Der Sommerschnitt bei Feigen und bei allen anderen Pflanzen greift ins natürliche Wachstum ein. Wir entfernen Triebe, Blätter, allenfalls damit auch mal Jungfrüchte und Blütenknospen, um ein gärtnerisches Ziel zu verfolgen: mehr Ertrag, bessere Fruchtqualität, bessere und frühere Ausreife, Wuchsreduktion. Während beim Winterschnitt der Baum immer ein Jahr Zeit hat für seine Reaktion, wird beim Sommerschnitt die Reaktion immer sofort, meist noch im restlichen Verlauf der Vegetationsperiode erwartet. Ich kann also verhältnismässig schnell sehen, ob ich mit meinen Schnittmassnahmen meine Ziele erreichen kann, oder auch nicht. Der Sommerschnitt bei Feigen bringt also neben den Risiken (Schnitt zur Unzeit, ich greife aktuell in eine wachsende Pflanze ein, meine Schnitthemmung ist deshalb noch grösser als im Winter) auch Chancen: Wenn ich meinen Schnittgegenstand nach dem Eingriff aktiv und aufmerksam verfolge, werde ich spätestens im nächsten Jahr meinen Sommerschnitt optimieren können.
Inhaltsverzeichnis
- Der Sommerschnitt bei Feigen ist – selbstverständlich – fakultativ
- Die Logik des Winterschnitts von Feigenbäumen
- Die Logik des Sommerschnitts bei Feigen
- Sommerschnitt bei Feigen zur Reduktion des Wachstums
- Exkurs: Die drei unterschiedlichen Feigenbaum-Typen und ihre Vorteile
- Sommerschnitt bei Herbstfeigen
- Sommerschnitt bei Twotimer® Feigen
- Kann ein Sommerschnitt auch bei Sommerfeigen sinnvoll sein?
- Der richtige Zeitpunkt für den Sommerschnitt bei Feigen
Der Sommerschnitt bei Feigen ist – selbstverständlich – fakultativ
Um es gleich vorwegzunehmen: Niemand 'muss' einen Sommerschnitt bei Feigen durchführen. Das ist keine von alters her tradierte und eingeübte, sozusagen obligatorische Kulturmassnahme wie z.B. das Lauben bei Weintrauben oder das Ausgeizen bei Tomatenjungpflanzen. Die Feige ist jetzt gerade dabei, sich bei uns nördlich der Alpen als Kultur- und Gartenpflanze zu etablieren – und parallel müssen wir nach und nach die Kulturmassnahmen entwickeln, die notwendig sind, um in unserem Klima und in unseren Gärten optimale Erträge und Fruchtqualitäten heranreifen zu lassen. Als die Feigen im nördlichen Garten noch eine Seltenheit waren, hätte selbstverständlich kaum jemand daran gedacht, sie im Sommer, zur Unzeit zu schneiden... Man war froh und zufrieden, dass die Feige wuchs und irgendeinmal auch Früchte trug. Mit dem immer weiter verbreiteten Feigenanbau und auch mit immer geeigneteren Sorten für den Anbau im Norden werden die Ansprüche höher – und auch der gärtnerische Mut wächst zusehends, sich an der Feige kulturtechnisch und schneidend zu versuchen. Das gilt auch für mich: Noch vor 20 Jahren schrieb ich ziemlich lapidar (und sinngemäss) zum Feigenschnitt, dass man darauf getrost verzichten könne, weil das nördliche Wetter diese mühsame Arbeit mit einem harten Winter- oder Frühlingsfrost früher oder später zur Unzufriedenheit aller erledigen werde.
Das gilt übrigens immer noch, und wenn genug Platz und Raum vorhanden ist, kann auf das Schneiden der Feigen auch immer noch verzichtet werden. Aber wie gesagt ist der gärtnerische Mut und Anspruch gewachsen, die Feige wird langsam aber sicher von einer Exotin zu einer Kulturpflanze, Feigen schneiden wird von der letztlich unnötigen Arbeit mindestens zur Gartenkür. Und jetzt, jetzt denken wir sogar schon über Sommerschnitt bei Feigen nach 😉. Die Feige besetzt ihren Platz nicht nur in der Gartenanlage, sondern auch im Kalender des Gärtners. Er will die Feige beherrschen, sie zu besten Erträgen und Früchten führen. Aber auch die Feige hat einen Etappensieg errungen: Sie ist im Bewusstsein des Gärtners angekommen.
