Oft fallen einem die einfachsten Dinge am Schwersten. Sie sind selbstverständlich, unhinterfragt, einfach so – und plötzlich hat man sie verloren.
Früchte zu essen, zu degustieren, gehört zu meinem Beruf. Ist damit Arbeit und nicht immer Vergnügen. Was? Sie können das nicht begreifen? Nun ja, wenn ich in der Züchtung Dutzende und Hunderte von Sorten, Sämlingen zu essen habe, so ist das wirklich harte Arbeit. Und lange nicht alle schmecken gut, gerade Äpfel, aber auch Himbeeren und Erdbeeren können einem manchmal alle Haare zu Berge stehen lassen. Da muss man es dann mit den Weinliebhabern halten, die ja auch ihre Degustationen nur sinnvoll aushalten, wenn sie ausspucken.
Aber wo bitte bleibt da der Genuss? Meine Gegenfrage dazu: Wie bitte geht denn eigentlich Genuss?
Wissen wir das? Können wir (noch oder wieder) geniessen?
Zufälligerweise habe ich gerade heute Morgen ein Video live gestellt, dass ich diesen Sommer in Ippenburg gedreht habe: Viktoria v. d. Bussche, die Ippenburger Gartenherrin, steht, eine Feige in der Hand, zusammen mit meiner Frau und unserem Bad Zwischenahner Betriebsleiter Daniel Labhart und isst und teilt eine Feige, während sie über einen vergangenen Feigengenuss, ein vergangenes Feigenerlebnis spricht, aber ebenso über den Genuss hier und jetzt. Und, falls ich vergessen hatte zu erwähnen, ich hatte, ebenfalls rein zufällig, die Kamera zur Hand und … filmte.
Hier das Video:
Viktoria v. d. Bussche und die Paradiesfeigen
Und heute, beim Betrachten des Videos, ist es mir schlagartig klar geworden: Da ist er, der Genuss, das Geniessen, und hier wird gleichsam als Zugabe auch noch gezeigt, wie das geht!
Und damit wir das nie mehr verlieren, habe ich gleich die drei definitiv endgültigen Genussregeln aufgestellt, die zweifelsohne dann am besten funktionieren, wenn man sie nicht beachtet:
Erstens: Rede darüber!
Genuss funktioniert erst, wenn man darüber redet. Schweigend geht das gar nicht. Das ist ja vielleicht auch eines meiner Hauptprobleme auf den Züchtungsfeldern: Da kann ich nur meine Pflanzen anreden.
Zweitens: Teile!
Erst geteilter Genuss ist Genuss. Schauen Sie sich das Video an! Viktoria von dem Bussche isst, teilt, gibt eine Hälfte meiner Frau, diese wiederum reicht den Feigenrest an mich weiter. Teilen öffnet die Genussschleuse: Erst gemeinsam versichert man sich des Genusses und hält ihn so fest!
Drittens: Erinnere Dich an andere Genussmomente!
Geniessen ist immer auch Erinnerung. Nicht von ungefähr „SCHWELGT“ man in Erinnerungen. Die Genussmomente Deines Lebens schwingen bei jedem neuen Genuss mit: Frau v. d. Bussche isst und erzählt von einer Gartenreise mit Ihrer Tochter, vom Mundraub, dem man nicht macht oder halt doch, von den Feigen damals und von der Feige hier und jetzt! Alles fliesst ineinander über, wird Feigengenuss.
PS: Herzlichen Dank an unsere Genusstrainerin, Viktoria von dem Bussche!