
Für viele Menschen ist das Hirtentäschel nichts weiter als ein Unkraut, und ein recht unscheinbares noch dazu. Doch die kleine Pflanze ist viel mehr als das: in der Naturheilkunde kann sie gegen verschiedene Beschwerden unterstützend eingesetzt werden, zudem ist sie ein fantastisches Würzmittel, welches in keiner Küche fehlen sollte. Glücklicherweise findet die Capsella immer mehr Liebhaber, die sie im eigenen Garten anbauen und ihre Kräfte nutzen.
Inhaltsverzeichnis
- Gewöhnliches Hirtentäschel, Capsella bursa-pastoris – Pflanzen-Steckbrief von Gartenbista
- Allgemeine Informationen über Hirtentäschel
- Besonderheiten
- Verwechslung mit anderen Pflanzen möglich?
- Hirtentäschel Inhaltsstoffe
- Wirkung
- Anwendung
- Hirtentäschel Tinktur
- Tee
- Ist das Hirtentäschel essbar?
- Verwendung in der Küche
- Capsella im eigenen Garten anbauen
- Standort & Boden
- Gießen
- Düngen?
- Schneiden?
- Vermehrung
- Kübelhaltung möglich?
- Ist das Hirtentäschel winterhart?
- Video-Tipp der Redaktion: Hirtentäschel Steckbrief
- Was ist noch interessant für Pflanzenfreunde?
Gewöhnliches Hirtentäschel, Capsella bursa-pastoris – Pflanzen-Steckbrief von Gartenbista
- Pflanzenhöhe/-größe: 10 – 50 cm
- Blütezeit: fast ganzjährig
- Blütenfarbe: weiß
- Standort: sonnig
- Boden: nährstoffreich
- Gießen: nein
- Düngen: nein
- Schneiden: auch nicht
- Kübelhaltung: nein
- Überwinterung: nicht winterhart
- Vermehrung: Samen
- Wirkung: blutreinigend, schmerzstillend, verdauungsfördernd
- Schädlinge & Krankheiten: Weißer Rost
Allgemeine Informationen über Hirtentäschel
Bei dem Hirtentäschel, Capsella, handelt es sich um eine Pflanzengattung, die zur Familie der Kreuzblütengewächse gehört. Die ein- bis zweijährigen Pflanzen sind von Europa bis nach Asien beheimatet; einige Arten sind als Neophyt nahezu weltweit vertreten. Hierzulande ist das Gemeine Hirtentäschel, Capsella bursa-pastoris, sehr häufig vertreten. Sehr gerne wächst es an Feldrändern, auf Äckern sowie in Gärten. Dort wird es meistens weniger gerne gesehen und als Unkraut betrachtet.
Die Pflanze wächst ein- bis zweijährig und erreicht dabei Wuchshöhen zwischen 10 und 50 cm. Interessant sind ihre Wurzeln, die bis zu 90 cm (!) tief in die Erde eindringen. Aus rosettenförmig angeordneten Blättern wächst ein schlanker Stängel hervor, der im oberen Teil nahezu ganzjährig zahlreiche weiße Blüten hervorbringt. Diese entwickeln sich von April bis Dezember zu kleinen, gestielten Schoten, die wiederum Samen enthalten. Auffällig ist jedoch die Form der Schötchen: sie sind herzförmig bis dreieckig und erinnern optisch an die Taschen von Hirten – daher auch die Bezeichnung: capsa = Kapsel, bursa = Hirt.
Besonderheiten

Eine einzige Pflanze kann bis zu 65.000 Samen hervorbringen. Dies ist durch ihre unendlich lange Blütezeit, ihre vielen Einzelblüten sowie die recht große Anzahl von 12 Samen pro Schote möglich. Diese werden nicht nur in unmittelbarer Nähe der Mutterpflanze verstreut, sondern haften sich auch dank ihrer etwas klebrigen Oberfläche an Tiere und Schuhe und werden somit in alle Richtungen davongetragen. Doch nicht nur das: die Samen selbst können bis zu 30 Jahre lang überleben.
Wer das Hirtentäschel als Unkraut ansieht, wird durch die fleißige Selbstaussaat und den so neu entstandenen Gewächsen nicht gerade begeistert sein. Liebhaber der kleinen Capsella hingegen freuen sich, dass sie so fleißig für den Fortbestand ihrer Art sorgt.
Verwechslung mit anderen Pflanzen möglich?
Das Hirtentäschel ist aufgrund seiner herzförmigen Samenschoten sehr einzigartig. Dennoch sind durchaus Verwechslungen möglich, und zwar mit dem Acker-Hellerkraut. Dieses gehört ebenfalls zur Familie der Kreuzblütengewächse und ist – für ungeübte Augen – auch optisch der Capsella recht ähnlich.
