Erfolgreich einen Birnbaum pflanzen, pflegen und schneiden – in dieser Kulturanleitung zeigen wir Ihnen wie es geht. Wir behandeln die Standortwahl, die Pflanzzeit und den Pflanzvorgang selbst. Außerdem erläutern wir die einzelnen Phasen des Erziehungsschnitts und geben Ihnen hilfreiche Informationen über mögliche Krankheiten oder Schädlinge an die Hand. Über die Langzeitpflege müssen Sie sich nicht allzu viele Gedanken machen, die Birne möchte den Grossteil ihres Lebens in Ruhe gelassen werden. Die Birne (lateinisch pyrus communis) hat es in sich und Lubera bietet Ihnen eine vielfältige Auswahl an Birnensorten zum Kauf, die das Herz eines jeden Gärtners höher schlagen lässt.
Inhaltsverzeichnis
- Die Birne in der Geschichte: Birnen vs. Äpfel
- Birnen selber anbauen – die Vorteile
- Birnbaum pflanzen – was Sie wissen müssen
- Wann einen Birnbaum pflanzen – was ist die beste Pflanzzeit
- Der beste Standort für Ihren Birnbaum
- Welcher Abstand zwischen Birnbäumen soll gewählt werden
- Birnbaum pflanzen – so gelingt es
- Wie Sie mit Befruchtersorten die Birnen Ernte steigern
- Birnenbaum im Topf pflanzen
- Zwergbirnbäume für die Topfkultur (Video)
- Birnbaum im Topf – die wichtigsten Tipps
- Krankheiten und Schädlinge am Birnbaum
- Der Birnbaum ist gepflanzt – wie schnell trägt er Früchte?
- Birnen ernten
- Birnen lagern – bis zum vollen Genuss
- Birnbaum schneiden – Pflanzschnitt und Erziehung
- Birne als Spindel schneiden und erziehen
- Pflanzschnitt (bei 2-jährigen Jungbäumen) oder nach 1 Standjahr (bei 1-jährigen Jungbäumen) – Bild links
- Birnen schneiden in den folgenden Jahren – Bild Mitte
- Typischer Fruchtholzschnitt bei Birnbäumen – Bild rechts
- Spalier oder Palmette – was ist das bessere Pflanz- und Erziehungssystem bei Birnen
- Die Lubera Palmetten-Erziehung für Birnbäume
- Pflanzschnitt (bei 2-jährigen Jungbäumen) oder nach 1 Standjahr (bei 1-jährigen Jungbäumen) – Bild links
- Birnen schneiden nach einem Jahr – Bild Mitte
- Pflanzschnitt nach 2-3 Jahren – Bild rechts
- Die Lubera Spindelerziehung für Quitten
- Die Lubera Erziehung für Nashi-Birnen
- Birnensorten für heimische Gärten
Die Birne in der Geschichte: Birnen vs. Äpfel
Ob als Mostbirne, edles Tafelobst oder gedörrt als Energielieferant im Winter, die Kultivierung und Nutzung dieses edlen Obstes hat bei uns eine lange Tradition. Das wird Sie jetzt vielleicht verblüffen, aber bis weit in das 19. Jahrhundert hinein war die Birne nicht nur als Wirtschaftsobst sondern auch als Delikatessfrucht wichtiger als der Apfel. Warum? Im Gegensatz zum Apfel entfaltet die Birne im weichen und schmelzenden Zustand ihre eigentlichen Qualitäten. Damit konnte sie auch mit einem schon in frühen Lebensjahren reduzierten Zahnapparat problemlos gegessen werden, während ein frischer, knackiger Apfel nur mit dem modern gepflegten Gebiss des 20. Jahrhunderts zu meistern ist.
![Birnbaum pflanzen, pflegen und schneiden Birne Saxonia Elektra(S) Kulturanleitung Lubera](/images/600/GartenDeal-Wohlschmeckend-schmelzend-saftig.jpg)
Bild: Birne Saxonia Elektra (S) – leicht errötete Herbstbirne mit grossen Früchten, die eine spezielle Birnenform haben
Birnen selber anbauen – die Vorteile
Wenn Sie sich für einen selbst gepflanzten Birnbaum entscheiden, ernten Sie Früchte in einer Qualität und mit einem Geschmack, mit denen das Angebot in unseren Supermärkten nicht mithalten kann.
