Laut Regel 150 der Bauernregeln für Februar müsste es im März und April warm werden, wenn es jetzt – zumindest zwischen Hamburg und Bremen – Mittagstemperaturen von 6°C hat und angenehm trocken und sonnig ist. Fünf Tage später hat es -3 °C, eine geschlossene Schneedecke und es schneit munter weiter. Und bevor ich mit diesem Artikel begonnen habe, sass ich beim Schreiben von neuen Samentexten – genau, schauen Sie doch gleich mal in Luberas riesige Samenabteilung mit über 700 hochwertige Sorten – und war dadurch in Gedanken schon bei meiner Saatgutplanung fürs kommende Frühjahr…. Mit den ersten Sämlingen wollte ich eigentlich schon an diesem Wochenende beginnen. Und jetzt: WINTER bis Ende der kommenden Woche!? Und noch länger.
Inhaltsverzeichnis
Also machen wir uns die Bauernregeln für Februar nach Gutdünken passend, die da lauten:
- "Wenn die Februarsonne den Dachs nicht weckt, schläft er im April noch fest."
- "Nebel im Februar bringt Regen oft im Jahr."
- "Ist’s im Februar kalt und trocken, so wird’s im August heiss."
Schaun wir mal…
Das Wetter im Februar
Aber bei welchen Temperaturen sprechen wir eigentlich von einem zu warmen oder zu kalten Februar und an welchen Bauernregeln für Februar könnten wir uns zu Beginn des neuen Gartenjahres orientieren? Sehen wir uns vorab einfach die gemessenen Durchschnittstemperaturen und Niederschläge der vergangenen Jahre ein wenig genauer an:
Wie war wo das Wetter der letzten Jahre?
Region |
Höchst- tem- peraturen (°C) |
Tiefst- tem- peraturen (°C) |
Durch- schnitts- tem- peraturen (°C) |
Nieder- (mm) |
Nieder- schlags- tage |
Sonnen- schein- dauer in Stunden |
Nieder-Österreich | 3,2 | -2,5 | 0,35 | 44 | 14 | 3,0 |
Österreichische Alpen | 4,2 | -4,5 | -0,15 | 52 | 13 | 3,8 |
Schweizer Alpen | 8,7 | -0,7 | 4,0 | 67 | 6 | 5,1 |
Schweiz Kanton Aargau | 5,0 | -2,3 | 1,35 | 70 | 10 | 2,8 |
Deutsche Alpen | 1,7 | -4,4 | -1,35 | 40 | 10 | 3,6 |
Bodensee | 3,7 | -4,3 | 0,3 | 56 | 15 | 2,5 |
München | 3,6 | -4,0 | -0,2 | 52 | 10 | 3,0 |
Schwarzwald | 2,0 | -4,3 | -1,15 | 167 | 17 | 2,8 |
Bayerischer Wald | -0,6 | -6,1 | -3,35 | 89 | 17 | 2,1 |
Erzgebirge | 5,2 | -14,1 | -4,45 | 68 | 14 | 2,0 |
Thüringer Wald | 6,1 | -13,2 | -3,55 | 91 | 20 | 2,2 |
Harz | 2,5 | -4,9 | -1,2 | 118 | 18 | 2,9 |
Frankfurt am Main | 5,2 | -1,6 | 1,8 | 40 | 8 | 2,7 |
Eifel | 1,8 | -3,0 | -0,6 | 60 | 12 | 2,8 |
Köln | 6,2 | -1,2 | 2,5 | 48 | 10 | 2,8 |
Lüneburger Heide | 3,4 | -3,0 | 0,2 | 53 | 16 | 2,5 |
Berlin | 3,6 | -2,1 | 0,75 | 34 | 8 | 2,6 |
Mecklenb. Seenplatte | 9,0 | -12,5 | -1,75 | 31 | 13 | 2,3 |
Hamburg | 3,8 | -1,8 | 1,0 | 41 | 9 | 2,4 |
Deutsche Bucht | 3,0 | 0,1 | 1,55 | 43 | 10 | 2,4 |
Ostseeküste | 1,1 | -2,8 | -0,85 | 31 | 16 | 2,3 |
Quelle: Bernhard Michels "Altes Wetterwissen wieder entdeckt" BLV Verlag 2011
Februar – der Wartemonat aller Bauern und Gärtner
Ein klassischer Monat des wetterbedingten, notgedrungenen Innehaltens und der Erwartungen war der Februar immer schon und ist es bis heute geblieben. Bis ins 16. Jahrhundert nannte man den Februar "Hornung", was eigentlich Bastard, "der aus der Ecke stammenden", "der im Winkel gezeugte" und "der in der Anzahl der Tage zu kurz gekommene" bedeutete. Der Februar ist definitiv ein Zwischenmonat, auf den man gerne einmal verzichten könnte.
