Der Weidenbohrer (Cossus cossus) ist ein Schmetterling (Nachtfalter) aus der Familie der Holzbohrer (Cossidae). Dieser zählt zu den den gefürchtetsten Schädlingen in heimischen Gärten. Sie sind nicht nur gefräßig und vernichten das Holz ganzer Baumbestände, sondern verursachen zudem auch noch Pilzinfektionen. Welche Methoden gibt es, die Raupen des Weidenbohrers zu bekämpfen?
Inhaltsverzeichnis
Informationen für Schnellleser
- Aussehen: Falter graubraun, nachtaktiv; Raupen 10 cm, gelb, roter Rücken, schwarzer Kopf und Nacken; Larven 5 cm, rot-gelb, schwarze Dornreihe am Hinterleib
- Schadbild: Essiggeruch; Bohrlöcher; Bohrspäne; verdorrte Zweige; welke Blätter; Kot; Raupen; Pilzinfektionen im Inneren des Baumes
- Bekämpfungsmethoden: Draht; Quassia-Seifenbrühe
- Draht: Draht durch Bohrlöcher stecken; Raupen aufspießen
- Quassia-Seifenbrühe: Jauche herstellen; Gehölze einsprühen
- Chemische Mittel: keine wirksamen zugelassen
- Baumteile entfernen: betroffene Äste entfernen; tief ins gesunde Holz schneiden; Schnittgut verbrennen
- Baum fällen: bei starkem Befall fällen; komplett entsorgen; Holz nicht lagern Fressfeinde: Rabenvögel; Spechte; Schlupfwespen
- Vorbeugen: Kontrolle Juni/Juli auf Eier, Juli bis September auf Löcher im Stamm
Wissenswertes über Weidenbohrer
Bei dem Weidenbohrer, Cossus cossus, handelt es sich um einen großen Nachtfalter aus der Familie der Holzbohrer, der eine Flügelspannweite von 8 – 10 cm erreichen kann, was ihn zum größten Kopfschmetterling Mitteleuropas macht. Die Weibchen sind ein wenig größer als die Männchen; vom Körperbau her unterscheiden sie sich nicht: aus einem plumpen grauen Rumpf wachsen die hellgrauen Flügel, die dunkelgrau marmoriert sind und zudem bräunliche Akzente besitzen.
Insgesamt wirken sie eher unscheinbar und sind nur schwer zu erkennen; kaum ein Gartenbesitzer wird jemals einen Weidenbohrer zu Gesicht bekommen. Dies liegt allerdings nicht nur an ihrer unauffälligen Optik, sondern überwiegend an der Tatsache, dass sie nachtaktiv sind und demzufolge tagsüber schlafen.
Weidenbohrer haben nur einen verkümmerten Saugrüssel, mit dem sie keine Nahrung aufnehmen können. Demzufolge ist die Lebenserwartung dieser Falter sehr gering: maximal drei Monate. Sein Verbreitungsgebiet liegt in der Nähe von Weiden, aber auch an Flussläufen, in Parks und auf Wiesen. Doch auch in Gärten kann der Weidenbohrer auftreten, wenn dort ein großer Baumbestand gegeben ist.
Während der Cossus cossus selbst keinen Schaden anrichtet, sind seine Raupen als wahre Schädlinge anzusehen: sie bohren sich in die Rinde von Bäumen und fressen sich durch deren Holz. Durch diese Schädigungen werden die betroffenen Bäume schwach und brüchig und somit anfällig für eine Bruchgefahr durch Witterungseinflüsse wie Schneelast oder Wind sowie für Pilzbefall.
Insbesondere ist diese Gefahr dann gegeben, wenn sich mehrere Raupen gleichzeitig durch einen Stamm bohren, was relativ oft vorkommt: ein Weidenbohrerweibchen legt im Juni/Juli circa 700 Eier an der Stammbasis von Bäumen ab, von denen jeweils 20 auf einem Haufen liegen. Bevorzugt werden Weiden, jedoch sind auch Obstgehölze, Pappeln, Birken und andere Laubbäume betroffen.
Schlüpfen die Larven, bohren sie sich umgehend in die Rinde der Bäume ein; dort verbleiben sie ein Jahr lang. Danach machen sie sich auf den Weg, einzelne Gänge zu bohren, und fressen sich durch das Holz nach oben Richtung Baumkrone. In diesen Gängen verbleiben die Raupen in der Regel drei Jahre lang, bevor sie sich verpuppen. Diese Puppen sind etwa 5 cm lang, rot-gelb mit einer schwarzen Dornreihe am Hinterleib und werden entweder im Fußbereich des Stammes oder außerhalb dessen am Boden angelegt. Im Juni schlüpft der Weidenbohrer und beginnt nahezu sofort mit der erneuten Eiablage.
