Wenn ein Zitronenbaum Frost abbekommen hat, ist die Sorge groß, dass die Pflanze nennenswert geschädigt wurde. Damit ihr das Frostrisiko besser einschätzen könnt, möchte ich in diesem Beitrag einen Überblick über Frostschäden und Frosttoleranz beim Zitronenbaum und anderen mediterranen Pflanzen geben. Außerdem gebe ich Hinweise, wie ihr Frostschäden bei empfindlichen Pflanzen behandeln müsst, damit sie auch weiterhin wachsen und gedeihen. Wenn Sie einen Zitronenbaum kaufen wollen, finden Sie bei Lubera eine grosse Auswahl an verschiedenen mediterranen Zitruspflanzen.
Inhaltsverzeichnis
- Zusammenfassung: Wenn der Zitronenbaum Frost abbekommen hat - Frostschäden bei mediterranen Pflanzen
- Frost ist nicht gleich Frost
- Frostgrade im Überblick
- Frostarten - Boden-, Luft- und Strahlfrost
- Nacht-, Früh- und Spätfrost
- Frosttoleranzen - Pflanzen reagieren unterschiedlich
- Im Rheinland vollständig winterharte Pflanzen - Frosttoleranz bis -20°
- Bedingt winterharte Pflanzen - Frosttoleranz bis -10° C
- Nicht winterharte Pflanzen - Frosttoleranz bis -2° C (faktisch keine Frosttoleranz)
- Wärmeliebende, subtropische bis tropische Pflanzen - Mindesttemperatur ca. 12° C
- Wenn der Zitronenbaum Frost abbekommt - Frostschäden
- Geringer Frostschaden am Zitronenbaum
- Schwerer Frostschaden
- Was tun bei Frostschäden?
- Unbedingt: Weiterer Frostschaden muss vermieden werden
- Den Frostschaden beseitigen
- Frostschäden vorbeugen: Die besten Maßnahmen
Zusammenfassung: Wenn der Zitronenbaum Frost abbekommen hat - Frostschäden bei mediterranen Pflanzen
Hat eine Zitronenbaum Frost abbekommen, ist die Frage, ob mit dauerhaften Frostschäden zu rechnen ist. Ich bringe im Folgenden Licht ins Dunkel, denn Frost ist nicht gleich Frost! Überdies sage ich euch alles über die Frosttoleranz beim Orangenbaum und anderen mediterranen Pflanzen. Ihr erfahrt auch, was bei einem Frostschaden zu tun ist und wie dieser gut verhindert werden kann.
Frost ist nicht gleich Frost
Frost ist gewisser Maßen der natürliche Feind der Mediterrangärtner und mit seinen Feinden sollte man sich auskennen. Da Frost nicht gleich Frost ist, möchte ich einen kleinen Überblick über Frostphänomene geben und welche Konsequenzen sie für die Pflanzenpflege haben.
Frostgrade im Überblick
Unter Frost versteht man landläufig das Sinken der Lufttemperatur unter 0° C. Je nach Ausmaß des Frosts werden verschiedene Frostgrade verstanden, die auch für das Verständnis der Wetterprognose wichtig sind.
- -0,1° bis -2° C - geringer Frost
- -0,1° bis -5° C - leichter Frost
- -5,1° bis -10° C - mäßiger Frost
- - 10,1° bis -15° C - starker oder strenger Frost
- - kälter als -15° C - sehr starker Frost
Während leichter Frost für nicht winterharte Pflanzen und mäßiger Frost für bedingt winterharte Pflanzen in günstigen Umständen so gerade noch erträglich ist, ist ein Frostschaden beim Zitronenbaum oder andere Pflanzen bei starkem oder sehr starkem Frost vorprogrammiert.
Frostarten - Boden-, Luft- und Strahlfrost
Frost ist nicht gleich Frost, daher lohnt es sich, die verschiedenen Frostarten oder Frostbegriffe kennenzulernen. Von Bodenfrost spricht man, wenn die Temperatur am Boden bis zu einer Höhe von 5 cm unter die Null-Grad-Grenze sinkt. Es ist offensichtlich, dass diese Frostart am Wenigsten gefährlich ist. Alle andere Frostangaben in Wetterprognosen beziehen sich auf die Lufttemperatur in 2 m Höhe. Das ist der Standardmesspunkt in der Metereologie. Da die kalte Luft nach unten sinkt, ist klar, dass (Luft-)Frost die meist kleineren Pflanzen unmittelbar bedroht. Gelegentlich findet man auch den Begriff Strahlfrost. Strahlfrost ist besonders gefährlich, denn damit ist das schnelle Absinken der Lufttemperatur gemeint. Er tritt dann auf, wenn bei klaren Nächten ein sehr kalter Luftschwall in eine Region einzieht und sich dann schnell auf die Pflanzen absenkt. Fallfrost wäre also die zutreffendere Bezeichnung.