Die Logik des Winterschnitts von Feigenbäumen
Der Schnitt hat direkt oder indirekt immer eine Reduktion des Wachstums als Resultat und meist auch als Ziel. Wir entfernen einen Ast oder Triebteil und die Feige wird dadurch – ganz banal – kleiner. Beim Winterschnitt trügt aber dieser Schein, entgegen der obigen banalen Hypothese (Schnitt reduziert Wachstum) gilt auch bei der Feige wie bei den meisten anderen Gehölzen der Grundsatz, dass mehr Schnitt (nur auf den ersten Blick widersprüchlich) zu mehr Wachstum führt. Ein kurzes Nachdenken über die Physiologie der Pflanze löst diesen Widerspruch auf: Die Feige hat im Winter ihre Assimilate, Energiestoffe zum grössten Teil in den Wurzeln eingelagert, davon geht ja durch den oberirdischen Schnitt fast nichts verloren. Und sobald der Feigenbaum dann erwacht, wird er bestrebt sein, das verlorene oberirdische Volumen so schnell wie möglich mit Wachstum wettzumachen, das gleich gebliebene Energiepotential aus der Wurzel verteilt sich auf weniger Knospen und treibt damit das zusätzliche Wachstum. Fazit: Mehr Schnitt im Winter führt zu mehr Wachstum.
Die Logik des Sommerschnitts bei Feigen
Ganz anders sieht es mit dem Sommerschnitt bei Feigen aus: Noch sind die Assimilate nicht wie im Winter in der Wurzel eingelagert, die Pflanze befindet sich im Kreislauf des Wachstums; was sie an Energie gewinnt, wird gleich wieder in (vegetatives und generatives) Wachstum investiert: Mehr soll mehr ergeben. Die Vegetationsperiode dauert noch lange – noch gibt es keine Signale, die dem Feigenbaum nahelegen, Reserven zur Winterhärte und zur Absicherung des nächsten Frühlingswachstums einzulagern.
Entsprechend entfaltet sich die Wirkung des Sommerschnitts bei Feigen: Mit dem Schnitt entfernen wir Triebteile und Blattgrün, damit wird die Assimilation eingeschränkt und die Energieproduktion insgesamt reduziert. Der Feigenbaum hat überall sonst schon so viel in Triebwachstum und vor allem auch Fruchtentwicklung investiert, er hat keine frei verfügbaren Reserven zur kurzfristigen Reaktion mehr. Insgesamt ergibt sich also durch den Sommerschnitt bei Feigen kurz- oder mittelfristig eine Reduktion des Triebwachstums.
Sommerschnitt bei Feigen zur Reduktion des Wachstums
Genau diesen Effekt nutzen wir beim Sommerschnitt der Feige aus, wenn es uns um die Reduktion des Wachstums geht: Um überhaupt eine spürbare Wirkung zu erzielen und auch um eine Reaktion des Baums definitiv zu unterbinden, ist es wichtig, einen starken Schnitteingriff zu wagen, also grössere Äste (z.B. mit über 5cm Durchmesser) abzuschneiden. Wenige, aber dafür radikale Schnitteingriffe sind auf jeden Fall besser als ein Herumschnefeln hier und da. Letztlich entfernen wir beim sommerlichen Anti-Wachstumsschnitt genau die Äste, die uns ein Dorn im Auge sind, die die erwünschte Grösse des Garten-Feigenbaums weit überwachsen haben.
Warum wir das nicht im Winter – mit mehr Überblick vor dem nackten Baum – machen? Eben weil wir im Sommer den Zusatzeffekt haben, dass wir die Pflanze und deren Wachstum insgesamt schwächen. Dazu kommt, dass der Feigenbaum nach dem Sommerschnitt besser als im Winter in der Lage ist, dank seines aktiven Stoffwechsels und Wachstums offene Wunden zu schliessen und sich gegen unerwünschte Eindringlinge, Pilze und Bakterien zu wehren.
