Der Ackerschachtelhalm (Equisetum arvense) ist einer von derzeit 15 Schachtelhalm-Arten auf diesem Planeten. Eine recht überschaubare Verwandtschaft. Es gab aber auch schon einmal andere Zeiten für die Pflanzengruppe der Schachtelhalme (Equisetaceae). Ihren Werdegang starteten sie im Erdzeitalter des Devon. Aus den anfangs kleinen Pflanzen entwickelten sich bis zu ihrer Blütezeit im Karbon, vor 350 bis 290 Millionen Jahren, auch baumartige Vertreter. Riesige Wälder aus Bärlappgewächsen, Siegelbäumen, Farnen und eben den Schachtelhalmen bestimmten damals die Landschaft. Sie begleiten uns noch heute im Alltag – gestorben, unterirdisch abgelagert, und wieder zu Tage gefördert als Kohle. Einer der wenigen Überlebenden der Schachtelhalme, unser Ackerschachtelhalm, zeigt sich dagegen höchst lebendig, und nervt uns in der Gegenwart im Beet und auf dem Acker. Wie gehen wir damit um? Einfach loszuwerden ist er jedenfalls nicht. Da wir mit ihm leben müssen, wird es Zeit für eine Annäherung an das allgegenwärtige Beikraut Ackerschachtelhalm. Es lassen sich viele gute Eigenschaften an ihm entdecken, und sogar Pflanzenstärkungsmittel aus ihm gewinnen. Wer das Pech hat, keinen Ackerschachtelhalm im Garten zu haben, kann bei Lubera entsprechende, aus dem talentierten Wildkraut zubereitete Pflanzenstärkungsmittel kaufen.
Inhaltsverzeichnis
- Zusammenfassung:
- Vorkommen und Standort des Wildkrauts
- Der oberirdische Teil des Ackerschachtelhalms
- Ackerschachtelhalm unterirdisch: Wie er wurzelt
- Begehrter Inhaltsstoff: Die Kieselsäure
- Vermehrung im Garten
- Ackerschachtelhalm bekämpfen
- Den Ackerschachtelhalm im Garten machen lassen
- Equisetum arvense auf dem Teller
- Der Ackerschachtelhalm als Heilpflanze
- Ackerschachtelhalm-Sud als Pflanzenstärkungsmittel
- Das Rezept für einen Equisetum arvense Sud
- Die Zutaten:
- Die Zubereitung:
- Die Schachtelhalme der Urgeschichte und die Dinosaurier
Zusammenfassung:
- Die grünen Sommertriebe enthalten viel Kieselsäure. Dadurch eignet sich der Ackerschachtel auch zum Polieren von Metallen und Antiquitäten, was ihm den Namen Zinnkraut einbrachte
- Die Frühjahrstriebe von Equisetum arvense werden in Korea und Japan gerne gegessen. Tsukushi heissen die Triebe dort, und sind ein beliebtes Frühlingsgemüse. Für gewöhnlich werden sie in Teig ausgebacken.
- Im Garten zeigen sich viele genervt von dem Beikraut Ackerschachtelhalm, der mit seinen Rhizomen sehr hartnäckig ist. Er lässt sich am besten bekämpfen, indem man ihn konsequent schwächt. Zu diesem Zweck nimmst du ihm am besten alles, was er schätzt. Dazu gehört seine geliebte Staunässe, der saure PH-Wert und die Verdichtung im Boden.
- Im Garten macht sich das wilde Beikraut gut als Bodendecker im Beet, oder als Gräser-Ersatz in der Blumenwiese.
- Ein Sud aus dem Grün des Ackerschachtelmhalms, regelmässig auf das Laub von Gehölzen und Stauden gespritzt, soll vorbeugend gegen Pilzkrankheiten wirken und die Blätter stärken.
