Viele Hobbygärtner haben Angst, Pflanzenschutzmittel zu benutzen – zum einen wegen möglicher Umweltschäden, zum anderen aufgrund der Tatsache, dass gerade auf behandeltem Gemüse eventuelle Rückstände verbleiben und diese dann mit der Nahrung aufgenommen werden. Doch diese Angst ist vollkommen unbegründet.
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Die heutigen Pflanzenschutzmittel dürfen keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen hervorrufen und müssen von der Pflanze schnell abgebaut werden. Dass die Mitte diese Vorgaben auch erfüllen, wird von gleich drei Bundesbehörden strengstens kontrolliert: vom Bundesgesundheitsamt, vom Umweltbundesamt sowie von der biologischen Bundesanstalt. Erst, wenn alle drei das Produkt für ungefährlich halten, wird die Lizenz erteilt, und die auch nur für maximal 10 Jahre. Danach wird das Mittel erneut einer strengen Kontrolle nach den neuesten Erkenntnissen unterzogen.
Verschiedene Arten von Pflanzenschutzmitteln und ihre Darreichungsformen
Heutige Pflanzenschutzmittel werden in vier große Kategorien unterteilt:
- Herbizide (Mittel gegen Unkraut)
- Insektizide (Mittel gegen schädliche Insekten)
- Molluskizide (Mittel gegen Schnecken)
- Fungizide (Mittel gegen Pilze)
Ein Laie weiß häufig nicht, mit welcher Art vom Schädling beziehungsweise Schädigung er es zu tun hat. Bevor er munter darauf los behandelt, besser fachkundigen Rat einholen: ein Blatt, einen Zweig oder ein Insekt zum Fachhandel mitnehmen und dort vorzeigen. Nur so kann gewährleistet sein, dass auch wirklich das richtige Mittel verabreicht wird.
Je nach Anwendungsgebiet gibt es Pflanzenschutzmittel in verschiedenen Darreichungsformen:
- Spritzmittel: Aufbereitung eines Pflanzenschutzmittels als wasserlösliche Flüssigkeit
- Spritzbrühe: Spritzmittel, welches zur Ausbringung in Wasser aufgelöst worden ist Pulver oder Granulat)
- Spritzpulver: Aufbereitung eines Pflanzenschutzmittels als wasserlösliches Pulver
- Granulat: Aufbereitung eines Pflanzenschutzmittels in Form fester Körner
Eines haben sie alle gemeinsam: sie dienen dem Schutz der Pflanze gegen Krankheiten oder Schädlinge. Ein Blattglanzspray fällt daher nicht in diese Kategorie.
a) Herbizide
Herbizide – auch als „Unkrautvernichtungsmittel“ bekannt – dienen der Abtötung störender Pflanzen, welche als „Unkraut“ bezeichnet werden. Sie werden unterteilt in
- Breitbandherbizide, die gegen sehr viele verschiedene Unkrautsorten wirken, und
- Selektive Herbizide, welche nur gegen bestimmte Unkrautsorten ihre Wirkung entfalten können.
b) Insektizide
Bei einem Insektizid handelt es sich um ein Pflanzenschutzmittel, welches gegen schädliche Insekten eingesetzt wird. Es dient sowohl der Abtötung der Insekten in verschiedenen Stadien, als auch deren Vertreibung sowie der Hemmung ihrer Entwicklung. Als „schädliche Insekten“ werden angesehen
- Saugende sowie stechende Insekten, beispielswiese Mücken oder Läuse
- Spinnentiere wie Milben und Zecken
- Beißende Insekten, beispielsweise Kartoffelkäferlarven.
Die Insektizide können in verschiedenen Formen wirken: als Kontaktgift, als Fraßgift oder als Atemgift.
c) Molluskizide
Bei den Molluskiziden handelt es sich um chemische Mittel, welche zur Abtötung von Weichtieren, insbesondere Schnecken, eingesetzt werden. Die bekannteste Darreichungsform ist das sogenannte „Schneckenkorn“, welches dorthin gestreut wird, wo der Schneckenbefall enorm ist. Durch seine Duftstoffe wirkt das Schneckenkorn anziehend auf die Schnecken; sie fressen das Molluskizid und sterben. Dies kann entweder sofort oder nach einigen Tagen geschehen, je nach Art des Schneckenkorns. Auch gibt es einige Molluskizide, welche als Kontaktgift wirken.
d) Fungizide
Bei einem Fungizid handelt es sich um ein chemisches (oder auch biologisches) Pflanzenschutzmittel, welches Pilze sowie deren Sporen abtötet. Auch gibt es Fungizide, welche für einen bestimmten Zeitraum ein erneutes Wachstum verhindern. Unterschieden wird zwischen
- Blattfungiziden und
- Bodenfungiziden.
Während die Blattfungizide auf die oberirdisch gelegenen Pflanzenteile aufgetragen werden müssen, werden die Bodenfungizide dem Boden zugeführt, um dort „von unten her“ zu wirken.
Vor dem Einsatz sämtlicher Pflanzenschutzmittel sollte sich die Frage gestellt werden, ob dies wirklich notwendig sei. Häufig lassen sich schädliche Insekten oder störendes Unkraut mit Hausmitteln erfolgreich bekämpfen. Alternativ kann der Gartenbesitzer auch ein Auge zudrücken und die Schädlinge leben lassen – schließlich verrichtet er seine gärtnerischen Tätigkeiten in deren „Revier“…
Wirkungsweisen von Pflanzenschutzmitteln
Es gibt zwei verschiedene Möglichkeiten, wie Pflanzenschutzmittel ihre Wirkung entfalten können: die Kontakt- und die Systemische Wirkung. Bei der Kontaktwirkung wird das Pflanzenschutzmittel nicht direkt von der Pflanze aufgenommen, sondern es bildet sich ein oberflächlicher Belag auf ihr. Kommt jetzt ein Schädling (Pilz, Virus, tierischer Schädling) mit diesem Belag in Kontakt, entfaltet das Mittel seine Wirkung.
Pflanzenschutzmittel, die auf einer Systemischen Wirkung basieren, werden hingegen direkt von der Pflanze aufgenommen und in ihren Leitbahnen verteilt. So wirkt das Mittel in allen Teilen der Pflanze, auch in denen, die nicht direkt gespritzt/ worden sind.
Der richtige Umgang mit Pflanzenschutzmitteln
Das A und O bei der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln ist der richtige Umgang mit ihnen. Nur so kann gewährleistet sein, dass weder der Mensch, noch die Umwelt oder die Pflanze selbst irgendwelche ungewollte Schäden erleidet. Folgende Regeln sind daher unbedingt zu beachten:
- Genau nach Vorschrift anwenden
- Nur so viel Mittel ansetzen, wie benötigt wird
- Windstille und kühle Temperaturen abwarten (am besten in den Abendstunden)
- Pflanzenschutzmittel nicht in praller Sonne anwenden
- Während der Anwendung nicht essen, trinken oder rauchen
- Gegebenenfalls schützende Kleidung tragen (beispielsweise Brille), wenn dies vom Hersteller angegeben
- Geräte nach Anwendung sorgfältig reinigen
- Sich selbst gründlich waschen
- Pflanzenschutzmittel sicher aufbewahren
- Wartezeiten einhalten
Tipp: beim Kauf immer nach besonders umweltfreundlichen Produkten fragen!
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