Leider Gottes hat der Sommerschnitt zur Wuchsreduktion aus Sicht des Gärtners auch eine ziemlich negative Seite: Wir verzichten auf all die schönen und guten Früchte, die hier eventuell im Herbst noch reif geworden wären. Und dann ist da ein weiteres Risiko: Weniger Blattmasse bedeutet wie oben erwähnt weniger Assimilation, damit werden insgesamt auch weniger Reservestoffe produziert und eingelagert. Der im Sommer stark geschnittene Feigenbaum geht letztlich etwas weniger sicher in den Winter. Auf der anderen Seite bleibt einem bei einem zu gross gewordenen Feigenbaum meist auch gar keine andere Wahl: Der immer ungestümer wachsende südländische Überlebenskünstler muss entweder ganz entfernt, oder aber in seine Schranken gewiesen werden. Übrigens kommt dem radikalen Feigenschnitt im Sommer oder auch mal im Winter zugute, dass die Feige grundsätzlich sehr schnittverträglich ist; sie ist seit Millionen Jahren offenbar den Kummer gewöhnt, durch Frost, wilde Tiere oder andere Ausseneinflüsse einen grossen Teil der oberirdischen Organe verlieren zu können und dann doch wieder zu regenerieren. Die Feige ist in der Lage, fast überall, manchmal wirklich fast aus dem Nichts heraus frische Knospen und aus diesen wiederum neue Triebe zu entwickeln. Bei genauem Hinsehen entwickeln sich die (manchmal) überraschenden Knospen meist aus den Rindenpartien, wo früher einmal (vor 10 oder sogar 15 Jahren) ein Nodium, ein Astring oder ein Jahresring angesiedelt waren.
Eine neue Knospe (und später ein Trieb) entsteht an einem dicken Stamm, wie aus dem Nichts
Exkurs: Die drei unterschiedlichen Feigenbaum-Typen und ihre Vorteile
Bevor wir nun den Sommerschnitt zur Verbesserung der Abreife oder auch zur Bildung von mehr Blütenfeigen (an Sommerfeigen-Bäumen) beleuchten können, gehen wir nochmals kurz auf die unterschiedlichen Feigengruppen ein:
Sommerfeigen, Herbstfeigen und Twotimer® Feigen.
Herbstfeigen-Bäume tragen ihre Früchte fast ausschliesslich am diesjährig wachsenden Holz, sie bringen ihre Früchte im Herbst, September und Oktober zur Reife. Der Winterschnitt von Herbstfeigensorten gestaltet sich dementsprechend ganz einfach: Man muss hier eben keine Rücksicht mehr auf das letztjährig gewachsene Holz nehmen (das die Sommerfeigen produziert), sondern kann alles letztjährige Holz auf Stummel zurückzuschneiden, um so noch mehr neue Triebe, neues Wachstum und damit gleichzeitig auch die am neuen Holz entstehenden Herbstfeigenfrüchte zu erzielen. Vorausgesetzt ist natürlich, dass man in den ersten Jahren der Baumentwicklung ein stabiles Gerüst von 2-4 starken und ca. 120-150cm hohen Hauptästen aufgebaut hat, die dann jedes Jahr wieder auf Kopf, auf das alte Holz zurückgeschnitten werden können ...
Herbstfeigensorten mit der Haupternte im Herbst am neuen Holz sind z.B. Ronde de Bordeaux, Pastiliere, Marseillaise und Ravin de Calce. Aber auch Twotimer® Sorten mit einer starken Herbsternteneigung wie Perretta kann man so erziehen und schneiden.
Bild: Feigenbaum Ronde de Bordeaux

Bild: Feigenbaum Pastilière
Bild: Feigenbaum Gustis® Perretta
Neben der guten Fruchtqualität im Herbst (die meist die Sommerfrüchte schlägt) liegt der Hauptvorteil dieser Herbstfeigen-Sorten darin, dass sie bzw. ihre Ernte kaum frostanfällig sind: Auch wenn die letztjährig gewachsenen Triebe mal zurückfrieren, ist kein Ernteausfall zu erwarten, da sie ja sowieso im Februar/März zurückgeschnitten werden.
Im Gegensatz zu den Herbstfeigensorten tragen die Sommerfeigen-Sorten ihre Früchte vor allem im Sommer, an den letztjährig gewachsenen, meist schwächeren oder mittelstarken Trieben (die übrigens auch immer am besten überwintern). Die sogenannten Blühfeigen, die sich später ab Frühjahr zu den Sommerfeigen entwickeln, starten ihre Entwicklung schon im Herbst, zeigen sich als kleine Blütenknospen neben den ebenfalls schon angelegten Blattknospen also schon im überwinternden Holz.
Twotimer®-Feigen-Sorten tragen einigermassen gleichmässig sowohl am diesjährigen und am letztjährigen Holz, vereinigen also die Vorteile beider Feigentypen und haben auch zwei Erntesaisons: Im Juli/August werden die Sommerfeigen reif, die Herbstfeigen reifen dann im September/Oktober, teilweise bis in den November hinein.
Sommerschnitt bei Herbstfeigen
So, jetzt geht es aber zurück zum eigentlichen Thema: Zum Sommerschnitt.
