Möchten Sie einen Kirschbaum pflanzen? Das ist eine gute Idee, denn der Obstbaum ist im naturnahen Garten einfach ein Muss. Die Kirsche erfreut Sie im Frühjahr mit einer unvergleichlichen Blütenpracht und einem gewaltigen Summen abertausender Bienen und im Sommer liefert Ihnen der Kirschbaum leckere Kirschfrüchte. Im Herbst zeigt der Kirschbaum ein leuchtend gelbes Blätterkleid, während seine Erscheinung auch im Winter ein stimmiges Bild abgibt, wenn sich die dunklen Äste vor dem grauen Himmel abheben. Mit den vorgezogenen Kirschbäumen aus dem Lubera-Shop und dieser Kulturanleitung gelingt das Kirschbaum pflanzen mit Sicherheit.
Inhaltsverzeichnis
- Kirschen – Erfolgsgeschichte eines Edelobstes
- Herkunft und Eigenschaften
- Süsskirschen oder Sauerkirschen – welcher Baum passt zu mir?
- Wann ist die beste Zeit zum Kirschbaum pflanzen
- Anforderungen an den Kirschbaum Standort
- Kirschen Befruchtersorten
- Kirschbaum pflanzen – Schritt für Schritt erklärt
- Kirschbaum schneiden – So machen Sie es richtig
- Gründe für den Kirschbaumschnitt:
- Die 4 Erziehungsgesetze für Obstbäume
- Anleitung zum Kirschbaum schneiden
- Nach der Pflanzung (eines 2jährigen Baumes) oder 1 Jahr nach der Pflanzung eines 1jährigen Baumes – linkes Bild
- 1-2 Jahre nach dem ersten Pflanzschnitt beim Kirschbaum – rechtes Bild
- Wann ist die Zeit zum Süsskirschen schneiden
- Wann ist die Zeit zum Sauerkirschen schneiden
- Womit Sie Ihren Kirschbaum schneiden
- Kirschbaum pflegen
- Braucht ein Kirschbaum Düngung?
- Winterschutz – so bringen Sie Ihren Kirschbaum gesund durch den Winter
- Krankheiten und Schädlinge
- Kirschbaum Befall mit Monilia Fruchtfäule / Spitzendürre
- Was Sie gegen Monilia am Kirschbaum tun können
- Kirschfruchtfliege und Kirschessigfliege
- Frostspanner
- Schwarze Kirschblattlaus
- Kirschenernte und -lagerung
- Wann werden Kirschen geerntet?
- Wie erntet man Kirschen?
- Lagerung
- Kirschen verwerten – nach der Ernte geht es erst richtig los
In diesem Beitrag erfahren Sie nicht nur wie Sie am besten einen Kirschbaum pflanzen, Sie erhalten ausserdem Tipps und Ratschläge für das Kirschbaum Schneiden, die Kirschbaum Pflege (Düngung, Winterschutz) und die Bekämpfung der häufigsten Krankheiten und Schädlinge. Und selbstverständlich gibt es auch Informationen zur Ernte, Lagerung und Verwertung.
Kirschen – Erfolgsgeschichte eines Edelobstes
Was ist das für ein Obst, dem man in Japan ein eigenes Fest widmet?
Herkunft und Eigenschaften
Alle unsere Kirscharten (Prunus) stammen mit hoher Wahrscheinlichkeit von der ehemals in Vorderasien beheimateten Vogelkirsche (Prunus Avium) ab.
Es wird vermutet, dass die Sauerkirsche (Prunus cerasus) eine Kreuzung zwischen Vogelkirsche und Steppenkirsche ist. Die Früchte der Sauerkirsche – oder auch Weichsel oder Steinweichsel – besitzen einen hohen Gehalt an Fruchtsäuren, weshalb sie trotz ihres enthaltenen Fruchtzuckers sauer schmecken. Die bekanntesten Sauerkirschen sind sicherlich die grossen, tiefroten und saftreichen Schattenmorellen. Sauerkirschen stecken voller Vitamnine und Mineralien und sind der Gesundheit sehr zuträglich. Ihnen wird eine entzündungshemmende und schmerzlinderne Wirkung zugeschrieben. Lange Zeit waren die Sauerkirschen im gewerblichen wie auch privaten Obstbau führend. Mittlerweile wurden sie von den Süsskirschen – hier sind die Knorpel- bzw. Knupper und Herzkirschen zu nennen – überflügelt.