Unsere moderne Landwirtschaft stellt knallharte Forderungen an ihre Birnensorten. Es werden Züchtungen verlangt, die schnell den hohen Ertrag liefern, grosse und gleichmässig geformte Früchte bilden und sich robust gegenüber den bekannten Schädlingen und Krankheiten zeigen. Diese Birnen werden nur nach ökonomischen Anforderungen «designed», aber aufregende Geschmackserfahrungen wie bei den klassischen Obstbäumen bieten sie nicht. Die Züchtung solcher, wirtschaftlich verwertbaren Obstbäume ist aufwendig und teuer, weshalb Sie im Supermarkt auch immer nur dasselbe halbes Dutzend an Sorten vorfinden. Im globalen Wettbewerb führen Kostenfaktoren wie Bodenpreise und Personalkosten dazu, dass die grossen Anbaugebiete meistens weit entfernt liegen. Daher müssen Birnen, trotz effizienter Lieferketten, immer unreif geerntet werden. Das wirkt sich negativ auf den Geschmack aus. Es fehlt ihnen die nötige Zeit, um den Fruchtzucker und die komplexen Aromastoffe vollständig auszubilden. Testen Sie es ruhig aus, es ist ein Unterschied wie Tag und Nacht.
Wer sich für einen Birnbaum im eigenen Garten entscheidet und einen Birnbaum kauft, muss nicht den Gesetzen der Ökonomie folgen – er ist einzig und allein seinem Geschmack und persönlichen Vorlieben verpflichtet. Die Früchte können bis zur Pflückreife am Baum verbleiben und so den entsprechenden Zuckergehalt und Aromen entwickeln.
Und noch ein ganz entscheidendes Argument spricht für den Birnbaum: Neben dem Apfel und der Pflaume gibt es keinen klassischeren Garten- oder Hausbaum als die Birne. Schliessen Sie Ihre Augen und rufen Sie sich die Erinnerungen aus Ihrer Kindheit ins Gedächtnis: Was für ein prächtiges Bild liefert doch ein stattlicher Birnenbaum in voller Blüte und wie ansehnlich ist das warme, rotbraune Blätterkleid, das er im Herbst trägt. Auch im Winter bildet die schneebedeckte Silhouette ein strukturbildendes Element mit grossem Wiedererkennungswert. Die Birne ist einer der Obstbäume, der Ihnen den Zauber aller Jahreszeiten erschliesst. Und auch wenn früher die Birnbäume aufgrund ihrer Apikaldominanz in die Höhe geschossen sind – dank moderner Züchtungsarbeit bzw. der Veredelung auf schwachwachsenden Quittenunterlagen können heute Jungbäume geliefert werden, die auch etwas für Kleingärten oder kleinere Grundstücke sind.
Bild: Mini-Birnbaum Pironi® 'Little Sweety'® – die aromatisch schmelzende süsse Mini-Birne
Birnbaum pflanzen – was Sie wissen müssen
Wenn Sie auch einen Birnbaum pflanzen wollen, sind Sie wahrscheinlich ein ähnlicher Birnenliebhaber wie der Herr von und zu Ribbeck, dessen Geschichte durch Theodor Fontanes Gedicht weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt wurde.
Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland,
Ein Birnbaum in seinem Garten stand,
Und kam die goldene Herbsteszeit
Und die Birnen leuchteten weit und breit ...
(Theodor Fontane)
Wann einen Birnbaum pflanzen – was ist die beste Pflanzzeit
Eine der am häufigsten gestellten Fragen lautet: wann pflanze ich eine Birne?
Pflanzzeit für Birnen ist im Prinzip das ganze Jahr – doch wir empfehlen, Birnbäume vorrangig zwischen September und Juni zu pflanzen (sofern es sich um Containerpflanzen handelt). Es hat sich gezeigt, dass sich im Herbst gepflanzte Bäume besonders gut entwickeln. Bei der Herbstpflanzung (Anfang Oktober bis Ende Januar) gehen Sie so vor: Legen Sie die Wurzeln frei, in dem Sie den Wurzelballen ausschütteln. Jetzt können Sie den Setzling direkt ins Pflanzloch setzen. Dank der im Boden oftmals noch vorhandenen Restwärme können die Wurzeln gut anwachsen. Bei sinkenden Temperaturen fährt der Baum den Saftfluss herunter, womit keine zarten Triebe mehr ausgebildet werden, die in den Winterfrösten erfrieren könnten. Der Setzling ist dann im Frühjahr bereits angewachsen und kann seine Kraft in die Bildung neuer Triebe investieren.