Zunächst beginnen wir aber nochmals beim Winterschnitt. Herbstfeigen reagieren auf den extrem starken Winterschnitt mit starkem Wachstum. Dieses kann etwas besser auf mehrere Äste verteilt werden, wenn man die Stummel der letztjährigen zurückgeschnittenen Triebe etwas länger lässt.
Herbstfeige vor und nach dem Winterschnitt
Grundsätzlich entstehen aber sehr starke Neutriebe, die ab Juli/August auch sehr viele Früchte ansetzen. Vor allem bei den sehr starken und nach oben gerichteten Ästen ist zu beobachten, dass der Wachstumsdruck so gross ist, dass die Triebe nicht nur den ganzen Sommer über in schwindelerregendem Tempo weiterwachsen, sondern dass sie auch laufend aus fast jedem Nodium eine junge wachsende Feigenfrucht entwickeln (Erinnerung: Nördliche Feigen, wie wir sie in unserem Sortiment anbieten, können parthenokarp Früchte entwickeln, also ohne Befruchtung.)
Herbstfeigen-Baum im Sommer
Starker Langtrieb einer Herbstfeige mit Früchten an jedem Nodium, jedes neue Blatt wird von einer Frucht begleitet; die Früchte können jetzt, ab Anfang September gar nicht mehr alle ausreifen
Jetzt, Ende August/Anfang September ist aber abzusehen, dass der Feigenbaum nicht in der Lage sein wird, bis zum Einbruch des Winters alle Früchte zur Fruchtreife zu entwickeln, umso mehr als er ja noch laufend mit weiterem Triebwachstum und Fruchtansatz beschäftigt ist. Der Sommerschnitt, der bei den Herbstfeigen ein Spätsommerschnitt ist, hat zum Ziel, genau diese Ablenkung der Feigen vom eigentlichen Geschäft der Fruchtausreife abzustellen. Dazu werden bei allen stark nach oben wachsenden Trieben, deren Wachstum Mitte bis Ende August noch nicht eingestellt ist und die bis zur Spitze laufend neue Feigen zur Entwicklung bringen, die Spitzen entfernt. Der Schnitt setzt einige cm oberhalb der letzten Frucht an, von der man noch erwarten kann, dass sie innerhalb der nächsten 6 Wochen (gerechnet ab Anfang September) noch ausreifen kann.
Fruchttrieb einer Herbstfeige vor dem Schnitt
Fruchttrieb einer Herbstfeige nach dem Schnitt
Die drei Vorteile des Sommerschnitts bei Herbstfeigen
Der Spitzenschnitt bei Herbstfeigensorten hat einem dreifachen Effekt:
- Die weggeschnittenen jungen Blätter und weichen Triebteile mit ganz frisch entstehenden Fruchtansätzen sind nicht oder kaum energiepositiv, sie brauchen also tendenziell mehr Energie als sie produzieren. Ihre Entfernung macht also Energie frei.
- Die Herbstfeige kann und will zu diesem späten Zeitpunkt kaum mehr mit neuem Wachstum reagieren, das vegetative Wachstum der Pflanze beginnt gerade zu stocken, umso mehr als die Herbstfeigen-Sorte ja mit der Ausreife der vielen Früchte beschäftigt ist. Der Schnitt verstärkt diesen Bremseffekt
- Die Pflanze konzentriert ihre Energie auf die verbliebenen Jungfrüchte, die so schneller und sicherer zum Reifeziel gebracht werden können. Mit dem Sommerschnitt hat man eine gute Chance, 80-90% der angesetzten Früchte auch zu ernten.
Aber Achtung: Nach einigen Jahren haben auch die Vögel die Segnungen der süssen Feigenfrüchte erkannt. Gerade nach dem Sommerschnitt ist deshalb auch der perfekte Zeitpunkt gekommen, den Feigenbaum mit einem Vogelschutznetz gegen unerwünschte Mitesser zu schützen.
Zusammenfassung Sommerschnitt für Herbstfeigen:
Alle starken, laufend Früchte ansetzenden Triebe werden Ende August/Anfang September entspitzt. Der Schnitt setzt über den Früchten an, von denen man annehmen kann, dass sie in den nächsten 6 Wochen noch reif werden.