Nacht-, Früh- und Spätfrost
Da die Temperatur in der Nacht und vor allem in den frühen Morgenstunden häufig am Geringsten ist, spricht man von Nachtfrost, der aber eigentlich Morgenfrost oder Frühfrost heißen müsste. Als Frühaufsteher habe ich schon häufig erlebt, dass die Temperatur zwischen 5 und 7 Uhr noch einmal um mehrere Grad gesunken ist. Der Frostverlauf ist glimpflich, wenn es bei Nachtfrösten bleibt. Wirklich gefährlich sind Situationen mit Dauerfrost, bei denen mehrere Stunden in der Tag und in der Nacht Frosttemperaturen herrschen.
Ebenfalls einen zeitlichen Aspekt haben die Begriffe Frühfrost und Spätfrost. Frühfröste treten im Herbst dann auf, wenn es überdurchschnittlich früh friert. Entsprechend sind Spätfröste ein überdurchschnittlich langes Andauern der Frostgefahr. Beide Phänomene sind häufig ursächlich dafür, dass ein Zitronenbaum Frost abbekommt. Wenn er zu spät ins oder zu früh aus dem Winterquartier kommt, kann es zu Frostschäden kommen. Auch wenn ich für spätes Ein- und frühes Ausräumen plädiere, muss man aber in der Übergangszeit im September und Oktober sowie März und April die Temperaturentwicklung beobachten.
Frosttoleranzen - Pflanzen reagieren unterschiedlich
Verschieden Pflanzen haben unterschnittliche Frosttoleranzen. Ich habe Sie für meine Überwinterung in vier Gruppen eingeteilt, zu denen ich einige Beispiele nenne.
Im Rheinland vollständig winterharte Pflanzen - Frosttoleranz bis -20°
- Dreiblättrige Orange
- Mittelmeerschneeball
- …
Bedingt winterharte Pflanzen - Frosttoleranz bis -10° C
- Olivenbaum
- Feigenbaum (je nach Sorte)
- Sternjasmin
- Oleander - bis -5° C
Nicht winterharte Pflanzen - Frosttoleranz bis -2° C (faktisch keine Frosttoleranz)
- Zitronenbaum
- Orangenbaum
- Wandelröschen
- Agapanthus
- Calla
- Zylinderputzer
- Bougainvillea - violette Sorte (B. gabra)
Wärmeliebende, subtropische bis tropische Pflanzen - Mindesttemperatur ca. 12° C
- Hibiskus
- Tibouchina
- Bougainvillea - gelbe, weiße, orangefarbene und rote Sorten
Wenn der Zitronenbaum Frost abbekommt - Frostschäden
Frost schädigt Pflanzen, wenn sich diese nicht an Minustemperaturen angepasst haben. Heimische Pflanzen werfen Blätter ab, haben isolierende Schichten und reduzieren vor allem das Wachstum, um vor Frostschäden verschont zu bleiben. Wenn eine südliche Pflanze aber keinen Frostschutz hat, dann friert bei Frost das in den Pflanzenzellen reichlich vorhandene Wasser. Es dehnt sich dann aus und zerstört die Zellen. Beim Zitronenbaum ist die tolerierte Temperatur draußen höchstens - 2° C.
Geringer Frostschaden am Zitronenbaum
Je ungeschützter und zarter ein Pflanzenteil ist, umso stärker ist er von Frost bedroht. Wenn eine mediterrane Pflanze wie der Zitronenbaum Frost abbekommt, dann sind zunächst junge Austriebe, Knospen und Blüten betroffen. Gerade die violetten jungen Blätter sind bedroht, denn ihre Blattzellen sind noch nicht ausgewachsen und entsprechend nicht ausgehärtet. Sie werden bei Frost also weich und welk und hängen schlapp herunter. Damit ist in der Regel das Absterben der jungen Blätter verbunden.
Auch bei Knospen und Blüten führt bereits leichter Frost zu Schäden. Dabei sind die violetten Knospen beim Zitronenbaum besser geschützt als die weißen Blüten. Der violette Farbstoff wirkt als Frostschutz. Dennoch werden die Knospen bei Temperaturen unter -2° C welk, ebenso wie die geöffneten Blüten, die schon früher welk werden. Auch Fruchtansätze und Früchte werden durch Frost schnell geschädigt. Die Frostempfindlichkeit der Früchte könnt ihr übrigens ganz einfach testen, indem ihr mal eine Zitrone oder eine andere mediterrane Frucht ins Eisfach legt. Ihr werdet erstaunt sein, wie schnell die Schädigung eintritt.
Es reicht eine Frostnacht und wenige Stunden Frost, um leichte Frostschäden an Blüten und jungen Blättern zu verursachen. Gravierender sind aber schwere Frostschäden.
Schwerer Frostschaden
Ist der Frost länger anhaltend und deutlich kälter als -2° C, dann kommt es zu schweren Frostschäden. Es werden nun auch die älteren Blätter geschädigt, die dann braune Stellen bekommen und ebenfalls welk werden. Je kälter der Frost und je umfassender die Berührung mit der frostkalten Nacht, umso umfassender ist die Zerstörung des Laubs. Danach sind dann die Äste dran und bei ganz langer und kalter Luft sterben auch Stamm und Wurzeln ab. Spätestens wenn die Hälfte der Äste erfroren sind, ist das Leben der Pflanze in akuter Gefahr.