Bild: Sauerkirsche 'Jade' (Prunus cerasus 'Jade') – eine Sauerkirsche mit überraschend ausgeglichenem süss-saurem Geschmack.
Die sogenannten Süsskirschen sind Züchtungen bzw. Varietäten der Vogelkirsche, nur dass ihre Früchte grösser und süsser sind. Die Farbe der Kirschfrüchte rangiert von blass-gelb, hellrot, dunkelrot bis schwarzrot.
Römische Soldaten brachten die (Süss)Kirsche um die Zeitenwende von ihren Feldzügen aus der heutigen Türkei nach Rom. Nur wenige Jahrzehnte später schaffte sie den Sprung über die Alpen und erfuhr auch im römisch beherrschten Teil Germaniens eine grosse Verbreitung.
Heute liegen die grossen Anbaugebiete Deutschlands vor allem in den wärmeren Regionen Baden-Württembergs, der Fränkischen Schweiz, dem Alten Land bei Hamburg und im östlichen Brandenburg. Weithin bekannt ist bspw. das Kirschblütenfest in Werder an der Havel.
Kirschbäume wurden gehütet wie ein Schatz. Angeblich erhielt mein Vater von seiner Mutter eine Ohrfeige (was wirklich sehr selten vorkam), weil er übermütig einen grossen Ast vom Kirschbaum abgebrochen hatte.
Süsskirschen oder Sauerkirschen – welcher Baum passt zu mir?
Die Süsskirsche ist kein Baum für kleine Gärten. Sie entzieht sich jedem Versuch, sie klein zu halten. Schnellwüchsig und ausladende Kronen bildend, nimmt sie den Raum ein, der einer Majestät zusteht. Ganz im Gegensatz zur Sauerkische, die eine etwas andere Wuchsform zeigt (die Triebe hängen wie bei einer Trauerweide leicht herab) und auch ihr Grössenwachstum bleibt deutlich hinter dem der Süsskirsche zurück.
Bild: Süsskirsche 'Kordia' (Prunus avium 'Kordia') – eine moderne Sorte mit grossen herzförmigen Früchten, die im Geschmack sehr süss sind und dennoch eine erfrischende Säure zeigen.
Wann ist die beste Zeit zum Kirschbaum pflanzen
Bei Kirschbäumen als Containerware empfehlen wir eine Pflanzzeit zwischen September und Juni. Die Erfahrung hat gezeigt, dass sich im Herbst gepflanzte Kirschbäume besonders gut entwickeln. Der Boden liefert oftmals noch ausreichend Restwärme, um das Anwachsen der Wurzeln zu befördern. Gleichzeitig bereitet sich der Kirschbaum auf die Winterruhe vor, indem er den Saftfluss herunterfährt. Dadurch werden keine neuen Triebe mehr gebildet, die dann im Winter erfrieren könnten.
Aber auch im März können Sie einen Kirschbaum pflanzen.
Anforderungen an den Kirschbaum Standort
Bevor Sie den Kirschbaum pflanzen sollten Sie zuerst einen geeigneten Standort bestimmen.
Kirschbäume gedeihen sehr gut an warmen, sonnigen und windgeschützten Plätzen. Vermeiden Sie eine Schattenlage. Auch ein gewisser Grad an Sommertrockenheit ist durchaus hilfreich. Idealerweise ist der Boden durchlässig und humusreich, wobei die Süsskirsche anspruchsvoller als die Sauerkirsche ist. Auf Standorten mit verdichtetem Boden oder gar Staunässe sollten Sie niemals einen Kirschbaum pflanzen. Lehmige Böden oder Senken bzw. Mulden sind daher tabu. Kirschbäume reagieren dann häufig mit dem Gummifluss Phänomen, bei dem die Leitungsbahnen verstopfen und als Folge dessen selbst grosse Äste verkümmern und Absterben.
Auf das Grössenwachstum und den damit verbundenen Platzbedarf einer Süsskirsche wurde bereits eingangs des Artikels hingewiesen. Bei Setzlingen mit Spindel- oder Säulenwuchs spielen diese Überlegungen keine Rolle.