Der beste Standort für Ihren Birnbaum
Wenn Sie einen Birnbaum pflanzen wollen, halten Sie nach einem windgeschützten, sonnigen und milden Standort Ausschau. Staunässe vertragen Birnbäume nicht. Allerdings lieben sie humose und durchlässige Böden. Birnen blühen früher als Äpfel und sind daher stärker frostgefährdet. Eine grosse Gefahr droht jungen Birnbäumen vom Birnengitterrost, einem Schadpilz, der primär Wacholdergewächse befällt und von dort wiederum die Birnbäume infiziert. Pflanzen Sie deshalb den Birnbaum weit weg von eventuell vorhandenen Wacholder- oder Sadebaum-Sträuchern oder entfernen Sie diese radikal. Das ist günstiger als eine andauernde Fungizidbehandlung.
Wer es sich zutraut, kann Birnbäume auch als klassisches Spalierobst ziehen. Dafür eignet sich die Südwand eines Hauses oder eine Mauer.
![Birnbaum pflanzen, pflegen und schneiden Kulturanleitung Birne Comice Vereinsdechantbirne Pyrus communis Lubera](/images/600/Sorte-Birne-Comice-Vereinsdechantbirne.jpg)
Bild: Birne Comice (Syn. Vereinsdechantbirne) – eine grossfruchtige Lagerbirne mit Gourmeteigenschaften
Welcher Abstand zwischen Birnbäumen soll gewählt werden
Je nach Wuchsform halten Sie diese Abstände bei frisch gepflanzten Birnbäumen ein:
Die Birne als Spindel setzen Sie zwischen 160 –-220 cm weit auseinander.
Eine Palmette benötigt gut 300 cm Abstand.
Streben Sie eine Endhöhe zwischen 250 – 350 cm an.
Birnbaum pflanzen – so gelingt es
Wie geht man bei der Pflanzung eines Birnbaums vor?
Nachdem Sie den bestmöglichen Birnbaum Standort bestimmt haben, heben Sie eine Pflanzgrube aus, die mindestens doppelt so gross wie der Topfballen ist. In dieses Pflanzloch können Sie Hornspäne oder frischen Kompost als Dünger geben.
Den Wurzelballen reissen Sie vor der Pflanzung etwas auf. Die Veredelungsstelle (die Stelle, an der das Edelreis auf die langsam wachsende Unterlage gepfropft wurde, meistens auffällig verdickt) sollte immer frei bleiben – am besten, sie verbleibt etwa 5 cm über dem Erdboden. Sofern die Pflanzung ausserhalb des Winters und der Frostperiode erfolgt, giessen Sie den Baum richtig an, der Wurzelbereich kann regelrecht eingeschlämmt werden. Um dem Birnenbaum in seinen Jugendjahren Halt zu geben, setzen Sie einen 200 cm langen Pfahl neben den Setzling. Den Baum binden Sie dann mit einem weichen Material an, das nicht einschneidet oder an der frischen Rinde scheuert. Dafür gibt es spezielles Zubehör im Handel. Wir empfehlen dehnbares Material wie Gummibänder oder die klassischen Kokosstricke.
Wie Sie mit Befruchtersorten die Birnen Ernte steigern
Birnbäume sind in der Regel nicht selbstbefruchtend. Sie benötigen daher eine Befruchtersorte in ihrer unmittelbaren Umgebung. Das kann die Birne im Nachbargarten sein, aber um sicherzugehen können Sie einen zweiten Birnbaum pflanzen. Empfehlenswerte Befruchtersorten sind beispielsweise Saxonia Elektra (S), Comice (Syn. Vereindechant) oder auch Conférence. Bei Platzmangel können Sie sich mit diesem Trick behelfen: durch Aufpfropfen ein oder zwei Reiser einer Befruchtersorte veredeln Sie Ihren Birnbaum und überlassen Bienen und Wind den Rest. Wichtig ist nur, dass die Birnbaumblüte beider Sorten in denselben Zeitraum fällt.
Bild: Birne Conférence – die zuverlässigste Birne im klassischen Birnensortiment, Conférence lässt sich ausserdem sehr gut lagern
Birnenbaum im Topf pflanzen
Birnenbäume können fast noch einfacher und erfolgreicher als Apfelbäume im Topf gepflanzt und kultiviert werden. Dafür haben wir in der Lubera Züchtung spezielle kompakt wachsende Sorten entwickelt, die nur zwischen 20-40% einer normalen Birnensorte wachsen. Im Topf erreichen die Zwergbirnensorten vielleicht um einen Meter, die Säulenbirnensorte Pirini® Myway kann 2m und etwas mehr erreichen, bleibt aber sehr schmal.
