So also wechselt die Rosmarin-Pflanze (Rosmarinus officinalis) jetzt die Schublade - und wird glattwegs zur Salbei! Der beliebte Rosmarin heisst neu Salvia rosmarinus. Wie bitte? Ist denn nun alles, was gut riecht und aus dem Süden in unsere Kräutertöpfe fand, eine Salbei? Beinahe... denn auch die beliebten Blaurauten oder Perovskien werden neu – na zu was wohl? Zu Salvien! Sie heissen neu Salvia yangii.
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Botanische Namen waren ja schon immer Glücksache. Und seit ich die neuste Ausgabe von "The Garden" gelesen habe, bin ich mir dessen umso sicherer. Im Hausblatt der englischen Gartenbaugesellschaft Royal Horticultural Society (RHS) steht nämlich, dass der Rosmarin (Rosmarinus officinalis) nun eben neuerdings zu den Salvien gehört, und ab sofort Salvia rosmarinus heisst.
Und das kommt so: Offenbar haben genetische Untersuchungen und DNA-Analysen ergeben, dass der Rosmarin (Rosmarinus officinalis) und die Salvien (Salvia) sehr viel enger verwandt sind, als man bisher angenommen hat. Sie sind in der Tat so eng verwandt, dass die Wissenschafter nun beschlossen haben, sie in die selbe Pflanzengattung einzuteilen. Das heisst konkret, der Rosmarin schliesst sich nun der Gattung der Salvien an. Das schien den Wissenschaftern weniger kompliziert, als wenn die Salvien in die Gattung Rosmarinus hätten wechseln müssen. Denn von den Salvien gibt es über 700 Arten und Sorten! Beim Rosmarin sind es viel weniger – hierbei müssen nur 15 Pflanzen den Namen wechseln. Nebst dem bekannten Gewürz-Rosmarin ist darunter auch die Perovskia, die nun ebenfalls zur Gattung der Salvien wechseln, und neu Salvia yangii heisst.
Warum der Rosmarin zur Salbei wird
Auf den ersten Blick sind sie etwas ganz anderes: Der Rosmarin (Rosmarinus officinalis – neu Salvia rosmarinus) mit seinen winzigen, zähen Blättchen, die fast aussehen wie Tannennadeln, und deren Duft mich immer an Lammkoteletts erinnert. Auf der anderen Seite die Salbei (Salvia officinalis) mit ihren mäuseartigen, pelzig silbrigen Blättern, die wir gern in Bierteig frittieren oder auf das Saltimbocca stecken. Das kann doch nicht ein und dieselbe Planze sein?! Aber die Taxonomisten richten sich ja nicht nach dem Aussehen, sie untersuchen die genetische Verwandtschaft, und studieren unter dem Mikroskop die DNA der Pflanzen. Dabei hat sich eben die unerwartete neue Verwandtschaft von Rosmarin und Salbei gezeigt. Nun hätten die Wissenschafter natürlich auch die Möglichkeit gehabt, trotzdem alles beim Alten zu lassen. Aber sie argumentieren damit, dass dadurch zukünftige Forschungen behindert würden, wenn die neuen Erkenntnisse nicht berücksichtigt werden.
Bild: Salvien scheinen auf den ersten Blick eine ganz andere Pflanze zu sein als der Rosmarin. Aber genetische Untersuchungen haben ergeben, dass sie mit dem Rosmarin sehr viel enger verwandt sind als bisher angenommen.
Namenswechsel von Rosmarin-Pflanze beim Publikum nicht beliebt
In der Zeitschrift "The Garden" wird der Chef der Taxonomy der RHS zitiert, John David. Er sagt, man befürchte, dass der Namenswechsel einer so bekannten und beliebten Art wie der Rosmarin-Pflanze beim Publikum nicht gut ankommen werde. Er sagt: "Wir verstehen, dass alle in der Gartenbranche Involvierten solche Namenswechsel schwierig finden, besonders wenn sie so bekannte und weitherum verbreitete Pflanzen wie den Rosmarin betreffen." Dennoch könne man die neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse über die Rosmarin-Pflanze nicht einfach ignorieren. Und er beruhigt die Hobbygärtner, dass der gebräuchliche Name ja weiterhin "Rosmarin" lauten werde. Neu heisst der korrekte botanische Namen "Salvia rosmarinus". Im "Plant Finder 2020", der sozusagen der Duden der Pflanzenwelt ist, wird bereits der neue Name aufgeführt. Die genaue wissenschaftliche Begründung für den Namenswechsel findet sich in "The Plant Review" in der Ausgabe vom Dezember 2019.
Bis aber der Handel und alle Gärten nachziehen und die Rosmarin-Pflanze bei den Salvien einordnen und entsprechend beschriften, dauert es gewiss jahrelang. Meistens ist es bei solchen Namenswechseln so, dass viele Jahre lang beide Namen in Gebrauch sind, bis sich dann mit der Zeit der neue Name durchsetzt. So müssen jetzt auch nicht gerade alle Schilder neu beschriftet oder neu bedruckt werden. Die meisten Pflanzenanbieter werden sicher noch eine Zeitlang die bereits vorhandenen Schilder für die Rosmarin-Pflanze verwenden.
