Mitte Juli bekamen wir eine E-Mail vom reformierten Pfarrer Christoph Jungen. In dieser E-Mail bemerkte er, wie gerne er unsere Gartenbriefe lese, vielleicht nicht zuletzt, weil sie manchmal zu Predigten ausufern😉. Angesichts des schönen Gartensommers hat er am Sonntag, den 17. Juli seinerseits eine "Gartenpredigt" gehalten, die versucht, in einer kleinen "Tour de Horizon" entlang der biblischen und anderer Gartenbilder und -erfahrungen eine kleine "Gartentheologie" zu entwickeln. Wir haben diese Predigt vom Berndeutsch ins Schriftdeutsch übersetzt und freuen uns, dass wir sie hier im Gartenbuch mit Ihnen teilen dürfen. An dieser Stelle, ein herzliches Dankeschön an Herrn Jungen!
Inhaltsverzeichnis
Sommergarten Predigt, übersetzt von Berndeutsch ins Schriftdeutsch
Liebe Sommergemeinde
"Schau an der schönen Gärten Zier und wie sie mir und dir sich ausgeschmücket haben" – so haben wir unter anderem in diesem bekannten Sommerlied gesungen, in dem in bildhafter Gärtnersprache vom Pflanzen, Wachsen, Blühen und Fruchten, Sommer und Gartenparadies eigentlich eine ganze Sommergartentheologie entwickelt wird.
Ein Garten, der sich für mich und dich so ausgeschmückt hat und präsentiert! Wie das auch immer zu verstehen ist: Da besteht offensichtlich eine Beziehung, eine Wechselwirkung zwischen so einem Sommergarten und mir und dir, bis hinein in mein Inneres und bis zur Gottesbeziehung hin. Der Garten ist offenbar nicht nur der Ort von Gemüse und Unkraut und Blumenbeeten, sondern ein spiritueller Ort, gar ein Ort der Gottesbegegnung. Ich weiss nicht, wie viele von Ihnen das mit ihren Gartenerfahrungen bestätigen könnten oder möchten. Was macht euer Garten mit euch – und was ihr mit ihm? Warum beschäftigt ihr euch überhaupt damit? – Denn "rentieren" tut so ein Hausgarten nämlich kaum.
Aber es ist eine Tatsache, dass nicht wenige Menschen meistens auch ihre Religiosität mehr im Garten zu finden scheinen als z.B. in der Kirche. Das muss seine Gründe haben: was genau am Garten macht das aus? – Auch die Bibel ist ja voll mit Gartenbildern. Von A-Z. Denn die biblische Erzählung fängt in einem Garten an und hört in einem Garten auf! Der berühmte Mathematiker und Philosoph Blaise Pascal hat das sogar in einem kurzen Satz auf den Punkt gebracht: "In einem Garten ging die Welt verloren – und in einem Garten wurde sie erlöst!" So voll von Bildern und Vergleichen aus der Gartenwelt ist die Bibel und ihr kulturelles Umfeld, dass ich unmöglich auf all die Stellen und Aspekte eingehen kann, sondern heute nur mal einen kleinen, biblisch-theologischen Sommer-Garten-Rundgang mit euch machen kann, der aber hoffentlich wie in einem echten Garten dann auch Lust macht, später hier oder dort zu verweilen und das eine oder andere zu vertiefen und auf sich, innen und aussen, auf Leib und Seele hoffentlich heilsam wirken lässt.
Was ist ein Garten überhaupt? Was unterscheidet ihn von einem Nicht-Garten? Welche Erfahrungen machen wir in und mit dem Garten? Gärtnerisch tätig zu werden scheint ein Urbedürfnis von vielen Menschen zu sein. Und das offenbar überhaupt nicht zuerst aus der Notwendigkeit, eigenes Gemüse, Kräuter und Blumen ernten und geniessen zu können – das ist ein schöner Nebeneffekt. Sogar der kleineste Balkon und vielleicht sogar noch die Blumenschale im Wohnzimmer wird häufig zu einem kleinen Gärtlein gemacht und sogar wer mehr als 14 Tage an einem Ort einen Wohnwagen oder ein Zelt hinstellt, macht nicht selten noch so etwas wie ein Gärtlein drumherum. Nicht wenige Stadt- und Wohnblockbewohner haben einen Schrebergarten, in den sie viel mehr Zeit und Energie und auch Geld reinstecken, als er je an materiellem Wert hergibt.