Bild: Säulen-Sauerkirsche Fruttini® 'Jachim' (Prunus cerasus 'Jachim) – perfekt für den kleinen Garten mit wenig Platz. 'Jachim' ist eine der besten Sauerkirschen für den Frischverzehr.
Kirschen Befruchtersorten
Da Süsskirschen in der Regel nicht selbstbefruchtend sind, benötigen diese einen zweiten Kirschbaum in der Nähe. Selbst wenn in der Produktbeschreibung angegeben ist, dass diese Sorte selbstfruchtend ist – steigern Sie die Kirschenernte wesentlich, wenn sie einen zusätzlichen Kirschbaum pflanzen. Bei der Wahl der Befruchtersorte ist nur eins wichtig: sie muss im selben Zeitraum blühen. Die beiden Kirschbäume sollten nicht mehr als 7-8 Meter auseinanderstehen.
Sauerkirschen sind selbstfruchtend und können daher bedenkenlos als Einzelbaum gepflanzt werden.
Kirschbaum pflanzen – Schritt für Schritt erklärt
So gehen Sie beim Kirschbaum pflanzen am besten vor:
Nachdem Sie den optimalen Standort ausgesucht haben, heben Sie das Pflanzloch aus. Das sollte mindestens doppelt so gross wie der Wurzelballen sein. Den Erdaushub schaufeln Sie neben das Pflanzloch. Sie werden ihn später noch brauchen.
Die Erde am Grund der Pflanzgrube lockern Sie mit einer Hacke etwas auf. Bei wenig durchlässigen oder stark verdichteten Böden können Sie optional noch eine Schicht groben Kies oder Blähton einbringen. Das sorgt für eine bessere Drainage.
Unser Tipp: Wo das Pflanzloch schon einmal da ist, sollten Sie bei der Gelegenheit gleich einen Stützpfahl neben den Jungbaum setzen. Der gibt Ihrem Kirschbaum während seiner Entwicklung Halt und schützt ihn vor den Herbst- und Winterstürmen. Der Pfahl sollte in seiner Höhe mit dem Ende des Baumstammes abschliessen und auf keinen Fall in die Baumkrone ragen. An der Südseite des Kirschbaumstammes positioniert, schützt er zusätzlich vor Verbrennungen durch allzu starke Sonneneinstrahlung. Ihren Setzling binden Sie später eine Handbreit unterhalb des Pfahlendes an. Wir empfehlen nicht einschneidendes, dehnbares Material wie Gummibänder oder die klassischen Kokosstricke. Entsprechendes Zubehör gibt es im Fachhandel. Ein alter Lappen oder etwas Baumwollstoff als Unterlage schützt die noch empfindliche Rinde des Baumes.
Reissen Sie den Wurzelballen vor der Pflanzung etwas auf. Auf den Grund des Pflanzloches geben Sie ein paar Schaufeln gut durchgereifter, reiner Komposterde mit ein paar Händen Holzasche als Abschluss. Mischen Sie frische Komposterde mit Pflanzenerde oder dem Aushubmaterial. Eine Beigabe von ein paar Händen Gesteinsmehl und Algenkalk ist nicht verkehrt. Setzen Sie den Wurzelballen ein und füllen das Pflanzloch mit dem Kompost-Erde-Gemisch auf. Achten Sie darauf, die Kirschbaumwurzel nicht tiefer zu pflanzen, als sie im Container war. Wenn die verdickte Veredelungsstelle unterhalb der Erdoberfläche liegt, müssen Sie die Höhe korrigieren. Wenn die Veredelungsstelle etwa 5 cm über dem Erdboden steht, haben Sie alles richtig gemacht. Rütteln Sie zwischendurch den Wurzelballen immer mal wieder gut durch. Das verschliesst vorhandene Hohlräume und verhindert, dass die Wurzeln förmlich in der Luft hängen. Abschliessend die Erde gut festtreten aber nicht stampfen. Giessen Sie reichlich an und überlassen alles Weitere dem Kirschbaum.
Bild: Strauchkirsche 'Carmine Jewel' (Prunus hybr. 'Carmine Jewel') – die früheste aller Strauchkirschen mit intensiver Farbe und dunklem Fruchtfleisch.
Kirschbaum schneiden – So machen Sie es richtig
Vorab ein paar Grundlagen über das Kirschbaum Schneiden, die für fast alle Obstbäume gelten. Weshalb schneidet man überhaupt einen Kirschbaum?