Zwergbirnbäume für die Topfkultur (Video)
Die Säulen-Birnesporte Pirini Myway zeigt einen sehr aufrechten Wuchs, mit nur wenig Verzweigungen. Entstehen vor allem am Ende des letztjährigen Triebes trotzdem einmal mehrere Seitentriebe, sollte man diese schon im Juni auf ca. 20cm zurückschneiden. So eine Säule kann in einem Kübel gerne 2m erreichen.
Bild: Säulen-Birnesporte Pirini Mywayträgt mittelgrosse bis gross längliche Früchte.
Video: Die Säulenbirne Pirini® Myway®.
Video: Die Säulenbirne Pirini® Myway® schneiden.
Bild: Die Zwergbirnensorte Pironi®Joy of Kent hat Früchte mit herauragender Qualität.
Die buschig wachsende Zwergbirnensorte Pironi®Joy of Kent produziert berostete, braune, eher rundliche Früchte von ausgezeichneter Qualität, welche im September reif werden und nach 2-4 Tagen Warmlagerung wunderschön schmelzend zu genissen sind. Im Topf wird Joy of Kent nur 100cm hoch und auch das erst nach 5-6 Jahren. Nur ganz leicht stärker wächst Pironi® Little Sweety, die aber grün-gelbe längliche Früchte zur Reife bringt.
Bild: Sorte Pironi® Little Sweety treibt längliche Frücht aus.
Birnbaum im Topf – die wichtigsten Tipps
- Kübel sollte mindestens 25l umfassen
- für guten Wasserabzug sorgen
- Strukturstabiles Substrat benutzen (Lubera Fruchtbare Erde Nr. 1)
- Wurzelballen vor dem Einpflanzen stark aufschneiden oder aufreissen
- Düngen: Jedes Jahr im Frühling pro 5l Topfvolumen mit je 20gr Langzeitdünger düngen (Frutilizer Saisondünger plus). Bei einem hohen Ertrag im Juni nochmals nachdüngen, am besten, in dem man 3x im Abstand von 2 Wochen mit einer Lösung mit Frutilizer Instant Bloom angiesst: Der Flüssigdünger fürdert nicht nur die Bildung der Blütenansätze fürs nächse Jahr, sondern hilft der Pflanze auch, die vielen Früchte zu ernähren
- Basistriebe aus der Unterlage und vom Stammfuss laufend entfernen
- Überwinterung an einem schattigen Ort, möglichst ohne direkte Sonneneinstrahlung, in sehr kalten Winterperioden kann man das Zwergbirnbäumchen auch ablegen und mit einem hellen Isolationsvlies abdecken.
Krankheiten und Schädlinge am Birnbaum
Birnenbäume sind leider etwas anfällig für Pilzkrankheiten, welche insbesondere bei feuchter Witterung auftreten:
Der Birnengitterrost zeigt sich an orange-roten Flecken an den Blättern, welche immer grösser werden. Diese Pilzkrankheit braucht zwei Wirtspflanzen, den Wacholder und den Birnbaum. Der Pilz überwintert nur am Wacholderbaum, eine Infektion an Birnbäumen kann es nur geben, wenn in unmittelbarer Nähe oder bis 200m Abstand ein infizierter Juniperus steht. Die orange Signalfarbe des Befalls wirkt aber gefährlicher, als die Krankheit wirklich ist. Wegen ein paar einzelnen Flecken ist der Birnbaum noch lange nicht gefährdet; ein Birnbaum kann bis zu 30% seine Blattfläche verlieren und er produziert immer noch gleich viel Energie. Hier ist also von Birnbaumbesitzer keine Panik angesagt – am besten sucht man den befallenen Juniperus und einigt sich mit dem Besitzer auf eine Rodung
Beim Birnenschorf bilden sich auf den Blättern dunkle Flecken; zudem weisen die Birnen Risse in ihrer Schale auf.
Der Obstbaumkrebs tritt ebenfalls häufig an Birnenbäumen auf. Die Rinde der von diesem Pilz befallenen Bäume verfärbt sich orange oder braun und wird ganz trocken. Dazu bilden sich kugelige rote Sporenablagerungen, die – besonders bei jüngeren Bäumen – den gesamten Stamm befallen können.
Bei allen diesen Pilzerkrankungen ist es zwingend notwendig, die betroffenen Pflanzenteile tief in das gesunde Holz abzuschneiden und zudem ein spezielles Pflanzenschutzmittel einzusetzen.