Gewöhnliches Hirtentäschel | Acker-Hellerkraut | |
Wissenschaftlicher Name | Capsella bursa-pastoris | Thlaspi arvense |
Trivialname | Hirtentäschelkraut | Ackertäschel |
Größe | 10 – 50 cm | 10 – 40 cm |
Blütezeit | nahezu ganzjährig | April – Juni |
Blütenfarbe | weiß | weiß |
Vorkommen | Felder, Gärten | Äcker |
Besonderheiten | Herzförmige Samenschoten | Beim Zerreiben riechen sämtliche Pflanzenteile stark nach Knoblauch Runde Samenschötchen |
Verwendung | Naturheilkunde, Küche | Küche |
Hirtentäschel Inhaltsstoffe
In der kleinen Pflanze steckt viel Gutes:
- Ätherische Öle
- Eiweißverbindungen
- Flavonoide
- Gerbstoffe
- Histamin
- Kaffeesäureverbindungen
- Mineralstoffe
- Vitamin C
All diese Inhaltsstoffe führen dazu, dass das Gemeine Hirtentäschel eine wichtige und wertvolle Pflanze ist – sowohl in der Heilkunde als auch in der Küche.
Wirkung

Das Gemeine Hirtentäschel wird sehr gerne in der Naturheilkunde verwendet: im Frühjahr werden Blüten, Blätter sowie junge Triebe geerntet, im Sommer dann die komplette Pflanze. Anschließend wird sie verzehrt oder getrocknet.
Capsella bursa-pastoris wirkt vor allem
- blutreinigend,
- blutstillend,
- schmerzlindernd,
- verdauungsfördernd,
und wird deswegen gerne unterstützend bei
- Ekzemen,
- Menstruationsbeschwerden,
- Nasenbluten,
- niedrigem Blutdruck,
- oberflächlichen Wunden,
- Schuppenflechten,
- Verdauungsbeschwerden sowie
- Wechseljahresbeschwerden
eingesetzt.
Auch bei Zahnfleischbluten kann das Gemeine Hirtentäschel sehr gut eingesetzt werden; hierfür wird einfach mit einem Tee als Spülung verwendet.
Anwendung
Für die äußerliche Anwendung kann eine Tinktur hilfreich sein, jedoch wird in den meisten Fällen ein starker Tee verwendet, in dem eine Kompresse getränkt und dann auf die betreffende Stelle aufgelegt wird. Bei innerlichen Beschwerden wie beispielsweise Unterleibsschmerzen aufgrund der Menstruation wird der Tee getrunken. Besonders delikat ist er nicht – muss er aber auch nicht sein, da er ja nicht zum Genuss verzehrt werden soll, sondern aus gesundheitlichen Gründen.
Achtung: Während der Schwangerschaft sollte kein Hirtentäschelkraut eingenommen werden!
Hirtentäschel Tinktur
Die Herstellung einer Tinktur ist leicht zu bewerkstelligen. Benötigt werden:
Alkohol 40 Vol.-%
Glas mit Schraubdeckel
Und so geht’s:
- Kraut kleinschneiden
- Glas zur Hälfte mit dem Kraut befüllen
- Mit Alkohol übergießen
- Fest verschließen
- An einen hellen, jedoch nicht sonnigen Standort stellen
In den folgenden zwei bis drei Wochen muss die Flüssigkeit immer wieder geschüttelt werden. Danach ist die Tinktur fertig und kann in kleine Fläschchen umgefüllt werden.
Tee
Wer einen Tee herstellen möchte, sollte das Kraut zusammen mit der Wurzel ernten und trocknen.
200 ml Wasser
Tee bitte maßvoll genießen! Wasser aufkochen
- Kraut in eine Tasse geben
- Mit dem Wasser übergießen
- 5-10 Minuten ziehen lassen
- Abseihen
Es wird empfohlen, bis zu drei Tassen des Tees über einen Zeitraum von zwei bis vier Wochen zu trinken.
Lubera-Tipp: Zur äußerlichen Anwendung wird der Tee mit der doppelten Menge des Krauts hergestellt.
Ist das Hirtentäschel essbar?
Viele mögen das nicht glauben, aber die kleine Pflanze ist tatsächlich essbar. Sämtliche oberirdischen Pflanzenteile können verzehrt werden. Sie haben einen würzig scharfen Geschmack, der leicht an Senf erinnert. Auch die langen Wurzeln sind essbar; sie wiederum schmecken nach Ingwer.
Lubera-Tipp: Beim Sammeln in der freien Natur möglichst unberührte Plätze suchen, wo keine Kontaminierung durch Abgase stattgefunden hat.
Verwendung in der Küche
Aufgrund seines würzigen Geschmackes ist das Gemeine Hirtentäschel eine echte Bereicherung in der Küche:
- Eintöpfe
- Kräuterbutter
- Kräuterquark
- Rohkost
- Soßen
- Suppen
- Wildkräutersalate
Die Wurzeln wiederum können für all jene Speisen verwendet werden, welche auch mit Ingwer verfeinert werden würden.