Das Bedürfnis muss darum ein weiteres sein, ein urmenschliches. Nicht ohne Grund beginnt darum auch die biblische Menschheitsgeschichte in einem Garten! Das altorientalische Wort für Garten, dem auf einigen Umwegen gar noch unser deutscher Begriff entstammt, bedeutet zuerst "Zaun, Abgrenzung, Umwallung, Gehege". Das Wichtigste am Garten scheint also der Gartenzaun zu sein! (Nachbarschaftskonflikte lassen grüssen!) Die Tatsache also, dass es um einen abgegrenzten, geschützten, gehegten Raum geht. Lateinisch "hortus" = Garten, finden wir noch in unserem "Hort", was ein intimer, geschützter Ort ist. Wir brauchen das. Der Garten ist also ein Raum, ein Bereich, in dem zwar Natur herrscht und der Sonne, dem Wind und dem Wetter ausgesetzt ist, der aber gleichzeitig doch der wild wuchernder Natur Grenzen setzt. Natur, aber nicht reine Natur! Von Menschen angelegt, gestaltet und gepflegt und dennoch in seinem Wachsen und Blühen nie und nimmer nur von Menschenhand machbar. Ein Zwischending also, ein Ort der Verwandlung, der schöpferischen Umwandlung, vom gestalterischen Umgang mit der Kraft der Natur und der Schöpfung. Ein Ort des Mitschöpferseins zusammen mit dem Welten-Schöpfer, der bereits in der biblischen Paradieserzählung mit seinen Menschen in diesem Park spazieren geht. Die dafür notwendige Balance zwischen Natur und Kultur, zwischen Sein-lassen und Kultivieren, ist ganz eine feine und auch eine heikle. Der menschliche Gestaltungswille kann zu viel oder zu wenig sein. Wenn die Balance stimmt, finden wir einen Garten oder eine Parkanlage besonders schön. Strukturierte Natur in einer harmonischen Ausgewogenheit. Das ist zum Beispiel das Geheimnis der so beliebten englischen Parkgärten, aber auch der Klostergärten, die etwas Wohltuendes ausstrahlen.
Aber noch mehr: Wir gestalten nicht nur Gärten, wir "haben" nicht nur einen Garten, sondern wir "sind" in gewisser Hinsicht auch Gärten. " …dass ich deines Gartens schöne Blum und Pflanze möge bleiben" singen wir in einer weiteren Strophe des "Geh aus mein Herz…". Und zwischen meinem äusseren Garten und meinem inneren Garten besteht oft eine Wechselwirkung. So sehr, dass man manchmal fast sagen könnte: "Zeig mir deinen Garten und ich sage dir, wer du bist!" Ich bin überzeugt, dass unsere Gärten uns einiges über uns selber verraten, unsere Gefühlswelt, unser Bedürfnis, vielleicht auch unsere problematischen Seiten, ohne damit alles psychologisieren zu wollen. Mein Vater z.B. war ein peinlich genauer Rasenpfleger, er hat ihn hin- und her gemäht, vertikutiert, gedüngt, Kanten gestochen, Unkraut – zu dem für ihn auch Gänseblümchen gehörten – aus dem Rasen verbannt. Ein perfekter, makelloser Rasen war seine grösste Freude und sein grösster Stolz. Für mich, der als Sohn auch seine anderen Seiten kannte, erschien es oft als gepflegtes Gegenbild zur Tatsache, dass er sonst mit den ihn bedrängenden, unstrukturierten, wilden, schwer kontrollierbaren Seite des Lebens eher Mühe hatte. Aber wenigstens "aussen", im Garten, konnte man ordnen und im Zaum halten, was "innen" viel schwieriger war. Jemand anders hat es vielleicht umgekehrt, ist innerlich diszipliniert, kontrolliert und strukturiert und braucht als Gegenstück das bunte Blühen und Wachsen. Aber es kann auch zusammen gehen. Zum Beispiel sind für mich die französischen Gräten von Versailles mit ihrer absolut gezähmten und geometrisierten Natur gewissermassen "überstrukturiert" und ein Ausdruck der alles kontrollierenden Macht und Ideologie des damaligen Absolutismus des Könighauses.