Der Feuerbrand hingegen ist eine bakterielle Erkrankung, die als eine Art Seuche anzusehen ist. Für den Menschen ist der Feuerbrand ungefährlich – für Birnenbäume leider nicht. Die Blätter und Blüten welken und werden so schwarz oder braun, dass sie wie verbrannt aussehen. Tritt der Feuerbrand bei jungen Birnenbäumen auf, haben diese eine Lebenserwartung von circa drei Wochen; alte Birnenbäume leben noch mehrere Jahre. Tritt diese Erkrankung auf, müssen die befallenen Pflanzenteile bis tief in das gesunde Holz hinein abgeschnitten werden – so hat der Birnenbaum noch eine Chance.
Die Maden der Birnengallmücke leben in den Früchten, die dann entsorgt werden müssen.
Der Birnblattsauger legt seine Eier in den Triebspitzen der Birnen ab. Die Larven scheiden honigartigen Russtau aus, welcher wiederum zu Pilzerkrankungen führen kann. Wird ein derartiger Befall festgestellt, müssen die betroffenen Triebspitzen abgeschnitten und umgehend entsorgt werden.
Der Birnbaum ist gepflanzt – wie schnell trägt er Früchte?
Birnbäume tragen vor allem am mehrjährigen Holz Früchte, am letztjährigen 1-jährigen Holz ist das eher selten der Fall, jedenfalls viel seltener als beim Apfel. Dies führt letztlich zu einem etwas späteren Ertragseintritt als beim Apfel. Durch die Verwendung von Quittenunterlagen als Wurzel der Birnbäume, wie wir das bei allen Niederstämmen und Halbstämmen machen, kann aber der Ertragseintritt etwas vorgezogen und verbessert werden, und Sie brauchen nicht 4 bis 5 Jahre auf Früchte zu warten.
Es ist aber vorteilhaft, wenn man die Entwicklungsgeschwindigkeit des Birnbaums gut kennt; dann ist man auch in der Lage, die richtigen Massnahmen zu ergreifen:
- Pflanzjahr: Der Birnbaum entwickelt sich meist nicht sehr stark, er hat einen deutlichen Pflanzschock. Binden Sie aber trotzdem steil ansetzende Äste auf einen 45°Winkel zur Waagrechten herunter, um die Anlage von Blütenknospen zu fördern (für die Ernte im nächsten Jahr) und um das vertikale vegetative Wachstum zu bremsen.
- Zweites Standjahr: Es ist nur wenig frisch gewachsen im letzten Jahr, aber es ist auch noch wenig altes Frucht-Holz vorhanden: Das heisst, der Ertrag ist sehr klein, im besten Falle gibt es einige Probierfrüchte. Aber am alten Holz und auch an den Kurztrieben entwickeln sich versteckt in den Knospen in diesem Sommer sehr viele Blütenanlagen fürs 3. Jahr.
- Drittes Standjahr: Starke Blüte, grosser Fruchtansatz. Jetzt im dritten Jahr ist es meistens angezeigt, die Früchte etwas auszudünnen und pro Infloreszenz (Blütenbüschel) nach dem natürlichen Junifruchtfall nur je eine Frucht stehenzulassen. Ansonsten führt der zu hohe Ertrag im 3. Standjahr zur langfristigen Alternanz, das heisst der Baum würde ohne Audünnung in der Zukunft nur jedes zweite Jahr viele Früchte tragen – und im Zwischenjahr fast gar nichts.
Birnen ernten
In der Zeit von August bis Oktober – je nach Sorte – sind die Birnen erntereif. Wann es individuell so weit ist, erkennt man daran, dass sich reife Birnen leicht vom Baum lösen.
Vor allem bei Lagerbirnen und Winterbirnen ist allerdings der Erntezeitpunkt sehr schwer zu bestimmen. Wenn man sie lagern möchte, muss man sie auf jeden Fall ernten, bevor sie äussere und innere Anzeichen der Reife zeigen. Eine schon weich werdende Birne ist also schon zu spät geerntet.
Birnen lassen sich sehr gut zu Kompott verarbeiten. Doch das ist längst nicht alles: Tolle Rezepte für Birnen finden Sie hier.
Birnen lagern – bis zum vollen Genuss
Sollen die Birnen lieber roh bzw. frisch verzehrt werden, können sie bei 6-8°C einige Wochen gelagert werden. Wichtig ist jedoch, dass nur heile Früchte zur Lagerung kommen. Auch sollten die Birnen regelmäßig auf Schadstellen kontrolliert werden; sobald sich solche zeigen, sollte die betreffende Birne verzehrt werden. Ebenso sollten Birnen nicht zusammen mit anderen reifenden oder überreifen Früchten (vor allem nicht mit reifen Herbst- oder Sommeräpfeln) gelagert werden. Diese produzieren das Reifegas Ethylen, das auch bei den Lagerbirnen sofort den Reifeprozess auslöst und die Lagerdauer entscheidend verkürzt.