Vorkommen und Standort des Wildkrauts
Ackerschachtelhalm im Lubera Shop? Wir schätzen, soweit reicht die Liebe unserer Kunden zu dem Kraut bisher nicht. Daher findet sich das einzige Vorkommen von Equisetum arvense bei uns nicht im Shop, sondern im Blumenbeet vor unserem Bürogebäude in Bad Zwischenahn. Wir nennen es höflicherweise Beikraut, und machen das Beste draus, weil wir es ja eh nicht loswerden. Wer nach der Lektüre dieses Pflanzenporträts Lust auf dieses Kraut verspürt, darf sich gerne etwas, oder auch alles, davon abholen. Eimer mitbringen, Spaten auch, und vorher gut frühstücken, falls es anstrengend wird.
Ausserhalb des Betriebsgeländes besiedelt der Acker-Schachtelhalm gerne menschengemachte Lebensräume wie Beete und Äcker. Sonnige bis halbschattige Standorte sind ihm am liebsten. Ansonsten findet man ihn überall, wo es feucht ist: am Rande von Wiesen, in Gräben und an Böschungen. Der Ackerschachtelhalm liebt Staunässe geradezu, was ihn von den meisten anderen Pflanzen im Garten unterscheidet. Er besiedelt Böden, sobald sie eher sauer, stickstoff- und kalkarm sind, und wenig Humus enthalten. Er gilt daher als Zeigerpflanze für Bodenverdichtung und Staunässe.
Sein ursprüngliches Verbreitungsgebiet auf der Nordhalbkugel, von der arktischen bis zur mediterranen Zone, hat er seit einiger Zeit verlassen. Inzwischen ist Equisetum arvense als Neophyt unterwegs, und erobert vehement neue Standorte in Südafrika, Neuseeland und Australien.
Der oberirdische Teil des Ackerschachtelhalms
Der Ackerschachtelhalm ist, wie alle Schachtelhalme, mit den Farnen verwandt, und gehört zu den Gefässsporenpflanzen. Darum blüht er nicht, und bildet auch keine Samen. Für seine Vermehrung setzt er auf die Bildung von Sporen. Von Februar bis März treiben bräunliche Frühjahrstriebe mit sporentragenden Spitzen aus der Erde. Sobald die Sporen reif sind, werden sie vom Wind fortgetragen. Wo sie landen und es ihnen gefällt, wachsen winzige, moosähnliche Pflänzchen. Der Frühjahrstrieb stirbt unterdessen ab, nachdem er seine Sporen losgeworden ist.
Die Frühjahrstriebe des Ackerschachtelhalms werden ab Mai von grünen Sommertrieben abgelöst. Ihre Aufgabe ist die Versorgung der Pflanze durch Photosynthese. Diese Sommertriebe werden bis zu 50cm hoch, und bestehen aus gerillten Stängeln mit quirlig stehenden Seitentrieben. Jedes der einzelnen Glieder ist ineinander „geschachtelt“, und damit haben wir auch schon die namensgebende Eigenschaft für den Schachtelhalm gefunden.
Ackerschachtelhalm unterirdisch: Wie er wurzelt
Was wir vom Ackerschachtelhalm oberirdisch zu sehen bekommen, ist ja tatsächlich nur das halbe Problem. Sein Wurzelsystem reicht bis zu 2m in die Tiefe. Typisch für alle Schachtelhalme sind ihre Rhizome, also unterirdische Ausläufer, mit gelegentlichen knollenartigen Verdickungen. Genau diese Rhizome sind es, die den Ackerschachtelhalm so lästig machen. Im Boden wachsen sie zügig mit vielen Wurzeln voran, und erobern nach und nach die ganze Umgebung. Mit Umgraben und Buddeln in der Erde unterstützen wir die Eroberungsstrategie des Ackerschachtelhalms. Einzelne Rhizomstücke wachsen freudig wieder an, egal, wie klein wir sie zuvor mit dem Spaten gehackt haben. Es bilden sich an den Rhizomen zusätzlich knollig verdickte, stärkereiche Speicherorgane. Aus denen schöpft der Ackerschachtelhalm viel dieser Energie, von der man sich wünscht, er hätte sie nicht. Ackerschachtelhalm aus einem Beet einfach ausgraben und entsorgen ist eine Strategie, die bisher bei keinem Gärtner aufgegangen ist. Egal, wie es für ihn in der Zukunft kommt: mit seinen Rhizomen, wird er es wohl auch weiterhin durch alle Zeiten schaffen. Die Schachtelhalme haben sie ja schliesslich seit 400 Millionen Jahren ständig optimiert.
