisten. Der Internationale Sozialistenkongress 1889 in Paris erkor sie zur Arbeiterblume. Das war, als die 1.-Mai-Umzüge ins Leben gerufen wurden. Der deutsche Sozialdemokrat und erste Reichstagspräsident Paul Löbe, der als 15jähriger Lehrling am ersten 1.-Mai-Umzug 1890 im schlesischen Liegnitz mitmarschierte, erinnerte sich später: "Das damalige Versammlungsverbot umging man durch einen «gemeinsamen Ausflug in benachbarte Gartenlokale». Da das Mitführen von Fahnen nicht gestattet war, wählte man die rote Nelke im Knopfloch als Abzeichen der Gleichgesinnten." Erst als sich in Frankreich der Parti socialiste zu Beginn der 1970er Jahre neu formierte, wurden die roten Nelken von der Faust mit der Rose abgelöst.
Die gewöhnlichen Gartennelken (Dianthus caryophyllus) sind ganz einfach zu kultivieren. Sie brauchen nur Sonne, Wasser und gelegentlich etwas Flüssigdünger. Besonders kompakte, niedrigwachsende Sorten sind für Balkonkistchen geeignet, da sie auch bei windigem Wetter nicht abbrechen. Die meisten Nelken werden als einjährige Sommerblumen gepflanzt. Es gibt aber auch mehrjährige Nelken, beispielsweise die Polsternelken. Die kommen jedes Jahr wieder. Sie blühen in Pink und nicht in Rot. Pinkige oder weisse Nelken sind nicht so explizit mit Bedeutung behaftet wie die roten Nelken. Oft werden sie einfach für langlebige Sträusse verwendet, und natürlich dürfen sie in der Grabfloristik nicht fehlen. Im Garten jedoch bezaubern die Nelken vor allem durch ihren würzig-erotischen Duft. Dieser ist so verführerisch, dass Nelken eigentlich immer das Herz erweichen, egal in welcher Farbe sie blühen!
Bild: Die Federnelke 'Maggie' blüht in zarten Rosatönen und bildet dichte mehrjährige Polster.
Er liebt mich, er liebt mich nicht...
Keine Blume drückt die zaudernde Gefühlslage besser aus als das gemeine Gänseblümchen. "Er liebt mich, er liebt mich nicht..." so geht das alte Spielchen, bei dem ein Blütenblättchen ums andere ausgezupft wird, bis beim letzten Blütenblättchen dann die Situation geklärt sein sollte. Im Garten sorgen die kleinen Gänsenblümchen (Bellis perennis) mit ihrem frisch-fröhlichen Auftreten im Rasen für gute Laune. Aber sie taugen nicht nur als Liebesorakel. Tatsächlich sind sie auch geniessbar und regen den Stoffwechseln an. So war es ursprünglich wohl ihre aktivierende Wirkung, die ihnen den Ruf eines Aphrodisiakums eingebracht hat. Am besten isst man sie roh über den Salat gestreut. Auch eine Handvoll Gänseblümchen-Blätter schmecken in einem Frühlingssalat erfrischend gut. Aber auch die grossen Margeriten eignen sich für Liebeszauderer ebenso wie für kindliche Verliebtheitsspiele. Zum Essen sind die Arten der Chrysanthemum und Leucanthemum hingegen nicht geeignet.
Bild: Die Sommer-Garten-Margeriten Leucanthemum x superbum 'Silberprinzesschen' sind hübsche unschuldige Gewächse für die Staudenrabatte, die überall ihren kindlichen Charme verströmen.
Bild: Die grosse Margerite Leucanthemum x superbum 'Gruppenstolz' wirkt in einem Staudenbeet besonders gut.
Duftveilchen und Stiefmütterchen
Eine besonders lange Tradition als Liebespflanzen haben die unscheinbaren, violetten Duftveilchen (Viola odorata). Es sind immergrüne, mattenbildende Stauden, die klein und niedrig bleiben. Sie duften äusserst verführerisch. Ihre Blätter haben die Form von Herzen, und wohl auch deshalb haben sie eine sagenumwobene Geschichte als Liebespflanzen. Die alten Griechen legten eigene Veilchengärten an und nannten die Kostbarkeiten schlicht "Blumen der Liebe". Zeus verführte seine Geliebte Io mit kandierten Veilchenblüten, und als sie in eine Kuh verwandelt wurde, liess er ihr eine ganze Wiese voller Veilchen wachsen. Homer beschreibt das Hochzeitslager von Hera und Zeus als Garten, in dem ein dicker weicher Veilchenteppich als Liebeslager gedient haben soll. Im Mittelalter galt das Veilchen schlicht als Liebesbote. Noch Anfang des 20. Jahrhunderts war es in Mode, seinem oder seiner Liebsten ein Sträusschen Duftveilchen zu schenken. Dabei sollten stets einige der herzförmigen Blätter mit in das Sträusschen eingebunden werden. Für den Garten besonders zu empfehlen ist die zauberhafte Sorte 'Königin Charlotte', die besonders intensiv duftet.
Mit den Stiefmütterchen hingegen ist es eine andere Sache. Diese symbolisieren eher die negative Konnotation der Stiefmutter. Die Interpretation geht auf die Form der Blüte zurück. So werden die fünf schlanken grünen Kelchblätter, die die fünf bunten Blütenblätter tragen, als Aufstellung eine Patchworkfamilie gesehen. Das unterste breite, stark gefärbte Blütenblatt ist dabei die Stiefmutter. Diese sitzt auf zwei grossen bunten Kelchblättern, das sind ihre leiblichen Töchter, die sich breitmachen. Die beiden oberen, meist violetten Blütenblätter sind die Stieftöchter, diese müssen zusammen ein Kelchblatt teilen. Da Stiefmütterchenblüten aber auch an romantisch blickende Gesichter erinnern, heissen sie in anderen Sprachen "Pensée" oder "Pansy" - also Gedenkemein.
Bild: Das Duftveilchen (auf dem Foto: Viola odorata 'Königin Charlotte') hat eine lange Tradition als Liebespflanze.
Literaturhinweise:
Marianne Beuchert: "Symbolik der Pflanzen", Insel Verlag 1995
Sabine Reber: "Ein Gartenzimmer für mich allein", Callwey 2006