Sehr persönlich und sehr intim wird in der Bibel die Tatsache, dass wir Gärten sind und sogar einander gegenseitig Gärten sind vor allem im sog. "Hohelied", eigentlich ein Liebesgedicht, mit auch ganz offen erotischen Komponenten, in dem es zum Beispiel heisst: "Wie ein verschlossener Garten bist du, meine Geliebte, wie ein nie versiegender Quell mit köstlichen Früchten und Gewürzen, ein Brunnen lebendigen Wassers... geh durch meinen Garten und esse die köstlichen Früchte". (4,12ff)
Der Garten ist darum der Ort einer kostbaren, liebenden Begegnung mit wirklich spiritueller Qualität, in dem sich Himmel und Erde berühren, wo Sehnsüchte wach werden und genährt werden, wo ein Hauch des schöpferischen Gottesgeistes in jeder Blüte und jedem Tautropfen mindestens erahnt wird, wo der Zauber des Anfangs, das Wunder des Lebens, das Glück sinnvoller Arbeit und schöpferischer Tätigkeit, das Zusammenspiel von Leib und Seele zum Zuge kommt, wie sonst kaum je an einem Ort. Keine rein heile und heilige Welt, denn Bedrohungen, Arbeitsfrust und die Zerbrechlichkeit sind ständig präsent – und doch ist es ein Ort, an dem ein Stück Himmel auf Erden erlebt werden kann. Leben, das gelingt, blüht und fruchtet. In Gartenarbeit erfahren wir auch ein Stück Mitverantwortung für die Schöpfung – oder wie’s der Dichter Saint Exupéry in seinem berühmten "Der kleine Prinz" sagt: "Du bist zeitlebens für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast. Du bist für deine Blume verantwortlich".
Und darum ist Kultur und Kult auch so nahe beieinander. Was wir kultivieren, pflegen, schöpferisch bearbeiten, mitgestalten und dabei als kostbar und transparent erfahren, verehren wir auch, achten wir auch in "Kult", in den Kirchen und im Gottesdienst. Darum sollte es auch keinen Gegensatz geben zwischen Gottesverehrung in der Kirche und in der Natur und im Garten. Es sind zwei Seiten der gleichen Münze. An einem Ort nimmt man vor allem wortlos, mit Händen und Augen wahr, was am anderen Ort in Worten, Tönen und symbolischen Handlungen ausgedrückt wird. Beides brauchen wir, beides gehört zum Menschsein. Wie in einer Liebesbeziehung muss man ohne Worte aber oft auch mit Worten kommunizieren. Wenn eine Seite andauernd fehlt, geht es dieser Beziehung nicht gut. Das gilt auch für die Gottesbeziehung und für das Kirchesein. Der Reformpapst Johannes XXIII hat das sehr schön gesagt: "Wir sind als Kirche nicht auf der Erde, um ein Museum zu hüten, sondern um einen Garten zu pflegen". Das stimmt vollkommen mit dem biblischen Reden vom Garten überein. Denn gerade im Neuen Testament ist der Garten auch der Ort der allergrössten Verwandlung, nämlich der vom Tod zum Leben. In einem sogenannten Gartengrab wird Jesus am Karfreitag bestattet und am Ostermorgen kommt Maria Magdalena auf diesen Garten-Friedhof, um das Grab zu pflegen, aber mit diesem Grab ist etwas geschehen, da hat eine Verwandlung stattgefunden, da ist aus Totem Leben erwachsen. Das Grab ist leer und dass sie im Garten Christus mit dem Gärtner verwechselt, ist eine sehr sinn-volle Verwechslung, die genau das sagt, was ich bis jetzt betont habe: Er ist tatsächlich der Gärtner! Der Gärtner unseres Lebens, der Leben sät und kultiviert. Sogar dort, oder gerade dort, wo die Zeichen äusserlich betrachtet eigentlich auf Tod stehen.
Deswegen sind auch christliche Friedhöfe eingefriedete Gartenanlagen, auch für die Lebenden und sind nicht bloss Totenentsorgungsorte. Und deshlab ist auch Grabkultur, sind christliche Gräber vielerorts wie kleine Gartenbeete gestaltet, Mini-Gärten in Erinnerung an die ersten Ostererfahrungen, die nicht alleine bleiben sollen, sondern weiter gehen, weiter kultiviert werden.
Und nicht zuletzt findet sogar die Hoffnung auf ein Leben über den Tod hinaus seinen Ausdruck in und ausserhalb der Bibel, auch in anderen Religionen im Bild eines üppigen, grünen Gartens mit einer Wasserquelle in seiner Mitte. Wie es schon ein alt-ägyptisches Totengebet sagt: "Gewähre, dass ich ein- und aus gehe in meinem Garten, dass ich mich kühle in seinem Schatten, dass ich Wasser trinke aus seiner Quelle jeden Tag, dass ich lustwandle am Ufer meines Teiches ohne Unterlass, dass meine Seele sich niederlasse, dass ich mich erquicke unter den schattenspenden Bäumen."