Bild: Das Wildkraut Ackerschachtelhalm mit den bewurzelten Rhizomen – sein Rezept für eine erfolgreiche Vermehrung.
Begehrter Inhaltsstoff: Die Kieselsäure
Was vom Ackerschachtelhalm grün aus der Erde schaut, wird mit viel Kieselsäure und ihren Salzen, den Silikaten, gefestigt. Sie machen den Ackerschachtelhalm spröde, so dass einzelne Teile nach Berührung schnell abbrechen. Die Kieselsäure hat beim Schachtelhalm die gleiche Funktion wie das Lignin bei einem Baum. In Zahlen ausgedrückt: Das Schachtelhalmkraut weist gut 10 % mineralische Bestandteile auf. Davon sind etwa zwei Drittel Kieselsäure, und wiederum davon etwa 10 % wasserlösliche Silikate.
Wegen der Silikate wird der Ackerschachtelhalm umgangssprachlich auch als Zinnkraut, Pfannebutzer oder Scheuerkraut bezeichnet. Ihr hoher Anteil in allen Teilen der Pflanze sind endlich mal eine Eigenschaft, mit der der Ackerschachtelhalm begeistern kann. Die Silikate wirken wie feinste Schleifkörner. Zinn und Silber lassen sich mit Zinnkraut blank polieren. Frisches Kraut wird etwas zusammengeknüllt, und über die zu polierenden Oberfläche gerieben. Es entfernt schonend Oxidierungen und Ablagerungen von glatten Oberflächen aller Art. Sogar Edelstahl erhält neuen Glanz nach einer Politur mit dem silikathaltigen Kraut. In der Gemälderestauration und beim Instrumentenbau wird mit dem Zinnkraut noch heute gerne geschliffen. Elfenbein lässt sich recht gut mit ihm schleifen, vergleichbar mit sehr feinem Schleifpapier.
Vermehrung im Garten
Der Ackerschachtelhalm vermehrt sich üppig, sobald es ihm an einem Standort im Garten oder in der Landschaft gefällt. Um Schachtelhalme einzudämmen – oder gar zu fördern – ist es unerlässlich, ihre Vermehrungsstrategien zu kennen. Wir zeigen die drei wichtigsten Strategien in der Übersicht:
- Generative Vermehrung über Sporen: Zinnkraut trägt keine Blüten und bildet dementsprechend auch keine Samen. Die geschlechtliche (generative) Vermehrung erfolgt vielmehr über Sporen.
- Vegetative Vermehrung über Rhizome: Zusätzlich vermehrt sich Equisetum arvense auch über unterirdische Wurzelausläufer, die sogenannten Rhizome. Sie reichen in Tiefen von bis zu zwei Metern und verzweigen sich an den Seiten über eine Länge von mehreren Metern. Durch dieses ausufernde Wurzelgeflecht entstehen an vielen Stellen immerzu neue Ackerschachtelhalmpflanzen.
- Vegetative Vermehrung durch Wurzelableger: Durch mechanische Bearbeitung des Gartenbodens oder Ackers erzeugt man meist unbeabsichtigt kleine Wurzelableger. Greift man im Garten zum Spaten, und zerteilt dabei die unterirdischen Wurzelausläufer (Rhizome) des Ackerschachtelhalms, entsteht aus jedem Bruchstück eine neue Schachtelhalm Pflanze, solange das Bruchstück auch Wurzeln aufweist.