Die besten Tipps für Rosmarin und Salvien im Garten
In einem bleiben sich Rosmarin und Salvien gleich: Sie haben in etwa dieselben Ansprüche im Garten, ebenso wie die Perovskia. Alle mögen sie eher warme, trockene Standorte. Sie dürfen keinesfalls zu nass stehen. Im Kübel brauchen sie poröse Kübelpflanzenerde und eine gute Drainage. Für einen heissen Balkon oder Standort im Garten sind sie besonders gut geeignet. Im Halbschatten hingegen fühlen sie sich nicht besonders wohl. Etwas haben sie auch alle gemeinsam: Rosmarin, Salbei und Perovskien lassen sich alle recht leicht durch Stecklinge selber vermehren. Hierzu schneidet man im Sommer frische Zweige, entfernt alle bis auf die obersten Blätter, und stellt sie einfach in ein Wasserglas, bis die ersten Wurzeln erscheinen. Oder man pflanzt sie direkt in ein Töpfchen mit feuchter Anzuchterde. So oder so werden sie bald Wurzeln bilden und zu neuen Pflanzen heranwachsen. Alle drei sind mediterrane Kleinsträucher oder Halbsträucher. Sie sind im Prinzip winterhart, aber bei längeren Kälteperioden unter minus 20 Grad kann es kritisch werden. Besonders wenn sie im Topf kultiviert werden, brauchen sie Winterschutz. An einem warmen, geschützten Standort an einigermassen milder Lage können sie aber viele Jahre lang im Garten draussen allein zurechtkommen und Freude machen.
Schnitt und Ernte von Rosmarin und Salbei
Sowohl der Rosmarin wie die Salbei sollten im Sommer geerntet werden, um die Blätter zu trocknen und sie dann für die Küche zu verwenden. Die Blätter sollte man an einem sonnigen, trockenen Tag schneiden und sie zum Trocknen aufhängen. Im Sommer sind der Duft und das Aroma der Blätter von diesen Halbstrauch-Arten am intensivsten. Darum macht es Sinn, die Blätter der Kräuter zu trocknen, auch wenn sie auf dem Balkon und im Garten eigentlich winterhart sind. Am besten werden die Blätter von Rosmarin und Salbei zusammen mit anderen mediterranen Kräutern wie Bohnenkraut und Thymian zu eigenen Hausmischungen je nach Geschmack und Belieben gemischt. Auch für Hustentees sind diese beliebten Kräuter bestens geeignet, und helfen einem durch den Winter gesund zu bleiben.
Folgende Tipps zur Pflege sollten Sie berücksichtigen:
- Der Schnitt ist bei Rosmarin und Salbei ist wichtig, damit die Kleinsträucher nicht zu sehr von innen verkahlen und verholzen. Sie sind leicht zu schneiden, und die Pflanzen wachsen im Sommer rasch nach. Im Winter sollte man die Kräuter aber nicht schneiden.
- Man kann gut jeden Sommer einfach etwa einen Drittel bis die Hälfte von den Pflanzen schneiden, so bleiben die Pflanzen längerfristig kompakt und wachsen auch gut weiter, wenn sie derart verjüngt werden.
- Nach dem Schnitt können die Halbsträucher auch umgetopft werden, wenn Sie im Topf auf dem Balkon gedeihen.
- Punkto Pflege gilt, dass mediterrane Halbsträucher wie Rosmarin und Salbei nur mässig gegossen und gedüngt werden sollten. Im Winter werden sie praktisch gar nicht gedüngt und nur selten gegossen. Auch sonst sind diese Pflanzen einfach in der Pflege und brauchen wenig Aufmerksamkeit.
- Im Winter brauchen die Kräuter auf dem Balkon im Topf etwa Schutz gegen die Kälte. Im Garten an einem halbwegs geschützten Standort sind diese Pflanzen aber winterhart. Die Blätter bleiben beim Rosmarin grün. Bei den Salvien fallen die Blätter im Winter meistens ab. Die Kräuter treiben dann im Frühling neu aus.
Bild: Die Rosmarin-Pflanze der Sorte 'Gorizia' ist ein Halbstrauch, der besonders früh blüht. Der Gewürzstrauch erfreut einerseits das Gärtnerherz, anderseits ist er bei den Bienen ausserordentlich beliebt. Er wächst auch gern im Topf auf dem Balkon.
Bild: Auch die weiss blühende Rosmarin-Pflanze der Sorte 'Veithoechheim', gehört jetzt neu zur Gattung der Salvien.
Bild: Der Halbstrauch Blauraute oder Perovskia, hier die Sorte 'Blue Spire', wechselt ebenso wie die Rosmarin-Pflanze, die ebenfalls ein Halbstrauch ist, zur Gattung der Salvien. Die Perovskie heisst neu Salvia yangii.
Sind Perovskien eigentlich essbar?
Aber vielleicht weiß ja jemand, ob auch Perovskien zum Gewürz taugen....