Vergesslichkeit ist ein Zeichen von hoher Intelligenz, sagt man. Jedenfalls wenn es einen selbst betrifft, nicht wahr? Man muss sich nur zu helfen wissen, ha! Und dank meiner "hohen Intelligenz" wandere ich jetzt mit dem Schreibblock durch den Garten und schreibe mir auf, was ich UNBEDINGT (und das meine ich wortwörtlich) im Frühjahr 2021 wieder bestellen muss. Denn auch wenn ich jetzt meine – wie jedes Jahr – dass ich mir merken kann, was im Garten gut lief und was nicht, so muss ich doch eingestehen, dass ich in sechs Monaten die Hälfte davon vergessen habe. Na gut, es sind eher 60 %. Hmmm…., oder waren es 80%? Ich habe es vergessen...
Inhaltsverzeichnis
Egal, der Ein-Euro-Schreibblock vom Discounter ist mein Retter. Die erste Seite betitele ich: "Erfolge im Garten 2020", die zweite Seite heisst dann schlicht und einfach "Erneut bestellen!" und die dritte Seite ist reines Wunschdenken, eine kleine Garten-Träumerei quasi, und heisst "Im Frühling 2021 suchen/nachfragen/recherchieren". Das umfasst dann Dinge, von denen man gehört und gelesen hat, aber die man im Internet recherchieren muss, ob sie überhaupt schon in Deutschland erhältlich sind, oder vorerst nur in den USA oder England erschienen sind (in meinem Fall meist ganz besondere Blütenstauden, denn da gibt es in den USA einige Züchter, die bemerkenswerte Dinge bewerkstelligen).
Goldmedaille für Freilandtomaten und Freilandpaprika!
Kommen wir aber zurück zu den Erfolgsgeschichten 2020 und da stehen ganz oben auf dem Gemüse-Thron bei mir die Freilandtomaten und Freilandpaprika von Lubera. Sie stehen sowohl auf Seite 1 und Seite 2 meines Notizbüchleins, denn noch nie hatte ich eine so gute Ernte mit so wenigen Pflanzen wie dieses Jahr! Hier oben im Norden Deutschlands waren weite Teile des Julis und Augusts kühl, bedeckt und mit viel Nieselregen. KEIN Tomatenwetter, jedenfalls nicht für Tomaten ohne Haube und Dach über dem Kopf. Ich dachte, das wird auch meinen Freilandtomaten den Garaus machen, denn sie bekamen naturgemäss braune Blätter und legten einen kleinen Reifestopp ein. ABER: Sie wurden dann kurze später doch reif, trotz der braunen Blätter, die ich einfach ignoriert habe und sie haben bis jetzt produziert und zwar in rauen Mengen! Ich war (und bin immer noch) restlos begeistert. Schön sieht das Laub wahrlich nicht aus nach dem ganzen Nieselregen, aber es macht den Tomaten erstaunlicherweise nichts aus.
Bild: Wunderbar gesund: Die Blätter (und Früchte natürlich) der Lubera Freilandpaprika. Im Hintergrund die schon kränklichen Blätter der Freilandtomaten, die aber immer noch fleissig produzieren.
Bild: Der 'Rote Augsburger': Glänzt so schön, als hätte er Lippenstift aufgetragen! :-)
Heirloom-Tomaten sind schön aber empfindlich
Meine Heirloom-Tomaten haben mir letztes Jahr zwar auch eine Ernte beschert, aber sie war absolut bescheiden im Gegensatz zu den Mengen, die ich dieses Jahr ernte. Die empfindlichen Heirloom Tomaten sind doch eher etwas für wärmeres und trockeneres Klima im Süden des Landes. Im rauen Norden brauchen sie definitiv ein Dach über dem Kopf, um reichlich zu produzieren.
Man gut, ich war dieses Jahr im Frühling so intelligent (haha, soll heissen, ich habe mich an die Misserfolge vom letzten Jahr erinnert) und habe die Lubera Freilandtomaten bestellt. Ich muss zugeben, erst dachte ich, die sind etwas langweilig, einfach nur rund und rot (bzw. gelb), bei weitem nicht so bunt und spannend wie die Heirlooms, aber erstaunlicherweise hat die Vernunft gesiegt (was selten ist bei mir). "Dank" der aktuellen Viruslage im Frühling wollte ich mir einen Survival-Garten anlegen: Viel ernten und einkochen/einfrieren war meine Devise. Deswegen konzentrierte ich mich auf die Freilandsorten bei Lubera und ich klopfe mir jetzt – sechs Monate später – auf die Schulter zu diesem weisen Entschluss meinerseits. Die Ernte hat meine Erwartungen übertroffen! Aber nicht dank meiner gärtnerischen Fähigkeiten, sondern einzig und alleine dank der richtigen Sortenauswahl. Der Zusatz "Freiland" bei den Tomatensorten war ausschlaggebend.