Umgekehrt holt man Lager-Birnen, die man in einigen Tagen vollreif, schmelzend, süss und saftig geniessen will, aus dem Lager, stellt sie in die Küche, am besten zusammen mit reifen Äpfeln und Bananen. Dadurch schreitet dann die Nachreife zügig voran, so dass nach 3-6 Tagen der volle Genuss möglich ist.
Und wann ist die Birne genussmässig auf dem Höhepunkt? Dazu sind schon viele Artikel, ja fast Bücher geschrieben worden, aber letztlich ist der Genusshöhepunkt der Birne gleichzeitig auch schon der Beginn ihres Zerfalls, weil sich die Zellstruktur aufzulösen beginnt. Man wird in der Praxis nicht umhinkommen, die ausgelagerte und nachreifende Birne kontinuierlich zu testen, sobald sie auf Daumendruck etwas nachgibt, bis der ideale Genusszustand gefunden ist. Danach lässt sich dann das Procedere reproduzieren: Birnen auslagern und x Tage mit Äpfeln nachreifen lassen = ideale Genussreife.
Übrigens: Birnen besitzen auch eine Heilwirkung: sie wirken entwässernd und verdauungsfördernd.
Birnbaum schneiden – Pflanzschnitt und Erziehung
Allein mit dem Birnbaum pflanzen ist es nicht getan. Der Baum sollte durch entsprechende Schnittmassnahmen konsequent erzogen werden. Nur so ist eine schnelle und geordnete Entwicklung garantiert, die Ihnen frühzeitig eine Ernte an saftigem und leckerem Obst beschert. Ausserdem sorgen Sie auf diese Weise für einen dauerhaften und konstanten Ertrag belohnt werden und über Jahre Spass und Freude an Ihrem Birnbaum haben.
Wir stellen Ihnen vier Varianten des Pflanz- und Erziehungsschnitts bei Birnen vor.
Birne als Spindel schneiden und erziehen
Bild: Birnbaum pflanzen – die Phasen der Spindelerziehung bei der Birne mit Anleitung zum Fruchtholzschnitt
Die Spindelerziehung beim Birnbaum hat sich bewährt und ist auch für Anfänger relativ einfach anzuwenden. In folgendem Schaubild sehen Sie die einzelnen Phasen des Schnitts, die wir weiter unten nochmals im Detail erklären.
Pflanzschnitt (bei 2-jährigen Jungbäumen) oder nach 1 Standjahr (bei 1-jährigen Jungbäumen) – Bild links
Binden Sie den Mitteltrieb an und kürzen Sie die Stammfortsetzung auf ca. 40-60 cm ein. Bestimmen Sie die Leitäste und entfernen Sie zu starke Konkurrenztriebe. Birnbäume haben die Angewohnheit, steil nach oben zu wachsen. Binden Sie daher zu steil wachsende Äste etwas herunter. Dazu eignen sich Gewichte, die an nicht einschneidenden Schnüren an die Astspitzen gehangen werden.
Die erste bzw. Unterste Ast-Etage wird nie ganz in die Waagerechte heruntergebunden, da der Birnbaum sonst nur noch an der Spitze wächst. Ein Winkel von 20 Grad ist empfehlenswert.
Birnen schneiden in den folgenden Jahren – Bild Mitte
Zu lang geworden Seitenäste kürzen Sie nach 2-3 Jahren ein, so dass sie auf eine Blütenknospe enden. Der Mitteltrieb muss regelmässig eingekürzt werden, um das Höhenwachstum des Birnbaums zu bremsen. Ebenso sollten Sie die Konkurrenztriebe zum Mitteltrieb entfernen, da sonst dasselbe Szenario droht. In dieser Phase der Erziehung binden Sie jetzt die zweite Ast-Etage in die Waagerechte (oder leicht darunter). Das Fruchtholz an den Fruchtästen kann wieder mit Gewichten beschwert werden. Auf diese Weise wird der Birnbaum dazu angehalten, seine Kraft und Energie in die Ausbildung und Reifung von Früchten zu stecken, statt in das Ast- oder Blattwachstum.
Eine wichtige Massnahme ist der Fruchtholzschnitt, den wir noch einmal detailliert beschreiben.