Ackerschachtelhalm bekämpfen
Der Ackerschachtelhalm lässt sich am besten bekämpfen, indem man ihn konsequent schwächt. Zu diesem Zweck nimmst du ihm am besten alles, was er schätzt. Dazu gehört seine geliebte Staunässe, der saure PH-Wert und die Verdichtung im Boden. Es lohnt sich, den Boden mit der Grabegabel tiefgründig zu lockern, und grosszügig reifen Kompost einzuarbeiten. Für die bessere Drainage kann in lehmigen Böden zusätzlich zum Kompost weiteres Strukturmaterial eingearbeitet werden. Dazu eignen sich zum Beispiel grober Sand und feiner Kies. Alles, was den PH-Wert und den Stickstoffgehalt steigert, hilft ebenfalls im Kampf gegen den Ackerschachtelhalm. Nach der Bodenaufbereitung wird anschliessend alles, was der Ackerschachtelhalm an Grün an der Oberfläche zeigt, sofort abgehackt. Wenn der Ackerschachtelhalm dauerhaft keine Photosynthese betreiben kann, wird selbst ein Nervling wie dieser früher oder später aufgeben müssen.
Bild: Die Idee der meisten Pflasterungen ist es, Pflanzenfreiheit für diesen Bereich zu schaffen. Den Ackerschachtelhalm mit seinen ausbreitungsfreudigen Rhizomen kümmert das wenig.
Den Ackerschachtelhalm im Garten machen lassen
Wer den Kampf gegen Ackerschachtelhalm nicht führen möchte, der lässt ihn gewähren und macht das Beste daraus. Von weitem erscheint das unbeliebte Beikraut wie ein zartes Gras von bester grüner Farbe. Obwohl immer behauptet wird, er verdränge andere Pflanzen, die in seiner Nähe wachsen, können wir das nicht bestätigen. Die Beete vor unserem Lubera Bürogebäude zeigen ein einträchtiges Nebeneinander von Stauden aus unserem Sortiment, Rosen und Ackerschachtelhalm. Sie umfliessen einander eher, als dass sie sich gegenseitig bekämpfen.
Bild: Ein einträchtiges Miteinander von Ackerschachtelhalm und Goldmajoran 'Thumbles' (Origanum vulgare 'Thumbles'), der gerade blüht, sehr zur Freude von Hummeln und Bienen. Die Stauden umfliessen einander, und bekämpfen sich nicht. Der Rest ist, wie so oft, Geschmackssache.
Warum es dem Ackerschachtelhalm bei uns so gut gefällt, ist offensichtlich. Zum einen ist der Boden in der Tiefe dauerhaft feucht, was der Ackerschachtelhalm liebt. Zum anderen weist der Boden bei Lubera in Bad Zwischenahn einen PH-Wert ist im sauren Bereich auf. Wir haben beschlossen: Er darf bleiben. Schlecht aussehen tut er ja nicht, unser kleiner Bodendecker.
Bild: Der Ackerschachtel liebt den Lebensbereich Beet. Wir lassen ihn in diesem Beet wachsen und stellen fest, dass er einen schönen Bodendecker abgibt. Die benachbarten Sträucher und Stauden scheinen sich von ihm nicht stören zu lassen.
Auf den gleichen Gedanken, nämlich dem Ackerschachtelhalm einen Platz im Garten zu gewähren ohne ihn zu bekämpfen, kommen auch andere Gartenbegeisterte. Ein Garten im Ammerland zeigt, wie man das Beste aus dem Beikraut herausholt. Sie haben im feuchten Bereich ihres Grundstücks eine Ackerschachtelhalm Blumenwiese angelegt. Auch hier ist der Boden sauer – schliesslich war das Ammerland einst grossflächig mit Mooren bedeckt.
Bild: Eine Blumenwiese im Garten aus viel Ackerschachtelhalm, vielen Wildblumen und einigen Gräsern. Diese Pflanzung zeigt die schöne Seite des Beikrauts Equisetum arvense.