Sommerschnitt bei Twotimer® Feigen
Twotimer® Feigen sind Feigensorten, die sowohl am letztjährigen Holz im Sommer (Juli/August) als auch am diesjährigen Holz im Herbst (September/Oktober) Früchte tragen. Hier bei den Twotimer®-Feigen müssen wir natürlich mit den Sommerschnitt vorsichtiger sein, wir wollen ja über einen zu starken Spitzenschnitt nicht das Ertragspotential der Sommerfeigen zerstören. Sommerfeigen-Knospen entstehen nämlich jetzt im Herbst und Spätherbst meist in der Nähe der Triebspitzen, und zwar aus Fruchtknospen, die nicht mehr in der gleichen Saison Herbstfeigen angesetzt haben. In der Regel ist es so, dass extrem starke, nach oben gerichtete Triebe laufend neue Herbstfeigen ausbilden und auch an der Triebspitze kaum schlafende Blütenknospen für die nächstjährige Sommerernte übriglassen. Hier macht es also auch bei den Twotimer® Feigen Sinn, das Wachstum zu begrenzen und wie beim Herbstfeigenschnitt die Spitze zu entfernen, um die Pflanze so auf ihre Fruchtreifungsaufgabe zu konzentrieren. Umgekehrt ist der vegetative und generative Wachstumsdruck bei mittelstarken oder sogar schwachen, eher flach wachsenden Trieben nicht so stark. Dazu kommt, dass hier das vegetative Wachstum früher stoppt (aufgrund der fehlenden Apikaldominanz) und deshalb auch abzusehen ist, dass hier im Spätsommer keine sich entwickelnden Jungfrüchte mehr entstehen werden. An den Triebspitzen dieser mittelstarken und eher flachen Triebe kann man daher mit Sommerfeigen rechnen (die im Spätherbst als kleine Blütenknospen entstehen und im nachfolgenden Frühjahr bis Sommer ausreifen) – entsprechend werden diese Äste im Sommerschnitt nicht entspitzt und in Ruhe gelassen.
Flachwachsender Fruchttrieb einer Twotimerfeige: Hier hat das vegetative Wachstum schon gestoppt und an den Nodien gegen das Triebende hin werden Sommerfeigen entstehen
Zusammenfassung Sommerschnitt bei Twotimerfeigen:
Starke nach oben wachsende und laufend Jungfrüchte ansetzende Äste werden entspitzt, die mittelstarken und schwachen, eher flachen Seitentriebe, die ihr Wachstum bereits eingestellt haben, werden nicht geschnitten.
Kann ein Sommerschnitt auch bei Sommerfeigen sinnvoll sein?
Der Sommerschnitt bei Sommerfeigen (Feigensorten die vor allem am letztjährigen Holz Früchte ansetzen) hat nicht wie bei Herbstfeigen und Twotimer® Feigenbäumen das Ziel, die Abreife der Herbstfeigenfrüchte zu fördern, sondern zielt darauf ab, mehr mittelstarkes bis schwaches, flaches und verzweigtes Holz auszubilden, an dem sich dann im Spätherbst wenige mm kleine Blühfeigen bilden, die im nachfolgenden Frühling zu wachsen beginnen. Für diese Fruchtholzförderung werden im Juni oder auch noch Juli relativ stark wachsende Triebe eingekürzt, so dass aus den Verzweigungen schwächeres und übrigens in der Regel auch sehr winterhartes Holz entstehen kann, das gegen die Triebspitze hin in der Lage ist, Blütenfeigen auszubilden.
Zusammenfassung Sommerschnitt bei Sommerfeigen:
Im Juni und Juli werden starkwachsende Äste eingekürzt, um schwächeres, besser verzweigte Holz zu erzielen, das dann im Spätherbst Blüten ansetzt und ab Frühling die Sommerfeigen produziert.
Der richtige Zeitpunkt für den Sommerschnitt bei Feigen
Der Sommerschnitt an Herbstfeigen-Bäumen und an Twotimern erfolgt relativ spät, Ende August oder Anfang September. In Regionen mit eher kurzer Vegetationsperiode wird der Zeitpunkt etwas vorgezogen; in Regionen mit einem sehr schönen Herbst kann der Zeitpunkt auch etwas später sein. Ab dem Zeitpunkt des Sommerschnitt sollen den 3 bis 5cm grossen Feigenfrüchten noch etwa 6 Wochen Vegetationsperiode zur Verfügung stehen, in denen sie ruhig und sicher ausreifen können. Der Sommerschnitt an Sommerfeigenbäumen dagegen findet im Juni und Juli statt und soll eine stärkere Verzweigung mit der Bildung mittellanger und auch schwächerer Fruchttriebe fördern.
feigenbaum von 1997