Oder wie es mehrere tausend Jahre später bis in unsere Zeit das Sommerlied seiner letzten Strophe tut, die wir nicht gesungen haben: "Erwähle mich zum Paradies, und lass mich bis zur letzten Reis, an Leib und Seele grünen."
Ich wünsche Ihnen diesen Sommer und darüber hinaus noch viele schöne Stunden in euren und allen Gärten, in denen ihr wirkt, die ihr geniesst und in denen ihr Gäste seid.
Rev. Christoph Jungen, M.A.; Th.M
Sommergarten Predigt, Originalfassung in Berndeutsch
Liebi Summergmeind
"Schau an der schönen Gärten Zier und wie sie mir und dir sich ausgeschmücket haben" – so hei mir u.a. i däm bekannte Summerlied gsunge, wo i bildhafter Gärtnersprach vo Pflanze und Wachse, Blühe und Fruchte, Summer und Garteparadies eigetlich e ganzi Summergartetheologie entwicklet.
E Garte, wo sich für mi und di so usgschmückt het und präsentiert! Wie das o immer z verstah isch: Da besteit offesichtlich e Beziehig, e Wächselwürkig zwüsche somene blühende Summergarte und mir u dir bis ine i mis Innere und bis häre zur Gottesbeziehig. Dr Garte isch offebar nid nume dr Ort vom Gmües und Gjät und Bluemebeetli, sondern e spirituelle Ort, en Ort vor Gottesbegägnig. Ig weiss nid, wie vieli vo euch das chönnte oder möchte bestätige mit ihrne Garteerfahrige. Was macht eue Garte mit euch – u was dir mit ihm? Warum beschäftiget dir nech überhaupt dermit? - Wüll "rentiere" tuet so ne Husgarte nämlich chuum.
Aber es isch e Tatsach, dass nid wenigi Mönsche meistens o ihri Religiosität meh im Garte schine z finde als z.Bsp. i dr Chilche. Das muess syner Gründ haa: was isch es drum am Garte, wo das usmacht? – O d Bibel isch ja voll vo Gartebilder. Vo A-Z. Wüll die biblischi Erzählig faht imene Garte aa und hört imene Garte uuf! Dr berühmt Mathematiker und Philosoph Blaise Pascal het das sogar i eim churze Satz ufe Punkt bbracht: "In einem Garten ging die Welt verloren – und in einem Garten wurde sie erlöst!" So gstacket voll vo Bilder und Vergliiche us dr Gartewält isch d Bibel und ihres kulturelle Umfäld, dass ig unmüglech uf all di Stelle und Aspekte cha iigah, sondern hüt nume mal sozsäge e chlyne theologische Summer-Garte-Rundgang mit euch cha mache, wo aber hoffentlich wie imene ächte Garte de Gluscht macht, später hie oder dert z verwiile und ds einte oder andere z vertöife und uf sich, inne und usse, uf Liib und Seel hoffentlich heilsam la z würke.
Was isch e Garte überhoupt? Was unterscheidet ne vomene Nicht-Garte? Weli Erfahrige mache mir im und mit Gärte? Gärtnerisch tätig z wärde, schiint es Urbedürfnis vo vielne Mönsche z sy. U das offebar überhoupt nid z ersch us dr Notwändigkeit, eigets Gmües, Chrüter u Blueme chönne z haa - das isch e schöne Näbeneffekt. Sogar dr chlynscht Balkon u villicht sogar no d Bluemeschale im Wohnzimmer wird hüfig zumene chlyne Gärtli gmacht u sogar wär meh als 14 Tag amene Ort e Wohnwage oder es Zält häre stellt, macht nid sälte no so öpppis wie nes Gärtli drum. Nid wenigi Stadt- und Wohnblock -bewohner hei e Schrebergarte, wo sie viel meh Ziit und Energie und o Gäld dristecke, als er je a materiellem Wärt här git.