Equisetum arvense auf dem Teller
Tsukushi heisst der Equisetum arvense in Japan und Korea, und ist dort ist ein beliebtes Frühlingsgemüse. Geerntet werden die bräunlichen Frühjahrstriebe. Für gewöhnlich wird es als Tempura zubereitet, also in Teig ausgebacken. In Japan gibt es sogar Bauernhöfe, die es anbauen. In Asien gilt Tsukushi als eines der besten Gemüse für Tempura, weil es einen würzig-herben Geschmack hat. Der Teigmantel mildert die Bitterkeit der Triebe. Für andere traditionelle Rezepte werden die Ackerschachtelhalmtriebe gekocht, um ihnen die Bitterkeit zu nehmen, und anschliessend gebraten oder Suppen beigefügt. Auf dem Land wird er wild gesammelt, und gilt als das Kraut, das den Beginn des Frühjahrs einläutet.
Der Ackerschachtelhalm als Heilpflanze
Der Acker-Schachtelhalm war für die Verwendung als Heilpflanze in Europa fast in Vergessenheit geraten. Sebastian Kneipp machte ihn im 19. Jahrhundert im deutschsprachigen Raum wieder populär. Schon der Dioskurides der Antike nennt ihn „Hippuris“, und schreibt ihm harntreibende und wundheilende Fähigkeiten zu, möchte mit ihm Uterusblutungen stillen und Husten lindern. Equisetum heißt die Pflanze in alten Schriften zuerst bei Plinius, und im Mittelalter auch bei Albertus Magnus. Die beiden Autoren greifen die bei Dioskurides erwähnte Fähigkeit des Blutstillens wieder auf. Auch Paracelsus erwähnt den Ackerschachtelhalm, und nennt ihn dann aber „Katzenschwanz“. Woanders wurde der Ackerschachtelhalm im Mittelalter auch mit lateinisch Cauda equina bezeichnet. Das bedeutet so viel wie Pferdeschwanz, und spielt wie Katzenschwanz sicherlich auf den Wuchs der Ackerschachtelhalm Pflanze an. Streift man mit der Hand über das Grün der Pflanze, fühlt sie sich tatsächlich wie ein Pferdeschweif an: geschmeidig, haarig und ein wenig rau.
Die Verwendung von Naturprodukten wie Ackerschachtelhalm ist eine der von der WHO empfohlenen Strategien zur Bewältigung globaler medizinischer Probleme. Das Interesse an der Verwendung von Naturheilmitteln als alternative Arzneimittel zur Behandlung von Krankheiten nimmt daher erheblich zu. Der gute alte Equisetum arvense enthält nachgewiesener Massen verschiedene Wirkstoffe wie Flavonoide, Triterpenoide, Phenole, Alkaloide, Tannine, Saponine, Kohlenhydrate, Proteine und Aminosäure. Ob diese nachweislich so wirken, wie in der alten Literatur behauptet, wird wissenschaftlich untersucht. Dazu wird der Ackerschachtelhalm frisch und getrocknet verwendet, in kaltes Wasser eingelegt oder gekocht, und auch alkoholische Auszüge angefertigt. Es scheint so, als ob sich die Wirksamkeit der traditionellen Anwendungen zumindest teilweise mit Studien bestätigen lässt. Alkoholische Auszüge aus dem Kraut haben eine stärkere desinfizierende Wirkung gezeigt als Alkohol allein, sobald sie auf verkeimte Oberflächen gesprüht wurden. Solche Auszüge aus Ackerschachtelhalm wären für den Einsatz als Desinfektionsmittel in Krankenhäusern interessant.
Wer eine Tinktur mit dem Ackerschachtelhalm selber einmal ausprobieren möchte, kann sich gerne an Anbietern medizinischer Tinkturen aus Equisetum arvense orientieren. Diese lassen das Kraut von Mai bis Juni sammeln, solange sie noch lösliche Vorstufen der Kieselsäure enthalten. Nach der Ernte werden sie klein geschnitten und mit Alkohol mazeriert.