Wie gut passen die Bauernregeln für Februar – und was sagen sie über die folgenden Monate aus?
Nehmen wir zur Auflösung sämtlicher Wetterfragen der nächsten vier Wochen nur drei dieser damals sehr populären Weisheiten etwas genauer unter die Lupe und prüfen ihren Wahrheitsgehalt für die Jetztzeit:
- "Je nasser ist der Februar, desto nasser wird das ganze Jahr."
Nach einem übertrieben nassen Frühjahr folgt mit rund 60-prozentiger Wahrscheinlichkeit ein zu niederschlagsreiches Restjahr und nach einem zu trockenen Februar werden die folgenden zehn Monate in immerhin sechs von zehn Fällen zu trocken. Das gleiche Ergebnis lässt sich feststellen, wenn die Niederschlagsmenge nur für das Sommerhalbjahr, also von März bis September und der Anzahl aller Schneetage im Februar verglichen wird. Zumindest statistisch – mit 60% Wahrscheinlichkeit – scheint diese Februar-Bauernregel zu stimmen.
- "Im Hornung (Februar) Schnee und Eis, macht den Sommer lang und heiss."
Keinerlei Zusammenhang ist zwischen einem überdurchschnittlichen warmen Sommer und der Anzahl von Schneetagen im Februar zu erkennen. Selbst die Betrachtung der Menge von Eistagen im Februar, also solchen, an denen die Temperaturen auch tagsüber unter der Frostgrenze blieben, führt zu keinem Ergebnis. Tja, immer kann man nicht richtig liegen. Darüber hinaus würde diese Regel der vorangegangenen teilweise widersprechen.
- "Wenn der Hornung gnädig macht, bringt der Lenz den Frost bei Nacht.“
Allerdings lässt sich auch bei einer unterdurchschnittlichen Anzahl von Frosttagen im Februar kein wirklicher Nachholbedarf während des Frühjahrs nachweisen. Eher setzt sich im März, wie während des gesamten Frühlings mit 70-prozentiger Wahrscheinlichkeit der Trend zu nur wenigen Frosttagen fort.
Warum uns ein zeitiger Knospenknall nicht immer nutzt
Fest steht und so finden wir es auch zum überwiegenden Teil in den Bauernregeln für Februar: Kommt der Frühling mit seiner milden Witterung zu zeitig und beendet den Winterschlaf der Natur vorfristig, kann es später zu schweren bis irreparablen Frostschäden an den Bäumen, Sträuchern und vielen anderen Pflanzen im Garten führen. Aufgrund jahrhundertelanger Wetterbeobachtungen bestätigt sich bis heute immer wieder, dass ein Vorfrühling im Februar in aller Regel auf einen langen Nachwinter schliessen lässt. Der Februar sollte im Grunde gar nicht "schön" sein, nicht sanft und auch nicht mild. Wünschenswert sind da besser "Saukälte" oder "Russenpeitsche", um die Natur in unseren Gärten in Schach zu halten. Eine wichtige Ursache für Kälte ist neben dem niedrigen Sonnenstand der stattfindende Wärmeaustausch zwischen den Packeisflächen im Norden und den wärmeren Gebieten im Süden unserer Weltkugel, was zur Entstehungszeit der Bauernregeln noch zu funktionieren schien. In den Ursprungszonen solcher Wetterlagen ist es im Februar klirrend kalt, wobei alle Gewässer komplett zufrieren. Den Wasservögeln wird die Nahrung abgeschnitten, sodass sie futtersuchend in unsere Küstenregionen einfliegen. Ein verlässliches Zeichen also für einen unmittelbar bevorstehenden spätwinterlichen Kälteeinbruch ab Mitte Februar mögen einfliegende Vögel sein. Jedenfalls gibt es Bauernregeln, die genau diesen Effekt beschreiben:
- "Wenn fremde Wasservögel nah’n, deutet das grosse Kälte an." und
- "Kommen des Nordens Vögel an, so folgt die starke Kälte dann."
Los- und Schwendtage im Februar
1. Februar: Nach dem heidnischen Kalender ein Schwendtag und der erste Tag des Frühlings. Passend dazu der Spruch "So lange die Lerche vor Lichtmess singt, sie nachher weder singt noch schwingt." Vom Trend her ist das Wetter zwischen dem 1. und 5. Februar mild, im Hochland gibt’s Schnee, in tieferen Lagen Regen und insgesamt ist eine Tauwetterperiode in Sicht.