Gründe für den Kirschbaumschnitt:
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Verhinderung ungebremsten Grössenwachstums
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Entfernung kranker oder abgestorbener Äste
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Erziehung zu einem gefälligen Erscheinungsbild (oder Erhaltung desselben)
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Erhaltung der Vitalität und daraus resultierender Kirschen Ernte
Merke: Jeder Schnitt stellt eine Verletzung des Baumes da und ruft eine entsprechende Reaktion hervor.
Nach dem Schnitt wird vor allem das Triebwachstum des Kirschbaumes angeregt. Er ist bestrebt, vor allem neue Triebe und Blattmasse zu bilden. Die Ausbildung von Blütenknospen und Fruchtansätzen stellt der Baum erst einmal zurück. Natürlich muss ein Baum irgendwann neues Fruchtholz bilden, was nur über neue Triebe erfolgen kann – aber die ersten beiden Ernten nach einem radikalen Rückschnitt fallen folgerichtig viel geringer aus als davor.
Bei Kirschbäumen sollten Sie daher bei jedem Schnitt vorher abwägen, ob dieser unbedingt nötig ist. Weniger ist hier mehr.
Hier kommen die 4 Erziehungsgesetze für Obstbäume ins Spiel.
Die 4 Erziehungsgesetze für Obstbäume
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Das Triebwachstum und die Blütenknospenbildung / Fruchtansatz konkurrieren miteinander.
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Das Schnittparadoxon: Ein starker Rückschnitt bewirkt auch ein starkes Wachstum. Was bei der Erziehung zum Hochstamm gewünscht ist, steht der Erziehung des Gartenobstbaumes entgegen. Hier gilt es möglichst wenig zu schneiden (mehr zu binden), um einen schnellen Ertragseintritt zu erzielen, der seinerseits wieder das Wachstum bremst.
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Je steiler die Triebe sind, desto stärker ist ihr Längenwachstum und desto weniger bilden sie Blütenknospen. Flache Triebe hingegen bilden viele Blütenknospen und zeigen ein schwächeres Längenwachstum. Deshalb sollten Sie Seiten- und Fruchtäste möglichst waagerecht herunterbinden.
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Das Ergänzungsgesetz für Kirschen/Zwetschgen
Ist ein untergeordnetes Element (z.B. ein Seitenast) mehr als 60 % so dick wie das übergeordnete Element, muss es entfernt werden. Er wird dabei nicht vollständig, sondern auf Zapfen (ca. 1 – 3 Augen) entfernt.
Merke: Starkwüchsige Kirschbaumsorten aus der Familie der Süsskirschen werden weniger geschnitten, schwachwüchsige Sorten der Sauerkirsche eher stärker.
Bei Kirschbäumen wird nicht wie bei anderen Obstgehölzen auf den Astring zurückgeschnitten sondern auf Zapfen oder Stummel. Kirschbäume sind nicht in der Lage, Wunden zu überwallen. Durch Schnittverletzungen entstandene Stümpfe bzw. Astenden trocknen noch weit bis in das frische Holz zurück, so dass der Schnitt in einer Entfernung von 7-10 cm bis zum Astring erfolgen sollte.
Anleitung zum Kirschbaum schneiden
In der folgenden Abbildung zum Kirschbaum Pflanzschnitt erklären wir Ihnen die einzelnen Massnahmen.
Nach der Pflanzung (eines 2jährigen Baumes) oder 1 Jahr nach der Pflanzung eines 1jährigen Baumes – linkes Bild
Haben Sie einen zweijährigen Kirschbaum gepflanzt, gilt diese Schnittempfehlung für kurz danach. Wenn Sie eine einjährige Kirsche gepflanzt haben, warten Sie mit diesem Schnitt bis ein Jahr nach der Pflanzung.
Als Erstes kürzen Sie die Mitte um 1/3 ein. Konkurrenten zum Mitteltrieb entfernen Sie ganz. Zu starke oder zu steile Äste mit einem Winkel von unter 30 Grad zum Apikaltrieb (sogenannte Schlitzäste) schneiden Sie auf Zapfenlänge zurück, indem Sie 2-4 Augen stehenlassen. Wie aus dem 3. Erziehungsgesetz für Obstbäume hervorgeht, bilden die Kirschbaumtriebe mehr Blütenknospen und Fruchtansätze, je waagerechter Sie wachsen. Binden Sie daher Seiten- und Fruchtäste möglichst flach herunter. Ein Winkel zwischen 10 und 20 Grad ist anzustreben.