Unabhängig davon ist er der Ethnomedizin bekannt als ein häufig eingesetztes Mittel zur Behandlung von innerlichen und äusserlichen Krankheiten. Die oberirdischen Teile von Equisetum arvense werden dazu in Wasser gekocht oder kalt aufgesetzt. Für gewöhnlich wird der Auszug dann getrunken bei Harnwegserkrankungen und Rheuma. Wunden, die nicht heilen wollen, oder sich sogar entzünden, werden mit dem Auszug gespült.
Ackerschachtelhalm-Sud als Pflanzenstärkungsmittel
Ob Rezepte für einen Sud aus Ackerschachtelhalm als Pflanzenstärkungsmittel taugen? Wir werden es einmal ausprobieren. Wissenschaftliche Versuche mit diesem Sud weisen widersprüchliche Ergebnisse auf. Da heisst es also: Eigene Erfahrungen machen. Das Rezept teilen wir gerne schon einmal mit euch.
Das Rezept für einen Equisetum arvense Sud
Die Zutaten:
2 leere Gurkengläser mit Deckel zum Abfüllen (oder ähnliches)
150 g frisches Kraut von Ackerschachtelhalm (Equisetum arvense)
1 Liter Wasser
1 Knolle Knoblauch
1 Zwiebel
einen TL Öl
Die Zubereitung:
Alle Zutaten in einen Kochtopf geben und mindestens 15 Minuten köcheln lassen. Der Sud nimmt eine bräunliche Farbe - und riecht nach Knoblauch. Am besten noch heiss in die Gläser füllen, und zuschrauben. Danach erstmal lüften. Abgekühlte Gläser am besten in den Kühlschrank stellen.
Der fertige Sud wird zur Anwendung mit Wasser im Verhältnis 1:5 gemischt und als Sprühmittel eingesetzt.
Der Sud soll vorbeugend gegen Blattläuse helfen, oder auch Pilzkrankheiten wie Mehltau verhindern. Zur Vorbeugung die Blätter im Frühling und Sommer regelmässig wöchentlich gründlich einsprühen. Befallene Pflanzen an drei aufeinanderfolgenden Tagen behandeln. Nicht anwenden bei Regenwetter (bringt nichts) und auch nicht in voller Mittagssonne. Meldet uns, was bei euch passiert ist, sobald ihr es ausprobiert habt. Wer keine Lust oder keinen Ackerschachtelhalm hat, kann bei Lubera fertige Pflanzenstärkungsmittel kaufen.
Die Schachtelhalme der Urgeschichte und die Dinosaurier
In der Urzeit waren ganze Wälder mit Schachtelhalmen bestückt. Die grössten unter ihnen, baumartige Schachtelhalme (Calamitaceae) konnten einen Durchmesser von 1m und eine Höhe von 20-30m erreichen. Die Wurzeln der Calamitaceae reichen bis in das Erdaltertum (Paläozoikum) zurück. Erste Schachtelhalme sind für das Devon belegt. Damals wuchsen in den Wäldern grosse Pflanzen wie Ginkgo, Palmfarne oder Koniferen, an denen Langhalssaurier gerne knabberten. Ihr eigener Nachwuchs, aber auch kleinere Saurierarten, ernährten sich lieber von bodennahen Farnen und niedrigen Schachtelhalmen.
Schachtelhalme erlebten ihre Blütezeit im Karbon, also vor 350 bis 290 Millionen Jahren. Riesige, baumförmige Schachtelhalme waren am Aufbau der Karbonwälder beteiligt. Diese Urwälder bestanden zum Grossteil aus Bärlappgewächsen, Siegelbäumen, Farnen und Schachtelhalmen. In ihnen lebten die ersten Reptilien und fliegenden Insekten. Überreste des Karbonwaldes sind uns in Form von Kohleflözen und Versteinerungen erhalten geblieben. Die weltweit 15 erhalten gebliebenen Schachtelhalm-Arten der Gattung Equisetum sind ein kümmerlicher Rest der einst so erfolgreichen Pflanzengruppe.