2. Februar: Allgemein bekannt als Mariä Lichtmess war dieser Lostag ursprünglich einer von fünf wichtigen Terminen für die mittelalterlichen Bitt- und Wetterprozessionen. Schlechtes Wetter zu Lichtmess bedeutete für die Bauernschaft eine miese Heuernte und es gibt natürlich eine Vielzahl ganzheitlicher Erfahrungsregeln wie:
- "Die weisse Gans (damals Sinnbild für Schneefall) im Februar brütet Segen fürs ganze Jahr."
- "Um Lichtmess kalben die Küh', dann legt das Huhn, dann zickt die Geiss." oder
- "Wenn die Bienen vom Baum aus keine Wolke sehen am Lichtmesstag, werden die Bienenvölker besonders gut."
14. Februar: Lostag, Freundschaftstag, Tag der Liebe und Valentinstag, der ursprünglich als Festtag der Hirten galt. Er war ein Bitttag für das Wohl der Herden, Felder und Schäfer, an dem kein Holz geschlagen werden durfte und keine Hennen gesetzt wurden. Dachte man doch, dass ansonsten die jungen Küken erkranken oder sogar sterben würden. Heutzutage – glaubt man den Bauernregeln für Februar – heisst das für uns:
- "Ist's an Valentin noch weiss, blüht zu Ostern schon das Reis.“
- "Trinkt St. Valentin viel Wasser, wird der Frühling umso nasser." und schliesslich
- "Kalter Valentin, früher Lenzbeginn."
24. Februar: Ein Los- sowie gleichzeitig Matthiastag und damals eine prächtige Gelegenheit für allerlei Liebesorakel. Darüber hinaus galt er als Vorläufer des Frühlingsbeginns, der sich unter anderem in solchen markanten Sprüchen wiederfand:
- "Tritt Matthias stürmisch ein, wird's bis Ostern Winter sein." und
- "St. Matthias wirft 'nen heissen Stein ins Eis, darum geht jetzt kein Fuchs mehr darüber."
Damit hätten wir nun die genaue Richtung für die kommenden Wochen zusammen und wieder ist für jeden etwas dabei, das optimistisch stimmt oder eben nicht. Und da es kein schlechtes Wetter gibt, sondern höchstens schlechte Kleidung, schauen wir einfach schon mal vorsichtig nach dem Gartenwerkzeug im Schuppen, den wohlbehüteten Sämereien in der Ecke und denken an die frostschützenden Folien.
Frohes Gärtnern mit unserer Auslese der todsichersten Bauernregeln für Februar!
- "Kalter Februar ein gutes Roggenjahr."
- "Heftige Nordwinde im Februar vermeiden ein gar fruchtbar Jahr. Wenn der Nordwind im Hornung aber nicht will, dann kommt er sicher im April."
- "m Februar muss die Lerch auf die Heid, mag es ihr lieb sein oder leid."
- "Ist der Februar sehr warm, friert man Ostern bis in den Darm."
- "Regen im Hornung, Schnee im März."
- "Ist's an Lichtmess (2. Februar) hell und rein, wird's ei langer Winter sein, wenn es aber stürmt und schneit, ist der Frühling nicht mehr weit."
- "Bringt Maria Reinigung (2. Februar) Sonnenschein, wird die Kält‘ noch grösser sein."
- "Scheint an Lichtmess die Sonne heiss, kommt noch sehr viel Schnee und Eis."
- "Ein Bauer sieht lieber, ein Wolf bricht in seine Herde ein, als dass der Lichtmesstag zeigt Sonnenschein."
- "Sonnt sich der Dachs in der Lichtmesswoche, bleibt er vier Wochen noch im Loche."
- "Felix und Petrus (21./22. Februar) zeigen an, was wir 40 Tage für Wetter han."
- "Wenn’s an Petri Stuhlfeier (22. Februar) kalt, die Kält‘ noch 40 Tage anhalt."
- "Wie’s Petrus und Matthias (22./23. Februar) macht, so bleibt es noch durch 40 Nacht."
- "Spielen die Mücken um Februar, frieren Schafe und Bienen das ganze Jahr."
- "Wenn die Mücken im Februar geigen, müssen sie im Märze schweigen."
- "Liegt im Februar die Katz im Freien, wird sie im März vor Kälte schreien."
- "Hätt ich das Recht wie du, liess ich verfrieren das Kalb in der Kuh, und hätte der Februar Januars Gewalt, liess er erfrieren Jung und Alt."
- "Der Februar soll anfangen wie ein Bär und ausgehen wie ein Schmeer (Schmutz)."
- "Der Winter scheidet nicht, ohne noch einmal zurückzugucken."
- "Der Februar muss stürmen und blasen, soll das Vieh im Mai schon grasen."