Was tun bei Frostschäden?
Ist eine mediterrane Pflanze wie ein Feigenbaum oder ein Zitronenbaum durch Frost geschädigt, dann heißt das noch nicht zwangsläufig ihr Ende. Allerdings müssen nach dem Frostschaden unverzüglich Maßnahmen getroffen werden, um die Pflanze vor weiteren Schäden zu schützen.
Unbedingt: Weiterer Frostschaden muss vermieden werden
Ein Frost bleibt selten allein. Daher ist die zunächst wichtigste Maßnahme, dass ihr nach einem Frostschaden weitere Schäden vermeidet. Ihr solltet vor allem auf die Temperaturprognose schauen und abschätzen, wie lange und wie gefährlich eine Frostperiode ist. Im Herbst ist es naheliegend, den Zitronenbaum ins Winterquartier zu räumen. Bedingt winterharte Pflanzen wie der Feigenbaum können draußen bleiben, müssen aber vor dem Frost geschützt werden. Ist der Schaden durch Spätfröste entstanden, müsst ihr überlegen, die Pflanze noch einmal ins Winterquartier zurückzubringen. Wenn es sich aber nur um leicht Fröste handelt, kann man die Pflanzen draußen schützen.
Den Frostschaden beseitigen
Frostschäden müssen beseitigt werden, denn sie können die Pflanze im Wachstum behindern. Die Beseitigung ist relativ einfach: es werden alle verwelkten Pflanzenteile Blätter, Blüten, Früchte und Äste abgeschnitten, die durch Frost geschädigt wurden. Blätter und Blüten sind braun und welk, Früchte sind matschig und Äste sind ebenfalls braun, wenn sie Frost abbekommen haben. Ihr solltet aber mit dem Abschneiden 2 bis 3 Tage warten, damit klar ist, welche Teile wirklich abgestorben sind.
Der Schnitt bei den Ästen geht bis ins gesunde, grüne Holz, damit die Pflanze die Schnittstelle verschließen kann. Es kann bei Frostschäden zu sehr ungleichmäßigen Verläufen kommen. Das passiert dann, wenn die Pflanze mit der einen Seite geschützt steht und mit der anderen Seite der frostigen Luft ausgesetzt ist. In diesem Fall ist es unter Umständen nötig, auch gesunde Teile der Krone zu kürzen, damit die Krone gleichmäßig bleibt. Dieser Ausgleichsschnitt sollte aber sehr behutsam durchgeführt werden.
Wenn es zu schweren Frostschäden gekommen ist, bei denen auch Wurzeln und dickere Äste geschädigt wurden, bleibt in der Regel nichts anderes übrig, als die komplette Pflanze zu entsorgen.
Frostschäden vorbeugen: Die besten Maßnahmen
Frostschäden sind sehr bitter und können vermieden werden. Die besten Maßnahmen zur Vermeidung von Frostschäden beim Zitronenbaum oder anderen Pflanzen sind
- Sicherstellung eines geeigneten Winterquartiers
- regelmäßiger Blick in die Temperaturprognose vor allem in den Übergangsmonaten Oktober, März, April und Mai
- Information über die tatsächliche Frosthärte eurer Pflanzen
Gerade der letzte Punkt ist wichtig: Manche Pflanzenanbieter neigen dazu, die Frosthärte etwa beim Zitronenbaum zu optimistisch einzuschätzen. Oder sie überschätzen die Möglichkeiten des Privatgärtners, die Pflanze adäquat zu schützen. Ihr solltet also immer etwas vorsichtiger sein, als es vom Marketing des Händlers empfohlen wird. Es ist nicht möglich, einen Citrus limon, also einen echten Zitronenbaum draußen zu überwintern. Leider kann man den Zitronenbaum auch nicht in der Wohnung überwintern, stattdessen braucht ihr ein kühles helles Winterquartier.
Hallo Herr Dr. Große Holforth,
meine Pflanzen (Zitrone, Mandarine und Kumquat) hat es ziemlich erwischt. Die Zitrone habe ich schon stark zurückgeschnitten (Bild 1), die Stämme haben an der Rinde 'Frostaufplatzungen' (Bild 2). Ist da noch was zu retten? Und falls ja, wie?
Hallo,
solange die Äste und der Stamm grün sind, besteht Chancen auf den Wiederaustrieb. Wenn der Stamm aufgeplatzt ist, ist das natürlich eine riskante Situation. Sie sollten die Stellen auf jeden Fall sauber halten.
Ich empfehle Ihnen, die Pflanzen umzutopfen, da das immer einen Wachstumsschub bedeutet. Das hilft Ihnen, sich zu regenieren.
Viele Grüße
D. Große Holtforth