1-2 Jahre nach dem ersten Pflanzschnitt beim Kirschbaum – rechtes Bild
Die Mitte diesmal nur entspitzen. Entfernen Sie auch dieses Mal wieder die Konkurrenztriebe zur Mitte. Neugebildete Äste binden Sie mit Schnüren möglichst flach herunter. Bei stärkeren Seiten- und auch Fruchttrieben wird das einfache Binden nicht mehr funktionieren. Hier können Sie Gewichte einsetzen, um diese Triebe in die Waagerechte zu bringen.
Hat sich am Zapfen aus dem ersten Schnitt ein steiler Trieb entwickelt, entfernen Sie diesen komplett. Vom Zapfen flach abgehende Äste können Sie unter Umständen so belassen. Achten Sie nur darauf, dass auch diese in der Waagerechten verbleiben, damit ein gleichmässiger Kronenaufbau gewährleistet wird.
Wann ist die Zeit zum Süsskirschen schneiden
Süsskirschen schneiden Sie vorzugweise im Sommer (zwischen August und September) nach der Ernte zurück. Der Sommerschnitt bewirkt eine Abschwächung der durch den Schnitt hervorgerufenen Wachstumsreaktion. Bei trockenem und warmen Sommerwetter können die Schnittwunden bei der Süsskirsche besser verheilen und so die Gefahr eines Krankheitsbefalls reduzieren.
Wann ist die Zeit zum Sauerkirschen schneiden
Wie bei anderen Obstgehölzen üblich, kann die Sauerkirsche im ausgehenden Winter zurückgeschnitten werden. Hier sollte ein frostfreier, trockener und etwas bedeckter Tag gewählt werden.
Womit Sie Ihren Kirschbaum schneiden
Der Kirschbaum Pflanzschnitt / Erziehungsschnitt kann noch mit einer Gartenschere erfolgen. Spätere Schnittmassnahmen zur Verjüngen sollten eher mit Astscheren oder noch besser Baumsägen durchgeführt werden. In jedem Fall sollte das Schnittwerkzeug scharf sein, um das Ausfransen an den Rändern zu vermeiden. Die Schneidewerkzeug reinigen Sie mit Spiritus oder anderen desinfizierenden Mitteln. So können keine Krankheitserreger in die Schnittwunden eindringen.
Bild: Süsskirsche 'Giorgia' (Prunus avium 'Giorgia') – die beste Frühsorte unter den Süsskirschen. Die Früchte sind dunkelrot und sehr aromatisch im Geschmack.
Kirschbaum pflegen
Mit dem Kirschbaum pflanzen ist es nicht getan. Wenn sich der Baum zu einem wohlgewachsenem Exemplar entwickeln soll, dass jedes Jahr mit reichlich Kirschen behangen ist, müssen Sie ihn entsprechend pflegen. Wie Sie den Baum durch einen regelmässigen Obstbaumschnitt verjüngen und vital halten, wissen Sie bereits. Weitere Pflegemassnahmen umfassen die Düngung, einen ausreichenden Winterschutz und die Bekämpfung von Krankheiten und Schädlingen.
Braucht ein Kirschbaum Düngung?
Für ein dauerhaftes Wachstum und einen grossen Fruchtbehang des Kirschbaums ist eine stete Nährstoffversorgung unabdingbar. Ein nährstoffreicher Boden ist dafür die Grundvoraussetzung, allerdings sorgt die schleichende Ermüdung des Bodens für ein Nachlassen in der Nährstoffverfügbarkeit. Wer gesundes Wachstum und eine gleichbleibende Kirschenernte auch nach Jahren sicherstellen will, muss zusätzlich düngen.