Lubera-Tipp: Samen wie Pfeffer mahlen oder im Ganzen zum Würzen von Fleisch oder Salaten verwenden.
Capsella im eigenen Garten anbauen
Zwar siedelt sich das eine oder andere Hirtentäschel von ganz alleine an, jedoch kann man seinem Glück ein wenig nachhelfen und es anbauen. Dies kann sich zunächst ein wenig schwierig gestalten: im gewöhnlichen Fachhandel sind meistens keine Capsella Samen erhältlich, da es als Unkraut angesehen wird. So bleibt einem nur das Sammeln der kleinen Herzchen in freier Natur oder der Wildkräuterhandel. In diesem ist Saatgut auch von Pflanzen erhältlich, die nur von speziellen Liebhabern erwünscht sind.
Standort & Boden

Die kleine Pflanze ist sehr anspruchslos bezüglich ihres Standorts. Sie bevorzugt zwar sonnige Plätze, wird sich aber auch im Halbschatten entwickeln können.
Der Boden sollte möglichst nährstoffreich sein, da das Hirtentäschel derartige Verhältnisse bevorzugt. Tatsächlich gilt es als Zeigerpflanze für nährstoffreiche Böden, da es sich in freier Natur sehr gerne dort ansiedelt. Besonders Stickstoff ist dem Gewächs sehr genehm.
Soll das Gewöhnliche Hirtentäschel im Garten angebaut werden, so wird ein sonniger Standort mit einem nährstoffreichen Boden den idealfall darstellen. Hat sich die Pflanze jedoch erst einmal angesiedelt, wird man überrascht sein, wo sie in den Folgejahren überall auftauchen wird – auch zwichen Gehwegplatten kann dies geschehen…
Gießen
Für gewöhnlich kommt da Hirtentäschel sehr gut mit dem Regenwasser aus; zudem sorgen sine langen Wurzeln dafür, dass es Wasser aus dem Boden ziehen kann. Regelmäßige Wassergaben sind demzufolge nicht notwendig; lediglich in langen Trockenperioden sollten diese erfolgen.
Düngen?
Wenn der Boden nährstoffreich ist, sind keine zusätzlichen Düngegaben notwendig. Ansonsten kann im Frühjahr ein wenig Rinderdung oder Kompost in die Erde eingearbeitet werden.
Schneiden?
Es gibt keinen Grund dazu, das kleine Pflänzchen zu schneiden – außer bei der Ernte.
Vermehrung
Das Gemeine Hirtentäschel vermehrt sich durch Selbstaussaat, so dass es für den Fortbestand seiner Art sorgt. Wer es trotzdem machen möchte, kann selbst Samen sammeln und diese einfach im Frühjahr aufs Beet legen. Da es sich um Lichtkeimer handelt, sollte da Saatgut nur leicht mit Erde bedeckt werden.
Kübelhaltung möglich?
Im Pflanzgefäß wird sich die Capsella zwar entwickeln, jedoch nicht so gut. Ursächlich hierfür ist ihr Wurzelwerk, welches sehr lang werden kann und demzufolge tief in die Erde eindringt. Da für gewöhnlich Kübel nicht diese Tiefe anbieten können, sollte eine derartige Kultivierung besser nicht durchgeführt werden.
Ist das Hirtentäschel winterhart?

Winterhart im eigentlichen Sinne ist die Capsella nicht. Sie gedeiht zwar ein- oder zweijährig, jedoch sind es lediglich die Wurzeln, die gelegentlich einen Winter überleben. Die oberirdischen Pflanzenteile sterben spätestens bei Frosteintritt ab. Eine Überwinterung ist demzufolge weder möglich noch nötig, zumal sich die kleine Pflanze fleißig vermehrt und so auch in den Folgejahren vorhanden sein wird.
Video-Tipp der Redaktion: Hirtentäschel Steckbrief
In folgendem Video wird kurz und knapp zusammengefasst, was es über die kleine Pflanze zu wissen gibt:
Was ist noch interessant für Pflanzenfreunde?
Diese Fragen stellen Pflanzenfreunde häufig:
Kann man Hirtentäschel kaufen?
Die Pflanzen sind nicht käuflich, jedoch gibt es in Apotheken sowie Drogeriemärkten getrocknetes Kraut zur Herstellung des Tees.
Ist Capsella giftig für Tiere?
Die Heilpflanze gilt als leicht giftig, und zwar sowohl für Tiere als auch für Menschen. Um Vergiftungssymptome hervorzurufen, müssen jedoch große Mengen des Krautes verzehrt werden.
Wird Hirtentäschel in der Kosmetik verwendet?
Die wunderbaren Eigenschaften der Capsella sind in der Kosmetikindustrie nicht relevant. So kommt es, dass die kleine Pflanze dort keinerlei Verendung findet.
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