Weidenbohrerbefall erkennen
Sind Weidenbohrerraupen in einem Baum, lässt sich dies an verschiedenen Kriterien erkennen:
- Geruch
- Bohrlöcher
- Kot und Bohrspäne
In unmittelbarer Nähe eines befallenen Baumes riecht es extrem nach Holzessigessig (Ziegen) – ein untrügliches Zeichen dafür, dass die Raupen aktiv sind. Dieser Geruch ist nicht nur sehr unangenehm, sondern lockt zudem weitere Weidenbohrerweibchen an, die wiederum ihre Eier dort ablegen. So kommt es, dass ein einmal befallener Baum zu einer wahren Aufzuchtstation für Weidenbohrer wird, da sich in ihm Raupe und Larven verschiedener Jahrgänge und somit in verschiedenen Entwicklungsstadien befinden. Interessanterweise ist zunächst nur ein Teil des Baumes betroffen, was sich durch verdorrte Zweige sowie verwelkten Blättern bemerkbar macht. Bei starkem Befall hingegen ist schließlich der komplette Baum betroffen.
In der Rinde des Baumes zeigen sich ovale Bohrlöcher. Dieses Schadbild wird vervollständigt durch Kot und rötliche Bohrspäne, welche aus den Bohrlöchern nach außen geschoben werden. Sind diese Kriterien gegeben, sind auch die Raupen nicht weit: nicht nur an dem Baum selbst, sondern auch an benachbarten Gehölzen werden sie zu erkennen sein; in der Regel in unterschiedlichen Entwicklungsstadien.
Wartet man etwas ab, verfärben sich die Wände der Bohrlöcher schwarz; die Rinde des Baums wird brüchig und fällt ab beziehungsweise lässt sich ganz einfach ablösen.
Doch nicht nur die primären Schäden sind zu erkennen, sondern auch die sekundären: wird ein Ast abgeschnitten, so finden sich im Inneren des Baumes häufig Pilzinfektionen. Diese entstehen dadurch, dass durch die Bohrlöcher und –gänge die Pforten für einen Pilzeintritt geöffnet worden sind; zudem ist der Baum geschwächt. Als Gartenbesitzer hat man somit nicht nur das Problem, die Raupen bekämpfen zu müssen, sondern muss auch noch seinen Baum retten. Gegebenenfalls ist der Einsatz eines Fungizids unumgänglich.
Weidenbohrer bekämpfen
Aufgrund der Tatsache, dass die Raupen des Cossus cossus große Schäden an einem ganzen Baumbestand anrichten können, müssen sie zwangsläufig bekämpft werden. Dies gestaltet sich schwierig, denn die Schädlinge sitzen in der Regel sehr tief in den Gehölzen drin, so dass man nicht an sie herankommt.
Eine Bekämpfung ist lediglich in jenem Stadium möglich, in dem sich Eier oder die Raupen an der Oberfläche des Baumes aufhalten. Hierfür stehen nur wenige Methoden zur Verfügung:
- Draht
- Quassia-Seifenbrühe
Ein Versuch ist es allemal wert, jedoch muss man sich als Gartenbesitzer darüber im Klaren sein, dass die Erfolgsaussichten eher als gering einzustufen sind.
Draht
Die Methode, die Raupen des Weidenbohrers mit Draht zu vernichten, ist etwas gewöhnungsbedürftig und bestimmt nicht jedermanns Sache: Mit einem langen Draht wird in die Bohrlöcher im Stamm gestochen in der Hoffnung, eine Raupe aufzuspießen. Da die Raupen sehr groß sind, ist dies theoretisch möglich, jedoch kostet diese Maßnahme viel Zeit; zudem ist es aussichtslos, dass tatsächlich alle Raupen getötet werden können.
Quassia-Seifenbrühe
Beim Quassiaholz handelt es sich um ein Bitterholz, welches in Apotheken erworben werden kann und den Wirkstoff Quassin enthält. Dieser kann erfolgreich gegen Schädlinge eingesetzt werden, und zwar in Form einer Jauche:
- 150 g Quassiaholz mit 2 l Wasser in einen großen Topf geben
- 24 Stunden ziehen lassen
- Eine Stunde kochen
- Quassiaholz absieben
Nun wird der noch heißen Jauche 250 g Schmierseife zugefügt. Die Jauche selbst ist mehrere Monate haltbar und wird in einem Verhältnis von 1: 5 verdünnt.
Vom Frühjahr bis in den Herbst muss die Quassia-Seifenbrühe regelmäßig auf die befallenen Gehölze aufgesprüht werden, wo sie 2-3 Tage einwirkt. Danach wird sie mit klarem Wasser abgespült. Quassia wirkt nicht nur erfolgreich gegen Eier und frisch geschlüpfte Larven, sondern regt auch das Pflanzenwachstum an. Dennoch sollte es nur äußerst sparsam angewendet werden, da Quassin nicht nur giftig für Schädlinge, sondern auch für Nützlinge ist.