Ds Bedürfnis muess drum es wiiters sy, es urmönschlichs. Nid für nüt faht drum o ir Bibel d Mönschheitsgschicht imene Garte aa! Ds altorientalische Wort für Garte, wo dervo uf Umwäge o üses här chunnt bedüte zersch "Zuun, Abgränzig, Umwallig, Gheg". Ds Wichtigste am Garte schiint also dr Gartezuun z sy. D Tatsach, dass es en abggränzte, gschützte, ghegte Ruum isch. Uf latinisch "hortus" = Garten no wiederzfinde i üsem "Hort", was en intime, gschützte Ort isch. Mir bruuche das. Dr Garte isch also e Ruum, e Bereich, wo zwar Natur isch und wo dr Sunne, Wind und Wätter usgsetzt isch, aber gliichziitig doch der wild wuchernde Natur Gränze setzt. Natur, aber nid reini Natur. Vo Mönsche aagleit gstaltet und pflegt, aber i däm, wo wachst und blüht doch nie und nimmer nume vo Mönschehand machbar. Es Zwüscheding, en Ort vor Verwandlig, vor schöpferische Umwandlig, vom gstalterische Umgang mit de Chräft vo Natur und Schöpfig. En Ort vom Mit-Schöpfer sy zäme mit em Wälte-Schöpfer, wo scho ir biblische Paradieserzählig mit syne Mönsche i däm Park geit ga spaziere. Die daderfür nötigi Balance zwüsche Natur und Kultur, zwüsche la sy und kultiviere isch ganz e fiini und o ne heikli. Dr mönschlich Gstaltigswille cha z viel oder z wenig sy. We die Balance stimmt,finde mir e Garte oder Parkaalag bsunders schön. Strukturierti Natur ire harmonische Usgwogeheit. Das isch zum Bispil ds Gheimnis vo de so beliebte änglische Park-Gärte, aber o vo de Chlostergärte, wo öppis wohltuends vo ne us geit.
Aber meh no: Mir gstalte nid nume Gärte, mir "hei" nid nume e Garte, sondern mir "sy" i gwüsser Hinsichtg o Gärte. ".... dass ich deines Gartens schöne Blum und Pflanze möge bleiben" hei mir im Lied gsunge. Und zwüsche mim üssere Garte und innere Garte besteit e Wächselwürkig. So sehr, dass me mängisch fasch chönnt säge: "Zeig mir deinen Garten und ich sage dir, wer du bist!" I bi überzügt, dass üser Gärte üs einiges über üs sälber verrate, üsi Gfühlswält, üsi Bedürfnis, villicht o üser problematische Siite, ohni da dermit alles wölle z psychologisiere. Mi Vater z Bsp. isch e piinlech genaue Rasepfleger gsy, het ne hin- und här gmäht, vertikutiert, ddüngt, Kante gstoche, Uuchrut, wo für ihn o Margritli derzue ghört hei, usem Rase verbannt. E perfekte, makellose Rase isch sy grössti Freud und Stolz gsy. Für mi, wo o syner andere Siite kennt het, es eidütig pflegts Gägebild zur Tatsach, dass er süsch mit de ihn bedrängende, unstrukturierte, wilde, schwär kontrollierbare Siite vo sym Läbe ender het Müh gha. Aber wenigstens "ussedran", im Garte het me chönne ordne und im Zuum halte, was "inne" viel schwieriger isch gsy. Öpper anders het's villicht umgekehrt, isch innerlich diszipliniert, kontrolliert und strukturiert und bruucht als Gägestück das bunte Blühe und Wachse. Aber es cha o zämegah. Zum Bispil sy für mi die französische Gärte vo Versailles mit ihrer absolut zähmte und geometrisierte Natur gwüssermasse "überstrukturiert" und en Usdruck vor alles kontrollierende Macht und Ideologie vom damalige Absolutismus vom Königshuus.