Die erste Düngung erfolgt bereits beim Kirschbaum pflanzen, indem man gut durchgereifte Komposterde wahlweise mit Zugabe von Gesteinsmehl und Algenkalk ins Pflanzloch gibt. Das gibt dem Kirschbäumchen die nötige Startenergie. Danach wird jährlich im Frühjahr über die Baumscheibe gedüngt. Für gewöhnlich kommen organische Dünger mit Langzeitwirkung zur Anwendung. Tomatendünger liefern hier gute Resultate. Stickstoff fördert das allgemeine Wachstum und die Blattbildung. Kalium und Phosphor begünstigen die Blütenbildung sowie den Fruchtansatz. Bei noch sehr jungen Exemplaren mit wenig ausgebildetem Wurzelwerk kann die Kirschbaum Düngung durch die Gabe von frischem Kompost erweitert werden. Anfang Juni ausgebracht wird dann der Blüenknospenansatz gefördert. Im Herbst kann nochmal abschliessend mit reifem Gartenkompost und durchgereiftem Pferdemist gedüngt werden, bevor der Kirschbaum in die Winterruhe geht.
Mineraldünger wie Blaukorn sind aufgrund der sofortigen Nährstoffverfügbarkeit nicht unbedingt empfehlenswert. Bei unsachgemässer Dosierung besteht die Gefahr der Überdüngung und Schädigung der Wurzeln.
Wer ein wenig Erfahrung bei der Herstellung von Pflanzenjauchen ist, kann auch alle 2-3 Wochen mit Brennesseljauche (1:10 verdünnt) giessen. Hierdurch erhält der Baum nicht nur eine zusätzliche Portion Stickstoff und Phosphor sondern stärkt ihn auch im Kampf gegen Krankheiten und Schädlinge.
Winterschutz – so bringen Sie Ihren Kirschbaum gesund durch den Winter
Sie können den Kirschbaumstamm mit einem Kalkanstrich versehen. Dieser reflektiert die Wintersonne und senkt damit den Temperaturunterschied zwischen der sonnigen und schattigen Seite des Baumstammes. Damit wird die Gefahr der Frostrisse vermindert. Mit der Zeit wird der Kalk durch die Niederschläge abgewaschen und gelangt als Dünger in den Boden.
Bild: Süsskirsche 'Regina' (Prunus avium 'Regina) – die qualitativ beste Spätsorte unter den Süsskirschen.
Krankheiten und Schädlinge
Bei Kirschbaumarten gibt es einige Krankheiten und Schädlinge, mit denen der Gärtner früher oder später konfrontiert wird. Wir zeigen Ihnen, woran Sie diese Krankheiten oder den Schädlingsbefall erkennen und was Sie dagegen tun können.
Kirschbaum Befall mit Monilia Fruchtfäule / Spitzendürre
Die durch verschiedene Monilia Pilze hervorgerufenen Erkrankungen treten bei den Kirschen als Steinobstvertreter mit am häufigsten auf.
Die Monilia Spitzendürre befällt vor allem die Sauerkirsche und hier die Schattenmorelle. Der Pilz dringt dabei über die Blüte in den Baum ein. Die Verbreitung erfolgt durch Wind, feuchte Luft und Insekten – ist also nicht zu verhindern. Im Fruchtholz angekommen produziert er Giftstoffe, wodurch als erstes die Blüten vertrocknen, gefolgt von den Blättern und später dem ganzen Trieb. An der Grenze zum gesunden Holz kann es zudem zu Gummifluss kommen.
Was Sie gegen Monilia am Kirschbaum tun können
Vorbeugen ist die beste Medizin. Ein gesunder Obstbaum ist die beste Krankenversicherung. Das gilt auch für Kirschbäume. Achten Sie bereits beim Kauf eines Kirschbaums auf eine Monilia Resistenz. Sorgen Sie für einen optimalen Standort mit einem gut durchlüfteten und nicht staunassem Boden. Sonnig und ein wenig luftig sollte der Kirschbaum stehen, damit er nach einem Regenguss schnell wieder abtrocknen kann. Lichten Sie regelmässig die Baumkrone aus. Durch eine Düngung mit Brennessel-, Comfreyjauche oder Schachtelhalbrühe stärken Sie die natürlichen Abwehrkräfte des Kirschbaumes.