Lubera-Tipp: Quassiaholz nach dem Sieben trocknen lassen, da es bis zu drei Mal wiederverwendet werden kann!
Mittel gegen Weidenbohrer
Aufgrund der Tatsache, dass die Raupen extreme Schäden anrichten, wäre der Einsatz eines speziellen Pflanzenschutzmittels wünschenswert. Dies ist nicht möglich, da es hierzulande keine chemischen Mittel gibt, die zur Weidenbohrerbekämpfung zugelassen sind. Sämtliche Mittel, die der Raupenvernichtung dienen, beziehen sich auf die freifressenden Exemplare, nicht aber auf die bohrenden.
Baumteile entfernen
Ist ein Befall eindeutig, kann ein Entfernen der betroffenen Baumteile manchmal Abhilfe schaffen:
- Betroffene Äste und Zweige abscheiden
- Bis tief in das gesunde Holz hinein schneiden
- Schnittwunden mit Wundverschlusspaste bestreichen
- Abgeschnittene Baumteile verbrennen
Baum fällen
Sind alle Maßnahmen zur Weidenbohrer Bekämpfung vergebens und/oder ist der Befall bereits extrem weit fortgeschritten, hilft nur eines: der betroffene Baum muss gefällt werden. Nicht nur die oberirdischen Pflanzenteile, sondern auch die Wurzel, da durchaus die Gefahr besteht, dass sich auch in ihm Raupen befinden.
Lubera-Tipp: Gefällte Bäume komplett entsorgen und kein Holz auf dem Grundstück aufheben, da die Weidenbohrerraupen auch dort weiterleben! Gegebenenfalls sämtliche Teile des Baums verbrennen!
Fressfeinde
Manch ein Gartenbesitzer hofft darauf, den Weidenbohrer inklusive seiner Raupen mittels natürlicher Fressfeinde loszuwerden. Diese Hoffnung erfüllt sich leider äußerst selten, denn derartige Feinde sind rar: die Raupen sind nicht nur groß, sondern wehrhaft, und beißen mithilfe ihrer kräftigen Kiefer einfach zu. Kleine und mittelgroße Gartenvögel haben demzufolge keine Chance, diese Raupen zu schnappen.
Anders hingegen Rabenvögel: sie sind durchaus in der Lage, einen derartigen Leckerbissen zu fressen, jedoch kommen sie nicht besonders oft in die Situation, einen zu finden. Lediglich in dem Zeitraum, in dem die Raupen unterwegs sind, einen Platz zur Verpuppung zu finden, können die Vögel zuschlagen. Neben den Rabenvögeln können noch Spechte sowie Schlupfwespen eine Gefahr für den Weidenbohrer sein – mehr natürliche Fressfeinde hat er nicht…
Lubera-Tipp: Schlupfwespen im Fachhandelkaufen und unter betroffenen Bäumen aussetzen – sie werden ihre Arbeit verrichten und die Raupen fressen
Befall vorbeugen
Ist erst einmal ein Raupenbefall eingetreten, ist es also sehr schwer, diesen in den Griff zu bekommen. Viel effektiver ist es, diesem Befall vorzubeugen. Insbesondere in Gegenden, in denen bereits Weidenbohrer beziehungsweise dessen Raupen aufgetreten sind, ist ein derartiges Procedere sinnvoll:
Lubera-Tipp: Von Juli bis September Bäume regelmäßig kontrollieren
Diese Kontrolle erfolgt unter zwei verschiedenen Gesichtspunkten:
- Im Juni/Juli auf die Eier des Weidenbohrers
- Von Juli bis September auf Löcher im Stamm
Besonderes Augenmerk wird dabei auf den unteren Teil des Stammes gelegt; zeigen sich dort Fraßspuren beziehungsweise Löcher, so sind diese als ein sicheres Indiz für die Anwesenheit von Weidenbohrerraupen – und eine Aufforderung an den Gartenbesitzer, mit der Weidenbohrerbekämpfung zu beginnen…
Symbolgrafiken: © Gabi Lahl – Fotolia.com; pavar – Fotolia.com; RRF – Fotolia.com; Farinoza – Fotolia.com; Karin Jähne – Fotolia.com
Habe die Holzspähne mit den 2 Litern Wasser abgekocht; da war nachher nur noch sehr wenig Flüssigkeit übrig. (Viel Flüssigkeit in den Holzspähnen) Muss man, wenn die Holzstücke so klein sind, evtl. weniger lange abkochen?
Warum soll man den Baumstamm nach 3 Tagen abspühlen??