Sehr persönlich und sehr intim wird ir Bibel die Tatsach, dass mir Gärte sy und sogar enand gägsiitig Gärte sy v.a. im Hohelied, eigetlich es Liebesgedicht, mit o ganz offesichtlich erotische Komponente, we's zum Bispil heisst: "Wie ein verschlossener Garten bist du, meine Geliebte, wie ein nie versiegender Quell mit köstlichen Früchten und Gewürzen, ein Brunnen lebendigen Wassers... geh durch meinen Garten und esse die köstlichen Früchte". (4,12ff)
Dr Garte isch drum dr Ort vore kostbare, liebende Begägnig mit würklich spiritueller Qualität, wo sich Himmel und Ärde berühre, woSehnsücht wach wärde und gnährt wärde, wo dr Huuch vom schöpferische Gottesgeist i jeder Blüte und jedem Tautropfe mindistens erahnt wird, wo dr Zauber vom Aafang, ds Wunder vom Läbe, ds Glück vo sinnvoller Arbeit und schöpferischer Tätigkeit, ds Zämespiel vo Liib und Seel iren Art zum Zug chunnt wie süsch chuum je amene Ort. Kei rein heiligi Wält, d Bedrohige, dr Arbeitsfrust und d Zerbrechlichkeit sy ständig real – und doch isch's en Ort, wo nes Stück Himmel uf Ärde, Läbe, wo glingt u blüht u fruchtet, cha erläbt wärde. Im Garte erläbe mir o nes Stück Mitverantwortig für die Schöpfig – oder wie's dr Saint Exupéry im "Chlyne Prinz" seit: "Du bist zeitlebens für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast. Du bist für deine Blume verantwortlich".
U drum isch Kultur und Kult so nach binenand. Was mir kultiviere, pflege, schöpferisch bearbeite, mitgstalte und derby als kostbar und transparent erläbe, verehre mir oo, achte mir o im "Kult", i Chilche und Gottesdienst. Drum sött's o kei Gägesatz gäh zwüsche Gottesverehrig ir Chilche und ir Natur und im Garte. Es sy zwo Siite vor gliiche Münze. Am einte Ort nimmt me vor allem wortlos, mit Händ u Auge wahr, was am andere Ort mit Wort, Tön und Symbol usddrückt wird. Beides bruuche mir, beides ghört zum Mönschsy. Wie ire Liebesbeziehig muess me ohni Wort und mit Wort kommuniziere. We ei Siite duurend fählt, geit's dere Beziehig nid guet. Das gilt o für d Gottesbeziehig und für ds Chilchesy. Dr Reformpapst Johannes XXIII het das sehr schön gseit: "Wir sind als Kirche nicht auf der Erde, um ein Museum zu hüten, sondern um einen Garten zu pflegen". Das stimmt vollkomme mit em biblische Rede vom Garte überii. Wüll grad im NT isch dr Garte o dr Ort vo der allergrösste Verwandlig, nämlich die vom Tod zum Läbe. Imene sog. Gartegrab wird Jesus am Karfriitig bestattet und am Ostermorge chunnt d Maria Magdalena uf dä Garte-Friedhof, für ds Grab z pflege, aber i däm Garte isch öppis ggange, da isch us totnigem Läbe erwachse. Ds Grab isch läär und dass sie Christus mit em Gärtner verwächslet, isch e sehr e sinn-volli Verwächslig, wo genau das seit, wo nig bis jitz betont ha: Är isch tatsächlich dr Gärtner. Dr Gärtner vo üsem Läbe, wo Läbe säit u kultiviert. Sogar dert, oder grad dert, wo d Zeiche üsserlich betrachtet eigetlich uf Tod stöh.
Destwäge sy o christlichi Friedhöf iigfriedeti Garteaalage o für Läbigi u nid eifach Totenentsorgigsort. U drum isch Grabkultur, sy christlichi Gräber wie chlyni Gartebettli, Mini-Gärte in Erinnerig a die ersti Ostererfahrig, wo nid allei söll bliibe, sondern wiiter gah, wiiter kultiviert wärde.
Letztlich sogar d Hoffnig ufens Läbe übere Tod uus findet sy Usdruck in und usserhalb vor Bibel, bsunders im Judetum, Christetum und Islam im Bild vomene üppige, grüne Garte mit ere Wasserquelle i syre Mitti. Wie's scho nes ägyptisches Totegebätt seit: "Gewähre, dass ich ein- und aus gehe in meinem Garten, dass ich mich kühle in seinem Schatten, dass ich Wasser trinke aus seiner Quelle jeden Tag, dass ich lustwandle am Ufer meines Teiches ohne Unterlass, dass meine Seele sich niederlasse, dass ich mich erquicke unter den schattenspenden Bäumen."
Oder wie's mehreri tuusig Jahr später bis i üsi Ziit ds Summerlied ir letzschte Strophe tuet, wo mir nid gsunge hei: "Erwähle mich zum Paradeis, und lass mich bis zur letzten Reis, an Leib und Seele grünen".
Ig wünsche euch dä Summer u drüberuus no vieli schöni Stunde i eune und allne Gärte, wo dir schaffet, gniesset u Gast syt.
Rev. Christoph Jungen, M.A.; Th.M