Bild: Körbeweise Lubera-Freiland-Tomaten: Der Survival-Garten wird seinem Namen gerecht. Im Winter werden die Tomaten dann eine Tüte nach der anderen zu leckeren Sossen verarbeitet.
Zur Lieblingstomatensorte habe ich übrigens 'Resi' gekürt. Die kleine Süsse schmeckt so aussergewöhnlich anders, dass sie sich deutlich aus der Kirschtomatenkonkurrenz hervorhebt. Die 'Tumbling Bella' stand den ganzen Sommer über auf dem Gartentisch und hat ihre hängenden Zweiglein mit den gefühlt hunderten Tomätchen romantisch auf den Tisch kullern lassen. Sehr hübsch und sehr fruchtig-lecker!
Ich habe auch alle anderen Lubera-Freilandtomaten getestet und keine hat enttäuscht. Sie werden alle wieder bestellt im nächsten Frühling (vorausgesetzt Lubera hat wieder Tomaten im Programm, das weiss ich leider nicht, ich hoffe es aber stark).
Freilandpaprika mit Reifegarantie auch bei schlechtem Wetter
Ich hoffe auch sehr, dass wieder Paprika-Pflanzen verkauft werden, denn die Freilandpaprika 'Roter Augsburger' ist die einzige Paprika, die 100%-ig durch und durch rot wird bei mir im windigen Garten. Und sie schmeckt auch noch so knackig und süss, dünnwandig und zierlich wie sie ist und wunderschön leuchtend. Die Freilandpaprika 'Sweet Banana' ist gelb geblieben bei mir, was aber nichts macht, denn sie schmeckt gelb genauso gut wie rot. Die Freilandpaprika 'Sweet Chocolate' trug bei mir wesentlich weniger Früchte auch die 'Rote Augsburger' und die 'Sweet Banana', aber dafür sah sie sehr schick aus mit ihrer braunen Farbe.
Bild: Ein bunter Teller an Lubera-Freilandpaprika aus dem kühlen Norden mit Mangold und Kürbis ergibt eine leckere, schnelle Schmorpfanne für's Abendessen nach der Gartenarbeit.
Ich hoffe also, dass Markus Kobelt wieder fleissig Tomaten- und Paprikapflanzen mit Freilandeignung produziert Anfang nächsten Jahres und dass er vielleicht auch ein paar Chilisorten mit aufnimmt ins Programm, die nicht ganz so feurig sind wie der Würzpaprika 'Fresno'. Der hat es in sich!!!! Dabei hat er "nur" eine mittlere Schärfe! So etwas sind norddeutsche Zungen nicht gewöhnt, jedenfalls nicht die älteren Exemplare. Die jungen Leute sind da ja etwas weltoffener, kulinarisch gesehen.
Auf der Wunschliste: Chili ohne Schärfe
Ich habe mir deshalb dieses Jahr im Internet (von meiner Wunschliste auf Seite 3) einen Chili mit Schärfe 0 auf der 0-10 Skala bestellt und siehe da: Endlich kann ich behaupten, ich esse auch Chilis! Und zwar roh direkt vom Busch! Diese supermilden Chilis (gibt es auch in Schärfe 1 und 2, das ist dann aber auch das höchste der Gefühle für mich, da bekomme ich schon Schweissausbrüche) schmecken fruchtiger und würziger als Paprika, aber brennen nicht und sind eine spannende Neuerung unter den heiss begehrten Chilis. Die werden ja immer beliebter, aber Himmel hilf, wer braucht den Chilis mit der Schärfe 10+? Gärtner mit Mordabsichten vielleicht? Schärfe 10 ist ja schon potentiell tödlich, aber das + dahinter ist das wirklich Bedenkliche, finde ich. Wer züchtet denn so etwas und vor allem: Warum? Aber ungewöhnliche Chilis werden immer beliebter unter den mitteleuropäischen Hobbygärtnern und besonders die ganz, ganz milden finden reissenden Absatz, wie ich höre (die superscharfen aber merkwürdigerweise auch).
Wie dem auch sei, ich bleibe jedenfalls auch für 2021 beim Altbewährten hier im Norden und das sind Tomaten (wer kann denn noch ohne die leben, gell?) und Paprika. Langweilig war gestern! Die Freilandsorten von Lubera sind so unterschiedlich, dass es sich lohnt, ein paar mehr Pflanzen davon einzuplanen. Auf dass die Kühltruhe auch in 2021 wieder voll wird!
Bild: Tipp für einen kleinen Gartenimbiss: Brötchen, Frischkäse, eigene Tomaten, eine Prise Meersalz und minzige Agastache-Blüten (Duftnesseln sind für Hummeln und hungrige Gärtner gleichermassen gut). ;-)