Ist der Kirschbaum erst einmal an Monilia Spitzendürre erkrankt, ist es meistens schon zu spät. Sie können dann konsequent alle befallenen Teile entfernen (die Triebe bis weit in das gesunde Holz zurückschneiden) und hoffen, dass diese Radikalkur wirksam ist. Das von der Spitzendürre befallene Baummaterial darf nicht auf den Kompost gelangen. Monilia Pilzsporen sind äußerst langlebig und würden bei späterer Ausbringung der Komposterde über den gesamten Garten verteilt. Das betrifft auch infizierte Blätter und ist ein Grund, weshalb ich zudem kein Freund vom Mulchen mit eigenem Laub bin.
Das Spritzen mit Fungiziden aus dem Fachhandel ist als vorbeugende Massnahme nur dann effektiv, wenn es über den Zeitraum der Kirschblüte erfolgt.
Bei der Monilia-Fruchtfäule befällt der Pilz vorrangig die Kirschen in ihrem Fruchstadium. Aus diesem Grund müssen Sie die verbliebene Fruchtmumien radikal entfernen und gesondert entsorgen. Der Rückschnitt (Sauerkirsche im Winter) ist ein guter Zeitpunkt dafür.
Kirschfruchtfliege und Kirschessigfliege
Die Kirschfruchtfliege ist eine Insektenart, die bei massenhaftem Befall die Kirschernte erheblich beeinträchtigen kann. Sobald die Kirschen gelb werden, legen die Kirschfruchtfliegen ihre Eier in die sich entwickelnde Frucht ab. Die Maden fressen sich durch das Fruchtfleisch der Kirsche und ruinieren sie dadurch. Sehr frühe Kirschsorten werden augenscheinlich seltener befallen als mittel- und spätreifende Sorten. Im Kampf gegen die Maden können Sie auf die Kräfte der Natur zurückgreifen und zum Beispiel die natürlichen Feinde der Schadinsekten wie Schlupfwespen, Ohrkneifer und Asseln fördern. Oder Sie verhüllen die Bäume kurz vor dem Gelbwerden der Kirschen mit engmaschigen Insektenschutznetzen. Gelbsticker mit Leimbesatz dienen eher der Befallskontrolle und sind für die Bekämpfung der Kirschfruchtfliege ungeeignet.
Die aus Asien stammende Kirschessigfliege ist seit ihrer Einschleppung vor mehr als 10 Jahren zu einer ernsten Bedrohung herangewachsen. Sie legt ihre Eier erst kurz vor der Reife in die Kirschfrucht ab, was eine chemische Bekämpfung unmöglich macht. Von der Eiablage bis zum Verlust der Kirschfrucht durch den Madenfrass kann es nur 2 Tage dauern.
Wo möglich sollte mit speziellen feinmaschigen Insektenschutznetzen gearbeitet werden. Vielfach wird auch mit Duftfallen experimentiert. Hierzu mischt man Wasser mit Apfelessig und einem Schuss Spiritus und stellt zusammen mit Gelbstickern mehrere solcher Fallen um den Kirschbaum auf.
Frostspanner
Die Raupen dieses Falters können einem Kirschbaum schwer zusetzen. Blätter, Blüten und Knospen – nichts ist vor den gefrässigen Raupen sicher. Das wirksamste Mittel gegen den Frostspanner sind Leimringe, die Sie ab Oktober am Stamm anbringen und erst im März wieder abnehmen sollten. Auch Vögel wie Kohlmeisen (Nistkästen, Winterfütterung) können als Frassfeinde nützlich sein.
Schwarze Kirschblattlaus
Gegen einen grossflächigen Befall mit Blattläusen können Sie nur wenig ausrichten. Vorbeugend empfiehlt sich die Bepflanzung der Baumscheibe mit Kapuzinerkresse. Das sieht nicht nur schön aus, sondern hält auch Blattläuse und Blutläuse vom Kirschbaum fern. Wenn der Baum nicht allzu gross gewachsen ist, kann auch das Bestäuben mit Gesteinsmehl gegen schwarze Läuse helfen.
Bild: Strauchkirsche 'Juliet' (Prunus hybr. 'Juliet') – diese Sorte ist für den Frischgenuss sowie die Verarbeitung sehr gut geeignet. Die Früchte sind sehr süss aber in der Textur und im Abgang eher sauerkirschenähnlich.
Kirschenernte und -lagerung
Kirschen sind ein stark saisonales Obst mit einem engen Zeitfenster für die Ernte und den Verbrauch.
Wann werden Kirschen geerntet?