Typischer Fruchtholzschnitt bei Birnbäumen – Bild rechts
Im ersten Jahr werden auch steilere Äste wie zum Beispiel Wasserschosse nicht ganz entfernt, sondern 3-5 Augen stehengelassen.
Im zweiten Jahr entfernen Sie als erstes den stärksten Trieb. Die Kurztriebe lassen Sie stehen, während Sie den mittleren Trieb etwas anschneiden.
Wenn Sie wie beschrieben vorgehen, können Sie spätestens im dritten oder vierten Jahr an diesen Kurztrieben mit Blüten und Früchten rechnen.
Spalier oder Palmette – was ist das bessere Pflanz- und Erziehungssystem bei Birnen
Wie bereits erwähnt, wollen Birnen wegen ihrer starken Apikaldominanz nach oben wachsen. Wenn man jetzt umgekehrt einen Seitenast wie bei der Spaliererziehung ganz flach bindet, hört dieser Ast gänzlich zu wachsen auf, der Baum wächst nur oben weiter. Das Ergebnis: bei der Spaliererziehung wachsen meistens nur noch die oberen Äste, während die unteren Spalieräste immer schwächer werden und verkahlen. Die Palmetten-Erziehung hingegen gibt den Seitenästen genügend Zug, so dass sie vital bleiben und weiterwachsen.
Die Lubera Palmetten-Erziehung für Birnbäume
Bild: Birnbaum pflanzen - Arbeitsschritte bei der Palmetten-Erziehung von Birnen
Die Palmetten-Erziehung bei jung gepflanzten Birnbäumen (hier in der Form einer Fächer-Palmette) ist eine Weiterentwicklung der Spalierform. Für Anfänger ist ein Drahtgerüst eine willkommene Hilfe.
Pflanzschnitt (bei 2-jährigen Jungbäumen) oder nach 1 Standjahr (bei 1-jährigen Jungbäumen) – Bild links
Als Erstes schneiden Sie den Mitteltrieb 40 cm über der Verzweigung an. Bestimmen Sie zwei Leitäste und entfernen Sie alle restlichen Triebe. Die Leitäste werden entspitzt und – sofern Sie mit einem Drahtgerüst arbeiten - durch Anbinden in einen 45 Grad-Winkel gebracht.
Birnen schneiden nach einem Jahr – Bild Mitte
Die Leitäste kürzen Sie jetzt in den Folgejahren etwas ein. Entfernen Sie wieder die aufrechtwachsenden Konkurrenztriebe. Führen Sie den Fruchtholzschnitt analog zur Birnen-Spindelerziehung durch. Die Fruchttriebe bringen Sie mit abgebundenen Gewichten in die Waagerechte. 50 – 60 cm über dem Ansatz der ersten Etage sollte die zweite Etage aufgebaut werden. Auch wenn Sie die Leitäste der zweiten Etage erst nach drei Jahren auswählen, kürzen Sie jetzt schon den Mitteltrieb 20 Zentimeter über dieser gedachten Höhe ein.
Pflanzschnitt nach 2-3 Jahren – Bild rechts
Den Mitteltrieb brauchen Sie jetzt nur noch zu entspitzen. Wieder werden die Konkurrenztriebe entfernt. Wenn die Leitäste der ersten Etage stark genug ausgebildet sind, können die Leitäste der zweiten Etage bestimmt werden. Diese erziehen Sie analog den Leitästen der ersten Etage.
Die Lubera Spindelerziehung für Quitten
Sie können Quitten ähnlich wie Birnen erziehen. Die freie Erziehung erfolgt als Spindel. Dabei entfernen Sie nur die Konkurrenztriebe und schneiden den Mitteltrieb etwas an. Eine Anbindung ist nicht nötig, da die Triebe durch ihr Fruchtgewicht automatisch in die Waagerechte fallen.
Die Lubera Erziehung für Nashi-Birnen
Die ursprünglich in Asien heimische Nashi-Birne findet auch hierzulande immer mehr Liebhaber. Geschmacklich bringt sie das Beste aus Apfel und Birne zusammen und dazu noch Abwechslung in den Garten. Mittlerweile sind Sorten erhältlich, die auch das Klima der nördlichen Breiten problemlos vertragen.
Bei der Erziehung verfahren Sie ähnlich wie bei den Birnbäumen. Nashis dürfen wilder wachsen und werden weniger gebunden. Besonders wichtig ist das starke Ausdünnen der Fruchtansätze (ähnlich Pfirsichen und Nektarinen), damit Sie große und gesunde Früchte ernten.