Bei uns erinnert eine Bauernweisheit daran, wann die Kirschen reif sind:
"Kirschen rot – Spargel tot"
Wie weithin bekannt sein dürfte, wird Spargel ab dem Johannistag am 24. Juni nicht mehr gestochen. Ende Juni werden dann auch die ersten Kirschen erntereif (Ernte- und Genussreife fallen bei der Kirsche zusammen). Die Ernte zieht sich dann bis Ende August.
Wie erntet man Kirschen?
An der Erntemethode hatte sich lange Zeit nichts geändert. Bei einer Süsskirsche als Hochstamm erzogen musste man auf einer Leiter in den Baum steigen und dort die Kirschen abpflücken. Wenn die Grösse Ihres Kirschbaumes den Einsatz einer Leiter erfordert, achten Sie unbedingt auf einen sicheren und festen Stand. Ernten Sie die Kirschen wenn möglich mit Stiel, dadurch verderben sie nicht so schnell. Die geernteten Früchte können Sie in einem Kunststoffeimer mit Henkel zwischenlagern, den Sie mittels S-Haken neben sich in den Baum hängen. Halten Sie Ausschau nach anderen "Kirschenfreunden" wie Wespen oder Hornissen. Diese werden durch den Zuckergehalt in den Früchten angelockt und reagieren sehr nervös, wenn man sich an ihrem "Essen" vergreift.
Durch moderne Züchtungsarbeit und Einsatz schwachwüchsiger Unterlagen stehen dem Gärtner auch Kirschbaumsorten zur Verfügung, die eine viel geringere Wuchshöhe erreichen. Für Kirschbäume in Säulen-, Spindel- oder Buschform bedarf es nicht mehr einer langen Leiter zum Abernten. Bei Lubera finden Sie für alle Garten- und Grundstücksgrössen den passenden Kirschbaum.
Lagerung
Kirschen sind wie jedes Steinobst nicht für eine Lagerung geeignet.
Frisch geerntet sollten sie umgehend gegessen (Süsskirschen) bzw. weiterverarbeitet werden (Sauerkirschen). Ein kurzes Aufbewahren (nicht Lagerung) in einem luftdurchlässigen Korb (Spankorb oder Flechtkorb) ist für ein paar Stunden möglich. Da Kirschen sehr druckempfindlich sind, sollten nicht zu viele Kirschfrüchte übereinanderliegen.
Sauerkirschen lassen sich immerhin einfrieren, während Süsskirschen nur durch Einwecken konserviert werden können.
Bild: Strauchkirsche 'Valentine' (Prunus hybr. 'Valentine') – die hellrote Kirsche für die Verarbeitung von Kuchen und Säften. Geschmacklich ist 'Valentine' sehr nahe bei den Sauerkirschen.
Kirschen verwerten – nach der Ernte geht es erst richtig los
Vor allem Süsskirschen sind das perfekte Naschobst. Frisch vom Baum genossen, erschliesst sich das unverwechselbare Aroma am besten. Das Fruchtfleisch ist sehr saftig und die Kerne lassen sich wunderbar um die Wette spucken.
Viele Kirschen haben für gewöhnlich Besuch von "Freunden". Es handelt sich zumeist um die Larven der Kirschfruchtfliege, die sich durch das Fruchtfleisch fressen und einem die Freude über eine reiche Ernte schnell verderben können.
Unser Tipp: Legen Sie die Kirschen für eine halbe Stunde in eine mit Wasser gefüllte Schüssel. Die Maden suchen sich dann sehr schnell einen Weg nach draussen.
Für eine über das Naschen hinausgehende Verwertung eignen sich nur die Sauerkirschen, dafür aber in vielfältiger Art und Weise.
Beim Backen fallen einem sofort die Klassiker wie Kirschstreusel oder Schokokuchen mit versunkenen Kirschen ein. Auch der Kirschmichel (eine Art Auflauf) ist ein Rezept aus Kindertagen, das nicht in Vergessenheit geraten sollte. Zu Konfitüren und Marmeladen verkocht, hat man noch länger etwas von der Ernte mancher Kirschenjahre. Auch wurden früher Kirschen eingeweckt und für den Winter haltbar gemacht, bevor sie als Kompott auf den Tisch gebracht wurden. Dasselbe gilt für den Kirschsaft oder -sirup und vor allem den Rumtopf.