Bild: Nashi Chojuro – eine wundervolle bronzefarbene Pyrus pyrifolia, die rund und knackig wie ein Apfel und saftig wie eine Birne ist
![Birnbaum pflanzen, pflegen und schneiden Birne Luise Lubera](/images/600/Birne-Gute-Luise.jpg)
Bild: Birne Gute Luise – winterfrostresistente gelbgrüne Herbstbirne mit roten Backen
Bild: Birne Schweizerhose – die Tafelbirne trägt das Designmuster von der Hose der Schweizergarde
Bild: Birne Williams Christ – eine Birne die jeder kennt, feinschmelzend mit dem typischen Parfum
Birnensorten für heimische Gärten
- Abbé Fétel
- Alexanderbirne
- Boscs Flaschenbirne
- Bürgermeisterbirne
- Clapps Liebling
- Conférence
- Gellerts Butterbirne
- Gute Luise
- Williams Christ
Abbé Fétel
Die Abbé Fetel – auch: Abate Fetel – ist eine lange und keulenförmige Birnensorte mit weissem Fruchtfleisch und einem süssen Geschmack. Ab September wird sie geerntet, wobei sie ihren vollen Geschmack erst nach einigen Wochen Lagerung erreicht.
Alexanderbirne, Alexander Lucas
Die Alexanderbirne zählte zu den beliebtesten heimischen Birnensorten, nicht zuletzt aufgrund ihrer Anspruchslosigkeit. Die sehr saftigen Früchte haben ein süsses Aroma und können von August bis September geerntet werden.
Bild: Die Fürchte der Alexanderbirne haben ein süsses Aroma.
Boscs Flaschenbirne
Die Boscs Flaschenbirne erhielt ihren Namen aufgrund der Tatsache, dass sie flaschenförmig wächst. Sie schmeckt süsssauer und wird im September geerntet. Leider ist diese Birnensorte etwas anfällig für Pilzkrankheiten.
![Birnbaum](/images/600/2015-8604_Boscs_Flaschenbirne.jpg)
Bild: Die Boscs Flaschenbirne bringt falschenförmige Früchte heraus, die süsssauer schmecken.
Clapps Liebling
Clapps Liebling – oder: Clapps Lieblingsbirne – ist eine süsssäuerliche Birnensorte, deren Fruchtfleisch etwas körnig ist. Die sehr robuste Birne eignet sich für jeden Standort und wird den ganzen August über geerntet.
Conférence
Bei der Conférence handelt es sich um eine kleine Birne, die etwas anfällig für Pilzerkrankungen ist. Unter ihrer rauen Schale verbirgt sich ein weisses Fruchtfleisch, welches süss und leicht würzig schmeckt. Die Erntezeit für diese Birnensorte ist der September.
Bild: Die Birne Conférence schmeckt sehr süss und leicht würzig.
Gellerts Butterbirne
Gellerts Butterbirne zählt zu den beliebtesten Tafelbirnen, die eine imposante Grösse und ein Gewicht von bis zu 200 g erreichen kann. Die säuerliche Birne, die geschmacklich leicht an Wein erinnert, ist ausgesprochen saftig. Geerntet wird sie ab September.
Bild: Gellerts Butterbine - eine der beliebtesten Tafebirnen.
Gute Luise
Die Gute Luise ist in nahezu jedem heimischen Garten zu finden, denn sie ist eine der beliebtesten Birnensorten. Seit Ewigkeiten erfreut sich die anspruchslose und bescheidene Birne grosser Beliebtheit. Ab Mitte September können die süsssauren Birnen geerntet werden.
![gelbgrüne Birne mit roten Backen](/images/600/Birne-Gute-Luise.jpg)
Bild: Die Gute Luise zählt zu den beliebtesten Birnensorten, da sie sehr anspruchslos ist.
Williams Christ
Die Williams Christ Birne besitzt ein besonders feines, weisses Fruchtfleisch, welches zudem ausgesprochen saftig ist. Vom Geschmack her ist diese Birne, die neben der Alexanderbirne und der Guten Luise zu den beliebtesten Birnensorten hierzulande zählt, süss.
Williams Christ Birnen werden von Mitte August bis in den September hinein geerntet. Leider ist diese beliebte Birnensorte etwas krankheitsanfällig, insbesondere für Pilzkrankheiten.
![Birne Williams Christ](/images/600/Birne-Williams-Christ-Hochstamm.jpg)
Bild: Williams Christ Birnen haben ein besonders feines, weisses Fruchtfleisch.
Alexander Lucas waagerechte heruntergebenden
Freundliche Grüsse
Ihr Lubera Team